Fundamentale Nachricht
15:05 Uhr, 20.03.2024

Welche Auswirkungen hat Japans Abschied vom Negativzins?

Die Bank of Japan (BoJ) hat jetzt ihre seit 2016 geltende Negativzinspolitik (NIRP) beendet und den Zinssatz auf 0 bis 0,1 Prozent angehoben. Welche Folgen dies hat und was es für Anleger bedeuten könnte, analysiert Warren Hyland, Portfoliomanager bei Muzinich & Co.

„Wenn Leitzinsen und Anleiherenditen steigen, profitieren davon vor allem die Kreditgeber auf Kosten der Kreditnehmer. Dies dürfte die Rentabilität von Banken, Rentenversicherungen und Versicherungsgesellschaften verbessern. Allerdings profitieren nicht alle in gleichem Maße, da einige Finanzinstitute aufgrund von Verlusten in ihren Staatsanleiheportfolios gezwungen sein könnten, zusätzliches Kapital zurückzustellen, wie wir bei den jüngsten Krisen der US-Regionalbanken und der britischen Pensionskassen gesehen haben.

Es wird prognostiziert, dass die Kosten für den Schuldendienst der japanischen Regierung auf 27 Billionen Yen (180 Mrd. US-Dollar) ansteigen werden, was etwa einem Viertel ihres Staatshaushalts für das Jahr 2024 entspricht. Da die meisten Hausbesitzer in Japan Darlehen mit variablen Zinssätzen haben, die an kurzfristige Zinssätze gebunden sind, könnten höhere Hypothekenzahlungen die Verbraucherausgaben verringern und den Immobilienmarkt abkühlen. Kreditnehmer im Unternehmenssektor, die auf günstige Finanzierungen angewiesen sind oder eine geringe Rentabilität aufweisen, werden stärker unter Druck geraten, da steigende Kreditkosten und eine geringere Liquidität Insolvenzen beschleunigen können.

Aus der Investmentperspektive können höhere Leitzinsen, wie wir kürzlich in Mexiko gesehen haben, Kapital anziehen, und zwar sowohl von internationalen als auch von einheimischen Investoren. Japanische Investoren haben schätzungsweise 4 Billionen US-Dollar im Ausland angelegt, darunter 1,1 Billionen US-Dollar in US-Staatsanleihen und jeweils etwa 10 Prozent in australischen und niederländischen Staatsanleihen. Angesichts der Bedeutung des japanischen Engagements in internationale Vermögenswerte in den vergangenen Jahren könnte ein Anstieg der Zinssätze eine Kapitalrückführung auslösen und die globalen Renditen in die Höhe treiben.

Höhere Leitzinsen könnten auch den Yen stärken. Dies scheint sehr wahrscheinlich, wenn die japanischen Zinssätze weiter steigen, während die US-Notenbank und die Europäische Zentralbank beginnen, ihre Zinssätze zu senken. Ein stärkerer Yen dürfte Importeuren, einschließlich Großabnehmern von Rohstoffen und Energie, zugutekommen. Er geht jedoch zu Lasten von Exporteuren, wie z. B. den Automobilherstellern. Toyota Motors schätzt im umgekehrten Fall, dass sein Betriebsergebnis jeweils um 45 Milliarden Yen (300 Millionen US-Dollar) steigt, wenn die japanische Währung gegenüber dem Dollar um 1 Yen fällt. Schließlich könnte auch Japans boomende Tourismusbranche durch einen stärkeren Yen gebremst werden, was sich auf das Gastgewerbe und den Einzelhandel auswirken würde.“

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