Kommentar
08:24 Uhr, 15.07.2019

Zinssenkung im Juli? Was das dem Aktienmarkt bringen könnte

Die US-Notenbank scheint den Markterwartungen zu folgen und eine Zinssenkung noch im Juli vorzubereiten. Wird das Aktien nach oben katapultieren?

Die klare Antwort darauf ist Nein. Das hat mehrere Gründe. Der offensichtlichste zuerst: der Markt erwartet seit Wochen eine Zinssenkung mit einer Wahrscheinlichkeit von fast 100 %. Kommt der Zinsschritt, werden die Erwartungen lediglich erfüllt. Es ist keine Neuigkeit mehr, sondern lediglich die Bestätigung.

Der Zinsschritt hat somit keinen Neuigkeitswert und ist eingepreist. Die Story ist bereits geschrieben und jeder hat sie gelesen. Das hat dem Markt in den letzten Wochen sicherlich geholfen. Tatsächlich reagiert der Aktienmarkt auf eine Zinssenkung im Vorfeld positiv.

In den vier Wochen bis zur ersten Zinssenkung eines Zinssenkungszyklus tendiert der Markt zu einer positiven Performance. Diese 4 Wochen sind in 70 % der Fälle positiv. Bei 2-6 Monaten vor dem Zinsschritt sind es zwischen 60 % und 65 %. Das ist nicht besser als das Normalmaß von zwei Dritteln.

Die Bilanz kann im Einzelfall auch sehr unterschiedlich ausfallen. Vor der ersten Zinssenkung 1974 kam der Markt überhaupt nicht auf die Beine. Das war auch 1988 und 2001 der Fall (Grafik 1). Es gibt keine Garantie, dass der Markt bis zur Zinssenkung stark bleibt.


Ohnehin wissen wir nur selten mit Sicherheit, wann die Zinsen gesenkt werden. Aktuell erscheint es offensichtlich, doch das war in der Vergangenheit nicht immer der Fall. Wegen dieser Unsicherheit ist für Anleger viel interessanter, was nach der Zinssenkung geschieht.

Hier lässt sich die Statistik durchaus sehen. Der erste Monat nach einer Zinssenkung ist in 80 % der Fälle positiv. Danach sinkt der Prozentsatz auf 70-75 %. Im Durchschnitt kann man einen Gewinn von 1,7 % erwarten. Das ist deutlich mehr als im Durchschnitt aller Monate.

Mit jedem weiteren Monat sinkt die durchschnittliche Monatsrendite jedoch. Dies gilt, obwohl die Notenbank es nur selten bei einer Zinssenkung belässt und den Markt mit weiteren Zinsschritten stützt. Dennoch wirkt es so, als ob der Aktienmarkt nach einer Zinssenkung gut performen würde (Grafik 2).

Das hat vor allem einen Grund: der Aktienmarkt korrigiert meist vor dem eigentlich Beginn eines ernsten Abschwungs. Bis die Notenbank die Zinsen dann senkt, erholt sich der Markt schon wieder. Ausnahmen zu dieser Regel gibt es und es waren gerade die letzten zwei Bärenmärkte, die zu dieser Ausnahme zählen.

Diese Bärenmärkte unterschieden sich von den vorherigen durch ihre Dauer. Oftmals ist der Spuk sehr schnell vorbei. 2001 und 2007 war das nicht der Fall. Die Bärenmärkte zogen sich Quartal um Quartal in die Länge. Im Normalfall sind Bärenmärkte kurz und schmerzvoll, nicht lang und schmerzvoll.

Wie auch immer man es dreht und wendet, eine Zinssenkung bedeutet weder Rally noch Korrektur. Statistisch signifikant sind die teils etwas höheren Renditen auch nicht. Kurz gesagt: wegen einer Zinssenkung sollte man als Anleger seine Anlagestrategie nicht verändern.

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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