Zinskurve: Zweite und letzte Warnung?
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Das erste Warnsignal der Zinskurve kennt praktisch jeder. Sobald kurzfristige Zinsen, im Regelfall die Rendite 2-jähriger Anleihen, höher stehen als die Rendite 10-jähriger Anleihen, ist es das erste Rezessionssignal. Sobald die Zinskurve invertiert, wird darüber für gewöhnlich lang und breit berichtet.
Die Rezession lässt dann allerdings auf sich warten, teils sehr lange. Zwischen Inversion und Rezessionsbeginn vergeht oft mehr als ein Jahr. Das Signal ist für Anleger daher nicht hilfreich. Der Markt kann noch viele Quartale steigen, bevor es zu einem wirtschaftlichen Abschwung und Bärenmarkt kommt.
Das zweite Warnsignal ist hilfreicher. Eine Rezession ist nahe, wenn die Zinskurve aus dem negativen Bereich wieder in den positiven vordringt. Seit Mai 2023 steigt die Zinskurve in den USA unter Schwankungen an. Das wird auch so bleiben. Voraussichtlich wird der positive Bereich noch im Frühjahr erreicht. Dann ist das zweite Warnsignal wirksam.
Ob man darauf hören sollte, steht auf einem anderen Blatt. 2022 verriet die Notenbank, welchen Zinsspread sie favorisiert. Im Gegensatz zu Anlegern vertraut die Fed der Zinsdifferenz von 10-jährigen Anleihen und dreimonatigen Treasury Bills mehr. Die Logik ist bei diesem Spread die gleiche. Eine Inversion ist das erste Warnsignal. Ein Anstieg in den positiven Bereich ist das zweite Signal.
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Bei diesem Zinsspread ist das zweite Warnsignal nicht greifbar (Grafik 2). Der Spread befindet sich weiterhin tief im negativen Bereich. Ein positiver Wert scheint noch weit entfernt. Wer auf diesen Spread vertraut, hat noch Zeit und muss nicht über Gewinnmitnahmen nachdenken, wären da nicht immer wieder Datenpunkte, die stutzig machen.
Einer davon sind Firmeninsolvenzen. Steigen diese an, ist das ein Zeichen eines Abschwungs. Aktuell steigen die Firmeninsolvenzen deutlich an. Eigentlich sollte das Wirtschaftswachstum gleichzeitig schwach sein (Grafik 3). Stattdessen divergieren die beiden Datenreihen. Worauf soll man nun vertrauen? Beginnt die Rezession bald oder liegt sie noch in weiter Ferne?
Im Zweifelsfall ist der Arbeitsmarkt ausschlaggebend. Hier sind die wöchentlichen Daten der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe bestimmend. Grundsätzlich bewegen sich Erstanträge und Zinskurve parallel (Grafik 4). Beide sollen das gleiche abbilden, den Zustand der Wirtschaft.
Gibt es eine Divergenz wie jetzt, können Anleger auf die Erstanträge vertrauen. Bei der Zinskurve spielen Erwartungen eine Rolle. Anleiherenditen bewegen sich z.B. nach unten, wenn Zinssenkungen erwartet werden. Erwartungen können falsch sein. Bei den Erstanträgen handelt es sich um Fakten und keine Erwartungen. Im Zweifelsfall sind Fakten besser als Erwartungen. Das zweite Warnsignal der Zinskurve kann daher vorläufig ignoriert werden.
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