Kommentar
07:21 Uhr, 11.05.2022

Zinshoch heute, am 11. Mai?

Ein Zinshoch im aktuellen Umfeld zu verkünden und noch dazu taggenau, kann das nur schiefgehen? Viele Kursverläufe weisen eine Saisonalität aus...

Bei Aktien kennt man diese Saisonalität, oft verpackt als Börsenweisheit „Sell in May and go away but remember to come back in September.“ Man soll also im Mai verkaufen und im September wieder einsteigen. Diese Börsenweisheit klingt nicht nur gut, sie beruht auf Erfahrungswerten. Im Sommerhalbjahr sind die Kursgewinne an den Börsen tendenziell tiefer als im Winterhalbjahr. In einzelnen Jahren kann die Performance vom langjährigen Durchschnitt natürlich abweichen. Im Jahr 2020 war der Mai ein hervorragender Börsenmonat. Nach dem vorherigen Crash ist das nicht verwunderlich. Umstände sind von Bedeutung. Man darf nicht dogmatisch sein. Die Saisonalität bei Aktien findet sich auch bei Anleihen wieder. Laufen Aktien gut, ist die Risikobereitschaft hoch. Mehr Risiko bedeutet, dass mehr Aktien gekauft und Anleihen verkauft werden. Im Winterhalbjahr sollten die Renditen daher steigen und im Sommerhalbjahr fallen. Dies trifft zu. Renditen von US-Anleihen erreichen im Normalfall im Mai (11. Mai) ihr Jahreshoch. Danach geht es mit den Renditen bergab. Anleger schichten von Aktien in Anleihen um. Das Tief wird traditionell im September erreicht, also genau dann, wenn die Schwächephase von Aktien vorüber ist (Grafik 1).


Der durchschnittliche Verlauf muss den tatsächlichen Verlauf nicht in jedem Jahr widerspiegeln. Ob daher in diesem Jahr das Hoch am 11. Mai erreicht wird, sei dahingestellt. Man kann Argumente finden, weshalb es nicht so sein sollte. Bereits seit Jahresbeginn ist der Aktienmarkt schwach. Anleihen haben davon nicht profitiert.

Tatsächlich gibt es in der Saisonalität einen sehr wichtigen Aspekt. Es kommt darauf an, ob die Zinsen tendenziell steigen oder fallen. Bis 1981 befanden sich Zinsen und Anleiherenditen in einem langfristigen Aufwärtstrend. Die Saisonalität der 10-jährigen Anleiherendite erreichte bis 1981 auch im Mai ein kurzfristiges Hoch, stieg dann ab Mitte Juni aber wieder bis Anfang November an (Grafik 2).


Erst in den Jahren ab 1982 wurde das Hoch im Mai erreicht und im weiteren Jahresverlauf nicht mehr übertroffen. Aktuell erscheint es offensichtlich, dass sich Renditen in einem langfristigen Aufwärtstrend befinden. Überraschenderweise ähnelt der Verlauf in diesem Jahr der Saisonalität der Jahre ab 1982 mehr als jener bis 1981 (Grafik 3).

Das ist keine Garantie für ein Renditehoch in dieser Woche. Es lässt aber zumindest hoffen, dass sich der Aufwärtstrend nicht so fortsetzt wie bisher und sogar kurzfristig eine Pause eingelegt werden könnte. Das würde auch dem Aktienmarkt guttun.

Clemens Schmale


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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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