Kommentar
17:22 Uhr, 17.02.2021

Zinsen im Keller: Geht es sogar noch tiefer?

Selbst hochgradig ausfallgefährdete Unternehmen zahlen kaum noch Zinsen. Die Renditen der Junk-Bonds können aber sogar noch weiter fallen.

Auf dem Zinsmarkt wurde Anfang 2021 ein neuer Meilenstein erreicht. Unternehmen, die kurz vor dem Bankrott stehen, können sich so günstig Geld beschaffen wie noch nie. Diese Unternehmen haben ein Bonitätsrating von CCC. Auf der Skala von AAA (beste Bonität) bis D (Ausfall) entspricht CCC dem tiefsten Rating, bevor ein Unternehmen Insolvenz anmeldet. Spekulativer geht praktisch nicht. Es gibt tiefere Ratings, z.B. D. In diesem Fall kaufen Anleger Anleihen von Firmen, die bereits insolvent sind oder kurz davor stehen. Das Risiko bei solchen Anlagen ist enorm und man sollte meinen, dass es für dieses Risiko einen hohen Zinssatz gibt. Das ist nicht mehr der Fall. Für Anleihen mit CCC-Rating werden nur noch 7,2 % gezahlt. Das ist so tief wie noch nie.


Vor Beginn der Coronakrise lag der Zins bei 11 %. Seit Beginn der Krise ist die wirtschaftliche Lage kaum besser geworden. Die Zinsen sind dennoch gefallen. Das zeigt, wie stark die Politik der Notenbanken und Regierungen wirkt. Unter normalen Umständen wäre es Wahnsinn, hochspekulative Anleihen zu diesem Zinssatz zu erwerben.

Die Umstände sind nun aber nicht normal. Die Geldpolitik ist äußerst locker. Darüber hinaus stützen Regierungen durch Kredite und Geldgeschenke Unternehmen und Bürger. Dadurch sinkt das Ausfallrisiko zumindest gefühlt. Wie viele Unternehmen am Ende doch die Insolvenz anmelden müssen, ist bisher vollkommen unklar.

Die Zinsen haben einen neuen Rekord erreicht. Es geht aber sogar noch tiefer. Das Zinsniveau ist nämlich nur ein Aspekt. Wichtig ist auch, wie hoch die Kompensation für das Ausfallrisiko ist. Dabei vergleicht man den Zins von Staatsanleihen, die als sicher gelten. Es wird davon ausgegangen, dass der Staat seine Anleihen in jedem Fall zurückzahlen kann.

Die Differenz von Unternehmens- zu Staatsanleihen (der Spread) zeigt, wie viel Zins Anleger für das höhere Ausfallrisiko bekommen. Hier muss man feststellen, dass es auch schon einmal tiefere Spreads gab (Grafik 2). Der tiefste je gemessene Spread von CCC-Anleihen lag bei 4,14 %. Aktuell sind es noch 6 %.


Auf den ersten Blick sind die Zinsen auf einem Rekordtief. Blickt man hingegen auf den Zins, den Anleger für das höhere Ausfallrisiko erhalten, sind wir von einem Rekordtief noch ein Stück entfernt. So absurd es klingen mag, aber der Markt funktioniert tatsächlich noch und kompensiert Risiko. Ob diese angesichts drohender Pleitewellen adäquat ist, steht auf einem anderen Blatt.

Clemens Schmale


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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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