ZertifikateAwards 2010 – zurück zu alten Ufern
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Pünktlich zur Verleihung der diesjährigen ZertifikateAwards hat man sich bei dem auch 2010 wieder zusammen mit der WELT-Gruppe als Veranstalter fungierenden „Portfolio-Exclusiv" dazu entschlossen, zumindest für das Wochenmagazin den „Brand, mit dem wir groß geworden sind" wieder neu aufleben zu lassen. So können die Anleger ihr über Jahre ans Herz gewachsenes „Zertifikate-Journal" ebenso wieder in den Händen halten, wie sich die ganze Branche nach der positiven Entwicklung des Marktes in den vergangenen Monaten wieder feiern lassen kann. Längst vergessen also – zumindest für den Augenblick - die Zeiten, als Zertifikate in der breiten Öffentlichkeit noch mit dem „Stigma des Bösen" behaftet waren. Aber „Horror-Streifen" mit mehr oder weniger gelungenen Fortsetzungen gibt es zum Glück ja auch nur im Kino. So hat die Realität den Zertifikatemarkt längst wieder eingeholt und in diesem Jahr mit einer wahren Flut an Neuemissionen befeuert.
Wertungskategorien massiv „umgekrempelt"
Wem die in den vergangenen Jahren von den derzeit 33 „Zertifikate-Weisen" verliehenen Jury-Preis-Kategorien bereits in Fleisch und Blut übergegangen sind, der musste in diesem Jahr stark umdenken, wurden doch einzelne Sektoren zusammengefasst, wie z.B. Bonus- und Discount-Zertifikate andere weggelassen bzw. neu hinzugenommen und zum Teil mit dem schön klingenden, dafür aber wenig aussagenden Begriff „Renditeoptimierung" umschmeichelt. So ist beispielsweise auch eine Kategorie „Renditeoptimierung Spezial" entstanden, unter der sich eigentlich niemand etwas Konkretes vorstellen kann und die wohl so ziemlich alles aus dem Teilschutz-Segment umfassen soll, wo nicht explizit Bonus- oder Discount-Klassik draufsteht, insbesondere Express-Zertifikate, volumenmäßig immerhin die zweite Kraft im „Zertifikateland", die heuer allerdings mit keiner eigenen Rubrik mehr bedacht wurde. Zum unangefochtenen „renditeoptimierenden Spezialisten" wurde deshalb erstmals die HypoVereinsbank gekürt, während die Commerzbank als erneuter eindeutiger Bonus- und Discount-Sieger die beiden ursprünglich getrennten Sektoren einfach zu einer einzigen zusammengestrichen bekam. Ganz auf der Strecke blieb das gute alte Segment der Strategie-Zertifikate, die nicht zuletzt wegen ihrer Allrounder-Qualitäten eigentlich die Königsdisziplin am Markt darstellen, sich thematisch aber nicht so leicht eingrenzen lassen.
Von der Wachablösung im Garantie-Bereich zum Partizipations-Champion
Dass an den Kapitalschutz-Produkten mit einem Marktanteil von rund zwei Dritteln natürlich auch diesmal nicht terminologisch oder auf eine andere Weise herumgebastelt werden durfte, war klar. Revolutionäres tat sich dabei aber dennoch, musste der bisherige Serien-Sieger die DZ-Bank in diesem Jahr doch nach ihrem dritten Platz 2009 diesmal die beharrliche Credit Suisse an sich vorbeiziehen lassen, was nicht zuletzt auch an der Zusammensetzung der Jury gelegen haben soll. Bei der Rubrik „Partizipation Aktien-Indizes", die im vergangenen Jahr noch ganz lapidar „Index-Zertifikate" hieß, führte auch 2010 kein Weg an der Royal Bank of Scotland (RBS) vorbei, die auch unter neuer Führung regional so ziemlich alles verbriefte, was bei drei nicht auf den Bäumen saß, darunter zuletzt auch Länder wie Bangladesch oder Kolumbien. Der Emittent profitierte darüber hinaus von der zusätzlichen Zweiteilung, die mit der neuen Kategorie „Partizipation Rohstoffe & Alternatives" erstmals auch andere Asset-Klassen wie Aktien separat thematisierte. Der Gewinner auch hier die RBS und damit sozusagen der „Chef-Partizipierer vom Dienst".
Warum Louis van Gaal die Deutsche Bank beneidet
Um allerdings der „Chef im Ring" also in der Gesamtwertung zu werden, bedurfte es auch in diesem Jahr noch etwas mehr. Besonders gespannt war man dabei auf das Abschneiden der Deutschen Bank, die mit allein sechs Nominierungen im Haupt- und zwei im Zusatzsegment angetreten war, um die bereits dreimal hintereinander erfolgreiche Commerzbank am „Quartle" oder so ähnlich zu hindern. Leider auch diesmal ohne Erfolg, wenn man die Messlatte ganz oben anlegt. So galt für den „FC Bayern" unter den Emittenten, für den im Grunde nur erste Plätze zählen, 2010 die Devise „Kleinvieh" macht auch Mist. Immerhin konnten die „Blauen" mit fünf zweiten und drei vierten Plätzen den Druck auf die „Gelben" deutlich erhöhen. Louis van Gaal wäre sicher froh, wenn er derzeit Ähnliches vermelden könnte. Den Grundstein für dieses Vorhaben legte die insgesamt von der Jury zum „Emittenten des Jahres" gewählte Commerzbank mit einem Einzelsieg in der „Zocker"-Wertung bei Optionsscheinen und Hebel-Papieren, die in vielen Börsenmedien leider immer mehr breit getreten werden, als würde es sich dabei um ganz normale Produkte für Anleger handeln. Wer als Nicht-Trader selbst einmal sein Glück mit zweistelligen Hebeln versucht hat, wie sie täglich in der „Flimmerkiste" angepriesen werden, wird sicher wissen, was gemeint ist. Schließlich verfügt diese Rubrik insgesamt lediglich über einen Marktanteil von einem Prozent. Aber vielleicht ist das auch gerade das Geheimnis.
„Service-Wüste" für Zertifikate-Emittenten ein Fremdwort
Eine nicht unbeachtete Rubrik bei den ZertifikateAwards stellte auch heuer wieder der Bereich Emittentenqualität und Anlegerservice dar. Auch hier wiederum nur ein zweiter Platz für die diesmal ohne einen einzigen Titel dastehende, dafür aber mit vielen Fleißkärtchen bedachte Deutsche Bank, nachdem man noch im vorigen Jahr dominieren konnte. Verdienter Sieger aber HSBC Trinkaus, die es neben ihrer guten Bonität auch mit der vom Branchen-Verband verordneten „Transparenz-Offensive" in vielen Bereichen besonders ernst meinte. Echtzeit-Produktportraits oder die „Zertifikate-Widget"-Software sind in diesem Zusammenhang als einige Schlagworte zu nennen. Die inzwischen sogar als „Bestseller" in der TV-Werbung eingesetzten daumendicken Anlage-Bücher der Düsseldorfer, deren kostenlose Bestellung bei Anlegern nicht einmal Portokosten verursacht, stellen schon lange so manches teure Fachbuch in den Schatten. Schade nur, dass auch die schon seit vielen Jahren sehr beachtenswerten Servicebemühungen von Goldman Sachs mit zahlreichen Tools und den wohl tiefgreifendsten Publikationen (z.B. Kompass-Broschüren, Optionsschein-Akademie) bei den ZertifikateAwards noch keinen Niederschlag gefunden haben.
Achtung Sonderpreise!
Besonders reich verteilt wurden 2010 auch diverse Sonderpreise jenseits der Jury-Gesamtwertung. Erstmals unter diesem „Label" geführt, die „Innovation des Jahres", die letztendlich mit HSBC Trinkaus, der Credit Suisse und der Deutschen Bank drei gleichberechtigte Sieger fand. Gewürdigt wurden dabei die Bemühungen um eine besonders transparente Dokumentationspflicht (HSBC), das „Ultra-Deep"-Konzept bei Bonus-Zertifikaten (CS), sowie der währungsgesicherte Gold-ETC der Deutschbänker, denen zumindest bei dieser Nebenwertung ein zweiter Platz erspart blieb. Ein weiterer Sonderpreis wurde für drei sogenannte „Top-Emittenten" in Sachen Aktienanleihen verliehen, eine klassische Produktstruktur, die lange Zeit steuerlich im Abseits stand, inzwischen aber nicht zuletzt wegen ihrer festen Kuponzahlung wieder verstärkt nachgefragt wird. Zu guter Letzt durften auch noch die Emittenten selbst an die „Wahlurne" treten und einen „Award" zum Thema „Derivate im Portfolio-Kontext" verteilen. Der Sieger hier die Spezialisten der Deutschen Apotheker- und Ärztebank für ihr Gespür im Umgang mit den einzelnen Produkten.
Wer emittierte eigentlich das „Zertifikat ohne Boden"?
Ein nicht in jedem Jahr vergebener und deshalb umso wertvollerer Ehrenpreis ging an den Leiter der RBS-Kundenbetreuung Herbert Wüstefeld für seinen langjährigen unermüdlichen Einsatz im Anlegerdialog. An dieser Ehrung erkennt man wiederum exemplarisch, wie sehr sich die Verhältnisse am Markt derzeit wieder normalisiert zu haben scheinen, wurde dieser Preis 2009 doch noch im Jahr 1 nach Lehman zum Thema „Klartext im Derivatemarkt" an Önder Ciftci für das Eingeständnis von Fehlern der Zertifikatebranche vergeben. Weil wir gerade bei diesem Thema sind, hätte es diesmal genau deshalb eigentlich auch Abzüge geben müssen, insbesondere für Emittenten, die das „Multi-Prinzip" bei verschiedenen Produktstrukturen im Zuge der zuletzt sehr stark zurückgekommenen Volatilitäten wieder einführen bzw. weiter pflegen. Ein negativer Sonderpreis im Sinne von „Zertifikat ohne Boden" oder die „Silberne Zitrone" für besonders „anlegerfeindliche" Produkt-Features bzw. –varianten wäre in diesem Zusammenhang schon lange angebracht und auch sinnvoll, allein schon der Aufmerksamkeitswirkung wegen.
„Zertifikat des Jahres" zeigt sich „turbo-stark"
Einen Höhepunkt der ZertifikateAwards stellen alljährlich für viele die beiden Publikumspreise dar, wobei diejenigen für das „Zertifikatehaus des Jahres" zumindest auf den beiden ersten Plätzen von den „Genossen" DZ-Bank und WGZ-Bank - so wie auch in diesem Jahr wieder - abonniert zu sein scheinen. Wesentlich interessanter deshalb die Wahl des „Zertifikates des Jahres", also des ultimativen Produkts im Auge der Anleger. Wer hier auch in diesem Jahr mit den „üblichen Verdächtigen" auf Emittentenseite gerechnet hatte, blickte diesmal ziemlich verwundert drein, machte doch die DZ-Bank mit ihrem bereits Mitte November ausgelaufenen BMW versus DAX Alpha-Turbo-Papier (DZ0B1F) das „Double" bei den Publikumspreisen perfekt, möglicherweise auch dank des „Magath-Effekts", hatte man doch den Fußballtrainer in Anlehnung an seinen doppelten Arbeitsbereich bei Schalke 04 gleich „in zweifacher Ausfertigung" als Werbe-Figur eingespannt. Aber bei genauerem Hinsehen wird schnell klar, dass die Anleger bei ihrer Wahl auch in diesem Jahr wieder nur auf das eine schauten, die Rendite. Das zu Laufzeitbeginn 10-fach gehebelte Papier, das dabei ganz in Alpha-Manier die relative Outperformance des in diesem Jahr glänzend aufgelegten Autobauers gegenüber dem DAX herauskitzelte, bescherte Anlegern oder sollte man besser sagen „Zockern" seit Januar Gewinne von mehreren Hundert Prozent. Ein echtes Erfolgsmodell des laufenden Jahres also, das unter dieser Prämisse auch zurecht den Platz an der Sonne vor dem Top Rendite Portfolio-Zertifikat der Landesbank Berlin (LBB22P) und dem schon unter den Innovationen des Jahres zu findenden Physical Gold Euro Hedged ETC (A1EK0G) der Deutschen Bank behaupten konnte. Letztere konnten ihrerseits ebenfalls eine sehr beachtenswerte Wertentwicklung vorweisen und verdienen gegenüber dem „Sieger-Turbo" obendrein die Bezeichnung Anlage-Produkt. Dies sollten sich Investoren in diesem Zusammenhang immer vergegenwärtigen, auch wenn das Wahlergebnis insgesamt betrachtet mit je einem Produkt aus den Asset-Klassen Aktien, Renten und Rohstoffen ein ziemlich abgerundetes Bild ergibt.
Die Emittenten-Platzierungen der Jury-und Publikumswertungen im Einzelnen:
Platzierung |
Platz 1 |
Platz 2 |
Platz 3 |
Commerzbank |
Jury-Gesamt |
Part. Aktien-IndizesEmi.qualität/Anlegerserv. |
|
Deutsche Bank |
Jury-Gesamt |
Zert.-Haus des Jahres |
|
RBS |
Part. Aktien-Indizes |
Jury-Gesamt |
|
DZ-Bank |
Zert.-Haus des Jahres |
Kapitalschutz |
|
HypoVereinsbank |
Renditeopt. Spezial |
Part. Aktien-Indizes |
|
HSBC Trinkaus |
Emi.qualität/Anlegerserv. |
Optionssch./Hebelprod. |
|
Société Générale |
Renditeopt. Spezial |
||
Credit Suisse |
Kapitalschutz |
Renditeopt. Spezial |
|
WGZ-Bank |
Zert.-Haus des Jahres |
||
BNP Paribas |
Renditeopt. Bonus/Disc. |
||
Goldman Sachs |
Part. Rohst./Alternatives |
||
LB Berlin |
Zertifikat des Jahres |
Autor: Armin Geier, http://www.godmode-trader.de/zertifikate
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