Kommentar
16:57 Uhr, 07.12.2020

Zerbricht Netflix in den "Streaming Wars"?

Ein Streaming-Service nach dem anderen kommt auf den Markt. Man fragt sich, wann Konsumenten genug haben. Der Punkt könnte näher sein als viele Anleger denken.

Erwähnte Instrumente

  • The Walt Disney Co.
    ISIN: US2546871060Kopiert
    Kursstand: 152,930 $ (NYSE) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
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  • Netflix Inc.
    ISIN: US64110L1061Kopiert
    Kursstand: 509,290 $ (NASDAQ) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
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  • The Walt Disney Co. - WKN: 855686 - ISIN: US2546871060 - Kurs: 152,930 $ (NYSE)
  • Netflix Inc. - WKN: 552484 - ISIN: US64110L1061 - Kurs: 509,290 $ (NASDAQ)

Netflix wird es auch in 10 Jahren noch geben. Beim Zerbrechen geht es nicht um das Überleben, sondern eher darum, was eine gerechtfertigte Bewertung ist. Bis vor kurzem war praktische jede Bewertung recht. Netflix war absolut konkurrenzlos. Am ehesten kam Amazon Prime an Netflix heran, allerdings sind die Zahlen nicht ganz vergleichbar. Wer Amazon Prime hat, zählt automatisch als Prime Video Nutzer. Da Prime sehr viel mehr zu bieten hat und nicht jeder Prime für das Streaming abonniert, sind die Zahlen zu hoch. Prime Nutzer gibt es über 150 Mio. Wie viele davon nur oder hauptsächlich Prime Video nutzen, ist nicht genau bekannt. Es dürften zwischen 90 und 100 Mio. sein. Netflix hat fast 200 Mio. Abonnenten. Der nächstgrößte Konkurrent ist also nur halb so groß. An Konkurrenz mangelt es seit diesem Jahr nicht. Man hätte den Start vieler Streaming-Plattformen nicht besser planen können. Die Welt musste wegen Corona zu Hause bleiben. Bessere Umstände kann man sich kaum vorstellen.

Disney+ hat in Rekordtempo 75 Mio. Abonnenten angelockt. Bei diesem Wachstum ist Netflix schon bald überholt. Disney kann dabei auf Jahrzehnte an kreierten Inhalten zurückgreifen. Netflix hat da mehrere Jahrzehnte aufzuholen.

The Walt Disney Co.
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Alle großen Streaming-Plattformen zusammen haben inzwischen über 500 Mio. Abos verkauft (Grafik 1). Die Marktdurchdringung ist damit schon überraschend hoch. Natürlich gibt es noch Wachstumspotenzial. Es ist aber nicht so, dass die Marktdurchdringung erst komplett am Anfang stünde.


Wer in den USA bei allen Streaming-Angeboten dabei sein will, muss pro Monat über 50 Dollar bezahlen (Grafik 2). Bei den Preisen handelt es sich um die jeweils günstigste Variante. Für die Nutzung auf mehreren Geräten sind die Preise höher. Die wenigsten Haushalte können es sich auf Dauer leisten so viel Geld für Streaming auszugeben.

Verbraucher müssen sich entscheiden. Alle Angebote können nicht gleichzeitig genutzt werden. Netflix gehört zu den teureren Angeboten. Das wird Preiserhöhungen in Zukunft erschweren. Je mehr Auswahl für Verbraucher besteht und vor allem auch günstigere Angebote, desto schwerer ist Wachstum zu erzielen.

Das erklärt auch, weshalb die Aktie von Netflix nicht vom zweiten Lockdown profitieren konnte. Dafür hat Netflix einen anderen Vorteil. Es produziert in vielen Ländern lokale Serien. Dieses lokale Angebot haben viele Konkurrenten noch nicht. Es muss aber kein dauerhafter Wettbewerbsvorteil sein.

Netflix Inc.
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Netflix ist kein schlechtes Unternehmen. Der Druck wird jedoch immer größer. Schon jetzt zahlen Verbraucher für die Abos mehr als 50 Mrd. pro Jahr. Man kann nicht davon ausgehen, dass Verbraucher jedes Jahr 50 Mrd. mehr für Streaming ausgeben. Das Wachstum wird sich abschwächen und als größter Anbieter wird Netflix das zuerst spüren. Es fällt da schwer, der Aktie viel Aufwärtspotenzial zuzutrauen. Zerbrechen wird das Unternehmen trotz Konkurrenz nicht.

Clemens Schmale


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2 Kommentare

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  • rabie
    rabie

    Eine Anmerkung fehlt hier allerdings. Ich habe Disney + Abonniert weil es einfach spot billig war zu 4. zahlt man im Jahr 11 euro. Ab 2021 sieht das anders aus die Preise werden erhöht.

    Inhaltlich war disney + eine einzige Entäuschung, einzig Mandalorian war sehenswert, weswegen niemand in meinen Bekanntenkreis das Abo verlängern wird.

    Der Streaming Dienst ist also trotz 75 Mio Abo als reinfall zu sehen, das wird nächstes Jahr zeigen wenn die Abo zahlen wieder sinken.

    10:43 Uhr, 08.12.2020
  • P_44
    P_44

    Dieser Artikel triggert mich. Da kriege ich gleich Lust, wieder für einen Monat Netflix zu abonnieren und Star Trek TNG zu gucken - obwohl ich eigentlich was anderes zu tun habe.

    Ich lese dann mal lieber die anderen Artikel. :-)

    09:31 Uhr, 08.12.2020

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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