Kommentar
17:19 Uhr, 06.09.2019

Zentralbanken und Gold: Alte Liebe rostet nicht

Zentralbanken kaufen derzeit Gold wie lange nicht. Nach jahrelangen Verkäufen erreichen die Goldbestände inzwischen den höchsten Stand seit über 20 Jahren.

Erwähnte Instrumente

  • Gold
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  • Gold - WKN: 965515 - ISIN: XC0009655157 - Kurs: 1.521,350 $/oz. (Commerzbank CFD)

Gold und Zentralbanken gehören zusammen, ob man das nun wahrhaben will oder nicht. Gold galt lange Zeit als Geld, nicht zuletzt, weil Papiergeld lange Zeit durch Gold gedeckt war. Mit dem Ende des Bretton Woods Systems geriet Gold aus der Mode. In den 90er Jahren begannen westliche Notenbanken sogar Gold in größerem Umfang zu verkaufen. Der Trend hielt bis zur Finanzkrise an (siehe Grafik).

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Die Finanzkrise änderte das. Gold war plötzlich wieder modern. Dank steigender Goldpreise erreichte der Wert der Zentralbankbestände im Jahr 2011 über 1,7 Billionen Dollar. Danach wurde weiterhin Gold gekauft, doch wegen fallender Preise ging der Wert der Reserven auf 1,2 Billionen zurück.

Gold hat noch lange nicht sein Allzeithoch aus dem Jahr 2011 wieder erreicht. Wegen der kontinuierlichen Käufe ist der Wert der Reserven aber fast wieder auf einem Allzeithoch. Dabei wird heute aus anderen Gründen gekauft als noch vor 10 Jahren.

Vor 10 Jahren hatten selbst Notenbanken um das Papiergeld Angst. Das globale Finanzsystem stand vor dem Kollaps. Am Ende ist es nicht kollabiert. Glück gehabt. Doch wäre es soweit gekommen, kann man sich vorstellen, was es gebraucht hätte, um wieder Stabilität herzustellen. Eine Rückkehr zu irgendeiner Form der Golddeckung wäre wohl ein Ausweg aus dem Schlamassel gewesen.


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Heute sind es andere Ängste, die Zentralbanken zu Käufen bewegen. Es sind nämlich die Notenbanken von Entwicklungs- und Schwellenländern, die Gold erwerben. Vor allem China und Russland greifen zu. Beide haben Angst vor der Abhängigkeit vom Dollar.

Russland leidet seit 2014 an westlichen Sanktionen. Da Russland vor allem Öl exportiert und vieles davon in Dollar bezahlt wird, hat Russland ein hohes Risiko. Wenn die USA Sanktionen ausweiten und Geschäfte in Dollar mit Russland untersagen, hat der Staat ein großes Problem.

Die Währungsreserven wurden daher radikal umgestellt. Dollarreserven wurden verkauft, in andere Währungen und Gold getauscht. Das schützt vor Sanktionen. China könnte auf ein ähnliches Problem zusteuern. Je geringer der Anteil von Dollar an den Reserven, desto besser.

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Es findet gerade eine großangelegte Flucht aus dem Dollar in Gold statt. Das Vertrauen in die USA ist beschädigt. Das Risiko einer sanktionsgetriebenen Politik ist einfach zu groß. Gold ist ideal, um auch zukünftig internationale Kaufkraft zu garantieren.

Die Liebe der Zentralbanken zu Gold machte in den 90er Jahren schwere Zeiten durch. Inzwischen ist sie wieder frisch. Gold wurde einige Zeit lang nicht mehr als Geld gesehen. Das ist nun wieder anders. Gold ist wieder Geld.

Lesen Sie auch: Privatanleger kaufen wie verrückt Gold

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3 Kommentare

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  • ulripi
    ulripi

    Herr Schmale sind Sie noch in SBGL investiert, das Papier war ja im letzten Halbjahr schön wieder hochgelaufen und schein jetzt zu konsolidieren. Halten Sie die Aktie immer noch für unterbewertet?

    Gruß Ulripi

    16:49 Uhr, 09.09.2019
  • fenris_wolf
    fenris_wolf

    Gold is money, everything else is credit.

    J.P Morgan

    00:18 Uhr, 09.09.2019
  • conexant
    conexant

    wenn das Zentralbankgold auf Grund von politischen Situationen auf den Markt gewurfen wird kann der Marktpreis weit unter den Herstellungskosten liegen. Das hatten wir bereits.
    Bei Silber kann das nicht passieren weil ein großer Teil in von der Industrie benötigt wird.

    20:24 Uhr, 08.09.2019

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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