Kommentar
16:30 Uhr, 05.11.2020

Zentralbanken drücken den Goldpreis!

Zentralbanken wird immer wieder vorgeworfen, dass sie den Goldpreis manipulieren. Daran liegt es aber nicht, dass sie den Goldpreis derzeit drücken.

Erwähnte Instrumente

  • Gold
    ISIN: XC0009655157Kopiert
    Kursstand: 1.930,08997 $/oz. (FXCM) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
  • Gold - WKN: 965515 - ISIN: XC0009655157 - Kurs: 1.930,08997 $/oz. (FXCM)

Gold stellt eine gewisse Konkurrenz zum Papiergeld dar. Gerade in Zeiten von Negativzinsen und QE wird daher vermutet, dass Zentralbanken kein Interesse an einem hohen Goldpreis haben. Je mehr Gold gekauft wird und je mehr Menschen vom Papiergeld in diese Sicherheit flüchten, desto schwieriger wird es für Notenbanken die Kontrolle über die Geldpolitik zu behalten. Daher wird vermutet, dass Notenbanken den Goldpreis manipulieren. Wenn der Preis niedriger bleibt, ist das Interesse der Bevölkerung geringer. Kann Gold in schwierigen Zeiten nicht profitieren, nimmt das Symbol des sicheren Hafens Schaden. So schön sich diese Story anhört, sie ist falsch. Tatsächlich setzen Notenbanken selbst wieder vermehrt auf Gold. Bis zur Finanzkrise verkauften Notenbanken tendenziell Gold (Grafik 1). Gold als Sicherheit schien überholt. Devisenreserven waren das Gebot der Stunde. Die Finanzkrise änderte diese Einstellung und Notenbanken traten als zuverlässige Käufer auf – bis jetzt.


Im dritten Quartal 2020 wurde wieder mehr Gold verkauft als gekauft. Es ist das erste Mal seit einem Jahrzehnt. Zwangsläufig fragt man sich, was dahintersteht. Die Zeiten sind weiterhin unsicher. Da ist es kaum vorstellbar, dass sich die Strategie der Notenbanken plötzlich ändert.

Notenbanken setzten in den vergangenen 10 Jahren wieder auf Gold, weil die Unsicherheit größer wurde. Das lag nicht nur an unkonventionellen gelpolitischen Maßnahmen, sondern auch an einer zunehmend aufgeheizten Stimmung zwischen Ländern. Die USA und Europa liegen mit Russland schon lange im Clinch. Russland ersetzt seine Devisenreserven immer mehr durch Gold.

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Auch Chinas Notenbank kauft Gold. Es will die Reserven diversifizieren. Im Streit mit den USA kann man schließlich nie wissen, wann es zu Sanktionen kommt. Gold spielt da eine wichtige Rolle. Nun aber kommt ein unerwarteter Abbau der Reserven. Das führt insgesamt zu einer geringeren Nachfrage. Angebot und Nachfrage drifteten im abgelaufenen Quartal so weit auseinander sie lange nicht (Grafik 2). Ein Angebotsüberhang drückt natürlich auch den Goldpreis.


Für die überraschende Kehrtwende gibt es jedoch eine gute Erklärung. Einige Länder sind in arger Bedrängnis. Der Türkei fehlt es an Währungsreserven. Gold ist eines der wenigen Assets, die noch etwas wert sind.

Chronische Leistungsbilanzdefizite und eine zu hohe Verschuldung in Fremdwährung führen zu immer neuen Rekordtiefs bei der Währung. Um einen Kollaps zu verhindern, müssen nun die Goldreserven herhalten. Die Mehrzahl an Notenbanken kauft nach wie vor Gold. Es sind lediglich einzelne Länder, die den Kollaps ihrer Währungen zu verhindern versuchen und dabei Gold auf den Markt werfen. Gold kommt genau so zum Einsatz wie man es sich wünscht: als letzte Sicherheit.

Clemens Schmale


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  • baerentatze66
    baerentatze66

    Leider haben Sie die nachgewiesenen, aber von US-Aufsichtsbehörden "übersehenen" Manipulationen der Gold- und Silberpreise der Comex nicht erwähnt.

    17:50 Uhr, 05.11.2020

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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