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09:30 Uhr, 05.11.2012

Zeitung: EZB geht zu große Risiken ein

Frankfurt (BoerseGo.de) - Die Europäische Zentralbank (EZB) prüft derzeit, ob sie bei der Vergabe von Krediten an Geschäftsbanken ihre selbst verordneten Vorschriften beachtet hat. Im Raum steht ein möglicher Verstoß gegen eigene Sicherheitsvorschriften. Die „Welt am Sonntag“ hatte berichtet, Geschäftsbanken hätten von der Notenbank Kredite von bis zu 16,6 Milliarden Euro erhalten, obwohl sie das Geld nicht hätten bekommen dürfen. Die dafür als Sicherheiten verpfändeten spanischen Staatsanleihen erfüllten die Sicherheits-Anforderungen der Zentralbank nur teilweise.

Europas Kreditinstitute können sich derzeit in unbegrenzter Höhe Geld bei der Zentralbank leihen, derzeit zum Zinssatz von 0,75 Prozent. Als Sicherheit für die Notenbank müssen sie aber Wertpapiere oder Kreditforderungen verpfänden. Die Anforderungen an diese Sicherheiten hat der EZB-Rat im Laufe der vergangenen Jahre immer weiter heruntergeschraubt. Dass es die Notenbank in der Praxis womöglich sehr lax mit den Sicherheit umgeht, zeigt laut der „Welt“ der Umgang mit spanischen Staatsanleihen mit bis zu 18 Monaten Laufzeit, sogenannten T-Bills. Deren Volumen beläuft sich derzeit auf 80 Milliarden Euro. Bei der EZB würden sie in der höchsten Bonitätsklasse geführt. Das bedeute, dass die EZB für diese Papiere nur mit einem Risikoabschlag von 0,5 Prozent kalkuliere, schreibt die Zeitung. Doch die T-Bills erfüllten die Bedingungen für diese erste Bonitätsklasse nicht mehr. Papiere über 66,5 Milliarden Euro seien eigentlich nur zweitklassig und müssten daher nach den EZB-Regeln mit einem höheren Abschlag von 5,5 Prozent versehen werden, was deutlich weniger Kredit für die Banken bedeuten würde.

In die höchste Bonitätsklasse kommen nur Wertpapiere, die von mindestens einer Ratingagentur mit der Note „A“ bewertet werden. Das ist bei den T-Bills nicht der Fall: Sie kommen bei den großen Ratingagenturen Standard & Poor‘s, Moody‘s und Fitch nur auf Noten im „B“-Bereich und sind damit nur zweitklassige Sicherheiten.

Nach Einschätzung von Rabobank-Stratege Richard McGuire könnte Spanien für das Bonds- Aufkaufprogramm der EZB den Ruin bedeuten. Dies berichtet die Finanznachrichtenagentur Bloomberg unter Bezug auf eine Notiz des Finanzexperten an Kunden seines Instituts. McGuire zufolge würde ein weiterer Anstieg der Verschuldung Spaniens (in Relation zum Bruttoinlandsprodukt) die Märkte letztlich dazu verleiten, die Entschlossenheit der EZB zu testen - wenn es um die Frage einer EZB-Unterstützung der Restrukturierung spanischer Verbindlichkeiten geht. Laut McGuire ist eher nicht davon auszugehen, dass die EZB jemals dazu bereit sein wird, Haircuts bei den über das Programm gekauften Anleihen hinzunehmen. Die EZB praktiziere derzeit am Markt einen „Zuversichts-Trick“. Dabei hoffe die Notenbank, dass ihr Widerwille nie auf die Probe gestellt werde. Die Zentralbank gehe angesichts der wirtschaftlichen Probleme Spaniens ein „großes Risiko” ein.

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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