Zeitung: EZB geht zu große Risiken ein
- Lesezeichen für Artikel anlegen
- Artikel Url in die Zwischenablage kopieren
- Artikel per Mail weiterleiten
- Artikel auf X teilen
- Artikel auf WhatsApp teilen
- Ausdrucken oder als PDF speichern
Frankfurt (BoerseGo.de) - Die Europäische Zentralbank (EZB) prüft derzeit, ob sie bei der Vergabe von Krediten an Geschäftsbanken ihre selbst verordneten Vorschriften beachtet hat. Im Raum steht ein möglicher Verstoß gegen eigene Sicherheitsvorschriften. Die „Welt am Sonntag“ hatte berichtet, Geschäftsbanken hätten von der Notenbank Kredite von bis zu 16,6 Milliarden Euro erhalten, obwohl sie das Geld nicht hätten bekommen dürfen. Die dafür als Sicherheiten verpfändeten spanischen Staatsanleihen erfüllten die Sicherheits-Anforderungen der Zentralbank nur teilweise.
Europas Kreditinstitute können sich derzeit in unbegrenzter Höhe Geld bei der Zentralbank leihen, derzeit zum Zinssatz von 0,75 Prozent. Als Sicherheit für die Notenbank müssen sie aber Wertpapiere oder Kreditforderungen verpfänden. Die Anforderungen an diese Sicherheiten hat der EZB-Rat im Laufe der vergangenen Jahre immer weiter heruntergeschraubt. Dass es die Notenbank in der Praxis womöglich sehr lax mit den Sicherheit umgeht, zeigt laut der „Welt“ der Umgang mit spanischen Staatsanleihen mit bis zu 18 Monaten Laufzeit, sogenannten T-Bills. Deren Volumen beläuft sich derzeit auf 80 Milliarden Euro. Bei der EZB würden sie in der höchsten Bonitätsklasse geführt. Das bedeute, dass die EZB für diese Papiere nur mit einem Risikoabschlag von 0,5 Prozent kalkuliere, schreibt die Zeitung. Doch die T-Bills erfüllten die Bedingungen für diese erste Bonitätsklasse nicht mehr. Papiere über 66,5 Milliarden Euro seien eigentlich nur zweitklassig und müssten daher nach den EZB-Regeln mit einem höheren Abschlag von 5,5 Prozent versehen werden, was deutlich weniger Kredit für die Banken bedeuten würde.
In die höchste Bonitätsklasse kommen nur Wertpapiere, die von mindestens einer Ratingagentur mit der Note „A“ bewertet werden. Das ist bei den T-Bills nicht der Fall: Sie kommen bei den großen Ratingagenturen Standard & Poor‘s, Moody‘s und Fitch nur auf Noten im „B“-Bereich und sind damit nur zweitklassige Sicherheiten.
Nach Einschätzung von Rabobank-Stratege Richard McGuire könnte Spanien für das Bonds- Aufkaufprogramm der EZB den Ruin bedeuten. Dies berichtet die Finanznachrichtenagentur Bloomberg unter Bezug auf eine Notiz des Finanzexperten an Kunden seines Instituts. McGuire zufolge würde ein weiterer Anstieg der Verschuldung Spaniens (in Relation zum Bruttoinlandsprodukt) die Märkte letztlich dazu verleiten, die Entschlossenheit der EZB zu testen - wenn es um die Frage einer EZB-Unterstützung der Restrukturierung spanischer Verbindlichkeiten geht. Laut McGuire ist eher nicht davon auszugehen, dass die EZB jemals dazu bereit sein wird, Haircuts bei den über das Programm gekauften Anleihen hinzunehmen. Die EZB praktiziere derzeit am Markt einen „Zuversichts-Trick“. Dabei hoffe die Notenbank, dass ihr Widerwille nie auf die Probe gestellt werde. Die Zentralbank gehe angesichts der wirtschaftlichen Probleme Spaniens ein „großes Risiko” ein.
Keine Kommentare
Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.