ZEAL Networks – Was bedeutet der Kurssturz?
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Gastbeitrag des Guidants-Experten Reinhard Scholl
Zeal Networks (WKN TPP024) war bisher für hohe Dividenden bekannt. Es wurden quartalsweise 0,70 € bezahlt, zuletzt auch für das vierte Quartal 2016. 2015 und 2016 also über 7 % Dividendenrendite. Allerdings war schon klar, dass sich hier irgendetwas bewegen muss, denn die Dividendenzahlungen entsprechen der Ausschüttung des (geplanten) gesamten Profits. Was auf Dauer nie funktioniert. Etwas 50 %-60 % wären eine übliche – und bereits recht hohe – Dividendenausschüttung.
Also muss entweder der Profit deutlich steigen oder die Dividende wird gekürzt.
Letzteres ist nun der Fall: Statt 0,70 € / Quartal – also 2,80 € im Jahr - wird die Dividende auf „mindestens“ 1,00 € gekürzt. Dass hier die Anleger sauer sind, ist offensichtlich und auch berechtigt. Zudem hier keinerlei Vorwarndung erfolgte. Die Informationspolitik des Managements ist miserabel.
Was steckt dahinter?
Zunächst ein Wort zur grundsätzliche Logik von Wachstumsunternehmen vs. Dividendenunternehmen
Normalerweise gelingt es Wachstumswerten (ohne/geringe Dividendenzahlungen) im positiven Fall solange zu wachsen, bis sie einen stabilen Markt(-anteil) aufweisen und dort profitable Geschäfte tätigen. Überdurchschnittliches Wachstum kann durch Gewinn von Marktanteilen erfolgen oder auch durch den schnell wachsenden Markt selbst. Beider erfordert Investitionen. Für Dividenden ist kein Platz.
Das Wachstumsunternehmen liefert dem Aktionär daher keinen Wert durch eine Dividende, sondern in Form von steigenden Aktienkursen – genauer über dem Marktdurchschnitt steigenden Aktienkursen. Gewinne werden in das Wachstum reinvestiert – und nicht ausgeschüttet. Das ist auch sinnvoll, solange mit Investitionen deutlich mehr Gewinn erwirtschaftet werden kann als durch Dividendenzahlungen.
Umgekehrt verhält es sich bei einem Unternehmen in einem reifen Markt. Hier wird der Aktionär dauerhaft und langfristig durch Dividendenausschüttungen am Gewinn beteiligt. Umsatzsprünge sind jedoch nicht mehr zu erwarten. Unternehmen in dieser späten Phase ihres Lebenszyklus versuchen natürlich neues Wachstum zu finden. Das geht oft genug schief, da sie sich vom angestammten und bekannte Geschäft entfernen (müssen).
Dividendenpolitik verläuft nun idealerweise kontinuierlich und harmonisch. Im positiven Fall wird die Dividende also sukzessive gesteigert. Kürzungen sollten vermieden werden. Es wird ja auch nicht der gesamte Gewinn ausgeschüttet. Das Unternehmen/Management hat also eigentlich einen Puffer und Rücklagen.
Eine Kürzung der Dividende signalisiert nun, dass das Unternehmen im Schwierigkeiten steckt, Reserven aufgebraucht sind und kein/weniger Geld für Dividenden an die Aktionäre übrig ist.
Selbstverständlich muss eine Kürzung daher gut erklärt werden. Das fehlt bei Zeal Networks noch. Bisher haben wir – soweit ich sehe - nur eine Ad-hoc Mitteilung.
Zunächst ist eine Aussage wie „mindestens“ xx Dividende schon einmal schwach. Signalisiert es doch, dass das Management keinen genauen Plan hat.
Gründe für die Dividendenkürzung sind laut Meldung also
a) „Wir werden zum Wachstumsunternehmen“. Nun werden normalerweise aus Wachstumswerten im Lauf der Jahre stark Dividenden ausschüttende Aktiengesellschaften. Nicht jedoch umgekehrt, wie hier der Fall.
b) Wir werden möglicherweise mit Steuerzahlungen belastet (Umsatzsteuer für die deutsche Tochter MyLotto24).
Mit so dürftig gelieferten Informationen kann jetzt munter spekuliert werden. Das bedeutet Unsicherheit. Diese mögen Aktionäre gar nicht. Es wird verkauft.
Mein Kommentar hierzu:
Ein Punkt fehlt zunächst: "Wir schreiben aktuell einfach nicht genug Gewinne, um stabil die Dividenden zahlen zu können". Das ist - mit einem Blick auf die Zahlen – ist nämlich ein Fakt. Es wäre allerdings auch ein Eingeständnis des Managements hier Fehler gemacht zu haben.
Zu a) Um welche Summen würde es sich denn handeln? Leider fehlt hier eine Aussage. Gesagt wird hingegen, dass Zeal Networks keine Rückstellungen hierfür vorsieht, das sie davon ausgehen, dass es keine Rechtsgrundlage gibt. Hmm, wieso wird dann das Thema überhaupt hier und jetzt kommuniziert (im Sinne der avisierten Dividendenkürzung).
Zu b) Nun werden normalerweise aus Wachstumswerten im Lauf der Jahre starke Dividenden ausschüttende Aktiengesellschaften. Nicht jedoch umgekehrt. Das ist eher seltsam. WENN allerdings nur dies das große Thema wäre, bin ich sogar recht optimistisch für den Aktienkurs. Allerdings muss erst einmal geliefert werden. Und das wird wohl Zeit brauchen.
Fazit (fundamental)
Das Zeal Networks Management muss nun dringend die „neue Story“ verkaufen. Wenn aufgezeigt wird wie und wo Wachstum generiert werden kann, dann ist das positiv. Die Guidance für 2017 liegt ja durchaus über der von 2016. Allerdings liegt sie - vor allem im EBIT - unter den aktuellen Markterwartungen.
Ein Blick auf die Bewertung und die harten Fakten bei der Lotto24 AG (WKN LTT024) zeigt mir, welche hohen Bewertungen am Markt für Wachstumsunternehmen im Lotto-Bereich bezahlt werden können. Wenn es Zeal Networks also richtigmacht, kann sich der Kurs locker verdoppeln.
Grundsätzlich Unsicherheit bringe allerdings der BREXIT. Das ist jedoch bekannt, also im Kursverlauf berücksichtigt.
Meine Empfehlung ist nun nicht zum aktuellen Kurs unter 30 Euro zu verkaufen. Der Wert bleibt im Musterdepot. Die Dividende ist mit mind. 3 % jetzt eher als „normal“ zu bezeichnen.
Wenn sich die genannten Faktoren, die für Unsicherheit sorgen, klären, dann wäre auch ein Nachkauf / Neukauf interessant. Denn insgesamt ist das Unternehmen konservativ bewertet – in einem IMO spannenden Markt.
Der Vorwurf bleibt jedoch: Die bisherige „Verkleidung“ als Dividendenwert war verfehlt und eigentlich auch unnötig. Ein besseres Investor Relations und besseres Marketing in eigener Sache wäre klar angebracht.
Fazit - Technik
Die Charts leiden natürlich unter dem Kurssturz. Anbei das kurz-/mittelfristige Chart (Point & Figure, box = 1,0 %).
Die lange, rote Säule ist das Gap vom Donnerstag auf Freitag. Die (vorläufige, blaue) X-Säule die Tagesspanne vom Freitag. Der MACD ist steil unter die Null-Linie, also in den bärischen Bereich gekippt.
Um 29 Euro lag das 2016er Jahrestief und zwar in Form eines Doppelbodens. Hier konnte der Kurs auch erfolgreich nach oben ziehen und ein erstes Kursziel von 36,50 Euro erreichen.
Jetzt wird sich zeigen müssen ob der Doppelboden hält oder der Kurs unter diese „letzte“ Unterstützung fällt. Denn wie weit er noch fallen kann, ist technisch aktuell kaum auszumachen.
Wenn die Unterstützung durch das Doppeltief hält, dann wäre ein erstes positives Signal, wenn der Low-Pole (= die aktuelle lange rote O-Säule) zu mehr als der Hälfte wieder durch eine folgende X-Säule erreicht werden kann. Es signalisiert, dass Käufer wieder kontinuierlich Druck ausüben können und zumindest zu 50 % des Kurssturz kompensieren können. Dies ist häufig der Beginn folgender Aufwärtsgewegungen.
Beste Grüsse und gutes Investieren,
Reinhard Scholl
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