Fundamentale Nachricht
17:14 Uhr, 06.10.2020

WTO warnt vor Protektionismus nach der Pandemie

Die WTO rechnet nun mit einem Rückgang im Warenhandel in diesem Jahr von 9,2%. Im April hatte sie im besten Falle mit -12,9% gerechnet. Für 2021 rechnen sie mit nun mit einem Wachstum um 7,2 Prozent, womit das Vor-Krisen-Niveau nicht erreicht werden kann. Im April waren sie noch von +21,3% ausgegangen.

Genf (Godmode-Trader.de) - Die Rückkehr zum Vorkrisenniveau bleibt für die globale Wirtschaft ein steiniger Weg. Nach einer neuen Schätzung der Welthandelsorganisation (WTO) dürfte der globale Warenhandel in diesem Jahr um 9,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahresniveau einbrechen. Im April hatte die Organisation noch einen Rückgang um 12,9 Prozent prognostiziert. Dafür bleibt die für das nächste Jahr erwartete Erholung aber deutlich hinter den Erwartungen zurück, wie die WTO am Dienstag mitteilte. „Der Ausbruch hat die Weltwirtschaft auf beispiellose Weise getroffen", sagte der stellvertretende Generaldirektor Yi Xiaozhun. Er warnte Regierungen davor, nun in Protektionismus zu verfallen. Die WTO erwartet für das kommende Jahr ein Wachstum des Welthandels von 7,2 Prozent, im Frühjahr lautete die Prognose allerdings noch plus 21,3 Prozent.

Im zweiten Quartal brach der Welthandel so stark ein wie nie zuvor im Vergleich zum Vorquartal - um 14,3 Prozent. Vor allem Europa und die USA waren mit einem Einbruch von jeweils mehr als 20 Prozent betroffen. Das Bruttoinlandsprodukt fiel im ersten Halbjahr stärker als gedacht. Analysten gingen jetzt von minus 4,8 Prozent aus (April-Prognose: minus 2,5), gefolgt von 4,9 Prozent Wachstum im nächsten Jahr.

Der neue Ausblick deckt sich mit der Einschätzung des Internationalen Währungsfonds (IWF), der laut IWF-Chefin Kristalina Georgieva kommende Woche eine „kleine Aufwärtsrevision“ der BIP-Prognose für 2020 vornehmen wird. Gleichzeitig werde der IWF zu bedenken geben, dass der Aufschwung mindestens ein Jahr länger andauern könnte als zuletzt noch gedacht. „Wir gehen davon aus, dass die globale Produktion mittelfristig deutlich unter unseren Vor-Krisen-Prognosen bleiben wird", sagte die IWF-Chefin Georgieva. „Für fast alle Länder wird dies ein Rückschlag bedeuten“.

Ein schwererer Einbruch des Handels sei in diesem Jahr vermieden worden, erklärte die WTO am Dienstag, da der grenzüberschreitende Handel im Juni und Juli, nachdem die coronabedingten Restriktionen aufgehoben worden waren, sprunghaft angestiegen und die globale Wirtschaftstätigkeit sich beschleunigt habe.

Die WTO warnte zugleich davor, dass die aktuelle Prognose nach unten korrigiert werden könnte, falls es im vierten Quartal zu einem Wiederaufflammen der Coronavirus-Fälle kommt und Länder dann auf Handelsprotektionismus zurückgreifen würden. Die Unsicherheit bleibe bei allen Prognosen groß. „Negativere Erkenntnisse sind möglich, wenn es in den kommenden Monaten zu einem starken Wiederaufflammen der Covid-Krise kommt", sagte der stellvertretende Generaldirektor Yi Xiaozhun während in Genf. „Eines der größten Risiken für die Weltwirtschaft wäre ein Abrutschen in den Protektionismus“.

Keine Kommentare

Du willst kommentieren?

Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.

  • für freie Beiträge: beliebiges Abonnement von stock3
  • für stock3 Plus-Beiträge: stock3 Plus-Abonnement
Zum Store Jetzt einloggen

Das könnte Dich auch interessieren

Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

Mehr Experten