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11:15 Uhr, 12.04.2013

WSJ: Neuer europäischer Stresstest immer wahrscheinlicher

Frankfurt/ Dublin (BoerseGo.de) - Die Aktien der beiden großen deutschen Geldhäuser Deutsche Bank und Commerzbank gehören im vormittäglichen Handel zu den größten Verlierern im DAX. Grund dürfte ein Medienbericht sein, demzufolge den europäischen Instituten ein neuer, noch anspruchsvollerer Stresstest bevorsteht. Führende Entscheider aus Brüssel und Frankfurt wollen beim Finanzministertreffen am Freitag in Dublin darauf drängen, dass die genannten Banken-Stresstests noch einmal verschärft werden, berichtet das Wall Street Journal Deutschland (WSJ) unter Berufung auf vier gut unterrichtete Europäer.

Dem Bericht zufolge wollen die Befürworter dieses Vorhabens, dass sich die Banken der Eurozone ganz von ihren toxischen Anlagen befreien und finanziell solider aufstellen. Sie hielten das für unabdingbar, um die maue Kreditvergabe der Banken anzukurbeln und wieder Schwung in die dahin dümpelnden Volkswirtschaften der Region zu bringen, schreibt das WSJ. Die Aktion soll zudem noch durchgeführt werden, bevor die Europäische Zentralbank die Bankenaufsicht für die Eurozone übernimmt. Die EZB soll im Juli 2014 anfangen, Banken in der Eurozone und in freiwillig teilnehmenden EU-Staaten zu überwachen.

Reichere Staaten wie Deutschland, Holland und Finnland würden einen neuen, härteren Stresstest befürworten, weil sie nicht für das Versagen schwacher Banken in ärmeren EU-Ländern in die Pflicht genommen werden wollten, heißt es in dem Bericht weiter. „Das ist wahrscheinlich die letzte Gelegenheit, intensiv aufzuräumen“, sagt ein führender EU-Vertreter gegenüber dem Wall Street Journal. Dieser fürchte, dass die EZB als neue Bankenpolizei in dieselbe Falle tappen könnte wie viele nationale Aufsichtsbehörden vor ihr. Diese hätten die vollen Verluste der Banken nicht wahrhaben wollen – aus Angst vor den heftigen politischen und finanziellen Auswirkungen.

Mit den neuen Befugnissen als europäische Bankenaufsicht erhält die EZB künftig auch das Recht, eine „Qualitätsüberprüfung von Aktiva" vorzunehmen. Die Zentralbank kann damit die Finanzlage jeder einzelnen Bank unter ihrer Aufsicht durchleuchten. Diese Überprüfung steht laut WSJ im Zentrum des Rufs nach härteren Stresstests.

Am Freitag sollen die Finanzminister zwar noch keine Entscheidung über die geplanten neuen Stresstests fällen, heißt es weiter. Aber lange könnten sie mit einem Beschluss nicht mehr warten, denn es werde eine Weile dauern, Banken den strikteren Stresstests zu unterziehen.

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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