Worauf wartet die EZB?
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Mit den Inflationszahlen vom Mai steigt der Druck auf die EZB, endlich die geldpolitische Normalisierung einzuleiten. Die Inflationsrate erreichte mit 8,1 Prozent den höchsten Stand seit Einführung des Euro. Darüber hinaus legen die Zahlen nahe, dass mit einem schnellen Rückgang der Inflationsraten nicht zu rechnen ist, da der Preisauftrieb in den letzten Monaten deutlich an Breite gewonnen hat.
Bereits jetzt liegt die Kernrate bei 3,8 Prozent, obwohl sich die Lohnsteigerungen noch in Grenzen halten. Doch es ist nur eine Frage der Zeit, bis sich Forderungen nach einem Inflationsausgleich in den Lohnabschlüssen niederschlagen, zumal der Arbeitsmarkt weiterhin gut läuft und Beschäftigung aufgebaut wird. Dies dürfte sich nach unseren Erwartungen auch im kommenden Jahr in einer erneuten deutlichen Verfehlung des Inflationsziels von zwei Prozent niederschlagen.
Auf Basis der neuen Juni-Projektionen, die ein schwächeres Wachstum, aber einen kräftigen Anstieg der Inflationsraten anzeigen dürften, rechnen wir für die EZB-Sitzung am 9. Juni mit der Beendigung des Anleiheankaufprogramms und mit der Ankündigung, die Leitzinsen im Juli 2022 erstmals seit 2011 wieder zu erhöhen. Dem dürften sich weitere Zinserhöhungen anschließen, so dass spätestens im Frühherbst das Ende der Negativzins-Ära erreicht sein sollte.
Noch gehen viele EZB-Mitglieder davon aus, dass eine geldpolitische Normalisierung zur Eindämmung der Inflation ausreichen könnte. Dies entspräche unserer Meinung nach einem Zins von rund 1,5 Prozent, der neutralen Rate. Ob dies ausreicht, bleibt vor dem Hintergrund von höheren Inflationsgefahren fraglich. Auch die US-Notenbank signalisierte zunächst nur eine geldpolitische Normalisierung. Doch unserer Meinung nach ist dort ein restriktiverer Kurs notwendig, um Inflationsgefahren aktiv zu bekämpfen.
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