Kommentar
02:32 Uhr, 25.10.2008

Wirtschaftsdaten: Zwei Jahre Rezession?

An dieser Stelle infornmieren wir Sie über die wichtigsten Wirtschaftsdaten aus Europa und den USA und erläutern, was die Informationen für die Börsen bedeuten.

Montag:
Die deutschen Erzeugerpreise sind im September zum Vormonat um 0,3 % gestiegen. Einen Monat zuvor waren sie noch um 0,6 % gesunken. Im Jahresvergleich verteuerten sich die Preise der Erzeuger in Deutschland um 8,3 % nach +8,1 % im Monat zuvor.

Dienstag:
Die US-amerikanischen Frühindikatoren sind im September um 0,3 % angestiegen. Erwartet wurde ein Rückgang im Bereich von 0,3 %. Im Vormonat war ein Minus in Höhe von 0,9 % verzeichnet worden. Damit wurde der Vormonatswert von -0,5 % nach unten revidiert.

Im Monats-Vergleich zum Vorjahr ist die Zahl der Beschäftigten im Bauhauptgewerbe in Deutschland im August zum Vorjahr um 3,1 % auf 713.000 gefallen, die Summe der geleisteten Arbeitsstunden ist gleichzeitig um 12,6 % auf 69,3 Mio. Stunden zurückgegangen. Der Gesamtumsatz ist in gleicher Zeit um 1,0 % gesunken und betrug im Berichtsmonat 7,667 Mrd. Euro, während der Index des Auftragseingangs um 7,3 % auf 72,3 gefallen ist (2000 = 100).

Im Jahr 2008 insgesamt ist die Beschäftigtenzahl jedoch um 2,2 % gesunken, während die geleisteten Arbeitsstunden um 2,9 % auf 541,5 Mio. gefallen waren. Der Gesamtumsatz ging bis dahin um 5,6 % auf 52,351 Mrd. Euro nach oben, der Index des Auftragseingangs fiel um 0,6 % auf im Durchschnitt 76,7.

Der US-amerikanische Chicago Fed National Activity Index notiert für September bei -2,57. Im Monat zuvor hatte er noch bei -1,61 gestanden. Damit wurde der Vormonatswert von -1,59 weiter ins Minus revidiert.

Der US-amerikanische State Street Investor Confidence Index notiert im Oktober bei 58,2. Einen Monat zuvor hatte der Index noch bei 75,7 gestanden.

Mittwoch:

Die Leistungsbilanz für den Bereich aller EU Mitgliedsstaaten weist in der zweiten Veröffentlichung für das zweite Quartal ein Defizit in Höhe von 30,9 Mrd. Euro aus. Im vorangegangenen Quartal hatte das Defizit bei 20,1 Mrd. Euro gelegen, im Vergleichsquartal des Vorjahres bei -10,2 Mrd. Euro.

Die Dienstleistungsbilanz der EU zeigt im zweiten Quartal in der zweiten Veröffentlichung einen Überschuss in Höhe von 20,5 Mrd. Euro. Im Quartal zuvor war ein Überschuss in Höhe von 17,2 Mrd. Euro verzeichnet worden, im Vergleichsquartal ein Jahr zuvor ein Plus von 24,5 Mrd. Euro.

Das öffentliche Defizit in der Euro-Zone liegt bei 0,6 % des Bruttoinlandsproduktes (BIP) nach 1,3 % in 2006. Die Verschuldung ist auf 66,3 % des BIP gefallen nach zuvor 68,5 %.

Die US-amerikanischen Rohölvorräte (Crude Oil Inventories) sind in der vorangegangenen Woche um 3,182 Mio. Barrel gestiegen, nach zuvor +5,6 Mio. Barrel.

Die Benzinvorräte (Gasoline Inventories) haben sich in den USA im Wochenvergleich um 2,7 Mio. Barrel ausgeweitet, nach zuletzt einem Plus in Höhe von 7,0 Mio. Barrel.

Die Vorräte an Destillaten (Distillate Inventories), die auch das Heizöl beinhalten, sind gegenüber der Vorwoche in den Vereinigten Staaten um 2,2 Mio. Barrel geklettert, nach zuvor noch -500.000 Barrel.

Donnerstag:

Die saisonbereinigte Leistungsbilanz für die Eurozone weist im August ein Defizit in Höhe von 8,4 Mrd. Euro aus, verglichen mit einem Minus von 7,9 Mrd. Euro im Vormonat. Ohne Bereinigung ergibt sich für den Berichtsmonat ein Minus in Höhe von 7,9 Mrd. Euro.

Die Handelsbilanz weist ein Defizit in Höhe von 4,1 Mrd. Euro aus, die Dienstleistungsbilanz zeigt ein Minus von 4,2 Mrd. Euro, die Einkommensbilanz ein Defizit von 1,6 Mrd Euro und die Transferbilanz ein Minus von 7,0 Mrd. Euro.

Im Monatsvergleich sind die Auftragseingänge in der Euro-Zone im August um 1,2 % gefallen nach zuvor +2,0 %. Im Jahresvergleich sind die Auftragseingänge um 6,6 % gesunken nach +2,9 %.

Die Zahl der Erstanträge ist in den USA auf 478.000 gestiegen. Erwartet wurden 455.000 bis 465.000 neue Anträge nach zuvor 463.000 (revidiert von 461.000).

Die US-amerikanischen Erdgasvorräte ("Nat Gas Inventories") sind in der letzten Woche um 70 Bcf auf 3.347 Bcf gestiegen.

Freitag:

Die deutschen Einfuhrpreise sind im September zum Vorjahr um 7,6 % gestiegen nach zuletzt +9,3 %. Im Monatsvergleich sind die Preise auf der Importseite um 1,0 % gesunken nach zuvor -0,8 %. Ohne Erdöl und Mineralölerzeugnisse ist der Index der deutschen Einfuhrpreise auf Jahresbasis um 4,7 % gestiegen. Gegenüber dem Vormonat kletterte der Index um 0,4 %.

Die Ausfuhrpreise haben in Deutschland zum Vorjahresmonat um 2,8 % angezogen nach zuletzt +2,9 %. Auf Monatssicht fielen die deutschen Exportpreise mit 0,1 % nach -0,4 % im Monat zuvor.

Die Zahl der Neuzulassungen bei den leichten Nutzfahrzeugen bis 3,5 t ist in der Euro-Zone im September verglichen mit dem Vorjahr um 9,6 % gesunken. Gleichzeitig fielen die Neuzulassungen bei den Nutzfahrzeugen über 3,5 t um 6,9 %. Bei den Lastkraftwagen über 16 t wurde ein Rückgang der Zulassungen um 4,8 % registriert, während bei Bussen über 3,5 t auf das Jahr gesehen 7,1 % mehr Zulassungen zu verzeichnen waren.

Der deutsche Einkaufsmanagerindex notiert in der ersten Veröffentlichung für Oktober im verarbeitenden Gewerbe bei 46,7. Im Vorfeld war hingegen mit einem Stand von 46,3 gerechnet worden. Zuletzt hatte der Index bei 48,5 gestanden.

Der deutsche Einkaufsmanagerindex notiert in der ersten Veröffentlichung für Oktober im Dienstleistungsbereich bei 49,7. Im Vorfeld war hingegen mit einem Stand von 49,0 gerechnet worden. Zuletzt hatte der Index bei 50,2 gestanden.

Der Einkaufsmanagerindex für die Eurozone notiert in der ersten Veröffentlichung für Oktober im verarbeitenden Gewerbe bei 41,3. Im Vorfeld war hingegen mit einem Stand von 44,0 gerechnet worden. Ein Monat zuvor hatte der Index bei 45,0 gestanden.

Der Einkaufsmanagerindex für die Eurozone notiert in der ersten Veröffentlichung für Oktober im Dienstleistungsbereich bei 46,9. Im Vorfeld war hingegen mit einem Stand von 46,7 gerechnet worden. Ein Monat zuvor hatte der Index bei 48,4 gestanden.

Der Einkaufsmanagerindex für die Eurozone notiert in der ersten Veröffentlichung für Oktober insgesamt bei 44,6. Im Vormonat hatte er bei 46,9 gelegen. Gerechnet wurde mit einem Stand von 45,0.

Die Zahl der US-amerikanischen Hausverkäufe ist im September auf 5,18 Mio. gestiegen. Erwartet wurden 4,95 bis 4,97 Mio. Hausverkäufe. Im Monat zuvor waren 4,91 Mio. Häuser verkauft worden.

Unser Kommentar:

Der rasant abstürzende Ölpreis hat bislang erstaunlich wenig Spuren bei den Einfuhrpreisen hinterlassen: Preissteigerungen auf Jahressicht von fast acht Prozent erinnern an die Dynamik der 1970er Jahre. Von Entwarnung an der Inflationsfront bislang also keine Spur. Womöglich stehen wir vor einer Phase, die Deflation UND Inflation unter einen Hut bringt. Steigende Arbeitslosigkeit, sinkende Löhne bei gleichzeitig steigenden Preisen für Lebensmittel und Energie etwa. Das wäre wirklich ungemütlich, die schlechteste aller möglichen Welten.

Der Einkaufsmanager-Index für die Euro-Zone signalisiert, was die Spatzen schon von den Dächern pfeifen: Europa befindet sich in einer Rezession. Derzeit lohnt es sich nur noch, darüber nachzudenken, wie lange das Spektakel wohl anhalten wird.

Experten rechnen damit, dass die Rezession 24 Monate dauern wird. Geht man davon aus, dass sich die Weltwirtschaft seit Anfang 2008 in einer Rezession befindet, dann wäre mit einer Besserung nicht vor Anfang 2010 zu rechnen. Für die Aktienkurse bedeutet das nichts Gutes: Bestenfalls sechs Monate vorher, also ab etwa Mitte 2009 würden wir Kurse dann wieder steigen. Und bis dahin könnten sie noch sehr tief fallen...

Die Amerikaner kaufen wieder mehr Häuser. Im Tumult des aktuellen Aktienkurs-Debakels ist die Nachricht völlig untergegangen. Man muss abwarten, ob das mehr ist als nur ein einmaliger Ausrutscher.

Wie wir die Lage jetzt einschätzen und was wir unseren Lesern raten, lesen Sie in der aktuellen Ausgabe des Antizyklischen Börsenbriefs, die in Kürze erscheint.

Anmeldemöglichkeit (1) : Das Drei-Monats-Abo des Antizyklischen Börsenbriefs
Anmeldemöglichkeit (2) : Das Jahres-Abo des Antizyklischen Börsenbriefs

Zum Autor:
Andreas Hoose ist Chefredakteur des Antizyklischen Börsenbriefs und Geschäftsführer des Antizyklischen Aktienclubs. Börsenbrief und Aktienclub, das komplette Servicepaket für die Freunde antizyklischer Anlagestrategien! Informationen finden Sie unter [Link "www.antizyklischer-börsenbrief.de" auf www.antizyklischer-b%C3%B6rsenbrief.de%20/... nicht mehr verfügbar] und www.antizyklischer-aktienclub.de

Keine Kommentare

Du willst kommentieren?

Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.

  • für freie Beiträge: beliebiges Abonnement von stock3
  • für stock3 Plus-Beiträge: stock3 Plus-Abonnement
Zum Store Jetzt einloggen