Kommentar
01:00 Uhr, 07.06.2008

Wirtschaftsdaten: Zinsanstieg in Europa?

Börsianer haben es nicht leicht: Tag für Tag werden sie mit Wirtschaftsdaten überflutet. Um zur rechten Zeit die richtigen Entscheidungen treffen zu können, sollte man die wichtigsten Informationen nicht nur verstehen, sondern auch einzuordnen wissen.

Wir werden Sie in Zukunft an dieser Stelle über die wichtigsten Wirtschaftsdaten aus Europa und den USA informieren und erläutern, was die Informationen für die Börsen bedeuten.

Montag:

Die Schulden der öffentlichen Haushalte in Deutschland betrugen im Jahr 2007 zum Jahresende insgesamt 1.553,1 Mrd. Euro. Damit kletterte der Schuldenstand gegenüber dem Vorjahr um 0,5 %. Umgerechnet beträgt die Schuldenlast damit 18 880 Euro je Einwohner.

Zum Vorjahr ist die Verschuldung am Kreditmarkt damit um 0,3 % bzw. 1.502 Mrd. Euro gestiegen. Je Bundesbürger gerechnet ist das eine Zunahme um 11 637 Euro.

Der deutsche Einkaufsmanagerindex für Mai notiert bei 53,6. Erwartet wurde der deutsche Index mit einem Stand von 53,5. Das Vormonatsniveau hatte bei ebenso 53,5 gelegen.

Der Einkaufsmanagerindex für die Eurozone notiert im Mai bei 50,7. Damit wurde die erste Veröffentlichung nach oben revidiert. Im Vorfeld war mit 50,5 mit einer Bestätigung der Erstschätzung gerechnet worden. Im Vormonat hatte der Index bei 50,5 notiert.

Der US-amerikanische ISM Index notiert im Mai bei 49,6 %. Erwartet wurde er im Bereich 48,0 bis 49,0 %. Im Vormonat hatte der Index noch bei 48,6 % notiert.

Die US-amerikanischen Bauausgaben sind im April um 0,4 % gesunken. Erwartet wurde ein Rückgang um 0,6 bis 0,8 %. Im Vormonat waren die Bauausgaben in den USA um 0,6 % zurückgegangen. Damit wurde der Vormonatswert von zuvor veröffentlichten -1,1 % nach unten revidiert.

Unser Kommentar:

Legt man den Einkaufsmanager-Index zugrunde, befindet sich die Wirtschaft in Deutschland wie auch in der Euro-Zone immer noch knapp in der Wachstumszone. Die am Dienstag veröffentlichten Zahlen zum Bruttoinlandsprodukt für die Euro-Zone bestätigen dies. Angesichts der Euro-Stärke ist das bei der stark exportorientierten deutschen Wirtschaft erstaunlich.

Bemerkenswert ist auch, dass die Bauausgaben in den USA weniger stark geschrumpft sind, als befürchtet. Das muss man beobachten, da sich hieraus in naher Zukunft möglicherweise wichtige Schlüsse für das Verhalten der US-Konsumenten ableiten lassen.

Dienstag:

Das Bruttoinlandsprodukt ist im ersten Quartal in der Euro-Zone um 0,8 % gestiegen. Damit wurde die erste Veröffentlichung von 0,7 % leicht nach oben revidiert. Im vorangegangenen Quartal hatte das Quartalswachstum bei 0,3 % (revidiert von 0,4 %) gelegen. Im Jahresvergleich liegt das Wachstum bei 2,2 % nach 2,1 % (revidiert von 2,2 %) im Quartal zuvor.

Die Erzeugerpreise der Industrie sind in der Euro-Zone im April zum Vormonat um 0,8 % gestiegen nach zuvor + 0,7 % im März. Im Jahresvergleich sind die Preise der Erzeuger in der Industrie um 6,1 % geklettert nach zuvor +5,8 % (revidiert von 5,7 %).

Die US-amerikanischen Industrieaufträge sind im April um 1,1 % gestiegen. Erwartet wurde eine Veröffentlichung im Bereich -0,5 bis +0,1 %.Im Vormonat waren die Industrieaufträge um 1,5 % gestiegen. Damit wurde der Vormonatswert von +1,4 % nach oben revidiert.

Unser Kommentar:

Ein Anstieg der Erzeugerpreise um 6,1 Prozent auf Jahressicht, das dürfte der Europäischen Zentralbank gar nicht gefallen haben. Allzu lange dürfte die EZB mit einer Zinsanhebung deshalb nicht mehr warten. Noch wächst die Wirtschaft in Euroland moderat. Bei steigenden Zinsen könnte damit jedoch schnell Schluss sein. Auch für die Börsen wäre das kein gutes Zeichen.

Mittwoch:

Der deutsche Dienstleistungsindex für Mai notiert bei 53,8. Erwartet wurde der Index bei 53,7. Im Vormonat hatte er bei 54,9 gestanden.

Der Dienstleistungsindex für die Eurozone notiert in der zweiten Veröffentlichung für Mai bei 51,1. Damit ist die offizielle Vorabschätzung von 51,1 gleich geblieben. Im Vormonat hatte der Index bezüglich der Dienstleistungen noch bei 51,9 gestanden.

Der Einzelhandelsumsatz ist in der Eurozone im April gegenüber dem Vormonat in der ersten offiziellen Schätzung um 0,6 % gefallen. Im Jahresvergleich ist der Umsatz des Einzelhandels in der Eurozone im Berichtsmonat um 2,9 % gesunken.

Die US-amerikanische Arbeitsproduktivität (im Nonfarm Business) ist im ersten Quartal saisonbereinigt und annualisiert um 2,6 % gestiegen. Erwartet wurde ein Anstieg um 2,5 %. Im vierten Quartal hatte das Plus noch bei 2,2 % gelegen.

Der US-amerikanische ISM Non-Manufacturing Index (NMI) für Mai notiert bei 51,7 %. Erwartet wurde der NMI im Bereich 51,0 bis 52,0 % nach zuvor 52,0 %.

Die US-amerikanischen Rohölvorräte (Crude Oil Inventories) sind in der vorangegangenen Woche um 4,8 Mio. Barrel gefallen, nach zuvor -8,8 Mio. Barrel.

Unser Kommentar:

Die gerade begonnene „Driving-Season“ zeigt erste Spuren. Die Lagerbestände beim Öl sinken wieder leicht. Angesichts der neuen Rekorde beim Öl ist jedoch auch in den USA schon bald mit wachsender Zurückhaltung der Autofahrer an den Zapfsäulen zu rechnen.

Donnerstag:

Der Auftragseingang ist im April in Deutschland auf Monatssicht saison- und preibereinigt um 0,5 % gegenüber Vormonat gestiegen. Erwartet wurde ein Anstieg in Höhe von 0,5 %. Im Vormonat war der Auftragseingang um 0,6 % gesunken.

Die Bank of England belässt die Zinsen unverändert bei 5,00 %.

Die Europäische Zentralbank (EZB) belässt die Leitzinsen bei 4,00 Prozent. Im Kampf gegen die Rekordinflation kündigt die Zentralbank für Juli aber die erste Zinserhöhung seit einem Jahr an. „Es ist nicht ausgeschlossen, dass der Rat die Zinsen beim nächsten Treffen im Juli um einen kleinen Betrag anheben wird.” Das sagte EZB-Präsident Jean-Claude Trichet, und weiter: „Es ist nicht sicher, aber es ist möglich.” Die Währungshüter seien „in einem Zustand erhöhter Alarmbereitschaft”. Ökonomen erwarten eine Zinsanhebung auf 4,25 Prozent.

Die Zahl der Erstanträge ist in den USA auf 357.000 gefallen. Erwartet wurden 370.000 neue Anträge nach zuvor 75.000 (revidiert von 372.000).

Die US-amerikanischen Erdgasvorräte ("Nat Gas Inventories") sind in der letzten Woche um 105 Bcf auf 1.806 Bcf gestiegen. In der vorangegangenen Woche waren die Bestände in den USA um 87 Bcf geklettert, im Vorjahr hatten sie bei 2.132 Bcf gelegen.

Freitag:
Die Produktion im verarbeitenden Gewerbe ist in Deutschland im April zum Vormonat preis- und saisonbereinigt unerwartet um 0,8 % gefallen. Erwartet wurde hingegen ein Anstieg in Höhe von 0,4 %. Im Vormonat war die Produktion um 0,5 % gesunken.

Die US-amerikanische Arbeitslosenquote liegt im Mai bei 5,5 %. Erwartet wurde die Quote mit 5,1 % nach 5,0 % im Vormonat.

Die Zahl der Beschäftigten (ohne Landwirtschaft) ist in den USA im Mai um 49.000 zurückgegangen. Erwartet wurde hingegen ein Rückgang um 52.000 bis 50.000 neue Arbeitsplätze. Der Vormonatsrückgang wurde von 20.000 auf nun 28.000 revidiert.

Die durchschnittlichen Stundenlöhne sind in den USA im Mai um 0,3 % gegenüber dem Vormonat gestiegen. Erwartet wurde ein Anstieg um 0,2 bis 0,3 %. Im Vormonat waren die Stundenlöhne um 0,1 % geklettert.

Der Großhandelsumsatz in den USA ist im April um 1,4 % gestiegen.

Die US-amerikanischen Lagerbestände im Großhandel sind gleichzeitig um 1,3 % geklettert. Erwartet wurde ein Anstieg im Bereich 0,5 bis 0,6 % nach zuvor -0,1 %. Damit wurde der Vormonatswert von veröffentlichten +0,1 % nach oben revidiert.

Das Verhältnis Lagerbestände gegenüber Umsatz (Inventories/Sales Ratio) liegt in den Staaten im Berichtsmonat bei 1,14.

Die US-amerikanischen Verbraucherkredite haben sich im April um 8,9 Mrd. US-Dollar ausgeweitet. Erwartet wurde ein Anstieg um 7,7 Mrd. US-Dollar. Zuvor war ein Anstieg um rund 13,1 Mrd. US-Dollar zu verzeichnen gewesen. Damit wurde der Vormonatswert von 15,3 Mrd. US-Dollar nach unten revidiert.

Unser Kommentar:

Auch der stärkste Anstieg der Arbeitslosenquote seit 22 Jahren war Mitverursacher für das Kursdebakel in den USA am Freitag. Kein Zweifel, das Tempo des Arbeitplatzabbaus hat zugelegt. Mit 5,5 Prozent ist die Arbeitslosigkeit in den USA aber immer noch vergleichsweise niedrig.

Wie wir die Lage jetzt einschätzen und was wir unseren Lesern raten, lesen Sie in der aktuellen Ausgabe des Antizyklischen Börsenbriefs, die in Kürze erscheint.

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Zum Autor:
Andreas Hoose ist Chefredakteur des Antizyklischen Börsenbriefs und Geschäftsführer des Antizyklischen Aktienclubs. Börsenbrief und Aktienclub, das komplette Servicepaket für die Freunde antizyklischer Anlagestrategien! Informationen finden Sie unter [Link "www.antizyklischer-börsenbrief.de" auf www.antizyklischer-b%C3%B6rsenbrief.de/... nicht mehr verfügbar] und www.antizyklischer-aktienclub.de

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