Kommentar
01:25 Uhr, 31.05.2008

Wirtschaftsdaten: Von Rezession keine Spur...

Börsianer haben es nicht leicht: Tag für Tag werden sie mit Wirtschaftsdaten überflutet. Um zur rechten Zeit die richtigen Entscheidungen treffen zu können, sollte man die wichtigsten Informationen nicht nur verstehen, sondern auch einzuordnen wissen.

Wir werden Sie in Zukunft an dieser Stelle über die wichtigsten Wirtschaftsdaten aus Europa und den USA informieren und erläutern, was die Informationen für die Börsen bedeuten.

Montag:

US Feiertag - Memorial Day: US-Börsen geschlossen

Dienstag:

Das deutsche saison- und kalenderbereinigte Quartalswachstum liegt bei 1,5 % nach +0,3 % im Vorquartal und +0,7 % im Quartal davor. Im entsprechenden Quartal des Vorjahres hatte das Wachstum in Deutschland 0,6 % betragen.

Gegenüber dem Vorjahresquartal ist das Bruttoinlandsprodukt um 1,8 % gestiegen. Im vorangegangenen Quartal hatte die deutsche Jahresleistung mit 1,6 % im Plus gelegen, im ersten Quartal des letzten Jahres bei +3,4 %.

Der für Juni vorausberechnete GfK Konsumklimaindex notiert bei 4,9 Punkten nach revidierten 5,6 Punkten (revidiert von 5,9) im Vormonat.

Der Konjunkturerwartungsindex ist im Berichtsmonat um 10 Punkte auf 13,4 zurückgegangen. Der Index für die Einkommenserwartung liegt aktuell bei -4,3 Punkten und damit 14,8 Zähler unter dem letzten Stand. Die Anschaffungsneigung war ebenfalls rückläufig mit einem Stand von -20,4 und damit 15,7 Zähler unter dem letzten Niveau.

Unser Kommentar:

Angesichts des schwierigen Umfeldes zeigt sich die Wirtschaft in Deutschland weiterhin erstaunlich robust. Auch die Bewertungen sind im historischen Vergleich günstig. Die schlechte Stimmung, abzulesen etwa am Konsumklimaindex, verhindert im Moment eine umfassende Erholung. Aus antizyklischer Sicht ist die gegenwärtige Zurückhaltung der Anleger aber eher positiv zu sehen: Je schlechter die Stimmung, desto besser. Nach der aktuellen Verschnaufpause an den Aktienmärkten dürften sich die Kurse mittelfristig wieder erholen.

Der US-amerikanische Index für das Verbrauchervertrauen notiert im Mai bei 57,2. Erwartet wurde er im Bereich 61,0. Damit steht der Index auf einem 16 Jahrestief. Im Vormonat hatte der Index für das US-Verbrauchervertrauen noch bei 62,8 notiert, womit die ursprüngliche Veröffentlichung von 62,3 nach oben revidiert wurde.

Unser Kommentar:

Die schlechte Stimmung unter den US-Verbrauchern dürfte auch den Politikern in den USA Sorgen bereiten. Man kann davon ausgehen, dass man in den kommenden Monaten alles tun wird, um die Stimmung wieder zu drehen. Ein sinkender Ölpreis etwa könnte maßgeblich hierzu beitragen. Erste Ansätze sind bereits zu erkennen. Auch jüngste Äußerungen aus dem Weißen Haus, wonach eine Rezession in den USA eher unwahrscheinlich ist, deuten in diese Richtung.

Die Zahl der Hausverkäufe ist in den USA im April um 3,3 % auf 526.000 zurückgegangen. Erwartet wurden 515.000 bis 520.000 Hausverkäufe. Im Monat zuvor waren 509.000 Hausverkäufe registriert worden. Damit wurde die zuvor veröffentlichte Zahl von 526.000 nach unten revidiert.

Mittwoch:

Die deutschen Einfuhrpreise sind im April zum Vorjahr um 5,7 % gestiegen nach zuletzt +5,7 % im März. Im Monatsvergleich sind die Preise auf der Importseite um 0,9 % geklettert nach zuvor +0,4 %. Ohne Erdöl und Mineralölerzeugnisse ist der Index der deutschen Einfuhrpreise auf Jahresbasis um 1,5 % gestiegen.

Die Ausfuhrpreise haben in Deutschland zum Vorjahresmonat um 2,2 % angezogen nach zuletzt +2,2 %. Auf Monatssicht legten die deutschen Exportpreise mit +0,3 % zu nach +0,2 % im Monat zuvor.

Die saisonbereinigte Leistungsbilanz für die Eurozone weist im März ein Defizit in Höhe von 15,3 Mrd. Euro aus, verglichen mit einem Plus von 7,5 Mrd. Euro im Vormonat (revidiert von zuvor veröffentlichten +4,3 Mrd. Euro). Ohne Bereinigung ergibt sich für den Berichtsmonat ein Defizit in Höhe von 7,8 Mrd. Euro.

Die Handelsbilanz weist ein Defizit in Höhe von 3,9 Mrd. Euro aus, die Dienstleistungsbilanz zeigt ein Plus von 3,6 Mrd. Euro, die Einkommensbilanz ein Defizit von 4,2 Mrd Euro. Das größte Defizit weist die Transferbilanz mit 10,8 Mrd. Euro aus.

Die US-amerikanischen Auftragseingänge für langlebige Wirtschaftsgüter sind im April um 0,5 % gefallen. Erwartet wurde eine Veröffentlichung im Bereich von -1,1 bis 0,5 %.

Donnerstag:

Der deutsche Großhandelsumsatz ist im April gegenüber dem Vorjahresmonat um nominal 15,7 % gestiegen, real gleichzeitig um 9,3 % geklettert nach zuvor -0,6 % bzw. real -6,4 %. Im kalender- und saisonbereinigten Vergleich zum Vormonat ist der Umsatz des Großhandels nominal um 1,3 % gestiegen, real hat er um 0,2 % gewonnen, nach -1,8 % bzw. -2,6 % im Vormonat.

Die Zahl der Arbeitslosen ist in Deutschland im Mai saisonbereinigt um 4.000 gestiegen, ohne Bereinigung sinkt die Zahl um rund 131.000 auf 3,283 Mio.. Das sind 529.000 weniger als noch vor einem Jahr. Die Arbeitslosenquote sinkt demnach im Mai um 0,3 Punkte auf 7,8 %, nach zuvor 8,1 %. Nach Angaben von Frank-Jürgen Weise, Vorstandschef der Bundesagentur für Arbeit, sollte „der leichte saisonbereinigte Anstieg der Arbeitslosigkeit nicht als erstes Anzeichen einer Eintrübung auf dem Arbeitsmarkt gewertet werden".

Die Geldmenge M3 in der Euro-Zone ist im April-Jahresvergleich um 10,6 % gestiegen nach zuvor +10,1 % (revidiert von +10,3 %). Das Dreimonatsmittel des M3-Wachstums liegt damit bei 10,7 %. Die Geldmenge M1 ist im Berichtsmonat im Vergleich zum Vorjahr nur noch um 2,5 % geklettert nach +2,9 % im Vormonat. Der Durchschnitt der letzten drei Monate liegt hier bei 3,0 %. Die Kreditvergabe im privaten Sektor ist gleichzeitig gegenüber dem Vorjahr um 10,6 % gestiegen nach einem 10,8 % Anstieg im Monat zuvor. Mit der aktuellen Veröffentlichung liegt das Dreimonatsmittel bei 10,8 %.

Der Gesamtindex zur europäischen Geschäfts- und Verbraucherstimmung für die Euro-Zone notiert im Mai bei 97,1 nach zuvor bereits 97,1. Erwartet wurde hingegen ein Rückgang auf 96,6. Das Industrievertrauen liegt im Berichtsmonat ebenfalls unverändert bei -2. Das Verbrauchervertrauen verliert hingegen überraschend deutlich auf -15 nach noch -12 im Vormonat.

Der Geschäftsklimaindex für die Eurozone notiert im März bei 0,54. Im Vormonat hatte der Geschäftsklimaindex bei 0,43 notiert. Die erste Veröffentlichung für April ist damit von 0,44 nach unten revidiert worden.

Das US-amerikanische Bruttoinlandsprodukt (BIP) ist in der vorläufigen Fassung für das erste Quartal um 0,9 % gestiegen. Damit wurde die offizielle Vorabschätzung von 0,6 % nach oben revidiert. Erwartet wurde eine Revision auf 0,9 bis 1,0 %. Im Quartal zuvor hatte das Wachstum 0,6 % betragen. Die persönlichen Ausgaben für den Konsum ("Personal Consumption Expenditures", PCE) sind laut vorläufigen Zahlen um 2,1 % gestiegen. Damit wurden diese von vorab veröffentlichten 2,2 % nach unten revidiert.

Die Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe ist in den USA auf 372.000 gestiegen. Erwartet wurden 370.000 neue Anträge nach zuvor 368.000 (revidiert von 365.000).

Unser Kommentar:

Wie die Wachstumszahlen für die US-amerikanische Wirtschaft ermittelt werden, entzieht sich unserer Kenntnis. Tatsache ist, dass die aktuellen Werte zwar auf eine Abschwächung der US-amerikanischen Konjunktur hindeuten, von einer Rezession, einer Schrumpfung der Wirtschaftsleistung also, kann aber bisher nach den offiziellen Daten keine Rede sein. Die wachsende Zahl an Arbeitslosen spricht jedoch eine andere Sprache. Ob man hier ein wenig Bilanzkosmetik betrieben hat, um im Vorfeld der US-Präsidentschaftswahlen für positive Stimmung unter den Wählern zu sorgen, das muss sich erst noch zeigen.

Die US-amerikanischen Rohölvorräte (Crude Oil Inventories) sind in der vorangegangenen Woche um 8,8 Mio. Barrel gesunken, nach zuvor -5,4 Mio. Barrel.

Die Benzinvorräte (Gasoline Inventories) haben sich in den USA im Wochenvergleich um 3,2 Mio. Barrel verringert, nach zuletzt einem Minus in Höhe von 800.000 Barrel.

Die Vorräte an Destillaten (Distillate Inventories), die auch das Heizöl beinhalten, sind gegenüber der Vorwoche in den Vereinigten Staaten um 1,6 Mio. Barrel geklettert, nach zuvor +700.000 Barrel.

Die US-amerikanischen Erdgasvorräte ("Nat Gas Inventories") sind in der letzten Woche um 87 Bcf auf 1.701 Bcf gestiegen. In der vorangegangenen Woche waren die Bestände in den USA um 85 Bcf gestiegen, im Vorjahr hatten sie bei 2.022 Bcf gelegen.

Freitag:

Der deutsche Einzelhandelsumsatz ist im April gegenüber dem Vorjahr nominal um 1,5 % gestiegen nach zuvor -4,2 % (revidiert von -3,7 %),real war ein Rückgang um 1,0 % zu verzeichnen, nach zuletzt noch -6,8 (revidiert von -6,3 %). Im kalender- und saisonbereinigten Vergleich zum Vormonat ist der Umsatz des Einzelhandels um nominal 1,3 % gesunken nach zuletzt noch -2,2 % und real um 1,7 % gefallen nach ebenfalls -2,2 % im Vormonat.

Die Arbeitslosenquote in der Euro-Zone bleibt im April bei 7,1 %, unverändert zum Vormonat.

Die offizielle Vorabschätzung für die Inflation in der Eurozone für Mai geht von einer Jahresteuerung von 3,6 % aus. Im Monat zuvor hatte die Jahresteuerung bei 3,3 % gelegen.

Die saisonbereinigten persönlichen Einkommen und Ausgaben in den USA wiesen im April 2008 einen verlangsamten Anstieg aus. So wuchsen die persönlichen Einkommen im Vormonatsvergleich um 0,2 Prozent, nachdem im Vormonat eine Zunahme um revidiert 0,4 (vorläufig: 0,3) Prozent verbucht worden war. Gleichzeitig kletterten die persönlichen Konsumausgaben um 0,2 Prozent, während sie im Vormonat noch um 0,4 Prozent zugelegt hatten.

Der Chicagoer Einkaufsmanager-Index weist für Mai 2008 erneut einen leichten Anstieg aus. Nach 48,3 Punkten im Vormonat wurden diesmal 49,1 Zähler erreicht. Volkswirte hatten lediglich einen Anstieg auf 48,5 Punkte prognostiziert.

Die Stimmung der US-Verbraucher hat sich nach Angaben der Universität Michigan im Mai 2008 etwas besser entwickelt als befürchtet: So verringerte sich der Gesamtindex auf 59,8 Punkte, während vorläufig sogar ein Rückgang auf 59,5 Punkte gemeldet worden war. Volkswirte waren von einer Abnahme auf 59,5 Punkte ausgegangen, nach 62,6 Punkten im Vormonat.

Wie wir die Lage jetzt einschätzen und was wir unseren Lesern raten, lesen Sie in der aktuellen Ausgabe des Antizyklischen Börsenbriefs, die kürzlich erschienen ist.

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Zum Autor:
Andreas Hoose ist Chefredakteur des Antizyklischen Börsenbriefs und Geschäftsführer des Antizyklischen Aktienclubs. Börsenbrief und Aktienclub, das komplette Servicepaket für die Freunde antizyklischer Anlagestrategien! Informationen finden Sie unter [Link "www.antizyklischer-börsenbrief.de" auf www.antizyklischer-b%C3%B6rsenbrief.de/... nicht mehr verfügbar] und www.antizyklischer-aktienclub.de

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