Wirtschaftsdaten: Verbraucher zwischen Wunsch und Wirklichkeit...
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Die Börsen nehmen wirtschaftliche Entwicklungen vorweg, so heißt es jedenfalls. Doch aktuell scheint es da ein Problem zu geben: Während sich wichtige Wirtschaftindikatoren wie der Chicagoer Einkaufsmanagerindex wieder deutlich abschwächen, steigen die Akteinkurse munter weiter. Es wird spannend sein, zu beobachten, wie das Ganze ausgeht. Montag:
Im Monats-Vergleich zum Vorjahr ist die Zahl der Beschäftigten im Bauhauptgewerbe in Deutschland im März zum Vorjahr um 3,0 % auf 676.000 gefallen, die Summe der geleisteten Arbeitsstunden ist gleichzeitig um 5,7 % auf 64,0 Mio. Stunden geklettert. Der Gesamtumsatz ist in gleicher Zeit um 1,5 % gesunken und betrug im Berichtsmonat 5,687 Mrd. Euro, während der Index des Auftragseingangs um 9,1 % auf 101,7 gefallen ist (2000 = 100).
Der ifo Geschäftsklimaindex für Deutschland notiert für Mai bei 84,2. Im Vormonat hatte er noch bei 83,7 gestanden. Erwartet wurde er hingegen im Bereich 85.
Der Index für die Geschäftslage notiert bei 82,5 nach zuvor 83,5 und erwarteten 84,5. Der Index zur Geschäftserwartung liegt nun bei 85,9 nach 83,9 im letzten Monat. Die Erwartung hatte hier im Bereich 85,4 gelegen.
Dienstag:
Die deutschen Einfuhrpreise sind im April zum Vorjahr um 8,6 % gesunken nach zuletzt -7,1 %. Im Monatsvergleich sind die Preise auf der Importseite um 0,8 % gefallen nach zuvor -0,4 %. Ohne Erdöl und Mineralölerzeugnisse ist der Index der deutschen Einfuhrpreise auf Jahresbasis um 3,4 % gesunken. Gegenüber dem Vormonat fiel der Index um 1,3 %.
Die Ausfuhrpreise haben in Deutschland zum Vorjahresmonat um 2,0 % nachgelassen nach zuletzt -1,7 %. Auf Monatssicht fielen die deutschen Exportpreise 0,1 % nach -0,4 % im Monat zuvor.
Das deutsche saison- und kalenderbereinigte Quartalswachstum liegt bei -3,8 % nach -2,2 % im Vorquartal.
Die saisonbereinigte Leistungsbilanz für die Eurozone weist im März ein Defizit in Höhe von 6,5 Mrd. Euro aus, verglichen mit einem Minus von 7,8 Mrd. Euro im Vormonat (revidiert von zuvor veröffentlichten -8,1 Mrd. Euro). Ohne Bereinigung ergibt sich für den Berichtsmonat ein Minus in Höhe von 3,5 Mrd. Euro.
Die Handelsbilanz weist ein Minus in Höhe von 1,6 Mrd. Euro aus, die Dienstleistungsbilanz zeigt ein Plus von 2,0 Mrd. Euro, die Einkommensbilanz einen Überschuss von 0,8 Mrd Euro und die Transferbilanz ein Minus von 7,6 Mrd. Euro.
Im Monatsvergleich sind die Auftragseingänge in der Euro-Zone im März um 0,8 % gefallen nach zuvor 0,0 %. Im Jahresvergleich sind die Auftragseingänge um 26,9 % gesunken nach -34,2 %.
Der US-amerikanische Chicago Fed National Activity Index notiert für April bei -2,06. Im Monat zuvor hatte er noch bei -3,36 gestanden. Damit wurde der Vormonatswert von -2,96 nach unten revidiert.
Der US-amerikanische Vertrauensindex notiert im Mai bei 54,9. Erwartet wurde er im Bereich 42. Im Vormonat hatte er bei 40,8 notiert. Damit wurde die ursprüngliche Veröffentlichung von 39,2 nach oben revidiert.
Unser Kommentar:
Die Verbraucher werden wieder deutlich zuversichtlicher. Das ist allerdings kein Wunder. Wenn die Aktienkurse steigen, dann hebt das auch die Stimmung bei den Menschen. Die Frage ist nur, WARUM die Aktienkurse steigen, und ob das Ganze auf solidem Fundament steht. Zweifel sind angebracht. Wichtige Indikatoren, wie etwa der Einkaufmanagerindex für Chicago, drehen bereits wieder nach unten ab. Es ist daher zu befürchten, dass an der Börse nur ein Strohfeuer abgebrannt wird und auch die Stimmung bei den Verbrauchern schon bald wieder drehen könnte.
Mittwoch:
Die Zahl der Neuzulassungen bei den leichten Nutzfahrzeugen bis 3,5 t ist im April in der EU verglichen mit dem Vorjahr um 42,3 % gesunken. Gleichzeitig fielen die Neuzulassungen bei den Nutzfahrzeugen über 3,5 t um 43,5 %. Bei den Lastkraftwagen über 16 t wurde ein Rückgang der Zulassungen um 47,0 % registriert, während bei Bussen über 3,5 t auf das Jahr gesehen 35,3 % weniger Zulassungen zu verzeichnen waren.
Die Zahl der US-amerikanischen Hausverkäufe ist im April auf 4,68 Mio. gestiegen. Im Vorfeld war mit einem Bereich von 4,65 Mio. gerechnet worden. Im Monat zuvor waren 4,55 Mio. Häuser verkauft worden. Damit wurde der Vormonatswert von 4,57 Mio. nach unten revidiert.
Donnerstag:
Die Zahl der Erwerbstätigen mit Wohnort in Deutschland liegt im April in Deutschland gemäß der ILO-Arbeitsmarktstatistik bei 39,6 Mio. und damit um 0,3 % unter dem Vorjahresniveau. Zum Vormonat sank die Zahl der Erwerbstätigen um 0,2 %. Saisonbereinigt blieb ein Minus von 0,1 %.
Der Gesamtindex für die Euro-Zone notiert im Mai bei 69,3 nach zuvor 67,2. Das Industrievertrauen liegt im Berichtsmonat bei -34 nach zuvor noch -35. Das Verbrauchervertrauen notiert zur gleichen Zeit bei -31 nach -31 im Vormonat.
Die US-amerikanischen Auftragseingänge für langlebige Wirtschaftsgüter sind im April um 1,9 % gestiegen. Erwartet wurde hingegen ein Plus im Bereich von 0,5 %. Im Vormonat waren die Auftragseingänge bei den langlebigen Wirtschaftsgütern noch um 2,1 % zurückgegangen. Damit wurde der Vormonatswert von zuvor veröffentlichten -0,8 % revidiert. Auf Jahressicht kam es zu einem Rückgang um fast 28 3%.
Die Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe ist in den USA auf 623.000 gestiegen . Erwartet wurden 635.000 neue Anträge nach zuvor 636.000 (revidiert von 631.000).
Die Zahl der Hausverkäufe ist in den USA im April auf 352.000 gestiegen. Erwartet wurden 363.000 Hausverkäufe. Im Monat zuvor waren 351.000 Hausverkäufe registriert worden. Damit wurde die zuvor veröffentlichte Zahl von 356.000 nach unten revidiert.
Unser Kommentar:
Die Erholung des Arbeitsmarktes kommt nicht voran. Mit deutlich mehr als 600.000 Erstanträgen weist der Indikator weiterhin tiefstes Rezessionsniveau aus. In „normalen“ Zeiten werden rund 400.000 Erstanträge verzeichnet. Für die Konjunktur ist das kein gutes Zeichen: Je mehr Menschen ohne Job sind, desto anfälliger ist die US-amerikanische Konjunktur, die wie kaum eine andere von den Ausgaben der Verbraucher bestimmt wird.
Weiterhin schwach präsentiert sich auch der Immobilienmarkt in den USA, eine der Schlüsselpositionen überhaupt für eine erfolgreiche konjunkturelle Erholung. Beides zusammen, Schwäche am Arbeitsmarkt und bei den Immobilien, könnte schon bald wieder für fallende Kurse an den Börsen führen.
Die US-amerikanischen Erdgasvorräte ("Nat Gas Inventories") sind in der letzten Woche um 106 Bcf auf 2.213 Bcf gestiegen. In der vorangegangenen Woche waren die Bestände in den USA auf 2.107 (revidiert von 1.602) geklettert, im Vorjahr hatten sie bei 1.689 Bcf gelegen.
Freitag:
Der deutsche Einzelhandelsumsatz ist im April gegenüber dem Vorjahr nominal um 0,9 % gefallen nach zuvor -1,2 % (revidiert von -1,8 %),real war ein Rückgang um 0,8 % zu verzeichnen, nach zuletzt ebenfalls -0,8 % (revidiert von -1,5 %).
Im kalender- und saisonbereinigten Vergleich zum Vormonat ist der Umsatz des Einzelhandels um nominal 0,9 % geklettert nach zuletzt noch -0,6 %, real um 0,5 % gestiegen nach -0,4 % im Vormonat.
Die Geldmenge M3 ist im April-Jahresvergleich um 4,9 % gestiegen nach zuvor 5,0 % (revidiert von 5,1 %). Das Dreimonatsmittel des M3-Wachstums liegt bei 5,2 % nach zuletzt 5,6 %.
Die Geldmenge M1 ist im Berichtsmonat im Vergleich zum Vorjahr um 8,4 % geklettert nach +5,9 % im Vormonat. Der Durchschnitt der letzten drei Monate liegt hier bei 6,9 %.
Die Kreditvergabe im privaten Sektor ist gleichzeitig gegenüber dem Vorjahr um 2,4 % gestiegen nach einem 3,2 % Abfall im Monat zuvor. Mit der aktuellen Veröffentlichung liegt das Dreimonatsmittel bei 3,3 %.
Die offizielle Vorabschätzung für die Inflation in der Eurozone für Mai geht von einer Jahresteuerung von 0,0 % aus. Im Monat zuvor hatte die Jahresteuerung bei 0,6 % gelegen.
Unser Kommentar:
Das war eine wirkliche Überraschung: Während viele Kommentatoren von drohender Inflation sprechen, geschieht in der Praxis das Gegenteil dessen, was man angesichts rekordtiefer Zinsen erwarten sollte: Die Inflation steigt nicht, sondern sie fällt. Es könnt esen, dass uns das Thema Deflation noch länger beschäftigen wird als erwartet.
Das US-amerikanische Bruttoinlandsprodukt (BIP) ist in der vorläufigen Fassung für das erste Quartal um 5,7 % gefallen.
Die Unternehmensgewinne in den USA sind zum Vorquartal um 42,6 Mrd. US-Dollar gestiegen. Im Quartal zuvor waren sie noch um 250,3 Mrd. US-Dollar gefallen.
Der Konsumklimaindex der Uni Michigan für den Mai wurde auf 68,7 korrigiert (vorher: 67,9). Erwartet wurde eine Verbesserung auf 68,0.
Der Chicagoer Einkaufsmanagerindex fiel im Mai auf 34,9 (April: 40,1). Analysten hatten mit einem Anstieg auf 42,0 Punkte gerechnet.
Unser Kommentar:
Der Einkaufsmanager Index für die Region Chicago gilt als einer der Schlüsselindikatoren für die US-Konjunktur. In der Umfrage werden sieben Indikatoren untersucht und unterschiedlich gewichtet: Beschäftigung, Produktion, Auftragseingänge, Zulieferer, Auftragsrückstände, bezahlte Preise und Lagerbestände. Ein Indexwert über 50 Punkten signalisiert einen konjunkturellen Aufschwung, Indexwerte unter 50 Punkte weisen auf eine schrumpfende Wirtschaft hin. Sollte der ISM-Index für das verarbeitende Gewerbe in der kommenden Woche ähnlich schwach ausfallen, dürfte es an den Börsen wieder ruppiger werden.
Wie wir die Lage jetzt einschätzen und was wir unseren Lesern raten, lesen Sie in der aktuellen Ausgabe des Antizyklischen Börsenbriefs, die in Kürze erscheint.
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Zum Autor:
Andreas Hoose ist Chefredakteur des Antizyklischen Börsenbriefs, einem Service der BörseGo AG, und Geschäftsführer des Antizyklischen Aktienclubs. Börsenbrief und Aktienclub, das komplette Servicepaket für die Freunde antizyklischer Anlagestrategien! Informationen finden Sie unter www.antizyklischer-boersenbrief.de und www.antizyklischer-aktienclub.de
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