Wirtschaftsdaten: Trügerische (?) Hoffnungssignale vom ZEW-Index...
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Das Konjunkturpaket der Bundesregierung erhält bereits jede Menge Vorschusslorbeeren: Der ZEW-Index ist auf das höchste Niveau seit Herbst 2007 geklettert, weil die Experten davon ausgehen, dass die Maßnahmen der Regierung greifen werden. Allerdings haben sich eben jene Experten in der Vergangenheit bei der Einschätzung dieser Krise in schöner Regeölmäßigkeit total verrechnet. Warten wir deshalb erst einmal ab...
Montag:
Die Produktion im Baugewerbe ist im Bereich der Eurozone im November um 1,1 % gefallen. Die Produktion des Vormonats lag bei -0,1 %. Im Jahresvergleich ist die Bauproduktion um 4,7 % gesunken nach zuletzt -4,3 % (revidiert von -4,0 %).
Dienstag:
Die saisonbereinigte Leistungsbilanz für die Eurozone weist im Oktober ein Defizit in Höhe von 6,4 Mrd. Euro aus, verglichen mit einem Defizit von 8,8 Mrd. Euro im Vormonat (revidiert von zuvor veröffentlichten 6,4 Mrd. Euro). Ohne Bereinigung ergibt sich für den Berichtsmonat ein Minus in Höhe von 4,8 Mrd. Euro. Die Handelsbilanz weist ein Überschuss in Höhe von 1,0 Mrd. Euro aus, die Dienstleistungsbilanz zeigt ein Plus von 2,8 Mrd. Euro, die Einkommensbilanz ein Defizit von 0,4 Mrd Euro und die Transferbilanz ein Minus von 9,7 Mrd. Euro.
Der ZEW Konjunkturindex für Deutschland notiert im Januar bei -31,0. Erwartet wurde der Index mit -42,5. Im Monat zuvor hatte er noch bei -45,2 gelegen. Den historische Mittelwert des Konjunkturindikators gibt das ZEW mit 26,5 Punkten an. Die aktuelle konjunkturelle Lage Deutschlands hat sich nach Angaben des ZEW auf -77,1 Zähler verringert von noch -64,5 im Monat zuvor.
Unser Kommentar:
Die Konjunkturerwartungen von Finanzanalysten und institutionellen Investoren für Deutschland haben sich im Januar überraschend deutlich aufgehellt. Der Wert von minus 31,0 (von minus 45,2 Punkten im Dezember) ist der höchste Indexstand seit Oktober 2007 (damals minus 18,1). Analysten hatten für Januar lediglich eine leichte Verbesserung auf minus 44,0 Punkte vorhergesagt.
Der Index, der die aktuelle Konjunkturlage abbildet, fiel allerdings auf minus 77,1 Punkte von minus 64,5 im Dezember. Die Prognose hatte hier auf minus 75,0 gelautet. Die aktuelle Lageeinschätzung notiert damit auf dem niedrigsten Stand seit Dezember 2003 (damals minus 83,7).
Nach Ansicht der ZEW-Experten sind die gestiegenen Erwartungen zum Teil auf das zweite Konjunkturpaket der Bundesregierung zurückzuführen. Offenbar rechnen die befragten Experten vor allem für das Baugewerbe mit positiven Auswirkungen rechnen. Außerdem dürfte die Zinssenkungspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) einen Beitrag zur Stützung der Konjunktur leisten.
Das Rettungspaket soll es also richten. Es bleibt abzuwarten, ob die Erwartungen erfüllt werden können: Während in den USA insgesamt rund 1,5 Billionen US-Dollar für die Stützung der Konjunktur ausgegeben werden, begnügt sich der Exportweltmeister mit vergleichsweise bescheidenen 80 Milliarden Euro. Die Konjunkturerwartung für die Eurozone verbesserte sich zum Vormonat um 15,3 Punkte und notiert im Berichtsmonat bei nun -30,8 Zählern. Die aktuelle Konjunkturlage im Euroraum verliert 13,5 Zähler auf nunmehr -84,7 Punkte.
Der US-amerikanische State Street Investor Confidence Index notiert im Januar bei 60,3. Einen Monat zuvor hatte der Index noch bei 48,2 gestanden. Damit wurde der Vormonatswert von 48,0 leicht nach oben revidiert.
Mittwoch:
Der US-amerikanische Housing Market Index notiert im Januar bei 8. Damit wurde ein neuer Rekordtiefstand erreicht. Erwartet wurde der Index hingegen mit einem unverändertem Stand von 9. Im November und Dezember hatte der Index auf diesem Level notiert.
Donnerstag:
Im Monatsvergleich sind die Auftragseingänge in der Euro-Zone im November um 4,5 % gefallen nach zuvor -5,7 %. Im Jahresvergleich sind die Auftragseingänge um 26,2 % gesunken nach -15,1 %.
Die Leistungsbilanz für den Bereich aller EU Mitgliedsstaaten weist in der zweiten Veröffentlichung für das dritte Quartal ein Defizit in Höhe von 39,5 Mrd. Euro aus. Im vorangegangenen Quartal hatte das Defizit bei 29,6 Mrd. Euro gelegen, im Vergleichsquartal des Vorjahres bei -9,7 Mrd. Euro.
Die Dienstleistungsbilanz der EU zeigt im dritten Quartal in der zweiten Veröffentlichung einen Überschuss in Höhe von 19,3 Mrd. Euro. Im Quartal zuvor war ein Überschuss in Höhe von 21,4 Mrd. Euro verzeichnet worden, im Vergleichsquartal ein Jahr zuvor ein Plus von 23,5 Mrd. Euro
Die Zahl der Wohnbaubeginne liegt in den USA im Dezember bei 550.000 und ist damit um 15,5 % zurückgegangen. Erwartet wurden 605.000 bis 610.000 für Dezember. Im Monat zuvor waren es 651.000 gewesen. Damit wurde der Vormonatswert von zuvor veröffentlichten 625.000 nach oben revidiert.
Unser Kommentar:
Der US-Immobilienmarkt kommt einfach nicht zur Ruhe: Die Zahl der Baubeginne fällt immer weiter, diesmal um 15,5 Prozent. Analysten hatten lediglich einen Rückgang um 4,0 Prozent prognostiziert. Damit bleibt die Wirtschaftskrise ihrem altbekannten Muster treu: Die Prognosen der Experten werden förmlich pulverisiert. Das sehen wir nun schon seit Monaten. Die Daten sind meist weitaus schlechter als es die Experten vermutet hatten. Interessant wird sein, zu bebachten, wann die Experten anfangen, nach unten zu übertreiben. Vielleicht ist das dann das Ende der Krise. Aber nur vielleicht.
Vorerst ist davon jedoch nichts zu erkennen: Derzeit drückt der dramatisch ansteigende Abbau an Arbeitsplätzen zusätzlich auf die Hauspreise. Es ist gut möglich, dass sich die Konjunktur in den USA erst wieder stabilisiert, wenn auch der Immobilienmarkt nicht mehr weiter fällt.
Die Zahl der US-amerikanischen Wohnbaugenehmigungen liegt im Dezember bei 549.000, ein Minus von 10,7 % zum Vormonat. Erwartet wurden 600.000 bis 610.000. Im Monat davor waren es 615.000 gewesen. Damit wurde der Vormonatswert von ehemals veröffentlichten 616.000 leicht nach unten revidiert.
Die Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe ist in den USA auf 589.000 gestiegen. Erwartet wurden 548.000 neue Anträge nach zuvor 527.000 (revidiert von 524.000).
Die US-amerikanischen Rohölvorräte (Crude Oil Inventories) sind in der vorangegangenen Woche um 6,1 Mio. Barrel gestiegen, nach zuvor +1,2 Mio. Barrel.
Die Benzinvorräte (Gasoline Inventories) haben sich in den USA im Wochenvergleich um 6,5 Mio. Barrel ausgeweitet, nach zuletzt einem Plus in Höhe von 2,1 Mio. Barrel.
Die Vorräte an Destillaten (Distillate Inventories), die auch das Heizöl beinhalten, sind gegenüber der Vorwoche in den Vereinigten Staaten um 800.000 Barrel geklettert, nach zuvor +6,4 Mio. Barrel.
Freitag:
Die Zahl der Neuzulassungen bei den leichten Nutzfahrzeugen bis 3,5 t ist im Dezember in der Euro-Zone verglichen mit dem Vorjahr um 26,3 % gesunken. Gleichzeitig fielen die Neuzulassungen bei den Nutzfahrzeugen über 3,5 t um 14,7 %. Bei den Lastkraftwagen über 16 t wurde ein Rückgang der Zulassungen um 15,4 % registriert, während bei Bussen über 3,5 t auf das Jahr gesehen 7,5 % weniger Zulassungen zu verzeichnen waren.
Im Monats-Vergleich zum Vorjahr ist die Zahl der Beschäftigten im Bauhauptgewerbe in Deutschland im November zum Vorjahr um 1,8 % auf 710.000 gefallen, die Summe der geleisteten Arbeitsstunden ist gleichzeitig um 7,8 % auf 72,4 Mio. Stunden zurückgegangen. Der Gesamtumsatz ist in gleicher Zeit um 0,1 % angestiegen und betrug im Berichtsmonat 8,437 Mrd. Euro, während der Index des Auftragseingangs um 17,4 % auf 58,4 gefallen ist (2000 = 100).
Im Jahr 2008 insgesamt ist die Beschäftigtenzahl jedoch um 1,1 % auf durchschnittlich 706.000 gesunken, während die geleisteten Arbeitsstunden um 1,1 % auf 790,6 Mio. gefallen waren. Der Gesamtumsatz stieg bis dahin um 6,4 % auf 78,695 Mrd. Euro., der Index des Auftragseingangs fiel um 3,8 % auf im Durchschnitt 75,2.
Der deutsche Einkaufsmanagerindex notiert in der ersten Veröffentlichung für Januar im verarbeitenden Gewerbe bei 32,0. Im Vorfeld war bereits mit einem Stand in dieser Höhe gerechnet worden.
Der deutsche Dienstleistungsindex für Januar notiert in der ersten Veröffentlichung bei 45,4. Erwartet wurde der Index im Bereich 45,3 bis 45,5. Im Vormonat hatte er noch bei 46,6 gestanden.
Der Einkaufsmanagerindex im Bereich der Dienstleistungen für die Eurozone liegt nach der ersten offiziellen Schätzung bei 42,5, nach zuletzt noch 42,1. Erwartet wurde der Index jedoch mit 41,5.
Der Einkaufsmanagerindex für die Eurozone notiert in der ersten Veröffentlichung für Januar im verarbeitenden Gewerbe bei 34,5. Im Vorfeld war hingegen mit einem Stand von 33,4 bis 33,5 gerechnet worden.
Der Einkaufsmanagerindex für die Eurozone notiert in der ersten Veröffentlichung für Januar insgesamt bei 38,5. Im Vormonat hatte er bei 38,2 gelegen. Gerechnet wurde für die aktuelle Veröffentlichung mit einem Stand von 38,0.
Der belgische Geschäftsklimaindex ist im Januar überraschend auf -27,7 gestiegen von -31,3 im Monat zuvor. Dem Index wird eine große Indikatorwirkung in Bezug auf den EU Wert zugesprochen.
Die US-amerikanischen Erdgasvorräte ("Nat Gas Inventories") sind in der letzten Woche um 176 Bcf auf 2.560 Bcf zurückgegangen. In der vorangegangenen Woche waren die Bestände in den USA um 94 Bcf geschrumpft, im Vorjahr hatten sie bei 2.580 Bcf gelegen.
Wie wir die Lage jetzt einschätzen und was wir unseren Lesern raten, lesen Sie in der aktuellen Ausgabe des Antizyklischen Börsenbriefs, die in Kürze erscheint.
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Zum Autor:
Andreas Hoose ist Chefredakteur des Antizyklischen Börsenbriefs und Geschäftsführer des Antizyklischen Aktienclubs. Börsenbrief und Aktienclub, das komplette Servicepaket für die Freunde antizyklischer Anlagestrategien! Informationen finden Sie unter [Link "www.antizyklischer-börsenbrief.de" auf www.antizyklischer-b%C3%B6rsenbrief.de/... nicht mehr verfügbar] und www.antizyklischer-aktienclub.de
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