Kommentar
18:56 Uhr, 20.02.2009

Wirtschaftsdaten: Tiefpunkt erst im Jahr 2011?

Die Wirtschaftsdaten sind auf bereiter Front eine einzige Katastrophe. Einziger Lichtblick war in dieser Woche eine leichte Verbesserung beim ZEW-Indikator. Doch daraus ein Ende der Krise für den Sommer dieses Jahres abzuleiten, dürfte reichlich früh sein: Zahlreiche Konjunkturdaten markieren ein Rekordtief nach dem anderen. Ein Ende ist bislang nicht in Sicht.

Montag:

Im Vergleich zum Vorjahr ist die Zahl der Beschäftigten im Bereich des verarbeitenden Gewerbes in Deutschland insgesamt in 2008 um 2,4 % auf 5,4 Mio. gestiegen. Gleichzeitig wurden 2,1% mehr, nämlich insgesamt 8.361 Mrd., Arbeitsstunden registriert.

Dienstag:

Der ZEW Konjunkturindex für Deutschland notiert im Februar überraschend bei -5,8. Erwartet wurde der Index mit -25. Im Monat zuvor hatte er noch bei -31,0 gelegen. Den historische Mittelwert des Konjunkturindikators gibt das ZEW mit +26,4 Punkten an. Die aktuelle konjunkturelle Lage Deutschlands hat sich nach Angaben des ZEW auf -86,2 Zähler verringert von noch -77,1 im Monat zuvor.

Die Konjunkturerwartung für die Eurozone verbesserte sich zum Vormonat um 22,1 Punkte und notiert im Berichtsmonat bei nun -8,7 Zählern. Die aktuelle Konjunkturlage im Euroraum verliert 6,3 Zähler auf nunmehr -91,0 Punkte.

Unser Kommentar:

"Derzeit geht es mit der Konjunktur weiter bergab. Das Erreichen der Talsohle wird allerdings in den nächsten Monaten erwartet. Ab Mitte des Jahres schickt sich die Konjunktur dann an, sich allmählich aus dem Tief zu befreien. Ein Hoffnungsschimmer - nicht mehr, aber auch nicht weniger," so kommentierte ZEW-Präsident Wolfgang Franz die aktuellen Zahlen.

Neben dem ZEW-Indikator und dem Ifo-Geschäftsklima-Index muss man weitere Indikatoren zur Bestätigung einer Trendwende in der Konjunkturentwicklung heranziehen. Hierzu gehören die Zinspolitik der EZB, die Erhebungen unter den EU-Einkaufsmanagern und die Auftragseingänge in der Industrie. Darüber hinaus sollte wegen der starken Exportabhängigkeit der deutschen Industrie die Entwicklung der größten Außenhandelspartner, Frankreich, Großbritannien und USA, aufmerksam beobachtet werden.

Wir wären weiterhin vorsichtig: Seit Monaten künden scheinbar berufene Fachleute vom Ende der Krise. In der Realität werden die Prognosen immer wieder von den harten Fakten eingeholt - und deutlich unterschritten. Wir rechnen mit dem Tiefpunkt der Weltwirtschaftskrise nicht vor Mitte 2011.

Die Handelsbilanz der Euro-Zone weist in der ersten Schätzung für Dezember ein Defizit von 0,7 Mrd. Euro aus verglichen mit einem Minus in Höhe von 3,9 Mrd. Euro ein Jahr zuvor. Das Defizit des Vormonats wurde auf 5,8 Mrd Euro revidiert von zuvor veröffentlichten -7,0 Mrd. Euro. Die Ausfuhren sind im Berichtsmonat zum Vormonat saisonbereinigt um 0,9 %, die Einfuhren sogar um 3,9 % zurückgegangen.

Der New York Empire State Index der New York Fed notiert im Februar bei -34,65 und ist damit überraschend deutlich um 12 Punkte auf ein neues Rekordtief gefallen. Erwartet wurde hingegen ein etwa unveränderter Stand im Bereich -22 bis -24. Im Vormonat hatte er noch bei -22,20 gestanden.

Der US-amerikanische State Street Investor Confidence Index notiert im Februar bei 72,9. Einen Monat zuvor hatte der Index noch bei 60,2 gestanden. Damit wurde der Vormonatswert von 60,3 leicht nach unten revidiert.

Der US-amerikanische Housing Market Index notiert im Februar bei 9. Im Vormonat hatte er noch bei 8 gestanden. Erwartet wurde der Index quasi unverändert im Bereich von 8 Zählern.

Unser Kommentar:

Auch der New York Empire State Index ist auf eine neue Rekord-Tief gefallen. Das ist deshalb bemerkenswert, weil der Index ein Indikator für die gesamtwirtschaftliche Entwicklung in den USA ist: Kein Ende der Krise in Sicht.

Mittwoch:

Der Weltwirtschaftsklimaindikator für das erste Quartal ist auf 50,1 zurückgegangen von noch 60,0 im vierten Quartal. Ein Jahr zuvor hatte der Wirtschaftsklimaindex noch bei 90,4 gestanden.

Der Index für die aktuelle Lage notiert bei 45,7 nach noch 67,6 im Vorquartal. Im Vergleichsquartal des Vorjahres hatte der Indikator bei 109,6 notiert.

Der Indikator für die Erwartungen steigt hingegen erstmalig seit fünf Quartalen wieder leicht und notiert bei 54,4 nach 52,6 im vierten Quartal 2008. Im entsprechenden Quartal vor einem Jahr lag der Indikator noch bei 71,9.

Die Produktion im Baugewerbe ist im Bereich der Eurozone im Dezember um 2,2 % gefallen. Die Produktion des Vormonats wurde auf nun -1,7 % und damit weiter ins Minus revidiert. Im Jahresvergleich ist die Bauproduktion um 10,1 % gesunken nach zuletzt -5,1 % (revidiert von -4,7 %).

Die Zahl der US-amerikanischen Wohnbaugenehmigungen liegt im Januar bei 521.000, ein Minus von 4,8 % zum Vormonat. Erwartet wurden 525.000. Im Monat davor waren es 547.000 gewesen. Damit wurde der Vormonatswert von ehemals veröffentlichten 549.000 nach unten revidiert.

Die Zahl der Wohnbaubeginne liegt in den USA im Januar bei 466.000 und ist damit um 16,8 % zurückgegangen. Erwartet wurden hingegen 530.000 Baubeginne.

Unser Kommentar:

Die Wohnbaugenehmigungen und auch die tatsächlich begonnenen Bauvorhaben brechen weiter ein. Die aktuellen Zahlen sind (wieder einmal) deutlich schlechter ausgefallen als es die Experten im Vorfeld erwartet hatten. Die Krise bleibt sich treu.

Die US-amerikanischen Exportpreise sind im Januar insgesamt um 0,5 % gestiegen nach zuvor -2,2 % (revidiert von -2,3 %). Ohne landwirtschaftliche Erzeugnisse sind die Ausfuhrpreise unverändert geblieben nach zuletzt -1,9 %.

Die US-amerikanischen Importpreise sind im Januar um 1,1 % gefallen nach zuletzt -5,0 % (revidiert von -4,2 %). Ohne Öl sind die Einfuhrpreise in den Vereinigten Staaten um 0,8 % gesunken nach zuvor -1,1 %.

Die US-amerikanische Industrieproduktion ist im Januar um 1,8 % gefallen. Erwartet wurde ein Rückgang im Bereich -1,4 %. Im Vormonat war die Industrieproduktion in den Vereinigten Staaten um 2,4 % zurückgegangen. Damit wurde der im letzten Monat veröffentlichte Wert von -2,0 % weiter ins Minus revidiert.

Die US-amerikanische Kapazitätsauslastung liegt im Januar bei 72,0 %. Im Monat zuvor hatte sie noch bei 73,3 % gelegen. Damit wurde der zuletzt veröffentlichte Wert von 73,6 % nach unten revidiert.

Donnerstag:

Die US-amerikanischen Erzeugerpreise sind im Januar um 0,8 % gestiegen. Erwartet wurde ein Anstieg im Bereich von 0,2 bis 0,3 %. Im Monat zuvor waren die Preise der Erzeuger um 1,9 % gefallen.

Die Kernrate der US Produzentenpreise ist um 0,4 % gestiegen. Erwartet wurde hier ein schwaches Plus von 0,1 % nach zuletzt noch +0,2 %.

Die Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe ist in den USA bei 627.000 geblieben. Erwartet wurden 620.000 neue Anträge nach zuvor 627.000 (revidiert von 623.000).

Die US-amerikanischen Frühindikatoren sind im Januar um 0,4 % gestiegen. Erwartet wurde ein Bereich leichter Anstieg bis +0,1 %. Im Vormonat war ein Plus in Höhe von 0.2 % verzeichnet worden. Damit wurde der Vormonatswert von 0,3 % nach unten revidiert.

Der Philly Fed Index notiert im Januar bei -41,3. Erwartet wurde er im Bereich -26. Im Vormonat hatte er bei -24,3 gestanden.

Die US-amerikanischen Erdgasvorräte ("Nat Gas Inventories") sind in der letzten Woche um 24 Bcf auf 1.996 Bcf zurückgegangen. In der vorangegangenen Woche waren die Bestände in den USA um 159 Bcf geschrumpft, im Vorjahr hatten sie bei 1.819 Bcf gelegen.

Die US-amerikanischen Rohölvorräte (Crude Oil Inventories) sind in der vorangegangenen Woche um 200.000 Barrel gefallen, nach zuvor +4,7 Mio. Barrel.

Die Benzinvorräte (Gasoline Inventories) haben sich in den USA im Wochenvergleich um 1,1 Mio. Barrel ausgeweitet, nach zuletzt einem Minus in Höhe von 2,6 Mio. Barrel.

Die Vorräte an Destillaten (Distillate Inventories), die auch das Heizöl beinhalten, sind gegenüber der Vorwoche in den Vereinigten Staaten um 800.000 Barrel gefallen, nach zuvor -1,0 Mio. Barrel.

Freitag:

Der deutsche Einkaufsmanagerindex notiert in der ersten Veröffentlichung für Februar im verarbeitenden Gewerbe bei 32,2. Im Vorfeld war hingegen mit einem Stand von 32,5 gerechnet worden, nach zuvor 32,0.

Der deutsche Dienstleistungsindex für Februar notiert in der ersten Veröffentlichung bei 41,6. Erwartet wurde der Index bei 45,0. Im Vormonat hatte er noch bei 45,2 gestanden.

Der Einkaufsmanagerindex für die Eurozone notiert in der ersten Veröffentlichung für Februar insgesamt bei 36,2. Erwartet wurde der Gesamtindex bei 38,5. Im Vormonat hatte er noch bei 38,3 gelegen.

Der Einkaufsmanagerindex für die Eurozone notiert in der ersten Veröffentlichung für Februar im verarbeitenden Gewerbe bei 33,6. Im Vorfeld war hingegen mit einem Stand von 35 gerechnet worden.

Der Einkaufsmanagerindex für die Dienstleistungen wurde in der vorläufigen Ausgabe mit 38,9 angegeben. Hier war allerdings mit einem Stand von 42,4 gerechnet worden.

Unser Kommentar:

Der Einkaufsmanagerindex für die Eurozone hat überraschend ein neues Rekordtief markiert. Der Abschwung könnte auch Deutschland stärker treffen als bislang befürchtet, glauben Experten. Die Stimmung der Einkaufsmanager in der Eurozone hat sich im Februar überraschend deutlich eingetrübt. Volkswirte hatten sich wieder einmal verkalkuliert: Die Experten hatten mit einem Anstieg gerechnet.
Die Tatsache, dass sich auch ausgewiesene Prognose-Spezialisten immer noch viel zu sehr auf der positiven Seite verschätzen, ist Beleg dafür, dass diese Krise noch lange nicht am Ende ist. Das Ende dürfte erst erreicht ein, wenn die Experten mehrheitlich nach unten übertreiben.

Die US-amerikanischen Verbraucherpreise sind im Januar um 0,3 % gestiegen. Erwartet wurde ein Anstieg um 0,2 bis 0,3 %. Im Monat zuvor waren die Preise der Konsumenten um 0,8 % gesunken. Damit wurde der Vormonatswert leicht von zunächst veröffentlichten -0,7 % weiter ins Minus revidiert. Auf das Jahr gesehen blieben die US Verbraucherpreise unverändert.

Die Kernrate ist in den USA um 0,2 % gestiegen. Gerechnet wurde mit einem leichten Anstieg bis um 0,1 %. Im Vormonat war die Kernrate unverändert geblieben. Gegenüber dem Vorjahresmonat ist die Kernrate um +1,7 % geklettert.

Unser Kommentar:

Vor dem Hintergrund der starken Rückgänge bei den Preisen für Energie ist der Anstieg bei den Verbraucherpreisen ein Warnsignal: Möglicherweise zeigen sich hier erste Anzeichen einer wieder anziehenden Inflation. Sollten die Notenbanken im Zuge dessen gezwungen sein, die Zinsen anzuheben, dürfte die Krise einen weiteren Gang höher schalten.

Wie wir die Lage jetzt einschätzen und was wir unseren Lesern raten, lesen Sie in der aktuellen Ausgabe des Antizyklischen Börsenbriefs, die in Kürze erscheint.

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Zum Autor:
Andreas Hoose ist Chefredakteur des Antizyklischen Börsenbriefs und Geschäftsführer des Antizyklischen Aktienclubs. Börsenbrief und Aktienclub, das komplette Servicepaket für die Freunde antizyklischer Anlagestrategien! Informationen finden Sie unter [Link "www.antizyklischer-börsenbrief.de" auf www.antizyklischer-b%C3%B6rsenbrief.de/... nicht mehr verfügbar] und [Link "www.antizyklischer-aktienclub.de" auf www.antizyklischer-aktienclub.de%20/... nicht mehr verfügbar]

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