Kommentar
02:26 Uhr, 08.03.2008

Wirtschaftsdaten: Rezession und unerschütterliche Verbraucher...

Börsianer haben es nicht leicht: Tag für Tag werden sie mit Wirtschaftsdaten überflutet. Um zur rechten Zeit die richtigen Entscheidungen treffen zu können, sollte man die wichtigsten Informationen nicht nur verstehen, sondern auch einzuordnen wissen.

Wir werden Sie in Zukunft an dieser Stelle über die wichtigsten Wirtschaftsdaten aus Europa und den USA informieren und erläutern, was die Informationen für die Börsen bedeuten.

Montag:
Der deutsche Einkaufsmanagerindex für Februar notiert bei 54,3. Erwartet wurde der deutsche Index mit einem Stand von 53,8 bis 54,0. Das Vormonatsniveau hatte bei 54,4 gelegen.

Die offizielle Vorabschätzung für die Inflation in der Eurozone für Februar geht von einer Jahresteuerung von 3,2 % aus. Bereits im Monat zuvor hatte die Jahresteuerung bei 3,2 % gelegen. Auch die Erwartung für den aktuellen Berichtsmonat lag auf diesem Niveau, so dass eine Überraschung aus blieb.

Der US-amerikanische ISM Index notiert im Februar bei 49,3 %. Erwartet wurde er im Bereich 47,5 bis 49,0 %.

Die US-amerikanischen Bauausgaben sind im Januar um 1,7 % gesunken. Erwartet wurde ein Rückgang um 0,6 bis 0,8 %. Im Vormonat waren die Bauausgaben in den USA um 1,3 % zurückgegangen. Damit wurde der Vormonatswert von zuvor veröffentlichten 1,1 % nach unten revidiert. Im Vormonat hatte der Index noch bei 50,7 % notiert.

Unser Kommentar:
Der ISM-Index unterhalb von 50 Punkten bestätigt die Vermutung, dass sich die US-Wirtschaft bereits in einer Rezession befindet. Auch sinkende Bauausgaben bestätigen dies. Die Notenbank dürfte die Zinsen daher noch weiter senken.
Dienstag:

Euro-Zone:
Das Bruttoinlandsprodukt ist im vierten Quartal um 0,4 % gestiegen. Damit wurde die erste Veröffentlichung bestätigt. Im vorangegangenen Quartal hatte das Quartalswachstum bei 0,7 % gelegen. Im Jahresvergleich liegt das Wachstum bei 2,2 % (verglichen mit 2,3 % lt. offizieller Vorabschätzung) nach 2,6 % im Quartal zuvor.

Mittwoch:
Im Februar ist die Zahl der privat Beschäftigten außerhalb der Landwirtschaft in den USA um 23.000 zurückgegangen. Der Vormonatswert wurde auf 119.000 revidiert von zuvor veröffentlichten 130.000.

Die US-amerikanische Arbeitsproduktivität (im Nonfarm Business) ist im vierten Quartal saisonbereinigt und annualisiert um 1,9 % gestiegen. Damit wurde die vorläufige Veröffentlichung von 1,8 % nach oben revidiert. Erwartet wurde eine Bestätigung der vorab veröffentlichten 1,8 %. Im dritten Quartal hatte das Plus bei 6,0 % gelegen.

Auf das Jahr gesehen kletterte die Produktivität im Nonfarm Business im vierten Quartal um 2,9 % (revidiert von 2,6 %).

Die Lohnstückkosten (im Nonfarm Business) sind im vierten Quartal in den Vereinigten Staaten saisonbereinigt zum Vorquartal um 2,6 % gestiegen. Damit wurde der vorläufige Wert von 2,1 % nach oben revidiert.

Auf Jahressicht kletterten die Lohnstückosten in den USA um 0,9 %. Hier war zuvor von einem Plus von 1,0 % ausgegangen worden.

Die US-amerikanischen Industrieaufträge sind im Januar um 2,5 % gefallen. Erwartet wurde ein Rückgang im Bereich -1,5 bis -2,2 %. Im Vormonat waren die Industrieaufträge um 2,0 % gestiegen. Damit wurde der Vormonatswert von 2,3 % nach unten revidiert.

Der US-amerikanische ISM Dienstleistungsindex für Februar notiert bei 49,3 %. Erwartet wurde der ISM Service-Index im Bereich 48,0 bis 48,5 % nach zuvor 44.6 %.

Die US-amerikanischen Rohölvorräte (Crude Oil Inventories) sind in der vorangegangenen Woche um 3,1 Mio. Barrel gefallen, nach zuvor +3,231 Mio. Barrel.

Die Benzinvorräte (Gasoline Inventories) haben sich in den USA im Wochenvergleich um 1,7 Mio. Barrel ausgeweitet.

Die Vorräte an Destillaten (Distillate Inventories), die auch das Heizöl beinhalten, sind gegenüber der Vorwoche in den Vereinigten Staaten um 2,4 Mio. Barrel gefallen.

Unser Kommentar:
Erstmals seit längerer Zeit gehen die Ölvorräte wieder zurück. Sollte dieser Trend in den kommenden Woche anhalten, könnte der Ölpreis noch ein Stück weiter klettern. Wir würden hier jetzt dennoch nicht mehr einsteigen. Die nächste Korrektur kommt ganz bestimmt. Der ISM-Dienstleistungsindex unterhalb von 50 Punkten deutet an, dass die Rezession in den USA längst Realität ist. Die Öl-Nachfrage dürfte in der Folge sinken.

Donnerstag:
Der Auftragseingang ist im Januar in Deutschland auf Monatssicht saison- und preisbereinigt um 1,5 % gegenüber Vormonat gesunken. Erwartet wurde hingegen nur ein Rückgang um etwa 0,3 %.

Im Vormonat war der Auftragseingang revidiert um 1,1 % zurückgegangen. Damit wurde die erste Veröffentlichung von -1,7 % nach oben revidiert.

Die Zahl der Erstanträge ist in den USA auf 351.000 zurückgegangen. Erwartet wurden 360.000 neue Anträge nach zuvor 375.000 (revidiert von 373.000).

Die US-amerikanischen Erdgasvorräte ("Nat Gas Inventories") sind in der letzten Woche um 135 Bcf auf 1.484 Bcf zurückgegangen. In der vorangegangenen Woche waren die Bestände in den USA um 151 Bcf geschrumpft, im Vorjahr hatten sie bei 1.653 Bcf gelegen.

Unser Kommentar:
Die Erdgasvorräte fallen weiter. Die steigenden Preise für Natural Gas machen jetzt auch den Politikern in den USA zunehmend Kopfzerbrechen. Man befürchtet negative Auswirkungen auf die Konjunktur und will möglicherweise entgegen steuern. Die weitere Entwicklung muss man jetzt besonders aufmerksam verfolgen. Fundamental spricht alles für weiter steigende Erdgaspreise, aber man darf die Folgen politischer Einflussnahme nicht unterschätzen.

Freitag:

Im Dezember ist die Zahl der Insolvenzen in Deutschland insgesamt im Vergleich zum Vorjahresmonat um 12,3 % auf 12.486 zurückgegangen. Die Zahl der Unternehmensinsolvenzen ist dabei binnen gleicher Frist um 13,5 % auf 2.408 gesunken.

Im Jahr 2007 insgesamt ist die Zahl der Insolvenzen verglichen mit dem Vorjahr um 2,0 % auf 164,597 geklettert, während die Unternehmensinsolvenzen in Deutschland im Vergleich um 14,6 % auf 29.160 zurückgegangen sind.

Die US-amerikanische Arbeitslosenquote liegt im Februar bei 4,8 %. Erwartet wurde die Quote mit 5,0 % nach 4,9 % im Vormonat.

Die Zahl der Beschäftigten (ohne Landwirtschaft) ist in den USA im Februar um 63.000 zurückgegangen. Erwartet wurde hingegen ein Anstieg um 25.000 bis 40.000 neue Arbeitsplätze. Der Vormonatsrückgang wurde von -17.000 auf nun -22.000 nach unten revidiert. Mit der aktuellen Veröffentlichung wurde das niedrigste Niveau seit fünf Jahren erreicht.

Die US-amerikanischen Verbraucherkredite haben sich im Januar um 6,945 Mrd. US-Dollar ausgeweitet. Erwartet wurde ein Anstieg um 7,5 bis 10,0 Mrd. US-Dollar. Zuvor war ein Anstieg um rund 3,7 Mrd. US-Dollar zu verzeichnen gewesen. Damit wurde der Vormonatswert von 4,5 Mrd. US-Dollar nach unten revidiert.

Die durchschnittlichen Stundenlöhne sind in den USA im Februar um 0,05 US-Dollar bzw. 0,3 % gegenüber dem Vormonat auf 17,80 US-Dollar gestiegen. Das war bereits so erwartet worden. Im Vormonat waren die Stundenlöhne ebenfalls um 0,3 % geklettert (revidiert von +0,2 %).

Unser Kommentar:

Die Zahl der Beschäftigen in den USA geht weiter zurück. Zwar ist die Arbeitslosenquote mit 4,8 Prozent noch vergleichsweise niedrig. Angesichts der hohen Abhängigkeit der US-Konjunktur von den Konsumenten ist jeder Rückgang bei den Beschäftigen jedoch kritisch zu sehen. Erstaunlich, dass die Verbraucherkredite in einem solchen Umfeld wieder anziehen, wenn auch weniger als erwartet . Die US-Konsumenten scheint so leicht nichts zu erschüttern.
Wie wir die Lage jetzt einschätzen und was wir unseren Lesern raten, lesen Sie in der kommenden Ausgabe des Antizyklischen Börsenbriefs, die demnächst erscheint. Anmeldungen unter [Link "www.antizyklischer-börsenbrief.de" auf www.antizyklischer-b%C3%B6rsenbrief.de/... nicht mehr verfügbar]

Zum Autor:
Andreas Hoose ist Chefredakteur des Antizyklischen Börsenbriefs und Geschäftsführer des Antizyklischen Aktienclubs. Börsenbrief und Aktienclub, das komplette Servicepaket für die Freunde antizyklischer Anlagestrategien! Informationen finden Sie unter [Link "www.antizyklischer-börsenbrief.de" auf www.antizyklischer-b%C3%B6rsenbrief.de/... nicht mehr verfügbar] und www.antizyklischer-aktienclub.de

Keine Kommentare

Du willst kommentieren?

Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.

  • für freie Beiträge: beliebiges Abonnement von stock3
  • für stock3 Plus-Beiträge: stock3 Plus-Abonnement
Zum Store Jetzt einloggen