Kommentar
01:18 Uhr, 19.10.2008

Wirtschaftsdaten: Man wundert sich...

Montag:
Keine wichtigen Nachrichten.

Dienstag:

Der ZEW Konjunkturindex für Deutschland notiert im Oktober bei -63,0. Im Monat zuvor hatte er noch bei -41,1 gelegen. Den historische Mittelwert des Konjunkturindikators gibt das ZEW mit +27,5 Punkten an. Die aktuelle konjunkturelle Lage Deutschlands hat sich nach Angaben des ZEW auf -35,9 Zähler verringert von noch -1,0 im Monat zuvor.

Die Konjunkturerwartung für die Eurozone verschlechterte sich zum Vormonat um 21,8 Punkte und notiert im Berichtsmonat bei nun -62,7 Zählern. Die aktuelle Konjunkturlage im Euroraum verliert 34,7 Zähler auf nunmehr -44,7 Punkte.

Die Industrieproduktion ist im saisonbereinigten Monatsvergleich im August um 1,1 % gestiegen. Im Vormonat war die Produktion der Eurozonen-Industrie um 0,2 % gefallen. Im Jahresvergleich hat die Produktion in der Industrie um 0,7 % abgenommen nach zuvor -1,2 %.

Der US-amerikanische Haushalt zeigt im September einen Überschuss in Höhe von 45,726 Mrd. US-Dollar. Erwartet wurde ein Überschuss in Höhe von etwa 45 Mrd. US-Dollar. Ein Jahr zuvor hatte das Plus in den Vereinigten Staaten bei 112,9 Mrd. US-Dollar gelegen.

Mittwoch:
Die Verbraucherpreise in Deutschland sind zum Vormonat um 0,1 % gefallen. Die Jahresteuerung liegt bei 2,9 %.

Der für Europa berechnete harmonisierte Verbraucherpreisindex für Deutschland hat sich im September gegenüber dem Vorjahr um 3,0 % erhöht. Im Monatsvergleich kletterte der harmonisierte Index um 0,1 %.

Die Jahresteuerung in der Eurozone liegt im September bei 3,6 %. Im Vormonat lag die jährliche Inflationsrate bei 3,8 %. Die Jahresteuerung für den gesamten Bereich der EU liegt im Berichtsmonat bei 4,2 % nach 4,3 % im Vormonat. Auf Monatssicht liegt die Inflationsrate bei 0,3 %.

Die US-amerikanischen Erzeugerpreise sind im September um 0,4 % gesunken. Damit war bereits gerechnet worden. Im Monat zuvor waren die Preise der Erzeuger um 0,9 % gefallen. Die Kernrate der US Produzentenpreise ist um 0,4 % gestiegen. Erwartet wurde hier hingegen ein Anstieg im Bereich von 0,1 bis 0,2 % nach zuletzt noch +0,2 %.

Der US-amerikanische Umsatz im Einzelhandel ist im September um 1,2 % zurückgegangen. Erwartet wurde jedoch nur ein Umsatzrückgang um 0,5 bis 0,7 %. Im Vormonat war der Umsatz des Einzelhandels in den Vereinigten Staaten um 0,4 % gesunken, revidiert von zunächst veröffentlichten -0,3 %. Ohne die Autoverkäufe ist der Einzelhandelsumsatz in den USA um 0,6 % zurückgegangen. Gerechnet wurde jedoch nur mit einem Bereich von +/-0,0 bis -0,2 %. Einen Monat zuvor war ein Rückgang um 0,9 % zu verzeichnen gewesen (revidiert von -0,7 %).

Der New York Empire State Index der New York Fed notiert im Oktober bei -24,62. Im Vormonat hatte er noch bei -7,41 gestanden. Erwartet wurde der Oktober im Bereich -8,5 bis -10.

Die US-amerikanischen Lagerbestände sind im August um 0,3 % gewachsen. Erwartet wurde ein Anstieg um 0,5 bis 0,6 %.Die Umsätze sind gleichzeitig um 1,8 % zurückgegangen. Dies war der stärkste Rückgang seit September 2006. Das Verhältnis Lagerhaltung zum Umsatz (Inventories/Sales Ratio) liegt damit in den USA bei 1,27.

Donnerstag:
Im Vergleich zum Vorjahr ist die Zahl der Beschäftigten in Deutschland im Bereich des verarbeitenden Gewerbes insgesamt im August um 2,3 % auf 5,4 Mio. gestiegen. Gleichzeitig wurden -3,1 % weniger, nämlich insgesamt 646 Mrd., Arbeitsstunden registriert. Die Entgelte stiegen im selben Zeitraum um 4,4 % auf 17,879 Mrd. Euro.

Die US-amerikanischen Verbraucherpreise sind im September unverändert geblieben. Erwartet wurde ein leichter Anstieg um bis zu 0,1 %. Im Monat zuvor waren die Preise der Konsumenten um 0,1 % gefallen. Auf das Jahr gesehen kletterten die US Verbraucherpreise um 4,9 %.

Die Kernrate ist in den USA um 0,1 % gestiegen. Im Vormonat hatte die Kernrate um 0,2 % zugelegt. Erwartet wurde für September ein Plus im Bereich 0,1 bis 0,2 %. Gegenüber dem Vorjahresmonat ist die Kernrate um +2,5 % geklettert.

Die Zahl der Erstanträge ist in den USA auf 461.000 gefallen. Erwartet wurden 470.000 bis 475.000 neue Anträge nach zuvor 475.000 (revidiert von 478.000).

Die US-amerikanische Kapazitätsauslastung liegt im September bei 76,4 %, verglichen mit rund 78 %, die aktuell erwartet wurden. Damit wurde ein so niedriges Niveau erreicht, wie seit Oktober 2003 nicht mehr. Im Monat zuvor hatte sie bei 78,7 % gelegen. Damit wurde der zuletzt veröffentlichte Wert unrevidiert bestätigt.

Die US-amerikanische Industrieproduktion ist im September um 2,8 % gefallen. Erwartet wurde ein Rückgang im Bereich von 0,8 %. Mit der aktuellen Veröffentlichung wurde der größte Rückgang seit Dezember 1974 verzeichnet. Im Vormonat war die Industrieproduktion in den Vereinigten Staaten um 1,0 % zurückgegangen. Damit wurde der im letzten Monat veröffentlichte Wert von -1,1 % leicht revidiert.

Der Philly Fed Index notiert im Oktober bei -37,5. Erwartet wurde er im Bereich zwischen 0 und -5. Im Vormonat hatte er noch bei +3,8 gestanden.

Die US-amerikanischen Erdgasvorräte ("Nat Gas Inventories") sind in der letzten Woche um 79 Bcf auf 3.277 Bcf gestiegen. In der vorangegangenen Woche waren die Bestände in den USA um 88 Bcf geklettert, im Vorjahr hatten sie bei 3.364 Bcf gelegen.

Die US-amerikanischen Rohölvorräte (Crude Oil Inventories) sind in der vorangegangenen Woche um 5,6 Mio. Barrel gestiegen, nach zuvor +8,1 Mio. Barrel.

Die Benzinvorräte (Gasoline Inventories) haben sich in den USA im Wochenvergleich um 7,0 Mio. Barrel ausgeweitet, nach zuletzt einem Plus in Höhe von 7,2 Mio. Barrel.

Die Vorräte an Destillaten (Distillate Inventories), die auch das Heizöl beinhalten, sind gegenüber der Vorwoche in den Vereinigten Staaten erneut um 500.000 Barrel gefallen, nach schon zuvor -500.000 Barrel.

Freitag:

Die Produktion im Baugewerbe ist im Bereich der Eurozone im August um 0,1 % gestiegen.

Die Handelsbilanz der Euro-Zone weist in der ersten Schätzung für August einen Defizit von -9,3 Mrd. Euro aus verglichen mit einem Überschuss in Höhe von +1,5 Mrd. Euro ein Jahr zuvor. Das Plus des Vormonats lag bei -2,0 Mrd Euro. Die Ausfuhren sind im Berichtsmonat zum Vormonat saisonbereinigt um 0,6 % gestiegen , die Einfuhren um 1,0 % zurückgegangen.

Die Zahl der Wohnbaubeginne liegt in den USA im September bei 817.000 und ist damit um 6,3 % zurückgegangen. Erwartet wurden 870.000 bis 880.000 nach noch 872.000 im Vormonat. Damit wurde der Vormonatswert von zuvor veröffentlichten 895.000 nach unten revidiert.

Die Zahl der US-amerikanischen Wohnbaugenehmigungen liegt im September bei 786.000, ein Minus von 8,3 % zum Vormonat. Erwartet wurden 840.000 bis 845.000. Mit der aktuellen Veröffentlichung fallen die Genehmigungen auf den niedrigsten Stand seit November 1981 zurück. Im Monat davor waren es 857.000 Wohnbaugenehmigungen in den USA gewesen. Damit wurde der Vormonatswert von ehemals veröffentlichten 854.000 leicht nach oben revidiert.

Der vorläufige Verbraucherstimmungsindex der Uni Michigan für die USA notiert im Oktober bei 57,5. Erwartet wurde er im Bereich 65 bis 68. Im Vormonat hatte der Index noch bei 70,3 notiert.

Unser Kommentar:

Von der amerikanischen Wirtschaft kommen unverkennbare Rezessionssignale. Der von der Universität Michigan und Reuters erhobene Index für das Konsumentenvertrauen brach im Oktober so stark ein wie noch nie. Das Barometer sank von 70,3 auf 57,5 Punkte. Das ist der niedrigste Wert seit Juni.

Volkswirte hatten mit einem Rückgang auf 65,5 Punkte gerechnet. Sein Rekordtief markierte der seit 1952 berechnete Index im Mai 1980 mit 51,7 Zählern. Es ist nicht mehr weit bis dahin. Auch die Zahl der Hausbaubeginne sank im September um 6,3 Prozent auf 817.000 Einheiten und lag damit unter den Erwartungen. Die Baugenehmigungen gaben um 8,3 Prozent auf 786.000 nach.

ZEW auf Rekordtief, die US-Industrieproduktion mit dem größten Einbruch seit 1974, Absturz beim Philly Fed Index und beim Verbrauchervertrauen in den USA, dazu ein stark rückläufiger US-Immobilienmarkt. Sieht man sich die Wirtschaftsdaten dieser Woche in der Gesamtheit an, dann muss man sich wundern, dass sich die Aktienkurse noch einigermaßen über Wasser halten konnten. „Katastrophal“ wäre noch eine Verniedlichung der Gemengelage. Das deutet darauf hin, dass in dem gedrückten Kursniveau ein Großteil an schlechten Nachrichten verarbeitet ist. Die nahende Abgeltungssteuer und die stark gestiegene Geldmenge könnten mittelfristig eine Erholungsrallye an den Aktienmärkten auslösen. Aber man weiß nie, was dieser Krise noch alles einfällt - sicherheitshalber würden wir deshalb alle Positionen knapp unterhalb des Oktober-Tiefs per Stopp-Loss absichern.

Wie wir die Lage jetzt einschätzen und was wir unseren Lesern raten, lesen Sie in der aktuellen Ausgabe des Antizyklischen Börsenbriefs, die in Kürze erscheint.

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Zum Autor:
Andreas Hoose ist Chefredakteur des Antizyklischen Börsenbriefs und Geschäftsführer des Antizyklischen Aktienclubs. Börsenbrief und Aktienclub, das komplette Servicepaket für die Freunde antizyklischer Anlagestrategien! Informationen finden Sie unter [Link "www.antizyklischer-börsenbrief.de" auf www.antizyklischer-b%C3%B6rsenbrief.de/... nicht mehr verfügbar] und www.antizyklischer-aktienclub.de

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