Kommentar
20:38 Uhr, 06.03.2009

Wirtschaftsdaten: Kleine Lichtblicke und mittlere Katastrophen...

Während die Aktienkurse nahezu ungebremst in die Tiefe stürzen, zeigen sich von konjunktureller Seite erste kleine Lichtblicke. Im Moment überwiegen allerdings noch die Katastrophenmeldungen. Von einer Trendwende zu sprechen wäre deshalb zu früh…
Montag:
Der deutsche Einkaufsmanagerindex für Februar notiert bei 32,1. Erwartet wurde der deutsche Index mit einem Stand von 32,2. Das Vormonatsniveau hatte bei 32,0 gelegen.

Der Einkaufsmanagerindex für die Eurozone notiert im Februar bei 33,5. Im Vorfeld war mit einer Bestätigung der Erstschätzung von 33,6 gerechnet worden. Im Vormonat hatte der Index bei 34,4 notiert.

Die offizielle Vorabschätzung für die Inflation in der Eurozone für Februar geht von einer Jahresteuerung von 1,2 % aus. Im Monat zuvor hatte die Jahresteuerung bei 1,1 % gelegen.

Die persönlichen Auslagen sind in den USA im Januar um 0,6 % gestiegen. Erwartet wurde ein Anstieg im Bereich von 0,3 %. Im Vormonat waren die persönlichen Auslagen um -1.0 % gefallen.

Die persönlichen Einkommen sind in den Vereinigten Staaten im Januar um 0,4 % gestiegen. Erwartet wurde ein Rückgang um 0,2 %. Im Vormonat waren die Einkommen um 0,2 % gesunken. Damit wurde der Vormonatswert von zuvor veröffentlichten -0,2 % unrevidiert belassen.

Die US-amerikanischen Bauausgaben sind im Januar um - 3,3 % gesunken. Erwartet wurde ein Rückgang um 1,5 %. Im Vormonat waren die Bauausgaben in den USA um -2,4 % zurückgegangen. Damit wurde der Vormonatswert von zuvor veröffentlichten - 1,4 % nach unten revidiert.

Der US-amerikanische ISM Index notiert im Februar bei 35,8. Erwartet wurde er im Bereich 33,8. Im Vormonat hatte der Index noch bei 35,6 notiert.

Unser Kommentar:

Die Analysten haben dazu gelernt und im Vorfeld die Erwartungen an den ISM-Index vorsichtshalber deutlich herunter geschraubt – man will sich ja nicht jede Woche aufs Neue blamieren. Und siehe da: Der ausgewiesene Wert war tatsächlich besser als erwartet. Mit 35,8 notiert der Index allerdings weiterhin auf niedrigem Rezessionsniveau…

Dienstag:

Die japanische Geldmenge ist im Februar saisonbereinigt um 6,4 % gestiegen.

Das Bruttoinlandsprodukt der Schweiz ist im vierten Quartal um 0,3 % gesunken. Im dritten Quartal hatte die Leistung um 0,1 % abgenommen. Im Vergleich zum Quartal ein Jahr zuvor fiel die Wirtschaftsleistung um 0,6 %, nach +1,4 % im dritten Quartal.

Im Januar 2009 ist die deutsche Erwerbslosenquote saisonbereinigt mit 7,3 % erstmals seit 16 Jahren niedriger als die der USA mit 8,1 %.

Die deutschen Großhandelspreise sind im Januar gegenüber dem Vormonat um 0,4 % gesunken nach -3,2 % im Vormonat. Im Jahresvergleich ist der Preisindex des Großhandels in Deutschland um 5,9 % gefallen nach zuvor -4,2 %.

Der US-amerikanische Index zu den anstehenden Hausverkäufen ist im Januar um 7,7 % gefallen. Erwartet wurde hingegen ein Rückgang um rund 3,5 %. Im Vormonat hatte der Index revidiert bei 4,8 % gestanden.

Unser Kommentar:

Einer der Dreh- und Angelpunkte für eine Erholung der US-amerikanischen Konjunktur ist der Immobilienmarkt. Während viele Experten seit längerer Zeit mit einer leichten Entspannung rechnen, tut ihnen die Realität diesen Gefallen nicht: Der Index der anstehenden Hausverkäufe ist erneut stärker eingebrochen als erwartet.

Mittwoch:
Der deutsche Großhandelsumsatz ist im Januar gegenüber dem Vorjahresmonat um 5,9 % gefallen. Im kalender- und saisonbereinigten Vergleich zum Vormonat ist der Umsatz des Großhandels um 0,4 % gefallen.

Der deutsche Dienstleistungsindex für Februar notiert bei 41,3. Erwartet wurde der Index bei 41,6. Im Vormonat hatte er noch bei 45,2 gestanden.

Der Dienstleistungsindex für die Eurozone notiert in der zweiten Veröffentlichung für Februar bei 39,2. Damit wurde die offizielle Vorabschätzung von 38,9 nach oben revidiert. Im Vormonat hatte der Index bezüglich der Dienstleistungen noch bei 42,2 gestanden.

Unser Kommentar:

Der Dienstleistungsindex für die Euro-Zone ist minimal besser ausgefallen als erwartet. Nur unverbesserliche Optimisten mögen daraus eine anstehende Trendwende ableiten. Zur Erinnerung: Ein Wert unter 50 weist auf konjunkturelle Kontraktion hin. Mit einem Wert von 39,2 ist der Index davon noch ein gutes Stück entfernt.

Der Einkaufsmanagerindex für die Eurozone notiert in der zweiten Veröffentlichung für Februar insgesamt bei 36,2. Bereits im Vormonat hatte er bei 36,2 gelegen. Gerechnet wurde ebenfalls mit einem Stand von 36,2.

Der Auftragseingang im deutschen Maschinen- und Anlagenbau ist im Berichtsmonat gegenüber dem Vorjahr um real um 42 % eingebrochen. Die Inlandsnachfrage ist zum Vorjahr dabei um 31 % gesunken, die Auslandsnachfrage gleichzeitig um sogar 47 % zurückgegangen.

Der britische CIPS Dienstleistungsindex für Februar notiert bei 43,2. Im Monat zuvor hatte der Index über die Dienstleistungen noch bei 42,5 gestanden. Erwartet wurde hingegen der Service-Index bei etwa 41,8.

Die Entlassungsankündigungen sind in den USA im Februar auf 186.350 zurückgegangen. Im Vormonat waren es noch 241.749 gewesen.

Unser Kommentar:

Endlich einmal eine gute Nachricht: Wenn die Unternehmen planen, weniger Mitarbeiter zu entlassen, dann kann das in der gegenwärtigen Lage nur positiv sein. In den kommenden Wochen wird man darauf achten müssen, ob das nur ein Strohfeuer war oder ob sich ein Trend daraus entwickelt.

Im Februar ist die Zahl der privat Beschäftigten außerhalb der Landwirtschaft in den USA um 697.000 gefallen. Im Vormonat hatte das Minus noch bei 614.000 gelegen und wurde somit von den zuvor veröffentlichten 522.000 weiter ins Minus revidiert.

Der US-amerikanische ISM Non-Manufacturing Index (NMI) für Februar notiert bei 41,6 %. Erwartet wurde der NMI im Bereich 41,3 % nach zuvor 42,9 %.

Die US-amerikanischen Rohölvorräte (Crude Oil Inventories) sind in der vorangegangenen Woche um 700.000 Barrel gefallen, nach zuvor noch +700.000 Barrel.

Die Benzinvorräte (Gasoline Inventories) haben sich in den USA im Wochenvergleich um 200.000 Barrel ausgeweitet, nach zuletzt einem Plus in Höhe von 3,4 Mio. Barrel.

Die Vorräte an Destillaten (Distillate Inventories), die auch das Heizöl beinhalten, sind gegenüber der Vorwoche in den Vereinigten Staaten um 1,7 Mio. Barrel geklettert, nach zuvor +0,8 Mio. Barrel.

Donnerstag:
Die Zahl der Baugenehmigungen ist in Australien im Januar auf Monatsbasis um 4,3 % auf 9.300 gesunken. Zum Vorjahr ergibt sich daraus ein Minus in Höhe von 31,7 %. Saisonbereinigt waren die australischen Baugenehmigungen zum Vormonat um 3,7 % nach unten gegangen, auf Jahresbasis bedeutet das ein Minus in Höhe von 33,5 %.

Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes wurden im Jahr 2008 Kraftfahrzeugteile und Kraftfahrzeuge im Wert von 174,1 Mrd. Euro exportiert. Das waren 5,4 % wenigerr als im Vergleichszeitraum ein Jahr zuvor.

Der deutsche Einzelhandelsumsatz ist im Januar gegenüber dem Vorjahr nominal um 1,2 % gefallen nach zuvor +1,0 % (revidiert von +2,1 %),real war ein Rückgang um 1,3 % zu verzeichnen, nach zuletzt noch +0,4 % (revidiert von -0,4 %).

Im kalender- und saisonbereinigten Vergleich zum Vormonat ist der Umsatz des Einzelhandels um nominal 0,5 % gesunken nach zuletzt noch -0,2 %, real um 0,6 % zurückgegangen nach +0,5 % im Vormonat.

Die Einnahmen der öffentlichen Haushalte in Deutschland sind in den vieri Quartalen 2008 gegenüber dem entsprechenden Vorjahreszeitraum um 5,3 % auf 292,8 Mrd. Euro gestiegen. Gleichzeitig kletterten die öffentlichen Ausgaben um 4,0 % auf nun 304,6 Mrd. Euro. Der Saldo aus den Einnahmen und Ausgaben führt zu einem kassenmäßigen Finanzierungsdefizit der öffentlichen Haushalte in Höhe von 11,8 Mrd. Euro. Verglichen mit dem Vorjahresquartal ist das Defizit somit um rund drei Milliarden Euro gesunken.

Das Bruttoinlandsprodukt ist in der Euro-Zone im vierten Quartal um 1,5 % gefallen. Im vorangegangenen Quartal hatte das Quartalswachstum bei -0,2 % gelegen. Im Jahresvergleich liegt das Wachstum bei -1,3 % nach 0,6 % im Quartal zuvor. Hier wurde die zuvor veröffentlichte Vorabmeldung von -1,2 nach unten revidiert.

Der Monster Beschäftigungsindex aus den USA notiert für Februar bei 122. Im Vormonat lag der Index noch bei 118, ein Jahr zuvor hatte er bei 165 notiert.

Die Bank of England senkt die Zinsen um 50 Basispunkte auf nun 0,5 %. Damit war im Vorfeld mehrheitlich gerechnet worden.

Die Europäische Zentralbank senkt die Zinsen um 50 Basispunkte auf jetzt 1,50 %. Damit war im Vorfeld bereits gerechnet worden.

Die US-amerikanische Arbeitsproduktivität ist im Nonfarm Business im vierten Quartal saisonbereinigt und annualisiert um 0,4 % zurückgegangen. Erwartet wurde hingegen ein Anstieg um 0,8 bis 1,1 %. Auf das Jahr gesehen kletterte die Produktivität im Nonfarm Business im vierten Quartal jedoch um 2,2 %.

Die Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe ist in den USA auf 639.000 gefallen. Erwartet wurden 655.000 neue Anträge nach zuvor 670.000 (revidiert von 667.000).

Die Lohnstückkosten (im Nonfarm Business) sind im vierten Quartal in den Vereinigten Staaten saisonbereinigt zum Vorquartal um 5,7 % gestiegen. Erwartet wurde ein Anstieg nur im Bereich zwischen 3,4 und 3,8 %. Auf Jahressicht kletterten die Lohnstückosten in den USA um 1,8 %.

Die US-amerikanischen Industrieaufträge sind im Januar um 1,9 % gefallen. Erwartet wurde ein Rückgang im Bereich 2,1 bis 3,5 %. Im Vormonat waren die Industrieaufträge um 4,9 % gesunken. Damit wurde der Vormonatswert von -3,9 % weiter ins Minus revidiert.

Unser Kommentar:

Und noch ein kleiner Lichtblick: Die Fallgeschwindigkeit bei den US-amerikanischen Industrieaufträgen geht zurück. Die Zahlen waren obendrein etwas weniger schlimm als befürchtet. Sollte daraus ein Trend werden, könnte sich die Konjunktur vielleicht wieder fangen. Wir werden beobachten, ob sich die Entwicklung fortsetzt.
Die US-amerikanischen Erdgasvorräte ("Nat Gas Inventories") sind in der letzten Woche um 102 Bcf auf 1.793 Bcf zurückgegangen. In der vorangegangenen Woche waren die Bestände in den USA um 101 Bcf geschrumpft, im Vorjahr hatten sie bei 1.523 Bcf gelegen.
Freitag:

Die Zahl der Beschäftigten in ausgewählten Dienstleistungsbereichen insgesamt ist in Deutschland im vierten Quartal letzten Jahres gegenüber dem Vorjahresquartal um 0,9 % gestiegen. Gleichzeitig ist der Umsatz um 2,0 % gewachsen. Der Beschäftigungsanstieg ist am deutlichsten im Bereich der wirtschaftlichen Dienstleistungen (+0,9 %) und der Datenverarbeitung und Datenbanken (+5,3 %) ausgefallen.

Im Dezember ist die Zahl der Insolvenzen in Deutschland insgesamt im Vergleich zum Vorjahresmonat um 12,4 % auf 12.568 gestiegen. Die Zahl der Unternehmensinsolvenzen ist dabei binnen gleicher Frist um 13,1 % auf 2.237 geklettert. Im Zeitraum Januar bis Dezember 2008 ist die Zahl der Insolvenzen insgesamt verglichen mit dem entsprechenden Vorjahreszeitraum um 6,5 % auf 155.202 gefallen, während die Unternehmensinsolvenzen in Deutschland im Vergleich um 4,5 % auf 29.291 zurückgegangen sind.

Die deutsche Rohstahlproduktion ist im Februar zum Vorjahresmonat um 31,6 % gesunken. Gegenüber dem Vormonat fiel die Produktion von Rohstahl jedoch um 3,3 %. Saison- und kalenderbereinigt ergab sich allerdings ein Anstieg in Höhe von 15,7 %. Die Roheisenproduktion ist im Februar binnen Jahresfrist in Deutschland um 35,8 % gesunken. Zum Vormonat sank die Produktion von Roheisen um 13,8 %.

Unser Kommentar:

Von Lichtblick kann man hier nicht sprechen, von Katastrophe schon eher: Die Stahlproduktion in Deutschland stürzt mit nie gesehener Rasanz in die Tiefe. Das deutet darauf hin, dass wir im Herbst noch sehr schlechte Zahlen vom Arbeitsmarkt sehen werden.

Die US-amerikanische Arbeitslosenquote liegt im Februar bei 8,1 %. Erwartet wurde die Quote mit 7,9 % nach 7,6 % im Vormonat.

Die Zahl der Beschäftigten (ohne Landwirtschaft) ist in den USA im Februar um 651.000 zurückgegangen. Erwartet wurde hingegen ein Rückgang um 650.000 neue Arbeitsplätze. Der Vormonatsrückgang wurde von 598.000 auf nun 655.000 nach unten revidiert.

Die durchschnittlichen Stundenlöhne sind in den USA im Februar um 0,2 % gegenüber dem Vormonat gestiegen. Erwartet wurde ein Anstieg um 0,2 %. Im Vormonat waren die Stundenlöhne um 0,2 % (revidiert von 0,3 %) geklettert.

Die Zahl der durchschnittlichen Wochenstunden liegt in den USA im Februar bei 33,3. Damit war im Vorfeld bereits gerechnet worden.

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Zum Autor:
Andreas Hoose ist Chefredakteur des Antizyklischen Börsenbriefs, einem Service der BörseGo AG, und Geschäftsführer des Antizyklischen Aktienclubs. Börsenbrief und Aktienclub, das komplette Servicepaket für die Freunde antizyklischer Anlagestrategien! Informationen finden Sie unter www.antizyklischer-boersenbrief.de und www.antizyklischer-aktienclub.de

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