Kommentar
02:30 Uhr, 27.06.2009

Wirtschaftsdaten: Keine gute Woche an der Konjunkturfront…

Der leicht positive ifo Geschäftsklima-Index und der ebenfalls freundliche GfK Konsumklima-Index können nicht darüber hinwegtäuschen, dass es unter dem Strich keine gute Woche an der Konjunkturfront war: Die Auftrageingänge in der Industrie befinden sich weiterhin im freien Fall, die Zahl der Arbeitslosen steigt mit beängstigender Geschwindigkeit und der US-Immobilienmarkt scheint gar nicht mehr auf die Beine zu kommen. Wir werden noch eine Menge Geduld brauchen in dieser Krise…

Montag:

Der ifo Geschäftsklimaindex für Deutschland notiert für Juni bei 85,9. Im Vormonat hatte er noch bei 84,2 gestanden. Erwartet wurde er hingegen im Bereich 85.

Der Index für die Geschäftslage notiert bei 82,4 nach zuvor 82,5 und erwarteten 83,1. Der Index zur Geschäftserwartung liegt nun bei 89,5 nach 86,0 im letzten Monat. Die Erwartung hatte hier im Bereich 87 gelegen.

Mitte 2008 arbeiteten 4,5 Mio. Menschen im öffentlichen Dienst. Damit sank die Zahl gegenüber dem Vorjahr um 0,8 % oder 35.000.

Dienstag:

Der für Juli vorausberechnete GfK Konsumklimaindex notiert bei 2,9 Punkten nach revidierten 2,6 Punkten (revidiert von 2,2) im Vormonat. Der Konjunkturerwartungsindex ist im Berichtsmonat um 5,7 Punkte auf -22,6 angestiegen. Der Index für die Einkommenserwartung liegt aktuell bei -3,3 Punkten und damit 6 Zähler über dem letzten Stand. Die Anschaffungsneigung war verbessert mit 14,5 nach zuvor noch 12,5 Punkten.

Der japanische Frühindikator notiert in der revidierten Fassung für April bei 76,2. Im Vormonat hatte der Frühindikator Japans noch bei 75,5 notiert.

Der deutsche Dienstleistungsindex für Juni notiert in der ersten Veröffentlichung bei 44,5. Erwartet wurde der Index bei 46. Im Vormonat hatte er noch bei 44,8 gestanden.

Der deutsche Einkaufsmanagerindex notiert in der ersten Veröffentlichung für Juni im verarbeitenden Gewerbe bei 40,5, nach zuvor 39,6. Im Vorfeld war hingegen mit einem Stand von 41,0 gerechnet worden.

Der Einkaufsmanagerindex für die Eurozone notiert in der ersten Veröffentlichung für Juni insgesamt bei 44,4. Im Vormonat hatte er bei 44,0 gelegen.

Der Einkaufsmanagerindex für die Eurozone notiert in der ersten Veröffentlichung für Juni im verarbeitenden Gewerbe bei 42,2. Im Vorfeld war hingegen mit einem Stand von 42 gerechnet worden.

Der Einkaufsmanagerindex für die Dienstleistungen wurde in der vorläufigen Ausgabe mit 44,5 angegeben. Hier war allerdings mit einem Stand von 45,6 gerechnet worden.

Das ifo Institut erwartet für das Bruttoinlandsprodukt der Welt in 2009 ein Wachstum in Höhe von -1,8 %. Die Prognose für 2010 liegt bei + 2 %.

Nach den bisherigen amtlichen Ergebnissen sank die gesamtwirtschaftliche Produktion in Deutschland im ersten Quartal 2009 saison- und kalenderbereinigt gegenüber dem Jahresendquartal um 3,8 %, bereits im vierten Quartal 2008 war die Wirtschaftsleistung um 2,2 % geschrumpft. Deutschland verzeichnet damit von allen großen europäischen Volkswirtschaften den schärfsten Wachstumseinbruch. Für das erste Halbjahr 2009 ergibt sich im Vergleich zum zweiten Halbjahr 2008 saison- und kalenderbereinigt eine Schrumpfung des realen Bruttoinlandsprodukts in Höhe von 5,2 %; im Vorjahresvergleich beläuft sich die Abnahme auf 7,5 %. Erst im Frühjahr 2010 ist mit einer Bodenbildung bei Produktion und Nachfrage zu rechnen. Danach wird die reale Wirtschaftsleistung wahrscheinlich wieder etwas zunehmen. Bei sich allmählich bessernder Weltkonjunktur ziehen die Exporte dann leicht an.

Unser Kommentar:

Wenn man berücksichtigt, wie falsch die Prognosen des ifo Instituts seit Ausbruch der Krise waren, dann kann man nur hoffen, dass die Analysten mit ihrer Erwartung einer Erholung ab Frühjahr 2010 endlich einmal richtig liegen. Immerhin spricht zumindest eine gewisse Wahrscheinlichkeit dafür, dass die Forscher endlich einmal Recht bekommen.

Sieht man sich die aktuellen Konjunkturdaten an, etwa zum bundesdeutschen Export, dann sind zumindest Zweifel an der Prognose angebracht. Von Besserung ist einstweilen nämlich nichts zu sehen. Warten wir das also erst einmal ab.
Die Zahl der US-amerikanischen Hausverkäufe ist im Mai auf 4,77 Mio. gestiegen. Im Vorfeld war mit einem Bereich von 4,83 Mio. gerechnet worden. Im Monat zuvor waren 4,66 Mio. Häuser verkauft worden. Damit wurde der Vormonatswert von 4,68 Mio. nach unten revidiert.

Mittwoch:

Der japanische Großhandelspreisindex für Dienstleistungen ist in der vorläufigen Fassung zum Vormonat um 1,2 % gesunken, verglichen mit revidierten -0,4 % zuvor. Gegenüber dem Vorjahr ergab sich im Mai ein vorläufiger Preisrückgang um 1,4 % nach revidierten +0,1 % im Monat zuvor.

Die japanische Handelsbilanz weist mit 299,8 Mrd. Yen einen gegenüber dem Vorjahr um 12,1 % niedrigeren Überschuss aus. Im Durchschnitt war jedoch von 214,6 Mrd. Yen ausgegangen worden.

Die Zahl der Neuzulassungen bei den leichten Nutzfahrzeugen bis 3,5 t ist im Mai in der EU verglichen mit dem Vorjahr um 38,0 % gesunken. Gleichzeitig fielen die Neuzulassungen bei den Nutzfahrzeugen über 3,5 t um 44,8 %. Bei den Lastkraftwagen über 16 t wurde ein Rückgang der Zulassungen um 49,6 % registriert, während bei Bussen über 3,5 t auf das Jahr gesehen 28,6 % weniger Zulassungen zu verzeichnen waren.

Die Zahl der Empfänger des Meister-BAföGs ist im Jahr 2008 in Deutschland um 4,4 % gestiegen. Damit erhielten insgesamt rund 140.000 Menschen Meister-BAföG. Der Frauenanteil bei den Geförderten lag bei 31 %. Die Zahl der geförderten Frauen ist im Jahr 2008 gegenüber dem Vorjahr um 3 % auf rund etwa 43.000 gestiegen. An Förderleistungen wurden 382 Mio. Euro bewilligt.

Die saisonbereinigte Leistungsbilanz für die Eurozone weist im April einen Defizit in Höhe von 5,9 Mrd. Euro aus, verglichen mit einem Minus von 7,0 Mrd. Euro im Vormonat (revidiert von zuvor veröffentlichten -6,5 Mrd. Euro). Ohne Bereinigung ergibt sich für den Berichtsmonat ein Minus in Höhe von 9,2 Mrd. Euro.

Die Handelsbilanz weist ein Plus in Höhe von 2,6 Mrd. Euro aus, die Dienstleistungsbilanz zeigt ein Plus von 2,9 Mrd. Euro, die Einkommensbilanz ein Defizit von 2,7 Mrd Euro und die Transferbilanz ist mit 8,8 Mrd. Euro defizitär.

Nach Angaben des US Conference Board ist der deutsche Frühindikator im Berichtmonat um 0,4 % auf 85,8 gestiegen. Im Monat zuvor war der Index um 0,9 % gefallen, davor um -2,6 % gesunken.

Der Coincident Index für Deutschland fiel gegenüber dem Vormonat um 0,2 % auf 101,3. Zuvor war der Index um 0,3 % und davor um 0,6 % gesunken. Die Basis von 100 wurde für den Frühindikator und den Coincident Index im Jahr 1990 festgelegt.

Die US-amerikanischen Auftragseingänge für langlebige Wirtschaftsgüter sind im Mai um 1,8 % gestiegen. Erwartet wurde hingegen ein Minus im Bereich von 0,9 %. Im Vormonat waren die Auftragseingänge bei den langlebigen Wirtschaftsgütern noch um 1,8 % geklettert. Damit wurde der Vormonatswert von zuvor veröffentlichten +1,9 % revidiert.

Die Zahl der Hausverkäufe ist in den USA im Mai auf 342.000 zurückgegangen. Erwartet wurden 360.000 Hausverkäufe. Im Monat zuvor waren 344.000 Hausverkäufe registriert worden. Damit wurde die zuvor veröffentlichte Zahl von 352.000 nach unten revidiert.

Die US-amerikanischen Rohölvorräte (Crude Oil Inventories) sind in der vorangegangenen Woche um 3,8 Mio. Barrel gefallen

Die Benzinvorräte (Gasoline Inventories) haben sich in den USA im Wochenvergleich um 3,6 Mio. Barrel ausgeweitet

Die Vorräte an Destillaten (Distillate Inventories), die auch das Heizöl beinhalten, sind gegenüber der Vorwoche in den Vereinigten Staaten um 2,1 Mio. Barrel geklettert .

Der Offenmarktauschuss der US-Notenbank lässt die Zinsen unverändert bei 0,25 Prozent. Die Fed ist der Ansicht, dass sich der Wirtschaftsabschwung weiter verlangsamt. Besonders die Entwicklung an den Finanzmärkten wurde als positiv bewertet. Zudem sei eine Deflation derzeit keine große Bedrohung mehr. Hervorgehoben wurden im Rahmen des Statements vor allem steigende Energiepreise sowie andere sich verteuernde Rohstoffe. Dennoch wird die Gefahr einer Inflation auf absehbare Zeit als gedämpft bezeichnet.

Donnerstag:

Im Monats-Vergleich zum Vorjahr ist die Zahl der Beschäftigten im Bauhauptgewerbe in Deutschland im April zum Vorjahr um 2,5 % auf 688.000 gefallen, die Summe der geleisteten Arbeitsstunden ist gleichzeitig um 8,9 % auf 72,0 Mio. Stunden zurückgegangen. Der Gesamtumsatz ist in gleicher Zeit um 6,4 % gesunken und betrug im Berichtsmonat 6,457 Mrd. Euro, während der Index des Auftragseingangs um 12,3 % auf 101,2 gesunken ist (2000 = 100).

Im Jahr 2009 insgesamt ist die Beschäftigtenzahl jedoch um 2,2 % auf durchschnittlich 675.000 gesunken, während die geleisteten Arbeitsstunden um 13,7 % auf 215,3 Mio. gefallen waren. Der Gesamtumsatz ging bis dahin um 10,9 % auf 19,822 Mrd. Euro zurück, der Index des Auftragseingangs fiel um 15,2 % auf im Durchschnitt 84,3.

Die Erzeugerpreise in Spanien sind im Berichtsmonat um 0,1 % zum Vormonat gestiegen. Im Vergleich zum Vorjahr sank der Index um 4,4 %.

Im Monatsvergleich sind die Auftragseingänge in der Euro-Zone im April um 1,0 % gefallen nach zuvor -0,2 %. Im Jahresvergleich sind die Auftragseingänge um 35,5 % gesunken nach -26,5 %.

Unser Kommentar:

Hoffentlich nehmen die zahlreichen Daueroptimisten das endlich zur Kenntnis: Die Auftragseingänge in der Industrie sind eine einzige Katastrophe. Von Bodenbildung oder ähnlichem Unsinn, der überall verbreitet wird, ist nicht die Spur zu erkennen. Wie man vor dem Hintergrund solcher Zahlen fortgesetzt und hartnäckig vom nahenden Bullenmarkt faseln kann, ist uns ein Rätsel. Wir bleiben dabei: Die aktuelle Weltwirtschaftskrise stellt alles seit 1929 weit in den Schatten. Und über die Folgen werden wir alle uns noch sehr wundern. Und weiter im Text:

Das US-amerikanische Bruttoinlandsprodukt (BIP) ist in der endgültigen Fassung zum ersten Quartal um 5,5 % gefallen. Im Quartal zuvor hatte das Wachstum bei 6,3 % gelegen.

Die Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe ist in den USA auf 627.000 gestiegen. Erwartet wurden 613.000 neue Anträge nach zuvor 612.000 (revidiert von 608.000).

Die US-amerikanischen Erdgasvorräte ("Nat Gas Inventories") sind in der letzten Woche um 94 Bcf auf 2.651 Bcf gestiegen. In der vorangegangenen Woche waren die Bestände in den USA um 114 Bcf geklettert, im Vorjahr hatten sie bei 2.020 Bcf gelegen.

Freitag:

Die japanischen Verbraucherpreise sind im Mai zum Vorjahr um 1,1 % gefallen. Auf Monatssicht sanken die Preise um 0,2 %.

Die Kernrate ohne verderbliche Lebensmittel und ohne Energie sank auf Jahresbasis um 0,5 %, auf Monatssicht blieb der Index unverändert.

Der Verbraucherpreisindex für Tokio ist im Juni gegenüber dem Vorjahr um 1,5 % gefallen. Zum Vormonat ist der Preisindex um 0,4 % gesunken.

In der Kernrate (ohne verderbliche Lebensmittel und Energie) ist der Preisindex zum Vorjahr um 1,0 % gesunken, gegenüber dem Vormonat um 0,2 % zurückgegangen.

Die deutschen Einfuhrpreise sind im Mai zum Vorjahr um 4,8 % gesunken nach zuletzt -10,4 %. Im Monatsvergleich sind die Preise auf der Importseite um 0,8 % gefallen nach zuvor +/-0,0 %. Ohne Erdöl und Mineralölerzeugnisse ist der Index der deutschen Einfuhrpreise auf Jahresbasis um 4,7 % gesunken. Gegenüber dem Vormonat fiel der Index um 0,8 %.

Die Ausfuhrpreise haben in Deutschland zum Vorjahresmonat um 2,7 % nachgelassen nach zuletzt -2,0 %. Auf Monatssicht fielen die deutschen Exportpreise mit -0,1 % nach ebenfalls -0,1 % im Monat zuvor.

Der französische Vertrauensindex notiert bei -37 nach zuvor -40.

Die persönlichen Auslagen sind in den USA im Mai um 0,3 % gestiegen. Erwartet wurde ein Anstieg im Bereich von 0,4 %. Im Vormonat waren die persönlichen Auslagen unverändert geblieben. Damit wurde der Vormonatswert von -0,1 % nach oben revidiert.

Die persönlichen Einkommen sind in den Vereinigten Staaten im Mai um 1,4 % gestiegen. Erwartet wurde ein Anstieg um 0,3 %. Im Vormonat waren die Einkommen um 0,7 % geklettert. Damit wurde der Vormonatswert von zuvor veröffentlichten +0,5 % nach oben revidiert.

Der endgültige Verbraucherstimmungsindex der Uni Michigan notiert im Juni bei 70,8 nach 68,7 in der vorläufigen Fassung. Es war erwartet worden, dass die vorläufige Veröffentlichung unrevidiert bleiben würde. Im Monat zuvor hatte der Index bei 69 notiert.

Wie wir die Lage jetzt einschätzen und was wir unseren Lesern raten, das lesen Sie in der aktuellen Ausgabe des Antizyklischen Börsenbriefs, die demnächst erscheint.

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Zum Autor:
Andreas Hoose ist Chefredakteur des Antizyklischen Börsenbriefs, einem Service der BörseGo AG, und Geschäftsführer des Antizyklischen Aktienclubs. Börsenbrief und Aktienclub, das komplette Servicepaket für die Freunde antizyklischer Anlagestrategien! Informationen finden Sie unter www.antizyklischer-boersenbrief.de und www.antizyklischer-aktienclub.de

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