Kommentar
23:58 Uhr, 22.08.2008

Wirtschaftsdaten: Ist der Tiefpunkt erreicht?

Börsianer haben es nicht leicht: Tag für Tag werden sie mit Wirtschaftsdaten überflutet. Um zur rechten Zeit die richtigen Entscheidungen treffen zu können, sollte man die wichtigsten Informationen nicht nur verstehen, sondern auch einzuordnen wissen.

Wir werden Sie in Zukunft an dieser Stelle über die wichtigsten Wirtschaftsdaten aus Europa und den USA informieren und erläutern, was die Informationen für die Börsen bedeuten.

Montag:

Die Handelsbilanz der Euro-Zone weist in der ersten Schätzung für Juni ein Defizit von 0,1 Mrd. Euro aus verglichen mit einem Überschuss in Höhe von 7,5 Mrd. Euro ein Jahr zuvor. Das Plus des Vormonats wurde auf -3,9 Mrd Euro revidiert. Die Ausfuhren sind im Berichtsmonat zum Vormonat saisonbereinigt um 1,4 % gestiegen , die Einfuhren um 2,9 % geklettert.

Dienstag:

Die deutschen Erzeugerpreise sind im Juli zum Vormonat um 2,0 % gestiegen. Einen Monat zuvor waren sie um 0,9 % geklettert. Im Jahresvergleich verteuerten sich die Preise der Erzeuger in Deutschland um 8,9 % nach +6,7 % im Monat zuvor.

Die US-amerikanischen Erzeugerpreise sind im Juli um 1,2 % gestiegen. Erwartet wurde ein Anstieg im Bereich von nur 0,4 bis 0,6 %. Auf Jahressicht erhöhte sich das Preisniveau auf der Erzeugerseite um 9,8 %. Die Kernrate der US Produzentenpreise ist um 0,7 % gestiegen. Das ist die deutlichste monatliche Erhöhung der Kernrate seit November 2006.

Der ZEW Konjunkturindex für Deutschland notiert im August bei -55,5. Im Monat zuvor hatte er noch bei -63,9 gelegen. Den historische Mittelwert des Konjunkturindikators gibt das ZEW mit 28,3 Punkten an. Die aktuelle konjunkturelle Lage Deutschlands hat sich nach Angaben des ZEW auf -9,2 Zähler verringert.

Die Konjunkturerwartung für die Eurozone verbesserte sich zum Vormonat um 8,0 Punkte und notiert im Berichtsmonat bei nun -55,7 Zählern. Die aktuelle Konjunkturlage im Euroraum verliert 18,9 Zähler auf nunmehr -22,2 Punkte.

Die Zahl der US-amerikanischen Wohnbaugenehmigungen liegt im Juli bei 937.000, ein Minus von 17,7 % zum Vormonat. Erwartet wurden 959.000 bis 975.000. Im Monat davor waren es 1,138 Mio. gewesen. Damit wurde der Vormonatswert von ehemals veröffentlichten 1,091 Mio. nach oben revidiert.

Die Zahl der Wohnbaubeginne liegt in den USA im Juli bei 965.000 und ist damit um 11,0 % zurückgegangen. Erwartet wurden 960.000 bis 975.000 nach noch 1,084 Mio. im Vormonat. Damit wurde der Vormonatswert von zuvor veröffentlichten 1,066 Mio. leicht nach oben revidiert.

Unser Kommentar:

Am Freitag sprach Fed-Chef Ben Bernanke von sinkenden Inflationsgefahren, woraufhin die Aktienmärkte in den USA losgaloppierten und die Europäer gleich mit sich rissen. Dabei stehen die Zeichen weder in den USA noch in Euroland besonders günstig, wie die neuesten Zahlen belegen: Ein Preisauftrieb bei den Erzeugern von 8,9 Prozent bzw. 9,8 Prozent auf Jahressicht ist sicherlich kein Anlass zur Freude. Vielleicht gleicht Bernanke`s Optimismus eher dem Pfeifen im Walde. Der sinkende Ölpreis allein jedenfalls dürfte im Moment nicht ausreichen, die Inflationsgefahren einzudämmen, zumal der Trend beim Öl schon wieder zu drehen scheint.

Der ZEW-Konjunkturindex ist weiter abgerutscht. Doch wenn man weiß, dass die Aktienmärkte auf dem Höhepunkt der Rezession wieder anfangen werden zu steigen, ist das kein Anlass, sich übermäßige Sorgen zu machen. Je schlechter die Stimmung, desto größer die Wahrscheinlichkeit, dass die Flaute bald überstanden ist.

Mittwoch:

Die Produktion im Baugewerbe ist im Bereich der Eurozone im Juni um 0,6 % gefallen. Die Produktion des Vormonats wurde von 0,8 % auf nun 0,1 % nach unten revidiert. Im Jahresvergleich ist die Bauproduktion um 2,4 % gesunken nach zuletzt -1,6 % (revidiert von -1,1 %).

Der Weltwirtschaftsklimaindikator für das dritte Quartal ist auf 73,4 zurückgegangen von noch 81,4 im zweiten Quartal. Ein Jahr zuvor hatte der Wirtschaftsklimaindex bei 113,6 gestanden. Der Index für die aktuelle Lage notiert bei 85,8 nach noch 96,8 im Vorquartal. Im Vergleichsquartal des Vorjahres hatte der Indikator bei 127,9 notiert. Der Indikator für die Erwartungen sinkt auf 61,4 nach 66,7 im zweiten Quartal 2008. Im entsprechenden Quartal vor einem Jahr lag der Indikator noch bei 100.

Die US-amerikanischen Rohölvorräte (Crude Oil Inventories) sind in der vorangegangenen Woche um 9,4 Mio. Barrel gestiegen, nach zuvor -360.000 Barrel.

Die Benzinvorräte (Gasoline Inventories) haben sich in den USA im Wochenvergleich um 6,2 Mio. Barrel verringert, nach zuletzt einem Minus in Höhe von 6,4 Mio. Barrel.

Die Vorräte an Destillaten (Distillate Inventories), die auch das Heizöl beinhalten, sind gegenüber der Vorwoche in den Vereinigten Staaten um 0,5 Mio. Barrel geklettert, nach zuvor -1,7 Mio. Barrel.

Donnerstag:

Die Zahl der Erstanträge ist in den USA auf 432.000 gefallen. Erwartet wurden 435.000 bis 438.000 neue Anträge nach zuvor 445.000 (revidiert von 450.000).

Die US-amerikanischen Frühindikatoren sind im Juli um 0,7 % gesunken. Erwartet wurde ein Rückgang in Höhe von 0,3 %. Im Vormonat hatte sich keine Änderung ergeben. Damit wurde der Vormonatswert von -0,1 % nach oben revidiert.

Der Philly Fed Index notiert im August bei -12,7. Erwartet wurde er im Bereich -12,0 bis -15,0. Im Vormonat hatte er bei -16,3 gestanden.

Die US-amerikanischen Erdgasvorräte ("Nat Gas Inventories") sind in der letzten Woche um 88 Bcf auf 2.655 Bcf gestiegen. In der vorangegangenen Woche waren die Bestände in den USA um 50 Bcf geklettert, im Vorjahr hatten sie bei 2.919 Bcf gelegen.

Unser Kommentar:

Der Philly Fed Index gilt als wertvoller Indikator für die US-Wirtschaft. Nach einem Anstieg im Juli von -17,1 auf -16,3 Punkte legte der Indikator zum zweiten Mal in Folge auf jetzt -12,7 Punkte zu. Insbesondere bei den Unterpunkten "Aufträgen" und "Lieferungen" zeigte die Umfrage Verbesserungen.

Das Ergebnis ist bemerkenswert, weil es darauf hindeutet, dass der rezessive Tiefpunkt in den USA erreicht sein könnte. Sollte die US-Wirtschaft die Talsohle tatsächlich erreicht haben, könnten Aktienmärkte und auch die Rohstoffe bald wieder deutlich zulegen.

Erstmals seit einigen Wochen ist die Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe in den USA wieder rückläufig. Es ist noch zu früh, Entwarnung zu geben, man muss das beobachten.

Die Erdgasvorräte in den USA steigen wieder leicht an. Doch das dürfte sich bald wieder ändern: Im Herbst kaufen die Menschen Erdgas und Heizöl für die nahende Kälteperiode. Insbesondere beim Erdgas ist nach dem jüngsten Kursrutsch schon bald wieder mit steigenden Notierungen zu rechnen: In den USA geht der Trend immer stärker hin zu dem vergleichsweise umweltfreundlichen Energieträger…

Freitag:

Im Monats-Vergleich zum Vorjahr ist die Zahl der Beschäftigten im Bauhauptgewerbe in Deutschland im Juni zum Vorjahr um 2,4 % auf 703.000 gefallen, die Summe der geleisteten Arbeitsstunden ist gleichzeitig um 2,0 % auf 77,5 Mio. Stunden zurückgegangen. Der Gesamtumsatz ist in gleicher Zeit um 5,3 % angestiegen und betrug im Berichtsmonat 7,671 Mrd. Euro, während der Index des Auftragseingangs um 1,6 % auf 89,4 gesprungen ist (2000 = 100).

Im Jahr 2008 insgesamt ist die Beschäftigtenzahl jedoch um 1,9 % auf durchschnittlich 689.000 gesunken, während die geleisteten Arbeitsstunden um 0,9 % auf 392,8 Mio. gefallen waren. Der Gesamtumsatz stieg bis dahin um 7,2 % auf 36,527 Mrd. Euro, der Index des Auftragseingangs fiel um 0,3 % auf im Durchschnitt 75,5.

Die saisonbereinigte Leistungsbilanz für die Eurozone weist im Juni einen Defizit in Höhe von 8,2 Mrd. Euro aus, verglichen mit einem Minus von 5,5 Mrd. Euro im Vormonat (revidiert von zuvor veröffentlichten -7,3 Mrd. Euro). Ohne Bereinigung ergibt sich für den Berichtsmonat ein Minus in Höhe von 1,0 Mrd. Euro.

Die Handelsbilanz weist ein Defizit in Höhe von 2,0 Mrd. Euro aus, die Dienstleistungsbilanz zeigt ein Plus von 1,5 Mrd. Euro, die Einkommensbilanz einen Minus von 1,2 Mrd Euro. Die Transferbilanz ist mit -6,5 % Mrd. Euro defizitär.

Im Monatsvergleich sind die Auftragseingänge in der Euro-Zone im Juni um 0,3 % gefallen nach zuvor -5,4 %. Im Jahresvergleich sind die Auftragseingänge um 7,4 % gesunken nach -4,4 %..

Wie wir die Lage jetzt einschätzen und was wir unseren Lesern raten, lesen Sie in der aktuellen Ausgabe des Antizyklischen Börsenbriefs, die in Kürze erscheint.

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Zum Autor:
Andreas Hoose ist Chefredakteur des Antizyklischen Börsenbriefs und Geschäftsführer des Antizyklischen Aktienclubs. Börsenbrief und Aktienclub, das komplette Servicepaket für die Freunde antizyklischer Anlagestrategien! Informationen finden Sie unter [Link "www.antizyklischer-börsenbrief.de" auf www.antizyklischer-b%C3%B6rsenbrief.de/... nicht mehr verfügbar] und www.antizyklischer-aktienclub.de

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