Kommentar
02:14 Uhr, 05.07.2008

Wirtschaftsdaten: Inflation bleibt hoch...

Börsianer haben es nicht leicht: Tag für Tag werden sie mit Wirtschaftsdaten überflutet. Um zur rechten Zeit die richtigen Entscheidungen treffen zu können, sollte man die wichtigsten Informationen nicht nur verstehen, sondern auch einzuordnen wissen.

Wir werden Sie in Zukunft an dieser Stelle über die wichtigsten Wirtschaftsdaten aus Europa und den USA informieren und erläutern, was die Informationen für die Börsen bedeuten.

Montag:

Der deutsche Großhandelsumsatz ist im Mai gegenüber dem Vorjahresmonat um nominal 6,1 % gestiegen, real gleichzeitig um 0,8 % gesunken nach zuvor +15,7 % bzw. +9,3 %. Im kalender- und saisonbereinigten Vergleich zum Vormonat ist der Umsatz des Großhandels nominal um 0,7 % gefallen, real hat er um 0,9 % verloren , nach +1,3 % bzw. +0,2 % im Vormonat. Die offizielle Vorabschätzung für die Inflation in der Eurozone für Juni geht von einer Jahresteuerung von 4 % aus. Im Monat zuvor hatte die Jahresteuerung bei 3,7 % gelegen.

Der Chicagoer Einkaufsmanagerindex notiert im Juni bei 49,6. Erwartet wurde er im Bereich 48,5 bis 49,0. Im Vormonat hatte der Index noch bei 49,1 gestanden.

Unser Kommentar:

In der US-amerikanischen Millionenmetropole Chicago wird einmal monatlich der Einkaufsmanagerindex errechnet. In der Umfrage werden sieben Indikatoren erhoben und unterschiedlich gewichtet: Beschäftigung, Produktion, Auftragseingänge, Zulieferer, Auftragsrückstände, bezahlte Preise und Lagerbestände. Da der Index saisonbereinigt ist, werden feiertagsbedingte Differenzen oder Effekte wie Unterschiede im Jahresverlauf ausgeglichen. Ein Indexwert über 50 Punkte signalisiert einen konjunkturellen Aufschwung, Indexwerte unter 50 Punkte hingegen weisen auf eine schrumpfende Wirtschaft hin. Nichts Neues von den Einkaufsmanagern: Ein Wert unterhalb von 50 Zählern signalisiert rückläufiges Wirtschaftswachstum. Der aktuelle Wert war leicht besser als erwartet. Das gibt Anlass zur Hoffnung, dass das Schlimmste bald überstanden ist.

Die Jahresteuerung in der Eurozone bleibt auffallend hoch. Anleger sollten daher weiterhin in Sachwerte investieren: Immobilien, Gold, Silber und die Aktien großer Unternehmen bieten Schutz vor Geldentwertung.

Dienstag:

Der deutsche Einzelhandelsumsatz ist im Mai gegenüber dem Vorjahr nominal um 3,5 % gestiegen nach zuvor +2,2 % (revidiert von +1,5 %),real war ein Anstieg um 0,7 % zu verzeichnen, nach zuletzt noch -0,2 % (revidiert von -1,0 %).
Im kalender- und saisonbereinigten Vergleich zum Vormonat ist der Umsatz des Einzelhandels um nominal 1,7 % geklettert nach zuletzt noch -0,5 %, real um 1,3 % gestiegen nach -0,6 % im Vormonat.

Die Zahl der Erwerbstätigen mit Wohnort in Deutschland liegt im Mai in Deutschland gemäß der ILO-Arbeitsmarktstatistik bei 40,192 Mio. und damit um 1,6 % über dem Vorjahresniveau. Zum Vormonat kletterte die Zahl der Erwerbstätigen um 0,3 % nach +0,4 % im Vormonat. Saisonbereinigt zeigt die Zahl keine Veränderung. Die Zahl der Erwerbslosen lag im Mai bei 3,22 Mio. und damit 0,2 % über dem April-Stand von 3,21 Mio. Im Mai 2007 waren es noch 3,66 Mio. gewesen, ein Rückgang somit um 12,2 %.

Die Erwerbslosenquote für Mai liegt bei 7,4 % nach ebenfalls 7,4 % im April bzw. 8,5 % im Vorjahresmonat. Die Zahl der Arbeitslosen ist in Deutschland im Juni saisonbereinigt um 38.000 zurückgegangen.

Die Arbeitslosenquote in der Euro-Zone bleibt im Mai bei 7,2 %, unverändert zum Vormonat. Ein Jahr zuvor hatte sie noch 7,5 % betragen.

Der US-amerikanische ISM Index notiert im Juni bei 50,2 %. Erwartet wurde er im Bereich 49,6 % und damit unverändert zum Niveau im Mai.

Die US-amerikanischen Bauausgaben sind im Mai um 0,4 % gesunken. Erwartet wurde ein Rückgang um 0,5 bis 0,6 %. Im Vormonat waren die Bauausgaben in den USA nur um 0,1 % zurückgegangen. Damit wurde der Vormonatswert von zuvor veröffentlichten -0,4 % nach oben revidiert.

Mittwoch:

Die Erzeugerpreise der Industrie sind in der Euro-Zone im Mai zum Vormonat um 1,2 % gestiegen nach zuvor +0,9 % (revidiert von +0,8 %). Im Jahresvergleich sind die Preise der Erzeuger in der Industrie um 7,1 % geklettert nach zuvor +6,2 % (revidiert von 6,1 %).

Im Juni ist die Zahl der privat Beschäftigten außerhalb der Landwirtschaft in den USA um 79.000 gefallen. Erwartet wurde hingegen ein Zuwachs um knapp 30.000 Beschäftigte.

Das Plus des Vormonats bei den privat Beschäftigten ist auf nur noch 25.000 nach unten revidiert worden. Für Mai waren zuletzt noch +40.000 angekündigt worden.

Die US-amerikanischen Industrieaufträge sind im Mai um 0,6 % gestiegen. Erwartet wurde ein Anstieg im Bereich 0,0 bis 0,6 %. Im Vormonat waren die Industrieaufträge um 1,3 % gestiegen. Damit wurde der Vormonatswert von 1,1 % nach oben revidiert.

Die US-amerikanischen Rohölvorräte (Crude Oil Inventories) sind in der vorangegangenen Woche um 2,0 Mio. Barrel gefallen, nach zuvor +800.000 Barrel.

Die Benzinvorräte (Gasoline Inventories) haben sich in den USA im Wochenvergleich um 2,1 Mio. Barrel ausgeweitet, nach zuletzt einem Minus in Höhe von 100.000 Barrel.

Die Vorräte an Destillaten (Distillate Inventories), die auch das Heizöl beinhalten, sind gegenüber der Vorwoche in den Vereinigten Staaten um 1,3 Mio. Barrel geklettert, nach zuvor +2,8 Mio. Barrel.

Unser Kommentar:

Die Rohölvorräte in den USA sind gefallen. Das zumindest spricht gegen eine unmittelbar bevorstehende Auseinandersetzung mit dem Iran – allerdings auch gegen kurzfristig fallende Ölpreise.

Donnerstag:

Der deutsche Dienstleistungsindex für Juni notiert bei 52,1. Erwartet wurde der Index bei 53,3. Im Vormonat hatte er noch bei 53,8 gestanden.

Der Dienstleistungsindex für die Eurozone notiert in der zweiten Veröffentlichung für Juni bei 49,1. Damit wurde die offizielle Vorabschätzung von 49,5 nach unten revidiert. Im Vormonat hatte der Index bezüglich der Dienstleistungen noch bei 51,1 gestanden.

Der Einzelhandelsumsatz ist in der Eurozone im Mai gegenüber dem Vormonat in der ersten offiziellen Schätzung um 1,2 % gestiegen. Im Jahresvergleich ist der Umsatz des Einzelhandels in der Eurzone im Berichtsmonat um 0,2 % geklettert.

Die Europäische Zentralbank erhöht die Zinsen um 25 Basispunkte auf nun 4,25 %. Damit war im Vorfeld bereits gerechnet worden.

Unser Kommentar:

Die Leitzinserhöhung der Europäischen Zentralbank war keine Überraschung. Dementsprechend nichtssagend fiel die Reaktion an der Börse aus. Der letzte Zinsschritt der europäischen Währungshüter war im Juni vergangenen Jahres vorgenommen worden. Damals hatte die Notenbank die Zinsen um 25 Basispunkte auf 4,0 Prozent angehoben. Der Euro konnte gegenüber dem Dollar allerdings kaum zulegen. Das könnte darauf hindeuten, dass auch in den USA Zinserhöhungen anstehen.

Die US-amerikanische Arbeitslosenquote liegt im Juni bei 5,5 %. Erwartet wurde die Quote mit 5,4 % nach 5,5 % im Vormonat.

Die Zahl der Beschäftigten (ohne Landwirtschaft) ist in den USA im Juni um 62.000 zurückgegangen. Erwartet wurde hingegen ein Rückgang um 50.000 bis 60.000 Arbeitsplätze. Der Vormonatsrückgang wurde von 49.000 auf nun ebenfalls 62.000 revidiert.

Die durchschnittlichen Stundenlöhne sind in den USA im Juni um 0,06 US-Dollar bzw. 0,3 % gegenüber dem Vormonat auf 18,01 US-Dollar gestiegen. Damit war bereits gerechnet worden. Im Vormonat waren die Stundenlöhne ebenfalls um 0,3 % geklettert.

Die Zahl der Erstanträge ist in den USA auf 404.000 gestiegen. Erwartet wurden 375.000 bis 385.000 neue Anträge nach zuvor 388.000 (revidiert von 384.000).

Unser Kommentar:

Die Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe in den USA steigt. Mit 404.000 wird ein kritischer Wert erreicht. Eine Zahl von etwa 400.000 Erstanträgen gilt allgemein als Signal für einen stagnierenden Arbeitsmarkt. Ab einem Wert von unter 350.000 erwarten Experten einen Rückgang der Arbeitslosenzahlen.

Der US-amerikanische ISM Non-Manufacturing Index (NMI) für Juni notiert bei 48,2 %. Erwartet wurde der NMI im Bereich 51,5 bis 52,0 % nach zuvor 51,7 %.

Die US-amerikanischen Erdgasvorräte ("Nat Gas Inventories") sind in der letzten Woche um 85 Bcf auf 2.118 Bcf gestiegen. In der vorangegangenen Woche waren die Bestände in den USA um 90 Bcf gestiegen, im Vorjahr hatten sie bei 2.499 Bcf gelegen.

Freitag:

Feiertag in den USA: Independence Day. Wegen des Feiertags kommt es an einigen Börsen zu eingeschränktem Handel.

Der Auftragseingang ist im Mai in Deutschland auf Monatssicht saison- und preibereinigt um 0,9 % gegenüber Vormonat gesunken. Erwartet wurde hingegen ein Anstieg um etwa 0,7 %. Im Vormonat war der Auftragseingang um -1,7 % (revidiert von 0,5 %) gefallen.

Wie wir die Lage jetzt einschätzen und was wir unseren Lesern raten, lesen Sie in der aktuellen Ausgabe des Antizyklischen Börsenbriefs, die in Kürze erscheint.

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Zum Autor:
Andreas Hoose ist Chefredakteur des Antizyklischen Börsenbriefs und Geschäftsführer des Antizyklischen Aktienclubs. Börsenbrief und Aktienclub, das komplette Servicepaket für die Freunde antizyklischer Anlagestrategien! Informationen finden Sie unter [Link "www.antizyklischer-börsenbrief.de" auf www.antizyklischer-b%C3%B6rsenbrief.de%20/... nicht mehr verfügbar] und www.antizyklischer-aktienclub.de

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