Kommentar
02:53 Uhr, 26.07.2008

Wirtschaftsdaten: ifo-Index auf Rekordtief - Kaufchance beim US-Erdgas?

Börsianer haben es nicht leicht: Tag für Tag werden sie mit Wirtschaftsdaten überflutet. Um zur rechten Zeit die richtigen Entscheidungen treffen zu können, sollte man die wichtigsten Informationen nicht nur verstehen, sondern auch einzuordnen wissen.

Wir werden Sie in Zukunft an dieser Stelle über die wichtigsten Wirtschaftsdaten aus Europa und den USA informieren und erläutern, was die Informationen für die Börsen bedeuten.

Montag:
Im Monats-Vergleich zum Vorjahr ist die Zahl der Beschäftigten im Bauhauptgewerbe in Deutschland im Mai zum Vorjahr um 2,8 % auf 696.000 zurückgegangen, die Summe der geleisteten Arbeitsstunden ist gleichzeitig um 8,0 % auf 70,4 Mio. Stunden geschrumpft. Der Gesamtumsatz ist in gleicher Zeit um 3,2 % angestiegen und betrug im Berichtsmonat 6,878 Mrd. Euro, während der Index des Auftragseingangs um 7,0 % auf 76,8 gefallen ist (2000 = 100).

Im Jahr 2008 insgesamt ist die Beschäftigtenzahl um 1,8 % auf durchschnittlich 686.000 gesunken, während die geleisteten Arbeitsstunden um 0,6 % auf 315,3 Mio. gefallen waren. Der Gesamtumsatz ging bis dahin um 7,7 % auf 28,856 Mrd. Euro nach oben, der Index des Auftragseingangs fiel um 0,7 % auf im Durchschnitt 72,7.

Der US-amerikanische Chicago Fed National Activity Index notiert für Juni bei -0,60. Im Monat zuvor hatte er noch bei -1,06 gestanden. Damit wurde der Vormonatswert von -0,96 weiter ins Minus revidiert.

Die US-amerikanischen Frühindikatoren sind im Juni um 0,1 % gesunken. Erwartet wurde ein Bereich von -0,1 bis -0,3 %. Im Vormonat war ein Plus in Höhe von 0,1 % verzeichnet worden.

Dienstag:

Der US-amerikanische State Street Investor Confidence Index notiert im Juli bei 82,6. Einen Monat zuvor hatte der Index noch bei 79,0 gestanden.

Mittwoch:

Im Monatsvergleich sind die Auftragseingänge in der Euro-Zone im Mai um 3,5 % gefallen nach zuvor +2,0 %. Im Jahresvergleich sind die Auftragseingänge um 4,4 % gesunken nach +12,3 %.

Die Leistungsbilanz für den Bereich aller EU Mitgliedsstaaten weist in der zweiten Veröffentlichung für das erste Quartal ein Defizit in Höhe von 26,5 Mrd. Euro aus. In der ersten Veröffentlichung war ein Defizit in Höhe von 23,7 Mrd. Euro angegeben worden. Im vorangegangenen Quartal hatte das Defizit bei 7,3 Mrd. Euro gelegen, im Vergleichsquartal des Vorjahres bei 30,4 Mrd. Euro.

Die US-amerikanischen Rohölvorräte (Crude Oil Inventories) sind in der vorangegangenen Woche um 1,6 Mio. Barrel gefallen, nach zuvor +3,0 Mio. Barrel.

Die Benzinvorräte (Gasoline Inventories) haben sich in den USA im Wochenvergleich um 2,9 Mio. Barrel ausgeweitet, nach zuletzt einem Plus in Höhe von 2,4 Mio. Barrel.

Die Vorräte an Destillaten (Distillate Inventories), die auch das Heizöl beinhalten, sind gegenüber der Vorwoche in den Vereinigten Staaten um 2,4 Mio. Barrel geklettert, nach zuvor +3,2 Mio. Barrel.

Donnerstag:

Der ifo Geschäftsklimaindex für Deutschland notiert für Juli bei 97,5. Im Vormonat hatte er noch bei 101,3 gestanden. Erwartet wurde er hingegen im Bereich 100. Der Index für die Geschäftslage notiert bei 105,7 nach zuvor 108,3 und erwarteten 106,0 bis 106,5. Der Index zur Geschäftserwartung liegt nun bei 90,0 nach 94,6 (revidiert von 94,7) im letzten Monat. Die Erwartung hatte hier im Bereich 92,5 bis 93,5 gelegen.

Unser Kommentar:

Der ifo-Geschäftsklima-Index fiel im Juli stärker als erwartet. Er sank auf den tiefsten Stand seit mehr als drei Jahren. Einen noch stärkeren Rückgang hatte es zuletzt nach den Anschlägen vom 11. September 2001 gegeben. Aus antizyklischer Sicht ist der tiefe Rückgang sogar positiv zu werten: Je schlechter das Geschäftsklima, desto wahrscheinlicher ist es, dass der Tiefpunkt bereits erreicht wurde und demnächst eine Erholung einsetzt.

Die saisonbereinigte Leistungsbilanz für die Eurozone weist im Mai ein Defizit in Höhe von 7,3 Mrd. Euro aus. Ohne Bereinigung ergibt sich für den Berichtsmonat ein Minus in Höhe von sogar 21,4 Mrd. Euro.

Der Einkaufsmanagerindex für die Eurozone notiert in der ersten Veröffentlichung für Juli im verarbeitenden Gewerbe bei 47,5. Im Vorfeld war hingegen mit einem Stand von 48,6 gerechnet worden.

Der Einkaufsmanagerindex im Bereich der Dienstleistungen für die Eurozone liegt nach der ersten offiziellen Schätzung bei 48,3. Erwartet wurde er hingegen mit 48,6 bis 48,7 nach zuletzt noch 49,1.

Die Zahl der Erstanträge ist in den USA auf 406.000 gestiegen. Erwartet wurden 372.000 bis 380.000 neue Anträge nach zuvor 372.000 (revidiert von 366.000).

Unser Kommentar:

Bei den Erstanträgen auf Arbeitslosenhilfe in den USA wurde in dieser Woche wieder der kritische Wert von 400.000 Anträgen überschritten. Gleichzeitig sind dire Hausverkäufe weiter zurückgegangen. Für die Konjunktur verheißt das nichts Gutes.

Die Zahl der US-amerikanischen Hausverkäufe ist im Juni auf 4,86 Mio. zurückgegangen. Im Vorfeld war jedoch nur mit einem Rückgang in den Bereich von 4,95 bis 4,97 Mio. gerechnet worden. Im Monat zuvor waren 4,99 Mio. Häuser verkauft worden.

Die US-amerikanischen Erdgasvorräte ("Nat Gas Inventories") sind in der letzten Woche um 84 Bcf auf 2.396 Bcf gestiegen. In der vorangegangenen Woche waren die Bestände in den USA um 104 Bcf geklettert, im Vorjahr hatten sie bei 2.743 Bcf gelegen.

Unser Kommentar:

Die Lagerbestände beim US-Erdgas steigen wieder, seit einigen Wochen purzeln folgerichtig die Notierungen. Hier warten wir auf eine antizyklische Kaufchance. Die jüngsten Stimmen aus der US-Administration wonach eine konjunkturelle Abkühlung zu stark sinkender Energienachfrage führen wird, interessieren uns dabei weniger: Erdgas ist im direkten Vergleich mit Rohöl weiterhin stark unterbewertet.

Freitag:

Die Zahl der Neuzulassungen bei den leichten Nutzfahrzeugen bis 3,5 t ist in der Euro-Zone im Juni verglichen mit dem Vorjahr um 9,5 % gesunken. Gleichzeitig fielen die Neuzulassungszahlen bei den Nutzfahrzeugen über 3,5 t um 5,3 %. Bei den Lastkraftwagen über 16 t wurde ein Rückgang der Zulassungen um 3,5 % registriert, während bei Bussen über 3,5 t auf das Jahr gesehen 0,4 % mehr Zulassungen zu verzeichnen waren.

Die deutschen Einfuhrpreise sind im Juni zum Vorjahr um 8,9 % gestiegen nach zuletzt +7,9 %. Im Monatsvergleich sind die Preise auf der Importseite um 1,5 % geklettert nach zuvor +2,4 %. Ohne Erdöl und Mineralölerzeugnisse ist der Index der deutschen Einfuhrpreise auf Jahresbasis um 2,5 % gestiegen. Gegenüber dem Vormonat kletterte der Index um 0,5 %.

Die Ausfuhrpreise haben in Deutschland zum Vorjahresmonat um 2,7 % angezogen nach zuletzt +2,3 %. Auf Monatssicht legten die deutschen Exportpreise mit +0,5 % zu nach +0,4 % im Monat zuvor.

Die Geldmenge M3 ist im Juni-Jahresvergleich in der Euro-Zone um 9,5 % gestiegen nach zuvor 10,0 % (revidiert von 10,5 %). Das Dreimonatsmittel des M3-Wachstums liegt damit bei 9,9 %.

Die Geldmenge M1 ist im Berichtsmonat im Vergleich zum Vorjahr um 1,4 % geklettert nach +2,3 % im Vormonat. Der Durchschnitt der letzten drei Monate liegt hier bei 2,0 %.

Die Kreditvergabe im privaten Sektor ist gleichzeitig gegenüber dem Vorjahr um 9,8 % gestiegen nach einem 10,5 % Anstieg im Monat zuvor. Mit der aktuellen Veröffentlichung liegt das Dreimonatsmittel bei 10,3 %.

Die US-amerikanischen Auftragseingänge für langlebige Wirtschaftsgüter sind im Juni um 0,8 % gestiegen. Erwartet wurde hingegen ein Minus im Bereich von 0,0 bis -0,4 %. Im Vormonat waren die Auftragseingänge bei den langlebigen Wirtschaftsgütern um 0,1 % geklettert. Damit wurde der Vormonatswert von zuvor veröffentlichten 0,0 % leicht ins Plus revidiert.

Die Zahl der Hausverkäufe ist in den USA im Juni um 0,6 % auf 530.000 zurückgegangen. Erwartet wurden 505.000 bis 507.000 Hausverkäufe. Im Monat zuvor waren 530.000 Hausverkäufe registriert worden. Damit wurde die zuvor veröffentlichte Zahl von 512.000 nach oben revidiert.

Der endgültige Verbraucherstimmungsindex der Uni Michigan notiert im Juli bei 61,2 nach 56,6 in der vorläufigen Fassung. Im Monat zuvor hatte der Index noch bei 56,4 notiert.

Unser Kommentar:

Das Wachstum der Geldmenge M3 hält unvermindert an. Inflation bleibt damit weiterhin ein Thema. Ungeachtet der wirtschaftlichen Schwächesignale dürfte die EZB die Zinsen daher schon bald weiter anheben.

Passend zur Trendwende an den Aktienmärkten hat die Verbraucherstimmung das jüngste Tief nicht mehr unterschritten, leichte Erholungstendenzen sind jetzt sichtbar.
Wie wir die Lage jetzt einschätzen und was wir unseren Lesern raten, lesen Sie in der aktuellen Ausgabe des Antizyklischen Börsenbriefs, die in Kürze erscheint.

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Andreas Hoose ist Chefredakteur des Antizyklischen Börsenbriefs und Geschäftsführer des Antizyklischen Aktienclubs. Börsenbrief und Aktienclub, das komplette Servicepaket für die Freunde antizyklischer Anlagestrategien! Informationen finden Sie unter [Link "www.antizyklischer-börsenbrief.de" auf www.antizyklischer-b%C3%B6rsenbrief.de/... nicht mehr verfügbar] und www.antizyklischer-aktienclub.de

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