Kommentar
10:36 Uhr, 28.03.2009

Wirtschaftsdaten: Gemischtes Bild...

Die Konjunkturdaten liefern derzeit ein gemischtes Bild: Auf der einen Seite gibt es Entspannungssignale, vor allem in den USA, wo sich der Immobilienmarkt aufhellt und sich auch die Auftragseingänge leicht verbessern. In Europa beherrschen dagegen weiterhin die Moll-Töne das Bild. In diesem Umfeld kann sich jeder nach seinem Geschmack das aussuchen, was ihm am besten gefällt.
Montag:

Die Einnahmen der öffentlichen Haushalte in Deutschland sind in 2008 gegenüber dem Vorjahr um 3,3 % auf 174,9 Mrd. Euro gestiegen. Gleichzeitig kletterten die öffentlichen Ausgaben um 4,2 % auf nun 167,5 Mrd. Euro. Der Saldo aus den Einnahmen und Ausgaben führt zu einem kassenmäßigen Finanzierungsüberschuss der öffentlichen Haushalte in Höhe von 7,4 Mrd. Euro. Im Vorjahr war noch ein Überschuss in Höhe von 8,6 Mrd. Euro erzielt worden.

Das Handelsbilanzdefizit in der Euro-Zone beträgt 10,5 Mrd. Euro nach -11,1 Mrd. im Vorjahr. Vor einem Monat lag das Defizit bei 1,7 Mrd. Euro. EU15: Das Handelsbilanzdefizit beträgt 26,3 Mrd. Euro nach 30,3 Mrd. Euro im Vorjahres-Monat. Im Vormonat hatte das Defizit bei 11,0 Mrd. Euro.

Die Produktion im Baugewerbe ist im Bereich der Eurozone im Januar um 1,3 % gestiegen. Die Produktion des Vormonats wurde von -2,2 % auf nun -2,8 % nach unten revidiert. Im Jahresvergleich ist die Bauproduktion um 9,1 % gesunken nach zuletzt -13,0 % (revidiert von -10,1 %).

Der US-amerikanische Chicago Fed National Activity Index notiert für Februar bei -2,83. Im Monat zuvor hatte er noch bei -3,74 gestanden.

Die Zahl der US-amerikanischen Hausverkäufe ist im Februar auf 4,72 Mio. gestiegen. Im Vorfeld war mit einem Bereich von 4,45 bis 4,50 Mio. gerechnet worden. Im Monat zuvor waren 4,49 Mio. Häuser verkauft worden.

Unser Kommentar:

Der Anstieg bei den Hausverkäufen ist ein Hinweis auf eine Stabilisierung des US-amerikanischen Immobilienmarktes. Doch eine Schwalbe macht noch keinen Sommer. Die Frage ist nämlich, ob es sich nach dem dramatischen Absturz der vergangenen Monate lediglich um ein kurzfristiges Ereignis handelt. Darüber werden erst die kommenden Monate Aufschluss geben.

Dienstag:

Der deutsche Einkaufsmanagerindex notiert in der ersten Veröffentlichung für März im verarbeitenden Gewerbe bei 34,0 nach 33,5 im Vormonat. Der deutsche Dienstleistungsindex für März notiert in der ersten Veröffentlichung bei 41,7. Im Vormonat hatte er noch bei 41,3 gestanden.

Die saisonbereinigte Leistungsbilanz für die Eurozone weist im Januar ein Defizit in Höhe von 12,7 Mrd. Euro aus, verglichen mit einem Minus von 7,6 Mrd. Euro im Vormonat (revidiert von zuvor veröffentlichten -7,3 Mrd. Euro). Ohne Bereinigung ergibt sich für den Berichtsmonat ein Minus in Höhe von 18,2 Mrd. Euro. Die Handelsbilanz weist ein Defizit in Höhe von 2,3 Mrd. Euro aus, die Dienstleistungsbilanz zeigt ein Plus von 4,6 Mrd. Euro, die Einkommensbilanz ein Defizit von 4,2 Mrd Euro und die Transferbilanz ein Minus von 10,8 Mrd. Euro.

Der US-amerikanische State Street Investor Confidence Index notiert im März bei 70,0. Einen Monat zuvor hatte der Index noch bei 72,7 gestanden. Damit wurde der Vormonatswert von 72,9 nach unten revidiert.

Unser Kommentar:

Die konjunkturelle Talfahrt im Euroraum hat sich nach Einschätzung der Einkaufsmanager sowohl im verarbeitenden Gewerbe als auch im Dienstleistungssektor im März etwas verlangsamt. Volkswirte hatten im Mittel mit einem unveränderten Indexstand gerechnet. Die Werte sind zwar erfreulich, können aber nicht darüber hinweg täuschen, dass Werte unter 50 auf Schwäche hindeuten. Kein Grund für Partystimmung, aber besser als nichts.

Mittwoch:

Die Gewerbeanmeldungen sind im Jahr 2008 dem Vorjahr um 1,8 % auf 833.000 zurückgegangen. Die Zahl der Abmeldungen ist binnen gleicher Frist um 3,3 % auf 732.000 gestiegen.

Die Zahl der Neuzulassungen bei den leichten Nutzfahrzeugen bis 3,5 t ist im Februar in der EU verglichen mit dem Vorjahr um 38,1 % gesunken. Gleichzeitig fielen die Neuzulassungen bei den Nutzfahrzeugen über 3,5 t um 43,7 %. Bei den Lastkraftwagen über 16 t wurde ein Rückgang der Zulassungen um 46,4 % registriert, während bei Bussen über 3,5 t auf das Jahr gesehen 20,0 % weniger Zulassungen zu verzeichnen waren.

Im Monats-Vergleich zum Vorjahr ist die Zahl der Beschäftigten im Bauhauptgewerbe in Deutschland im Januar zum Vorjahr um 1,4 % auf 671.000 gefallen, die Summe der geleisteten Arbeitsstunden ist gleichzeitig um 30,3 % auf 36,8 Mio. Stunden zurückgegangen. Der Gesamtumsatz ist in gleicher Zeit um 18,1 % gesunken und betrug im Berichtsmonat 3,580 Mrd. Euro, während der Index des Auftragseingangs um 24,2 % auf 66,2 gefallen ist (2000 = 100).

Der ifo Geschäftsklimaindex für Deutschland notiert für März bei 82,1. Im Vormonat hatte er noch bei 82,6 gestanden. Erwartet wurde er hingegen im Bereich 82,5.

Der Index für die Geschäftslage notiert bei 82,7 nach zuvor 84,3 und erwarteten 83,3. Der Index zur Geschäftserwartung liegt nun bei 81,6 nach 80,9 im letzten Monat. Die Erwartung hatte hier im Bereich 81,5 gelegen.

Unser Kommentar:

Der ifo-Index kommt weiterhin nicht in die Puschen. Einiges deutet darauf hin, dass hier auch die Haltung der Europäischen Zentralbank eine Rolle spielt, die es bislang vorgezogen hat, die Märkte weit weniger mit Liquidität zu fluten wie ihr Pendant in den USA.
Man kann es der EZB nicht verdenken: Anders als die Fed ist sie der Geldwertstabilität verpflichtet. Die Fed dagegen blickt in erster Linie auf das Wachstum der Wirtschaft. Optimisten glauben deshalb jetzt, dass die US-Wirtschaft wieder aus dem Tal der Tränen emporsteigt, während die europäische Konjunktur wesentlich länger mit der Wirtschaftskrise zu kämpfen haben wird.

Man kann das natürlich auch ganz anders sehen: Der Dollar könnte schon sehr bald massive Probleme bekommen. Und es ist auch immer fraglicher, inwieweit China noch länger bereit ist, den Greenback als Weltleitwährung zu akzeptieren. Auch die US-Staatsanleihen muss irgendjemand kaufen. Andernfalls wird es bitter. Demnächst findet der G20-Gipfel in London statt. Überraschungen sind vorprogrammiert.

Die US-amerikanischen Auftragseingänge für langlebige Wirtschaftsgüter sind im Februar um 3,4 % gestiegen. Erwartet wurde hingegen ein Rückgang im Bereich von -2,5 %. Im Vormonat waren die Auftragseingänge bei den langlebigen Wirtschaftsgütern noch um -5,2 % zurückgegangen. Damit wurde der Vormonatswert von zuvor veröffentlichten -7,3 % revidiert.

Die Zahl der Hausverkäufe ist in den USA im Februar auf 337.000 angestiegen. Erwartet wurden 300.000 bis 315.000 Hausverkäufe. Im Monat zuvor waren 322.000 Hausverkäufe registriert worden. Damit wurde die zuvor veröffentlichte Zahl von 309.000 nach oben revidiert.

Unser Kommentar:

Die Auftragseingänge wie auch die Zahl der Hausverkäufe in den USA sind endlich wieder einmal auf der positiven Seite der Bilanz zu verbuchen. Sie sind besser ausgefallen als erwartet. Das nährt die Hoffnung, dass die offensive Geldpolitik der US-Notenbank allmählich zu wirken beginnt. Da sich die Waage mit guten und schlechten Konjunkturmeldungen in jüngster Zeit in Richtung der positiven Seite verlagert hat, wächst die Hoffnung, dass die Rezession bald zu Ende geht. Die Hoffnung, wohlgemerkt.

Donnerstag:

Der für April vorausberechnete GfK Konsumklimaindex notiert bei 2,4 Punkten nach revidierten 2,5 Punkten (revidiert von 2,6) im Vormonat. Der Konjunkturerwartungsindex ist im Berichtsmonat um 4,9 Punkte auf -32,8 zurückgegangen. Der Index für die Einkommenserwartung liegt aktuell bei -11,4 Punkten und damit 0,4 Zähler unter dem letzten Stand. Die Anschaffungsneigung war rückläufig mit 13,9 nach zuvor noch 14,6 Punkten.

Die Geldmenge M3 ist im Februar-Jahresvergleich in der EUro-Zone um 5,9 % gefallen nach zuvor 6,0 % (revidiert von 5,3 %). Das Dreimonatsmittel des M3-Wachstums liegt bei 6,5 % nach zuletzt 7,1 %.

Die Geldmenge M1 ist im Berichtsmonat im Vergleich zum Vorjahr um 6,3 % geklettert nach +5,1 % im Vormonat. Der Durchschnitt der letzten drei Monate liegt hier bei 4,9 %.

Die Kreditvergabe im privaten Sektor ist in der Euro-Zone gleichzeitig gegenüber dem Vorjahr um 4,2 % gesunken nach einem 5,0 % Anstieg im Monat zuvor. Mit der aktuellen Veröffentlichung liegt das Dreimonatsmittel bei 5,0 %.

Das US-amerikanische Bruttoinlandsprodukt (BIP) ist in der endgültigen Fassung zum vierte Quartal um -6,3 % gefallen. Damit wurde die vorläufigen Fassung von - 6,2 % nach unten revidiert. Im Quartal zuvor hatte das Wachstum bei -0,5 % gelegen.

Die Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe ist in den USA auf 652.000 gestiegen. Erwartet wurden 650.000 neue Anträge nach zuvor 644.000 (revidiert von 646.000).

Unser Kommentar:

Die Zahlen vom US-Arbeitsmarkt werden gerne als weniger bedeutend beiseite gewischt. Sie seien ein nachlaufender Indikator und deshalb weniger bedeutend. Die Vergangenheit zeigt jedoch, dass eine konjunkturelle Wende erst dann möglich ist, wenn auch der Arbeitsmarkt wieder Entspannungssignale liefert. Bislang ist davon nichts zu sehen. Die Zahlen zum US-BIP sind katastrophal ausgefallen, daran gibt es nichts zu diskutieren. Denkbar wäre daher auch folgende Theorie: Die Aktienkurse steigen derzeit nicht wegen einer Verbesserung der konjunkturellen Lage, sondern wegen einer Flucht der Anleger in Sachwerte.

Die US-amerikanischen Erdgasvorräte ("Nat Gas Inventories") sind in der letzten Woche um 3 Bcf auf 1.654 Bcf gestiegen. In der vorangegangenen Woche waren die Bestände in den USA um 30 Bcf geschrumpft, im Vorjahr hatten sie bei 1.282 Bcf gelegen.

Freitag:

Die deutschen Einfuhrpreise sind im Januar zum Vorjahr um 5,4 % gesunken nach zuletzt -4,1 %. Im Monatsvergleich sind die Preise auf der Importseite um 0,5 % gefallen nach zuvor -3,6 %. Ohne Erdöl und Mineralölerzeugnisse ist der Index der deutschen Einfuhrpreise auf Jahresbasis um 0,3 % gesunken. Gegenüber dem Vormonat fiel der Index um 0,9 %.

Die Ausfuhrpreise haben in Deutschland zum Vorjahresmonat um 0,2 % nachgelassen nach zuletzt -1,2 %. Auf Monatssicht fielen die deutschen Exportpreise mit 0,9 % zu nach 0,0 % im Monat zuvor.

Im Vergleich zum Vorjahresmonat ist die Zahl der Beschäftigten im Bereich des verarbeitenden Gewerbes, des Bergbaus und der Gewinnung von Steinen und Erden in Deutschland im Januar nach vorläufigen Ergebnissen um 0,3 % gestiegen, die geleisteten Arbeitsstunden sind gleichzeitig um 10,9 % zurückgegangen, während die Entgelte um 0,3 % gefallen sind.

Im Monatsvergleich sind die Auftragseingänge in der Euro-Zone im Januar um 3,4 % gefallen nach zuvor -8,0 %. Im Jahresvergleich sind die Auftragseingänge um 34,1 % gesunken nach -23,8 %.

Die persönlichen Auslagen sind in den USA im Februar um 0,2 % gestiegen. Erwartet wurde ein Anstieg im Bereich von 0,3 %. Im Vormonat waren die persönlichen Auslagen um 1,0 % gestiegen. Damit wurde der Vormonatswert von 0,6 % nach oben revidiert.

Die persönlichen Einkommen sind in den Vereinigten Staaten im Februar um 0,2 % gefallen. Erwartet wurde ein Rückgang um 0,1 %. Im Vormonat waren die Einkommen um 0,2 % geklettert. Damit wurde der Vormonatswert von zuvor veröffentlichten 0,4 % nach unten revidiert.

Der endgültige Verbraucherstimmungsindex der Uni Michigan notiert im März bei 57,3 nach 56,6 in der vorläufigen Fassung. Es war erwartet worden, dass die vorläufige Veröffentlichung innerhalb des Bereichs von 56,0 revidiert werden würde. Im Monat zuvor hatte der Index bei 56,3 notiert.

Unser Kommentar:

Die Inflation ist weiterhin auf dem Rückzug. Das erstaunt insofern, als die Notenbanken weltweit den Geldhahn bis zum Anschlag aufgedreht haben. Bis zum Beweis des Gegenteils muss man daher davon ausgehen, dass weiterhin deflationäre Tendenzen das Bild beherrschen.

Wie wir die Lage jetzt einschätzen und was wir unseren Lesern raten, lesen Sie in der aktuellen Ausgabe des Antizyklischen Börsenbriefs, die in Kürze erscheint.

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Zum Autor:
Andreas Hoose ist Chefredakteur des Antizyklischen Börsenbriefs, einem Service der BörseGo AG, und Geschäftsführer des Antizyklischen Aktienclubs. Börsenbrief und Aktienclub, das komplette Servicepaket für die Freunde antizyklischer Anlagestrategien! Informationen finden Sie unter www.antizyklischer-boersenbrief.de und www.antizyklischer-aktienclub.de

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