Kommentar
17:08 Uhr, 08.08.2008

Wirtschaftsdaten: Euro-Absturz - gut für den Exportweltmeister...

Börsianer haben es nicht leicht: Tag für Tag werden sie mit Wirtschaftsdaten überflutet. Um zur rechten Zeit die richtigen Entscheidungen treffen zu können, sollte man die wichtigsten Informationen nicht nur verstehen, sondern auch einzuordnen wissen.

Wir werden Sie in Zukunft an dieser Stelle über die wichtigsten Wirtschaftsdaten aus Europa und den USA informieren und erläutern, was die Informationen für die Börsen bedeuten.

Montag:
Die Erzeugerpreise der Industrie sind in der Euro-Zone im Juni zum Vormonat um 0,9 % gestiegen nach zuvor +1,2 %. Im Jahresvergleich sind die Preise der Erzeuger in der Industrie um 8 % geklettert nach zuvor +7,1 %.

Die persönlichen Auslagen sind in den USA im Juni um 0,6 % gestiegen. Erwartet wurde ein Anstieg im Bereich von 0,4 bis 0,5 %. Im Vormonat waren die persönlichen Auslagen um 0,8 % gestiegen.

Die persönlichen Einkommen sind in den Vereinigten Staaten im Juni um 0,1 % gestiegen. Erwartet wurde hingegen ein leichter Rückgang im Bereich +/-0,0 bis -0,1 %. Im Vormonat waren die Einkommen um 1,8 % geklettert. Damit wurde der Vormonatswert von zuvor veröffentlichten +1,9 % nach unten revidiert.

Die US-amerikanischen Industrieaufträge sind im Juni um 1,7 % gestiegen. Erwartet wurde ein Anstieg im Bereich 0,5 bis 0,7 %. Im Vormonat waren die Industrieaufträge um 0,9 % gestiegen. Damit wurde der Vormonatswert von +0,6 % nach oben revidiert.

Dienstag:

Der deutsche Dienstleistungsindex für Juli notiert bei 53,1. Erwartet wurde der Index bei 53,3. Im Vormonat hatte er noch bei 52,1 gestanden.

Der Dienstleistungsindex für die Eurozone notiert in der zweiten Veröffentlichung für Juli bei 47,8. Damit wurde die offizielle Vorabschätzung vom 24. Juli von 48,3 nach unten revidiert. Im Vormonat hatte der Index bezüglich der Dienstleistungen noch bei 49,3 gestanden.

Der Einzelhandelsumsatz ist in der Eurozone im Juni gegenüber dem Vormonat in der ersten offiziellen Schätzung um 0,6 % gefallen. Im Jahresvergleich ist der Umsatz des Einzelhandels in der Eurzone im Berichtsmonat um 3,1 % gesunken.

Der US-amerikanische ISM Non-Manufacturing Index (NMI) für Juli notiert bei 49,5 %. Erwartet wurde der NMI im Bereich 48,7 bis 51 % nach zuvor 48,2 %.

Die Federal Reserve teilt mit, den Leitzins das zweite Mal in Folge unverändert bei 2 % zu halten.

Unser Kommentar:

Die Fed hat die Zinsen zum zweiten Mal in Folge nicht angetastet. Wegen der wachsenden Inflationsgefahren war aus Kreisen der Notenbank kürzlich noch von bevorstehenden Zinsanhebungen die Rede. Die schwachen Zahlen vom Arbeitsmarkt sind jedoch ein Warnhinweis: Höhere Zinsen wären im Moment kontraproduktiv.

Mittwoch:
Der Auftragseingang ist im Juni in Deutschland auf Monatssicht saison- und preisbereinigt um 2,9 % gegenüber Vormonat gesunken. Erwartet wurde hingegen ein Anstieg um etwa 0,4 %.

Die US-amerikanischen Rohölvorräte (Crude Oil Inventories) sind in der vorangegangenen Woche um 1,7 Mio. Barrel gestiegen, nach zuvor -81.000 Barrel.

Die Benzinvorräte (Gasoline Inventories) haben sich in den USA im Wochenvergleich um 4,4 Mio. Barrel verringert, nach zuletzt einem Minus in Höhe von 3,5 Mio. Barrel.

Die Vorräte an Destillaten (Distillate Inventories), die auch das Heizöl beinhalten, sind gegenüber der Vorwoche in den Vereinigten Staaten um 2,8 Mio. Barrel gestiegen, nach zuvor +2,4 Mio. Barrel.

Donnerstag:

Die deutsche Handelsbilanz weist für Juni einen Überschuss in Höhe von 19,7 Mrd. Euro aus nach 14,3 Mrd. Euro (revidiert von 14,4 Mrd. Euro) im Vormonat und 16,7 Mrd. Euro ein Jahr zuvor. Aufgelaufen sind im aktuellen Jahr bereits 103,4 Mrd. Euro, verglichen mit 98,8 Mrd. Euro im Vergleichszeitraum im Vorjahr.

Die Leistungsbilanz in Deutschland zeigt im Juni per Saldo ein Plus in Höhe von 18,5 Mrd. Euro. Im Vormonat lag der Überschuss bei 7,7 Mrd. Euro (revidiert von 7,5 Mrd. Euro), im Vorjahr bei 18,1 Mrd Euro. In den ersten sechs Monaten 2008 lag der Überschuss bei 89,9 Mrd. Euro, im Vorjahr zur gleichen Zeit betrug das Plus 88,2 Mrd. Euro.

Die Ausfuhren sind im Juni zum Vorjahr um 7,9 % auf 88,3 Mrd. Euro geklettert. Die Einfuhren nach Deutschland sind gegenüber dem Vorjahres-Juni um 5,3 % auf 68,6 Mrd. Euro gestiegen. Im Jahr 2008 bis zum Juni waren es 407,8 Mrd. Euro nach noch 379,6 Mrd. Euro im Vergleichszeitraum des Vorjahres.

Die Produktion im verarbeitenden Gewerbe ist in Deutschland im Juni zum Vormonat preis- und saisonbereinigt um 0,2 % gestiegen. Erwartet wurde hingegen ein Anstieg in Höhe von 0,8 %. Im Vormonat war die Produktion um revidierte 1,8 % geklettert (revidiert von +0,8 %).

Die Bank of England belässt die Zinsen unverändert bei 5,00 %. Damit war im Vorfeld mehrheitlich gerechnet worden. Zuletzt hatte sich die Notenbank Anfang Februar dafür entschieden, den Zinssatz um 25 Basispunkte von 5,25 % auf 5,00 % zu senken.

Die Europäische Zentralbank belässt die Zinsen erwartungsgemäß unverändert bei 4,25 %. Zuletzt hatten die Notenbänker in der letzten Sitzung Anfang Juli die Zinsen um 25 Basispunkte von 4,00 % erhöht.

Die Zahl der Erstanträge ist in den USA auf 455.000 gestiegen. Erwartet wurden 413.000 bis 420.000 neue Anträge nach zuvor 448.000.

Unser Kommentar:

Die Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe ist in den USA nochmals stark gestiegen. Als kritisch gilt ein Wert von 400.000 Anträgen. Das Signal deutet auf eine weiter anhaltende Konjunkturschwäche hin. Zinsanhebungen der US-Notenbank sind vor diesem Hintergrund äußerst fraglich. Im Gegenteil: Der jüngste Höhenflug des Dollar gibt der Fed womöglich schon bald die Chance, die Zinsen nochmals etwas zu lockern. Und
Deutschland bleibt Exportweltmeister. Sollte der Euro jetzt nachhaltiger abwerten, dürfte dies der Wirtschaft in Deutschland weiteren Auftrieb geben.
Dass die EZB die Zinsen nicht verändern würde, hat niemanden überrascht. Schon eher die Tatsache, dass EZP-Präsident Trichet die Konjunkturrisiken im Euroraum stärker hervorgehoben hatte als bisher. Am Freitag wurde dies als Signal dafür gewertet, dass die Zinserhöhungsrunde im Euro-Raum nach der letzten Leitzinserhöhung auf 4,25 Prozent beendet sein könnte. Der Euro stürzte ab...
Die US-amerikanischen Erdgasvorräte ("Nat Gas Inventories") sind in der letzten Woche um 56 Bcf auf 2.517 Bcf gestiegen. In der vorangegangenen Woche waren die Bestände in den USA um 65 Bcf geklettert, im Vorjahr hatten sie bei 2.870 Bcf gelegen.

Die US-amerikanischen Verbraucherkredite haben sich im Juni um 14,0 Mrd. US-Dollar ausgeweitet. Erwartet wurde ein Anstieg um 6,5 bis 7,0 Mrd. US-Dollar. Zuvor war ein Anstieg um rund 7,8 Mrd. US-Dollar zu verzeichnen gewesen.

Unser Kommentar:

Dass die Verbraucherkredite in den USA weiter wachsen sollen, ist angesichts des Rekordpessimismus beim Verbrauchervertrauen schwer vorstellbar. Es stellt sich die Frage, ob hier die eine oder andere Zahl absichtlich (?) verdreht wird. Und wenn ja, welche...?

Freitag:

Im Vergleich zum Vorjahresmonat ist der Gesamtumsatz im verarbeitenden Gewerbe in Deutschland im Juni um 1,5 % gestiegen. Im Vormonat hatte das Plus 2,3 % betragen (revidiert von +2,1 %), im April wurde ein Anstieg um 4,8 % verzeichnet. Der Inlandsumsatz ist im Juni-Jahresvergleich um 2,3 % geklettert, der Umsatz mit dem Ausland um 0,8 %. Im Saison- und arbeitstäglich bereinigten Vergleich zum Vormonat gab der Umsatz-Volumenindex im Juni um 0,7 % zu nach -0,5 % im Vormonat und -1,0 % zwei Monate zurück. Im Inlandsgeschäft sank der Index dabei um 0,7 %, im Auslandsgeschäft fiel er um 0,9 %.

Im Mai ist die Zahl der Insolvenzen in Deutschland insgesamt im Vergleich zum Vorjahresmonat um 14,1 % auf 12.023 zurückgegangen. Die Zahl der Unternehmensinsolvenzen ist dabei binnen gleicher Frist um 10,9 % auf 2.317 gesunken. Im Zeitraum Januar bis Mai 2008 ist die Zahl der Insolvenzen insgesamt verglichen mit dem entsprechenden Vorjahreszeitraum um 8,2 % auf 12.245 gesunken.

Wie wir die Lage jetzt einschätzen und was wir unseren Lesern raten, lesen Sie in der aktuellen Ausgabe des Antizyklischen Börsenbriefs, die in Kürze erscheint.

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Zum Autor:
Andreas Hoose ist Chefredakteur des Antizyklischen Börsenbriefs und Geschäftsführer des Antizyklischen Aktienclubs. Börsenbrief und Aktienclub, das komplette Servicepaket für die Freunde antizyklischer Anlagestrategien! Informationen finden Sie unter [Link "www.antizyklischer-börsenbrief.de" auf www.antizyklischer-b%c3%b6rsenbrief.de/... nicht mehr verfügbar] und www.antizyklischer-aktienclub.de

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