Kommentar
01:22 Uhr, 03.05.2008

Wirtschaftsdaten: Ende der Rezession in Sicht?

Börsianer haben es nicht leicht: Tag für Tag werden sie mit Wirtschaftsdaten überflutet. Um zur rechten Zeit die richtigen Entscheidungen treffen zu können, sollte man die wichtigsten Informationen nicht nur verstehen, sondern auch einzuordnen wissen.

Wir werden Sie in Zukunft an dieser Stelle über die wichtigsten Wirtschaftsdaten aus Europa und den USA informieren und erläutern, was die Informationen für die Börsen bedeuten.

Montag:
Der für Mai vorausberechnete GfK Konsumklimaindex notiert bei 5,9 Punkten nach revidierten 4,8 Punkten (revidiert von 4,6) im Vormonat.Der Konjunkturerwartungsindex ist im Berichtsmonat um 8,3 Punkte auf 23,3 angestiegen. Der Index für die Einkommenserwartung liegt aktuell bei 10,5 Punkten und damit 9 Zähler über dem letzten Stand. Die Anschaffungsneigung war dagegen verbessert mit -4,7 zuvor noch -10,2 Punkten.

Dienstag:
Der US-amerikanische Vertrauensindex notiert im April bei 62,3. Erwartet wurde er im Bereich 62,0. Im Vormonat hatte er bei 65,9 notiert. Damit wurde die ursprüngliche Veröffentlichung von 64,5 nach oben revidiert.

Mittwoch:
Der deutsche Großhandelsumsatz ist im März gegenüber dem Vorjahresmonat um nominal 1,3 % gestiegen, real gleichzeitig um 4,6 % gesunken nach zuvor 15,3 % bzw. 9,7 %. Im kalender- und saisonbereinigten Vergleich zum Vormonat ist der Umsatz des Großhandels nominal um 0,6 % gefallen, real hat er um 1,4 % verloren, nach +0,2 % bzw. -0,2 % im Vormonat.

Die Zahl der Arbeitslosen ist in Deutschland im April um 94.000 auf 3,414 Mio. zurückgegangen, saisonbereinigt sinkt die Zahl zum Vormonat um rund 7.000. Auf das Jahr gesehen ging die Zahl der Arbeitslosen im Berichtsmonat um 563.000 zurück.

Die Arbeitslosenquote sinkt demnach im April auf 8,1 % von zuvor 8,4 %. Vor einem Jahr hatte sie noch bei 9,5 % gelegen.

Nach Angaben von Frank-Jürgen Weise, Vorstandschef der Bundesagentur für Arbeit, sei die Arbeitslosigkeit im April zwar geringer als erwartet gesunken, dennoch werde die Arbeitsmarktentwicklung weiter von der guten konjunkturellen Lage getragen.

Der Gesamtindex der Verbraucherstimmung für die Euro-Zone notiert im April bei 97,1 nach zuvor 99,6. Gerechnet worden war mit einem moderaten Rückgang auf 99,0. Das Industrievertrauen liegt im Berichtsmonat bei nur noch -2 nach zuvor noch 0. Das war bereits in etwa so erwartet worden. Das Verbrauchervertrauen notiert zur gleichen Zeit bei -12 und damit unverändert zum Vormonat. Hier war von einer leichten Verschlechterung ausgegangen worden.

Die offizielle Vorabschätzung für die Inflation in der Eurozone für April geht von einer Jahresteuerung von 3,3 % aus. Erwartet wurde hingegen ein Stand von 3,4 %. Im Monat zuvor hatte die Jahresteuerung bei 3,6 % gelegen.

Der Geschäftsklimaindex für die Eurozone notiert im April bei 0,44. Im Vormonat hatte der Geschäftsklimaindex bei 0,79 notiert. Die erste Veröffentlichung für März ist damit von 0,80 leicht nach unten revidiert worden.

Das US-amerikanische Bruttoinlandsprodukt ist nach erster offizieller Schätzung im ersten Quartal um 0,6 % gestiegen. Erwartet wurde ein Anstieg im Bereich 0,2 bis 0,7 %. Bereits im Quartal zuvor hatte das Wachstum bei 0,6 % gelegen.

Der US-amerikanische Arbeitskostenindex ist im ersten Quartal um 0,7 % gestiegen nach zuvor 0,8 %. Gerechnet worden war mit einem erneuten Anstieg in Höhe von 0,8 %.

Auf Jahressicht ist der Index der Arbeitskosten erneut um 3,3 % geklettert. Im vorangegangenen Quartal hatte der Anstieg ebenfalls bei 3,3 % gelegen. Im ersten Quartal des Vorjahres war der Index auf Jahressicht noch um 3,5 % geklettert.

Die US-amerikanischen Rohölvorräte (Crude Oil Inventories) sind in der vorangegangenen Woche um 3,8 Mio. Barrel gestiegen, nach zuvor +2,4 Mio. Barrel.

Die Benzinvorräte (Gasoline Inventories) haben sich in den USA im Wochenvergleich um 1,5 Mio. Barrel verringert, nach zuletzt einem Minus in Höhe von 3,2 Mio. Barrel.

Die Vorräte an Destillaten (Distillate Inventories), die auch das Heizöl beinhalten, sind gegenüber der Vorwoche in den Vereinigten Staaten um 1,1 Mio. Barrel geklettert, nach zuvor -1,4 Mio. Barrel.
Der Offenmarktausschuss der Fed senkt die Zinsen um 25 Basispunkte auf 2,00 % von zuvor 2,25 %. Damit war bereits im Vorfeld der Sitzung gerechnet worden.

Die Entscheidung ist nach Angaben der Fed mit 8 zu 2 Stimmen gefällt worden. Die Präsidenten der Notenbanken von Dallas, Richard Fischer, und Philadelphia, Charles Plosser, stimmten für eine Beibehaltung der Zinsen.

Zuletzt hatte die Notenbank die Zinsen am 18. März gesenkt, damals um 75 Basispunkte von 3,00 % auf 2,25 %.

Nach Aussagen der Federal Reserve Bank bleibe die wirtschaftliche Aktivität in den USA weiter schwach, auch wenn die vorangegangenen Maßnahmen das Wachstum stützen sollten. Die Finanzmarktsituation bleibe jedenfalls angespannt. Auch wenn die Lage bei der Kerninflation sich entspannt habe, so bleibe die Unsicherheit über die Inflation hoch. Die Fed, so das begleitende Statement des Offenmarktausschusses, bleibe allerdings bereit, nötigenfalls zu handeln.

Unser Kommentar:

Dass die Fed die Zinsen nochmals leicht senken würde, hat die Märkte nicht weiter überrascht. Interessanter waren da schon die Untertöne: Offenbar neigt sich der Zinssenkungszyklus seinem Ende entgegen. An den Börsen wurde diese Botschaft mit Wohlwollen zur Kenntnis genommen. Die Fed geht offenbar davon aus, dass die Rezession bald überwunden ist. Ob diese Einschätzung richtig ist, muss sich allerdings erst noch zeigen.

Donnerstag:

Die Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe ist in den USA auf 380.000 gestiegen. Erwartet wurden 360.000 neue Anträge nach zuvor 345.000 (revidiert von 342.000).

Der US-amerikanische ISM Index notiert im April bei 48,6 %. Erwartet wurde er im Bereich 48,0 bis 49,0 %. Im Vormonat hatte der Index ebenfalls bei 48,6 % notiert.

Die US-amerikanischen Bauausgaben sind im März um 1,1 % gesunken. Erwartet wurde ein Rückgang um 0,5 bis 1,0 %. Im Vormonat waren die Bauausgaben in den USA um 0,4 % zurückgegangen. Damit wurde der Vormonatswert von zuvor veröffentlichten -0,3 % weiter ins Minus revidiert.

Unser Kommentar:

Der US-Immobilenmarkt ist noch nicht über den Berg: Die Bauausgaben gehen weiter zurück. Anders das Bild bei einigen US-Immobilienaktien: Bei diesen Titeln gehen die Anleger offenbar davon aus, dass die Durststrecke bald überwunden ist. Angesichts steigender Inflationsraten könnten Immobilien-Aktien schon bald wieder entdeckt werden. Die Bewertungen sind mittlerweile günstig.
Die US-amerikanischen Erdgasvorräte ("Nat Gas Inventories") sind in der letzten Woche um 86 Bcf auf 1.371 Bcf gestiegen. In der vorangegangenen Woche waren die Bestände in den USA um 24 Bcf geklettert, im Vorjahr hatten sie bei 1.626 Bcf gelegen.

Unser Kommentar:

Auch beim US-Erdgas wird die Luft langsam dünner: Trotz steigender Lagerbestände sind die Notierungen zuletzt gestiegen. Wie beim Öl deutet sich aktuell auch hier eine Konsolidierung an. Wir würden Positionen beim US-Erdgas engmaschig per Stopp-Loss absichern. Längerfristig sind die Aussichten sehr gut.

Freitag:

Der deutsche Einzelhandelsumsatz ist im März gegenüber dem Vorjahr nominal um 3,7 % gefallen nach zuvor +5,1 %, real war ein Rückgang um 6,3 % zu verzeichnen, nach zuletzt noch +2,5 %.

Im kalender- und saisonbereinigten Vergleich zum Vormonat ist der Umsatz des Einzelhandels um nominal unverändert geblieben nach zuletzt noch -0,2 %, real um 0,1 % zurückgegangen nach -0,7 % im Vormonat.

Der deutsche Einkaufsmanagerindex für April notiert bei 53,6. Erwartet wurde der deutsche Index mit einem Stand von 54,2. Das Vormonatsniveau hatte bei 55,1 gelegen.

Die US-amerikanische Arbeitslosenquote liegt im April bei 5,0 %. Erwartet wurde die Quote mit 5,2 % nach 5,1 % im Vormonat.

Die Zahl der Beschäftigten (ohne Landwirtschaft) ist in den USA im April um 20.000 zurückgegangen. Erwartet wurde hingegen ein Rückgang um 70.000 bis 80.000. Der Vormonatsrückgang wurde von 80.000 auf nun -81.000 revidiert.

Die durchschnittlichen Stundenlöhne sind in den USA im April um 0,01 US-Dollar bzw. 0,1 % gegenüber dem Vormonat auf 17,88 US-Dollar gestiegen. Erwartet wurde ein Anstieg um 0,3 %. Im Vormonat waren die Stundenlöhne um 0,3 % geklettert.

Die Zahl der durchschnittlichen Wochenstunden liegt in den USA im April bei nur noch 33,7. Damit war bereits gerechnet worden, nachdem im Vormonat 33,8 Stunden pro Arbeitswoche vermeldet worden waren.

Die US-amerikanischen Industrieaufträge sind im März um 1,4 % gestiegen. Erwartet wurde ein Anstieg im Bereich 0,4 %. Im Vormonat waren die Industrieaufträge um 0,9 % gesunken. Damit wurde der Vormonatswert von -1,3 % revidiert.

Wie wir die Lage jetzt einschätzen und was wir unseren Lesern raten, lesen Sie in der aktuellen Ausgabe des Antizyklischen Börsenbriefs, die kürzlich erschienen ist.

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Zum Autor:
Andreas Hoose ist Chefredakteur des Antizyklischen Börsenbriefs und Geschäftsführer des Antizyklischen Aktienclubs. Börsenbrief und Aktienclub, das komplette Servicepaket für die Freunde antizyklischer Anlagestrategien! Informationen finden Sie unter [Link "www.antizyklischer-börsenbrief.de" auf www.antizyklischer-b%C3%B6rsenbrief.de/... nicht mehr verfügbar] und www.antizyklischer-aktienclub.de

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