Kommentar
01:31 Uhr, 15.11.2008

Wirtschaftsdaten: Drei Jahre Krise?

Montag:
Im Vergleich zum Vorjahresmonat ist der Gesamtumsatz im verarbeitenden Gewerbe in Deutschland im September um 2,0 % gesunken. Im Vormonat hatte das Plus 2,6 % betragen (revidiert von 2,2 %). Der Inlandsumsatz ist im September-Jahresvergleich um 1,1 % gefallen, der Umsatz mit dem Ausland um 3,1 %. Im Saison- und arbeitstäglich bereinigten Vergleich zum Vormonat ließ der Umsatz-Volumenindex im September um 3,9 % nach +4,4 % im Vormonat und -2,2 % zwei Monate zurück. Im Inlandsgeschäft sank der Index dabei um 4,5 %, im Auslandsgeschäft fiel er um 3,2 %.

Dienstag:

Die deutschen Großhandelspreise sind im Oktober gegenüber dem Vormonat um 1,5 % gesunken nach -0,6 % im Vormonat. Im Jahresvergleich ist der Preisindex des Großhandels in Deutschland um 3,6 % geklettert nach zuvor +5,8 %.

Der ZEW Konjunkturindex für Deutschland notiert im November bei -53,5. Erwartet wurde der Index mit -62,0. Im Monat zuvor hatte er noch bei -63,0 gelegen. Den historische Mittelwert des Konjunkturindikators gibt das ZEW mit 27,1 Punkten an. Die aktuelle konjunkturelle Lage Deutschlands hat sich nach Angaben des ZEW um 14,5 auf -50,4 Zähler verringert.

Die Konjunkturerwartung für die Eurozone verbesserte sich zum Vormonat um 8,7 Punkte und notiert im Berichtsmonat bei nun -54,0 Zählern. Die aktuelle Konjunkturlage im Euroraum verliert 14,2 Zähler auf nunmehr -58,9 Punkte.

Unser Kommentar:

Der ZEW-Index zeigt leichte Entspannungssignale. Das ist erfreulich, sollte aber auch nicht überbewertet werden. Womöglich spielen hier kurzfristige Aspekte, wie das nahende Weihnachtsgeschäft eine Rolle.

Mittwoch:
Der Wirtschaftsklimaindikator der Eurozone für das vierte Quartal ist auf 50,9 zurückgegangen von noch 61,9 im dritten Quartal. Ein Jahr zuvor hatte der Wirtschaftsklimaindex bei 90,7 gestanden. Der Index für die aktuelle Lage notiert bei 61,7 nach noch 84,1 im Vorquartal. Im Vergleichsquartal des Vorjahres hatte der Indikator noch bei 123,4 notiert. Der Indikator für die Erwartungen gibt auf 41,9 nach, verglichen mit 43,4 im dritten Quartal 2008. Im entsprechenden Quartal vor einem Jahr lag der Indikator noch bei 63,6. Die aktuelle Veröffentlichung setzt den Abwärtstrend der letzten Quartale weiter fort.

Die Industrieproduktion in der Euro-Zone ist im saisonbereinigten Monatsvergleich im September um 1,6 % gesunken. Im Vormonat war die Produktion der Eurozonen-Industrie um 0,8 % (revidiert von +1,1 %) gestiegen. Im Jahresvergleich hat die Produktion in der Industrie um 2,4 % abgenommen nach zuvor -0,7 %.

Die deutschen Wirtschaftsforschungs-Institute erwarten für das Jahr 2008 für die deutsche Wirtschaft ein Wachstum von 1,7 Prozent. Für 2009 wurde die Wachstumserwartung auf 0,0 Prozent gesenkt. Die Arbeitslosenquote für Deutschland wird 2009 mit 7,9 Prozent erwartet.

Die deutschen Auftragseingänge sind im September um 8,0% gegenüber dem Vormonat gefallen. Dies war der stärkste Rückgang seit der Wiedervereinigung. Damit wurden selbst die pessimistischen Prognosen noch weit unterboten.

Unser Kommentar:

Der massive Rückgang im September folgte einem kräftigen Anstieg der Aufträge um 3,5% im August. Nach den jüngsten Zahlen muss man aber davon ausgehen, dass es sich dabei nur um einen Ausreißer nach oben gehandelt hatte. Fasst man beide Monate zusammen, sieht das Ergebnis zwar nicht ganz so schlecht aus, wie die September-Zahl vermuten lässt. Mit -1,4% im Zwei-Monatsvergleich setzte sich der Ende 2007 einsetzende Sturzflug der deutschen Auftragseingänge aber ungebremst fort.

Besonders massiv war der Einbruch bei den Kapitalgüteraufträgen mit -11,0%. Hierbei gaben die ausländischen Orders um 14,4% nach, die Inlandsorders um 6,3%. Dies ist ein klares Zeichen, dass der globale Rückgang der Ausrüstungsinvestitionen Deutschland erreicht hat. Die Nachfrage nach Vorleistungsgütern fiel um 5,4%. Die Konsumgüteraufträge sanken um 1,5%.

Nach diesen Zahlen ist es sehr wahrscheinlich geworden, dass die deutsche Wirtschaft im Winterhalbjahr 2008/2009 und möglicherweise auch darüber hinaus weiter schrumpfen wird.

Donnerstag:
Die deutsche Wirtschaftsleistung ist im dritten Quartal zum Vorquartal saison-, preis- und kalenderbereinigt um 0,5 % gefallen nach -0,4 % im Quartal zuvor. Zum dritten Quartal des Vorjahres kletterte das BIP um 1,3 %, kalenderbereinigt lag die Zuwachsrate bei 0,8 %.

Unser Kommentar:

Erstmals seit fünf Jahren befindet sich Deutschland in einer Rezession. Wegen der sich weiter zuspitzenden Lage an den Finanzmärkten ist vorerst nicht mit einem Ende der Flaute zu rechnen. Norbert Walter, Chefvolkswirt der Deutschen Bank, rechnet damit, dass die Krise drei Jahre dauern wird.

Die US-amerikanische Handelsbilanz weist für September ein Defizit in Höhe von 56,5 Mrd. US-Dollar aus. Erwartet wurde ein Minus im Bereich 56,8 bis 57,0 Mrd. US-Dollar. Im Vergleichsmonat hatte hatte das Defizit noch bei 59,1 Mrd. US-Dollar revidiert.

Die Zahl der Erstanträge ist in den USA auf 516.000 gestiegen. Erwartet wurden 479.000 bis 482.000 neue Anträge nach zuvor 484.000 (revidiert von 481.000).

Die US-amerikanischen Rohölvorräte (Crude Oil Inventories) sind in der vorangegangenen Woche erneut unverändert geblieben, nach zuvor schon +/-0,0 Mio. Barrel.

Die Benzinvorräte (Gasoline Inventories) haben sich in den USA im Wochenvergleich um 2,0 Mio. Barrel ausgeweitet, nach zuletzt einem Plus in Höhe von 1,1 Mio. Barrel.

Die Vorräte an Destillaten (Distillate Inventories), die auch das Heizöl beinhalten, sind gegenüber der Vorwoche in den Vereinigten Staaten um 600.000 Barrel geklettert, nach zuvor +1,2 Mio. Barrel.

Das US-amerikanische Haushaltsdefizit liegt im Oktober bei 237,2 Mrd. US-Dollar. Erwartet wurde ein Minus in Höhe von 92 bis 134 Mrd. US-Dollar. Ein Jahr zuvor hatte das Defizit in den Vereinigten Staaten bei 56,8 Mrd. US-Dollar gelegen.

Freitag:

Die Kfz Neuzulassungen sind im Bereich der EU und der EFTA im Oktober verglichen mit dem Vorjahr um 14,5 % gefallen nach -8,2 % im Vormonat und -15,7 % im Monat davor. Im Vergleich Januar bis Oktober mit dem entsprechenden Vorjahreszeitraum sind die Neuzulassungen bei den Pkws um 5,4 % zurückgegangen.

Die Verbraucherpreise sind zum Vormonat um 0,2 % gefallen nach zuletzt -0,1 %. Die Jahresteuerung liegt bei +2,4 %, im Vergleich zu 2,9 % im Vormonat.

Der für Europa berechnete harmonisierte Verbraucherpreisindex für Deutschland hat sich im Oktober gegenüber dem Vorjahr um 2,5 % erhöht. Im Monatsvergleich sank der harmonisierte Index um 0,3 %. Die Schätzung vom 29. Oktober 2008wurde damit bestätigt.

Die Jahresteuerung in der Eurozone liegt im Oktober bei 3,2 %. Die offizielle Vorabschätzung war ebenfalls von 3,2 % ausgegangen. Im Vormonat lag die jährliche Inflationsrate bei 3,6 %. Ein Jahr zuvor hatte die Rate bei 2,6 % gelegen. Der Monatsvergleich wird mit 0,0 % angegeben. Die Jahresteuerung für den gesamten Bereich der EU liegt im Berichtsmonat bei 3,7 % nach 4,2 % im Vormonat und 2,7 % im Jahr zuvor. Auf Monatssicht liegt die Inflationrate bei 0,0 %.

Das Bruttoinlandsprodukt in der Euro-Zone ist gemäß der ersten offiziellen Vorabschätzung im dritten Quartal um 0,2 % gefallen nach -0,2 % im vorangegangenen Quartal. Im Jahresvergleich liegt das Wachstum bei 0,7 % nach 1,4 % im Quartal zuvor.

Wie wir die Lage jetzt einschätzen und was wir unseren Lesern raten, lesen Sie in der aktuellen Ausgabe des Antizyklischen Börsenbriefs, die in Kürze erscheint.

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Zum Autor:
Andreas Hoose ist Chefredakteur des Antizyklischen Börsenbriefs und Geschäftsführer des Antizyklischen Aktienclubs. Börsenbrief und Aktienclub, das komplette Servicepaket für die Freunde antizyklischer Anlagestrategien! Informationen finden Sie unter [Link "www.antizyklischer-börsenbrief.de" auf www.antizyklischer-b%C3%B6rsenbrief.de/... nicht mehr verfügbar] und www.antizyklischer-aktienclub.de

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