Kommentar
19:25 Uhr, 05.12.2008

Wirtschaftsdaten: Drama am US-Arbeitsmarkt...

Montag:
Der deutsche Einzelhandelsumsatz ist im Oktober gegenüber dem Vorjahr nominal um 0,9 % gestiegen nach zuvor +5,3 % (revidiert von 4,1 %),real war ein Rückgang um 1,5 % zu verzeichnen, nach zuletzt noch +2,4 % (revidiert von 1,2 %).

Im kalender- und saisonbereinigten Vergleich zum Vormonat ist der Umsatz des Einzelhandels um nominal 1,7 % gesunken nach zuletzt noch -1,1 %, real um 1,6 % zurückgegangen nach -1,0 % im Vormonat.

Der deutsche Einkaufsmanagerindex für November notiert bei 39,2. Erwartet wurde der deutsche Index mit einem Stand von 36,7. Das Vormonatsniveau hatte bei 42,9 gelegen.

Der Einkaufsmanagerindex für die Eurozone notiert im November bei 35,6. Im Vorfeld war mit 36,7 gerechnet worden. Im Vormonat hatte der Index bei 41,1 notiert.

Der US-amerikanische ISM Index notiert im November bei 36,2 %. Erwartet wurde er im Bereich 37,5 bis 38,0 %. Im Vormonat hatte der Index noch bei 38,9 % notiert.

Die US-amerikanischen Bauausgaben sind im Oktober um -1,2 % gesunken. Erwartet wurde ein Rückgang um 0,9 %. Im Vormonat waren die Bauausgaben in den USA um 0 % konstant geblieben. Damit wurde der Vormonatswert von zuvor veröffentlichten -0,3 % nach oben revidiert.

Weltweit leidet die Autobranche: Auch die japanischen Autobauer kämpfen mit einem drastischen Absatzrückgang. Branchenführer Toyota verkaufte im November auf dem Heimatmarkt ohne die Marke Lexus 27,7 % weniger Fahrzeuge. Bei Konkurrent Nissan brach der Absatz sogar um 29,5 % ein, bei Honda gingen die Zahlen um 21,6 % zurück.

Dienstag:
Die Erzeugerpreise der Industrie sind in der Euro-Zone im Oktober zum Vormonat um 0,8 % gesunken nach zuvor -0,3 % (revidiert von -0,2 %). Im Jahresvergleich sind die Preise der Erzeuger in der Industrie um 6,3 % geklettert nach zuvor +7,9 %.

Mittwoch:
Der Dienstleistungsindex für die Eurozone notiert in der zweiten Veröffentlichung für November bei 42,5. Damit wurde die offizielle Vorabschätzung vom 21. November von 43,3 nach unten revidiert. Im Vormonat hatte der Index bezüglich der Dienstleistungen noch bei 45,8 gestanden.

Der Einkaufsmanagerindex für die Eurozone notiert in der zweiten Veröffentlichung für November insgesamt bei 38,9. Im Vormonat hatte er bei 43,6 gelegen. Gerechnet wurde mit einem Stand von 39,7.

Der Einzelhandelsumsatz ist in der Eurozone im Oktober gegenüber dem Vormonat in der ersten offiziellen Schätzung um 0,8 % gefallen. Im Jahresvergleich ist der Umsatz des Einzelhandels in der Eurzone im Berichtsmonat um 2,1 % gesunken.
Im November ist die Zahl der privat Beschäftigten außerhalb der Landwirtschaft in den USA um 250.000 gefallen. Im Vormonat hatte das Minus noch bei 179.000 gelegen und wurde somit von den zuvor veröffentlichten 157.000 revidiert.

Unser Kommentar:

Die Zahlen vom Arbeitsmarkt in den USA werden immer schlechter. Da bei den Zinsen kaum noch Luft nach unten ist, muss man sich für das kommende Jahr warm anziehen: Die Arbeitslosigkeit in den USA dürfte deutlich steigen.

Die US-amerikanische Arbeitsproduktivität (im Nonfarm Business) ist im dritten Quartal saisonbereinigt und annualisiert um 1,3 % gestiegen. Erwartet wurde ein Anstieg um 0,9 %. Im zweiten Quartal hatte das Plus noch bei 3,6 % gelegen.

Der US-amerikanische ISM Non-Manufacturing Index (NMI) für November notiert bei 37,3 %. Erwartet wurde der NMI im Bereich 42,0 bis 42,6 % nach zuvor 44,4 %.

Die US-amerikanischen Rohölvorräte (Crude Oil Inventories) sind in der vorangegangenen Woche um 0,4 Mio. Barrel gefallen, nach zuvor +7,3 Mio. Barrel.

Die Benzinvorräte (Gasoline Inventories) haben sich in den USA im Wochenvergleich um 1,6 Mio. Barrel verringert, nach zuletzt einem Plus in Höhe von 1,9 Mio. Barrel.

Die Vorräte an Destillaten (Distillate Inventories), die auch das Heizöl beinhalten, sind gegenüber der Vorwoche in den Vereinigten Staaten um 1,7 Mio. Barrel gefallen, nach zuvor -0,2 Mio. Barrel.

Unser Kommentar:

Die Vorräte bei Erdöl und Benzin gehen in den USA weiter zurück. Das will so gar nicht zum immer weiter abschmierenden Ölpreis passen. Wie es aussieht, übertreiben die Anleger jetzt in die andere Richtung: Während vor einigen Monaten Kursziele von 200 US-Dollar je Barrel lauthals hinausposaunt wurden, glauben viele jetzt offensichtlich, die Weltwirtschaft werde künftig auch ohne Öl prima zurecht kommen. Beide Szenarien sind natürlich unsinnig. Der Ölpreis wird schon bald wieder steigen. Die Profis positionieren sich bereits auf der Long-Seite...

Donnerstag:

Das Bruttoinlandsprodukt in der Euro-Zone ist im dritten Quartal um 0,2 % gefallen. Im vorangegangenen Quartal hatte das Quartalswachstum ebenfalls bei -0,2 % gelegen. Im Jahresvergleich liege das Wachstum bei 0,6 % nach 1,4 % im Quartal zuvor.

Der Monster Beschäftigungsindex aus den USA notiert für November bei 143. Im Vormonat lag der Index noch bei 150, ein Jahr zuvor hatte er bei 183 notiert.

Die Bank of England senkt die Zinsen um 100 Basispunkte auf nun 2,00 %. Damit war im Vorfeld mehrheitlich gerechnet worden. Mit der aktuellen Veröffentlichung steht der Zins so niedrig wie seit 1951 nicht mehr. Seit Gründung der Notenbank im Jahre 1694 hatte der Zinssatz niemals niedriger gestanden.

Die Europäische Zentralbank senkt die Zinsen überraschend um 75 Basispunkte auf jetzt 2,50 %. Zwar war im Vorfeld mit einer Senkung gerechnet worden, die Erwartungen hatten im Wesentlichen jedoch bei nur 50 Basispunkten gelegen. Es ist der bislang größte Zinsschritt in der Geschichte der EZB.

Die Zahl der Erstanträge ist in den USA auf 509.000 gefallen. Erwartet wurden 540.000 neue Anträge nach zuvor 530.000 (revidiert von 529.000).

Die US-amerikanischen Industrieaufträge sind im Oktober um 5,1 % gefallen. Erwartet wurde ein Rückgang im Bereich -2,7 bis -4,5 %. Im Vormonat waren die Industrieaufträge um 3,1 % gesunken. Damit wurde der Vormonatswert von -2,5 % weiter ins Minus revidiert.

Unser Kommentar:

Die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe in den USA sind leicht gefallen. Was sich zunächst gut anhört, relativiert sich bei näherer Betrachtung: Wird die Marke von 400.000 Anträgen überschritten, gilt dies als Warnsignal. Mit 509.000 Anträgen kann derzeit von Entwarnung überhaupt keine Rede sein. Sieht man sich die Zahlen zu den Industrieaufträgen an, dürfte das Ende noch lange nicht erreicht sein: Der Aufträge brechen weiter dramatisch ein. Dies wird sich in den kommenden Monaten belastend auf den US-Arbeitsmarkt auswirken.

Die US-amerikanischen Erdgasvorräte ("Nat Gas Inventories") sind in der letzten Woche um 64 Bcf auf 3.358 Bcf zurückgegangen. In der vorangegangenen Woche waren die Bestände in den USA um 16 Bcf geklettert, im Vorjahr hatten sie bei 3.465 Bcf gelegen.

Unser Kommentar:

Was beim Öl gilt, ist jetzt auch beim US-Erdgas zu beobachten: Die Anleger übertreiben nach unten. Vor dem Hintergrund der nahenden Kälteperiode und der zurückgehenden Lagerbestände, ist der jüngste Einbruch bei den Erdgas-Preisen übertrieben. Die Börse wird das korrigieren. Die professionellen Marktteilnehmer sind schon seit geraumer Zeit stark auf der Long-Seite positioniert...

Freitag:

Der Auftragseingang ist im Oktober in Deutschland auf Monatssicht saison- und preisbereinigt um 6,1 % gegenüber Vormonat gesunken. Im Vormonat war der Auftragseingang revidiert um 8,3 % gefallen.

Die Zahl der Beschäftigten (ohne Landwirtschaft) ist in den USA im November um 533.000 zurückgegangen. Es ist der größte Verlust an Arbeitsplätze seit 34 Jahre. Erwartet wurde hingegen ein Rückgang um nur 300.000. Der Vormonatsrückgang wurde von 240.000 auf nun 320.000 weiter ins Minus revidiert.

Die durchschnittlichen Stundenlöhne sind in den USA im November um 0,07 US-Dollar bzw. 0,4 % gegenüber dem Vormonat auf 18,30 US-Dollar gestiegen. Erwartet wurde ein Anstieg um nur 0,2 %. Im Vormonat waren die Stundenlöhne um 0,3 % geklettert.

Die Zahl der durchschnittlichen Wochenstunden liegt in den USA im November bei nur noch 33,5. Im Vorfeld wurde mit unveränderten 33,6 gerechnet nach 33,6 Stunden pro Arbeitswoche in den beiden Monaten zuvor.

Unser Kommentar:

Auch wenn wir gerne etwas anderes schreiben würden, aber leider zeigen auch in dieser Woche wichtige Konjunkturdaten, dass die Krise noch lange nicht überstanden ist:

Die Auftragseingänge in Deutschland befinden sich weiterhin im freien Fall. Für Analysten völlig überraschend legte der Auftragseingang nicht zu, sondern brach um 6,1 Prozent ein. Das Wirtschaftsministerium erklärte, die Industrieproduktion werde in den kommenden Monaten weiter schrumpfen.

Ähnlich dramatisch ist die Entwicklung auf dem US-Arbeitsmarkt. Angesichts eines Beschäftigungsrückgangs im November von mehr als einer halben Million Jobs, ist es fast schon ein Wunder, dass die US-Börsen am Freitag nicht stärker unter die Räder gekommen sind.

Offensichtlich ist auf dem aktuellen Kursniveau eine ganze Menge an schlechten Nachrichten bereits verarbeitet. Da mit dem Dezember und dem Januar die beiden traditionell besten Börsenmonate des gesamten Jahres gerade erst begonnen haben, sollte man den Gedanken an eine Bärenmarktrallye zum Jahreswechsel noch nicht völlig begraben.

Wie wir die Lage jetzt einschätzen und was wir unseren Lesern raten, lesen Sie in der aktuellen Ausgabe des Antizyklischen Börsenbriefs, die in Kürze erscheint.

Anmeldemöglichkeit (1) : Das Drei-Monats-Abo des Antizyklischen Börsenbriefs

Anmeldemöglichkeit (2) : Das Jahres-Abo des Antizyklischen Börsenbriefs

Zum Autor:
Andreas Hoose ist Chefredakteur des Antizyklischen Börsenbriefs und Geschäftsführer des Antizyklischen Aktienclubs. Börsenbrief und Aktienclub, das komplette Servicepaket für die Freunde antizyklischer Anlagestrategien! Informationen finden Sie unter [Link "www.antizyklischer-börsenbrief.de" auf www.antizyklischer-b%C3%B6rsenbrief.de%20/... nicht mehr verfügbar] und www.antizyklischer-aktienclub.de

Keine Kommentare

Du willst kommentieren?

Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.

  • für freie Beiträge: beliebiges Abonnement von stock3
  • für stock3 Plus-Beiträge: stock3 Plus-Abonnement
Zum Store Jetzt einloggen