Kommentar
02:18 Uhr, 12.07.2008

Wirtschaftsdaten: Die spinnen, die Amis...

Börsianer haben es nicht leicht: Tag für Tag werden sie mit Wirtschaftsdaten überflutet. Um zur rechten Zeit die richtigen Entscheidungen treffen zu können, sollte man die wichtigsten Informationen nicht nur verstehen, sondern auch einzuordnen wissen.

Wir werden Sie in Zukunft an dieser Stelle über die wichtigsten Wirtschaftsdaten aus Europa und den USA informieren und erläutern, was die Informationen für die Börsen bedeuten.

Montag:
Die Produktion im verarbeitenden Gewerbe ist in Deutschland im Mai zum Vormonat preis- und saisonbereinigt um 2,4 % gefallen. Erwartet wurde hingegen ein Anstieg in Höhe von 0,5 %. Im Vormonat war die Produktion um revidierte 0,2 % gesunken (revidiert von -0,8 %).

Dienstag:

Im Vergleich zum Vorjahresmonat ist der Gesamtumsatz im verarbeitenden Gewerbe in Deutschland im Mai um 2,1 % gestiegen. Im Vormonat hatte das Plus 4,8 % betragen (revidiert von 4,7 %), im März wurde ein Anstieg um 4,1 % verzeichnet. Der Inlandsumsatz ist im Mai-Jahresvergleich um 1,8 % geklettert, der Umsatz mit dem Ausland um 2,5 %.

Im Saison- und arbeitstäglich bereinigten Vergleich zum Vormonat fiel der Umsatz-Volumenindex im Mai um 1,0 % nach -0,7 % im Vormonat und -0,6 % zwei Monate zurück. Im Inlandsgeschäft sank der Index dabei um 0,1 %, im Auslandsgeschäft fiel er um 2,1 %.

Der Großhandelsumsatz in den USA ist im Mai um 1,6 % gestiegen.

Die US-amerikanischen Lagerbestände im Großhandel sind gleichzeitig um 0,8 % gestiegen. Erwartet wurde ein Anstieg im Bereich 0,7 % nach zuvor +1,4 %. Damit wurde der Vormonatswert von veröffentlichten +1,3 % nach oben revidiert.

Das Verhältnis Lagerbestände gegenüber Umsatz (Inventories/Sales Ratio) liegt in den Staaten im Berichtsmonat leicht verschlechtert bei 1,08.

Die US-amerikanischen Verbraucherkredite haben sich im Mai um 7,8 Mrd. US-Dollar ausgeweitet. Erwartet wurde ein Anstieg um 5,0 bis 7,0 Mrd. US-Dollar. Zuvor war ein Anstieg um ebenfalls rund 7,8 Mrd. US-Dollar zu verzeichnen gewesen. Damit wurde der Vormonatswert von 8,9 Mrd. US-Dollar nach unten revidiert.

Unser Kommentar:

Die Amis haben wirklich ein ganz anderes Nervenkostüm als die Deutschen: Während hier zu Lande, trotz immer noch recht robuster Konjunktur, Omas Sparbuch fröhliche Urstände feiert, wachsen in den USA die Verbraucherkredite – und zwar in einem Umfeld, das einem eigentlich Angst einjagen müsste. Wenn die Amerikaner jetzt immer noch so „mutig“ sind, ihre Verbraucherkredite hoch zu fahren, dann sollte man die Konjunktur in den USA noch nicht abschreiben. Ob das Verhalten richtig und vernünftig ist, steht natürlich auf einem anderen Blatt.

Mittwoch:
Im April ist die Zahl der Insolvenzen in Deutschland insgesamt im Vergleich zum Vorjahresmonat um 6,2 % auf 14.160 gestiegen. Die Zahl der Unternehmensinsolvenzen ist dabei binnen gleicher Frist um 9,2 % auf 2.781 geklettert.

Im Zeitraum Januar bis April 2008 ist die Zahl der Insolvenzen insgesamt verglichen mit dem entsprechenden Vorjahreszeitraum um 8,6 % auf 52.441 gesunken, während die Unternehmensinsolvenzen in Deutschland im Vergleich um 7,5 % auf 9.928 zurückgegangen sind.

Die deutsche Handelsbilanz weist für Mai einen Überschuss in Höhe von 14,4 Mrd. Euro aus nach 18,8 Mrd. Euro (revidiert von 18,7 Mrd. Euro) im Vormonat und 17,5 Mrd. Euro ein Jahr zuvor. Aufgelaufen sind im aktuellen Jahr bereits 83,7 Mrd. Euro, verglichen mit 82,0 Mrd. Euro im Vergleichszeitraum im Vorjahr.

Die Leistungsbilanz in Deutschland zeigt im Mai per Saldo ein Plus in Höhe von 7,5 Mrd. Euro. Im Vormonat lag der Überschuss bei 15,5 Mrd. Euro (revidiert von 14,5 Mrd. Euro), im Vorjahr bei 10,3 Mrd Euro. In den ersten fünf Monaten 2008 lag der Überschuss bei 71,3 Mrd. Euro, im Vorjahr zur gleichen Zeit betrug das Plus 70,1 Mrd. Euro.

Die Ausfuhren sind im Mai zum Vorjahr um 2,5 % auf 80,8 Mrd. Euro geklettert. Die Einfuhren nach Deutschland sind gegenüber dem Vorjahres-Mai um 8,2 % auf 66,5 Mrd. Euro gestiegen.

Das Bruttoinlandsprodukt ist in der Euro-Zone im ersten Quartal um 0,7 % gestiegen. Damit wurde die vorläufige Veröffentlichung nach unten revidiert. Im vorangegangenen Quartal hatte das Quartalswachstum bei 0,4 % gelegen. Im Jahresvergleich liegt das Wachstum bei 2,1 % nach 2,2 % im Quartal zuvor. Auch hier wurde die zuvor veröffentlichte Vorabmeldung von 2,2 % nach unten revidiert.

Veröffentlichung der gemeinsamen Konjunkturprognose für die Eurozone ("Euro-Zone Economic Outlook") des deutschen ifo Instituts für Wirtschaftsforschung, des französischen Nationalen Statistikamtes INSEE und des italienischen Forschungsinstituts ISAE

Die Institute erwarten das Wachstum in der Eurozone im zweiten Quartal 2008 mit 0,2 %, im dritten Quartal mit 0,3 % und im vierten Quartal 2008 auch mit 0,3 %.

Unter der Annahme, dass der Ölpreis sich im Prognosezeitraum bei 135 US-Dollar je Barrel stabilisiere und der Euro um die 1,57er Marke schwanke, sei im dritten Quartal mit einer Inflationsrate von 4 % zu rechnen. Im vierten Quartal rechnen die Institute in ihrer gemeinsamen Prognose dann mit einem leichten Rückgang auf noch 3,5 %.

Die US-amerikanischen Rohölvorräte (Crude Oil Inventories) sind in der vorangegangenen Woche um 5,9 Mio. Barrel gefallen, nach zuvor +2,0 Mio. Barrel.

Die Benzinvorräte (Gasoline Inventories) haben sich in den USA im Wochenvergleich um 0,8 Mio. Barrel ausgeweitet, nach zuletzt einem Plus in Höhe von 2,1 Mio. Barrel.

Die Vorräte an Destillaten (Distillate Inventories), die auch das Heizöl beinhalten, sind gegenüber der Vorwoche in den Vereinigten Staaten um 1,8 Mio. Barrel geklettert, nach zuvor +1,3 Mio. Barrel.

Donnerstag:

Die Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe ist in den USA auf 346.000 gefallen. Erwartet wurden 395.000 neue Anträge nach zuvor 404.000.

Die US-amerikanischen Erdgasvorräte ("Nat Gas Inventories") sind in der letzten Woche um 90 Bcf auf 2.118 Bcf gestiegen. In der vorangegangenen Woche waren die Bestände in den USA um 85 Bcf geklettert, im Vorjahr hatten sie bei 2.597 Bcf gelegen.

Freitag:

Die deutschen Großhandelspreise sind im Juni gegenüber dem Vormonat um 0,9 % gestiegen nach 1,4 % im Vormonat. Im Jahresvergleich ist der Preisindex des Großhandels in Deutschland um 8,9 % geklettert nach zuvor 8,1 %.

Die US-amerikanische Handelsbilanz weist für Mai ein Defizit in Höhe von 59,8 Mrd. US-Dollar aus. Erwartet wurde ein Minus im Bereich 61,0 bis 62,1 Mrd. US-Dollar. Im Vormonat hatte das Defizit noch bei 60,5 Mrd. US-Dollar gelegen. Somit wurde der Vormonatswert von zunächst veröffentlichten -60,9 Mrd. US-Dollar revidiert.

Die US-amerikanischen Exportpreise sind im Juni insgesamt um 1,0 % gestiegen nach zuvor +0,4 %.

Ohne landwirtschaftliche Erzeugnisse sind die Ausfuhrpreise um 0,9 % geklettert nach zuletzt +0,3. Damit wurde der Vormonatswert von zunächst veröffentlichten +0,4 % nach unten revidiert.
Die US-amerikanischen Importpreise sind im Juni unverändert geblieben nach zuletzt +2,6 % (revidiert von 2,3 %).

Ohne Öl sind die Einfuhrpreise in den Vereinigten Staaten um 0,9 % geklettert nach zuvor +0,7 % (revidiert von +0,5 %).
Der vorläufige Verbraucherstimmungsindex der Uni Michigan für die USA notiert im Juli bei 56,6. Erwartet wurde er im Bereich 55,0 bis 56,0. Im Vormonat hatte der Index noch bei 56,4 notiert.

Unser Kommentar:

Bei der Inflation in den USA zeichnet sich weiterhin keine Entspannung ab: Die Einfuhrpreise kletterten im Juni überraschend deutlich. Dagegen schrumpfte das Handelsbilanzdefizit der USA im Mai entgegen den Erwartungen von Experten auf 59,8 Milliarden Dollar. Auch der Verbrauchervertrauensindex der Uni Michigan fiel mit einem kleinen Zuwachs von 56,4 auf 56,6 Punkte besser als befürchtet aus. In Deutschland bleibt Inflation das Thema der Woche: Zweistellige Inflationsraten sind in Sicht, die Großhandelspreise sind ein weiteres Warnsignal.

Wie wir die Lage jetzt einschätzen und was wir unseren Lesern raten, lesen Sie in der aktuellen Ausgabe des Antizyklischen Börsenbriefs, die in Kürze erscheint.

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Zum Autor:

Andreas Hoose ist Chefredakteur des Antizyklischen Börsenbriefs und Geschäftsführer des Antizyklischen Aktienclubs. Börsenbrief und Aktienclub, das komplette Servicepaket für die Freunde antizyklischer Anlagestrategien! Informationen finden Sie unter [Link "www.antizyklischer-börsenbrief.de" auf www.antizyklischer-b%C3%B6rsenbrief.de/... nicht mehr verfügbar] und www.antizyklischer-aktienclub.de

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