Kommentar
00:43 Uhr, 09.02.2008

Wirtschaftsdaten: Die Rezession ist da...

Börsianer haben es nicht leicht: Tag für Tag werden sie mit Wirtschaftsdaten überflutet. Um zur rechten Zeit die richtigen Entscheidungen treffen zu können, sollte man die wichtigsten Informationen nicht nur verstehen, sondern auch einzuordnen wissen.

Wir werden Sie in Zukunft an dieser Stelle über die wichtigsten Wirtschaftsdaten aus Europa und den USA informieren und erläutern, was die Informationen für die Börsen bedeuten.

Montag:

Die Erzeugerpreise der Industrie sind in der Euro-Zone im Dezember zum Vormonat um 0,1 % gestiegen nach zuvor +0,9 % (revidiert von +0,8 %). Im Vorfeld war bereits mit einem solchen Anstieg gerechnet worden. Im Jahresvergleich sind die Preise der Erzeuger in der Industrie den Erwartungen entsprechend um 4,3 % geklettert nach zuvor +4,2 % (aufwärts revidiert von +4,1 %).

Die US-amerikanischen Industrieaufträge sind im Dezember um 2,3 % gestiegen. Erwartet wurde ein Anstieg im Bereich 2,0 bis 2,8 %. Im Vormonat waren die Industrieaufträge um 1,7 % gestiegen. Damit wurde der Vormonatswert von 1,5 % nach oben revidiert.

Dienstag:

Der Einzelhandelsumsatz ist in der Eurozone im Dezember gegenüber dem Vormonat in der ersten offiziellen Schätzung um 0,1 % gefallen nach -0,7 % im Vormonat. Im Jahresvergleich ist der Umsatz des Einzelhandels in der Eurzone im Berichtsmonat um 2,0 % gesunken nach -1,2 % im Monat zuvor.

Der US-amerikanische ISM Dienstleistungsindex für Januar notiert bei nur noch 41,9 %. Erwartet wurde der ISM Service-Index im Bereich 52,5 bis 53,0 % nach zuvor 54,4 %.

Unser Kommentar:

Der dramatische Einbruch beim US-amerikanischen ISM-Dienstleistungsindex zeigt, dass eine Rezession in den USA längst Realität sein dürfte. Bis die offiziellen Stellen dies bestätigen, wird sich an den Börsen bereits niemand mehr dafür interessieren.

Der jüngste Rückgang legt die Vermutung nahe, dass die Sache noch nicht ausgestanden ist. Einerseits steigt damit die Chance auf weitere Zinssenkungen. Das Beispiel Japans in den 1990er Jahren zeigt jedoch, dass dies nicht zwangsläufig zu einer wirtschaftlichen Belebung führen muss.

Mittwoch:

Die US-amerikanische Arbeitsproduktivität (im Nonfarm Business) ist im vierten Quartal saisonbereinigt und annualisiert um 1,8 % gestiegen. Erwartet wurde ein Anstieg im Bereich von +/-0,0 bis 1,0 % nach +6,0 % im Vorquartal (revidiert von +6,3 %).

Die Lohnstückkosten (im Nonfarm Business) sind in den USA im vierten Quartal saisonbereinigt zum Vorquartal um 2,1 % gestiegen. Erwartet wurde ein Anstieg um 3,0 %. Im Quartal zuvor waren die Lohnstückkosten um 1,9 % (revidiert von -2,0 %) gesunken.

Auf Jahressicht kletterten die Lohnstückkosten in den USA um 1,0 %.

Die US-amerikanischen Rohölvorräte (Crude Oil Inventories) sind in der vorangegangenen Woche um 7,0 Mio. Barrel gestiegen, nach zuvor +3,6 Mio. Barrel.

Die Benzinvorräte (Gasoline Inventories) haben sich in den USA im Wochenvergleich um 3,6 Mio. Barrel ausgeweitet, nach zuletzt einem Plus in Höhe von 3,6 Mio. Barrel.

Die Vorräte an Destillaten (Distillate Inventories), die auch das Heizöl beinhalten, sind gegenüber der Vorwoche in den Vereinigten Staaten um 100.000 Barrel geklettert, nach zuvor -1,5 Mio. Barrel.

Unser Kommentar:

Der Trend hält an: Die Ölvorräte sind auch in dieser Woche geklettert, und zwar noch um einiges stärker als in der Vorwoche. Die Ölpreise sollte dies mittelfristig unter Druck bringen.

Donnerstag:

Im November ist die Zahl der Insolvenzen in Deutschland insgesamt im Vergleich zum Vorjahresmonat um 4,3 % auf 14.565 zurückgegangen. Die Zahl der Unternehmensinsolvenzen ist dabei binnen gleicher Frist um 1,8 % auf 2.715 gesunken.

Im Zeitraum Januar bis November 2007 ist die Zahl der Insolvenzen insgesamt verglichen mit dem entsprechenden Vorjahreszeitraum um 3,3 % auf 152.111 geklettert, während die Unternehmensinsolvenzen in Deutschland im Vergleich um 14,7 % auf 26.752 zurückgegangen sind.

Die Europäische Zentralbank belässt die Zinsen erwartungsgemäß unverändert bei 4,0 %. Im Juni letzten Jahres hatte die Notenbank die Zinsen um 25 Basispunkte auf aktuell 4,0 % angehoben.

Die Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe ist in den USA auf 356.000 zurückgegangen. Erwartet wurden 350.000 neue Anträge nach zuvor 378.000 (revidiert von 375.000).

Die US-amerikanischen Erdgasvorräte ("Nat Gas Inventories") sind in der letzten Woche um 200 Bcf auf 2.062 Bcf zurückgegangen gestiegen. In der vorangegangenen Woche waren die Bestände in den USA um 274 Bcf geschrumpft, im Vorjahr hatten sie bei 2.379 Bcf gelegen.

Die US-amerikanischen Verbraucherkredite haben sich im Dezember um 4,5 Mrd. US-Dollar ausgeweitet. Erwartet wurde ein Anstieg um 8,0 bis 12,0 Mrd. US-Dollar. Zuvor war ein Anstieg um rund 17,1 Mrd. US-Dollar zu verzeichnen gewesen. Damit wurde der Vormonatswert von +15,4 Mrd. US-Dollar nach oben revidiert.

Unser Kommentar:

Die Verbraucher in den USA schnallen den Gürtel enger. Sollte die Kreditkrise anhalten, wird sich dieser Trend beschleunigen. Für die Börsen bedeutet das nichts Gutes.

Freitag:

Die deutsche Handelsbilanz weist für Dezember 2007 einen Überschuss in Höhe von 10,8 Mrd. Euro aus nach 19,5 Mrd. Euro (revidiert von 19,3 Mrd. Euro) im Vormonat und ebenfalls 10,8 Mrd. Euro ein Jahr zuvor. Im Jahr 2007 insgesamt zeigt die Handelsbilanz damit ein Plus von 198,8 Mrd. Euro, verglichen mit 159,0 Mrd. Euro im Vorjahr.

Die Leistungsbilanz in Deutschland zeigt im Dezember-Saldo ein Plus in Höhe von 15,9 Mrd. Euro. Im Vormonat lag der Überschuss bei 19,3 Mrd. Euro (revidiert von 20,0 Mrd. Euro), im Vorjahr bei 15,4 Mrd. Euro. Im Jahr 2007 insgesamt liegt das Plus bei 162,0 Mrd. Euro, im Vorjahr hatte der Überschuss bei 114,1 Mrd. Euro gelegen.

Die Ausfuhren sind im Dezember mit 73,4 Mrd. Euro zum Vorjahr unverändert geblieben. Aufgelaufen im Jahr 2007 sind ausfuhrseitig 969,1 Mrd. Euro, 8,5 % mehr als im Vorjahr. Die Einfuhren nach Deutschland sind gegenüber dem Vorjahres-Dezember um 0,1 % auf 62,7 Mrd. Euro gestiegen. Seit Jahresanfang verglichen mit dem Vorjahr ein Plus von 5,0 % auf 770,4 Mrd. Euro.

Die Produktion im verarbeitenden Gewerbe ist in Deutschland im Dezember zum Vormonat preis- und saisonbereinigt um 0,8 % gestiegen. Erwartet wurde hingegen ein Anstieg in Höhe von 1,2 %. Im Vormonat war die Produktion um revidierte 0,3 % gesunken (revidiert von -0,9 %).

Der Großhandelsumsatz in den USA ist im Dezember um 0,7 % zurückgegangen.

Die US-amerikanischen Lagerbestände im Großhandel sind gleichzeitig um 1,1 % geklettert. Erwartet wurde ein Anstieg im Bereich 0,2 bis 0,4 % nach zuvor +0,8 %. Damit wurde der Vormonatswert von veröffentlichten +0,6 % nach oben revidiert.

Das Verhältnis Lagerbestände gegenüber Umsatz (Inventories/Sales Ratio) liegt in den Staaten im Berichtsmonat leicht verbessert bei 1,09.

Unser Kommentar:
Um die deutsche Wirtschaft muss einem nicht Bange sein. Anders als in den USA, wo die Regierung jetzt trotz horrender Verschuldung ein Konjunkturprogramm startet, wäre hier zu Lande angesichts der erwirtschafteten Überschüsse reichlich Luft für eine solche Maßnahme.

Wie wir die Lage jetzt einschätzen und was wir unseren Lesern raten, lesen Sie in der aktuellen Ausgabe des Antizyklischen Börsenbriefs, die in der kommenden Woche erscheint. Anmeldungen unter [Link "www.antizyklischer-börsenbrief.de" auf www.antizyklischer-b%C3%B6rsenbrief.de/... nicht mehr verfügbar]

Zum Autor:
Andreas Hoose ist Chefredakteur des Antizyklischen Börsenbriefs und Geschäftsführer des Antizyklischen Aktienclubs. Börsenbrief und Aktienclub, das komplette Servicepaket für die Freunde antizyklischer Anlagestrategien! Informationen finden Sie unter [Link "www.antizyklischer-börsenbrief.de" auf www.antizyklischer-b%C3%B6rsenbrief.de/... nicht mehr verfügbar] und www.antizyklischer-aktienclub.de

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