Kommentar
01:58 Uhr, 11.07.2009

Wirtschaftsdaten: Die Erholung ist Schnee von gestern...

Einige Wirtschaftsdaten sind in dieser Woche etwas besser ausgefallen als erwartet. An den Börsen scheint sich der Abwärtstrend jedoch eher zu beschleunigen. Auch der Ölpreis zeigt plötzlich auffallende Schwäche. Es sieht so aus, als hätten die Börsen eine Erholung der Konjunktur bereits vorweg genommen.

Montag:

Der japanische Frühindikator notiert in seiner vorläufigen Veröffentlichung für Mai bei 77,0. Im Vormonat hatte der Index bei 76,2 gelegen.

Die britsche Geldmenge M0 ist im Juni gegenüber dem Vormonat um 0,5 % gestiegen. Die Jahreswachstumsrate war unverändert bei 8,7 %.

Der sentix-Gesamtindex für Deutschland fällt im Juli auf -31,3, von -27 im Vormonat.

Der US-amerikanische ISM Non-Manufacturing Index (NMI) für Mai notiert bei 47. Erwartet wurde der NMI im Bereich 46 nach zuvor 44.

Dienstag:

Die Australische Notenbank hat die Zinsen in ihrer heutigen Sitzung um unverändert bei 3,0 % belassen. Zuletzt hatte die Notenbank die Zinsen am 8. April 2009 um 25 Basispunkte gesenkt, davor gereits im Februar um 100 Basispunkte.

Die deutsche Rohstahlproduktion ist im Juni zum Vorjahresmonat um 41,0 % gesunken. Gegenüber dem Vormonat kletterte die Produktion von Rohstahl jedoch um 13,7 %. Saison- und kalenderbereinigt ergab sich allerdings ein Anstieg in Höhe von 1,9 %.

Die Roheisenproduktion ist im Juni binnen Jahresfrist in Deutschland um 44,8 % gesunken. Zum Vormonat kletterte die Produktion von Roheisen um 22,1 %.

Der britische Produktionsindex ist im Mai auf Dreimonatssicht um 1,8 % gefallen. Im Mai allein war die Produktion zum Vormonat um 0,6 % gesunken. Die Produktion im verarbeitenden Gewerbe fiel in gleicher Zeit um 0,5 %.

Der Auftragseingang ist im Mai in Deutschland auf Monatssicht saison- und preisbereinigt um 4,4 % gegenüber Vormonat gestiegen. Erwartet wurde hingegen ein Anstieg um etwa 0,5 %. Im Vormonat war der Auftragseingang revidiert bei 0,1 % gestiegen.

Mittwoch:

Im saisonbereinigten Monatsvergleich ist der Wert des japanischen Auftragseingangs im Maschinenbau im Mai um 1,5 % gestiegen nachdem er im Vormonat noch um 12,7 % gefallen war. Die Kernrate ohne volatile Orders ist im privaten Sektor binnen gleicher Frist um 3,0 % gefallen, nach -5,4 % im Vormonat.

Die offizielle Vorausschätzung für das zweite Quartal geht von einem Rückgang der Auftragseingänge in Höhe von 9,0 % aus, nachdem der Auftragseingang im vorangegangenen Quartal um 16,1 % gefallen war. Im privaten Sektor ohne die volatilen Orders liegt die Schätzung des zweiten Quartals bei -5,0 % nach -9,9 % im Vorquartal.

Die japanische Zahlungsbilanz weist für Mai ein Defizit in Höhe von 13,018 Billionen Yen aus. Zum Vorjahr ist das ein Rückgang um 34,3 %. Der Handelsüberschuss fiel um 22,1 % auf 3,873 Billionen Yen.

Der Wert der australischen Hausfinanzierungen ist im Mai zum Vormonat um 2,9 % auf 22,467 Mrd. Australische Dollar gestiegen. Saisonbereinigt ergibt sich daraus ein deutlicher Anstieg um 2,3 %.

Mit Blick auf die Anzahl der Finanzierungen wurde das Vormonatsniveau mit 17,042 um 3,0 % übertroffen, unter Herausrechnung saisonaler Effekte bedeutet dies ein Plus um 2,3 %.

Die Arbeitslosenquote in der Schweiz ist im Juni auf 3,6 % gestiegen von 3,4 % im Vormonat. Die Zahl der Arbeitslosen lag Ende des Monats bei 140.253 und damit um 53,3 % höher als im Vormonat. Gleichzeitig lag die Zahl der offenen Stellen bei 14.855.

Die Zahl der Ehescheidungen in Deutschland ist im Jahr 2008 gestiegen. Insgesamt wurden 191.900 Ehen geschieden, gegenüber dem Vorjahr entspricht dies einem Anstieg in Höhe von 3,1 %. In 150.000 Fällen wurden Ehen mit minderjährigen Kindern geschieden.

Im April ist die Zahl der Insolvenzen in Deutschland insgesamt im Vergleich zum Vorjahresmonat um 3,4 % auf 13.676 zurückgegangen. Die Zahl der Unternehmensinsolvenzen ist dabei binnen gleicher Frist um 7,1 % auf 2.979 geklettert.

Im Zeitraum Januar bis April 2009 lag die Zahl der Insolvenzen insgesamt verglichen mit dem entsprechenden Vorjahreszeitraum bei 52.680, während die Unternehmensinsolvenzen in Deutschland im Vergleich bei 10.691 gelegen haben.

Die Zahl der Professoren und Professorinnen in Deutschland ist im Jahr 2008 zum Vorjahr um 1,0 % auf 38.500 gestiegen.

Das Bruttoinlandsprodukt in der Euro-Zone ist im ersten Quartal 2009 ist BIP um 2,5 % gesunken. Im vorangegangenen Quartal hatte das Quartalswachstum bei -1,8 % gelegen. Im Jahresvergleich liegt das Wachstum bei -4,9 % nach -1,7 % im Quartal zuvor.

Die Produktion im verarbeitenden Gewerbe ist in Deutschland im Mai zum Vormonat preis- und saisonbereinigt um 3,7 % gestiegen. Erwartet wurde hingegen ein Anstieg in Höhe von 0,5 %. Im Vormonat war die Produktion um revidierte 2,6 % gesunken (revidiert von -1,9 %). Auf das Jahr gesehen fiel die Produktion nach Bereinigung der Arbeitstage um 20,1 %.

Das ifo Institut für Wirtschaftsforschung, das französische Nationale Statistikamt INSEE und das italienische Forschungsinstitut ISAE erwarten in der Eurozone im zweiten Quartal 2009 beim BIP ein minus von - 0,6 %, im dritten Quartal von -0,4 % und im vierten Quartal 2009 von -0,4 %. Unter der Annahme, dass der Ölpreis sich im Prognosezeitraum bei 70 US-Dollar je Barrel stabilisiere und der Euro um die 1,40er Marke schwanke, sei im September mit einer Inflationsrate von 0,1 % zu rechnen. Im vierten Quartal rechnen die Institute in ihrer gemeinsamen Prognose dann mit einem leichten Anstieg auf 1,0 %.
Die US-amerikanischen Rohölvorräte (Crude Oil Inventories) sind in der vorangegangenen Woche um 2,9 Mio. Barrel gefallen, nach zuvor -3,9 Mio. Barrel.

Die Benzinvorräte (Gasoline Inventories) haben sich in den USA im Wochenvergleich um 3,7 Mio. Barrel ausgeweitet, nach zuletzt einem Plus in Höhe von 2,3 Mio. Barrel.

Die Vorräte an Destillaten (Distillate Inventories), die auch das Heizöl beinhalten, sind gegenüber der Vorwoche in den Vereinigten Staaten um 1,3 Mio. Barrel geklettert, nach zuvor +2,1 Mio. Barrel.

Die US-amerikanischen Verbraucherkredite haben sich im Mai um 3,2 Mrd. US-Dollar verringert. Erwartet wurde ein Minus um 7,5 Mrd. US-Dollar. Zuvor war ein Rückgang um rund 16,5 Mrd. US-Dollar zu verzeichnen gewesen. Damit wurde der Vormonatswert von -15,7 Mrd. US-Dollar nach unten revidiert.

Donnerstag:

Die deutsche Handelsbilanz weist für Mai einen Überschuss in Höhe von 9,6 Mrd. Euro aus nach 9,4 Mrd. Euro (unrevidiert) im Vormonat und 14,5 Mrd. Euro ein Jahr zuvor. Aufgelaufen sind im aktuellen Jahr bereits 45,8 Mrd. Euro, verglichen mit 84,6 Mrd. Euro im Vergleichszeitraum im Vorjahr.

Die Leistungsbilanz in Deutschland zeigt im Mai Saldo ein Plus in Höhe von 3,7 Mrd. Euro. Im Vormonat lag der Überschuss bei 5,5 Mrd. Euro (revidiert von +5,8 Mrd. Euro), im Vorjahr bei 8,1 Mrd Euro. In den ersten 5 Monaten 2009 lag der Überschuss bei 29,2 Mrd. Euro, im Vorjahr zur gleichen Zeit betrug das Plus 73,0 Mrd. Euro.

Die Ausfuhren sind im Mai zum Vorjahr um 24,5 % auf 60,7 Mrd. Euro gefallen. Die Einfuhren nach Deutschland sind gegenüber dem Vorjahres-Mai um 22,6 % auf 51,1 Mrd. Euro gesunken.

Die Zahl der deutschen Gästeübernachtungen ist im Mai gegenüber dem Vorjahr um 3 % auf rund 36,0 Mio. gefallen. Kalender- und saisonbereinigt ergab sich in Deutschland zum Vormonat ein Plus von 2,0 %. Die Zahl der Übernachtungen ausländischer Gäste ist binnen Jahresfrist um 6 % auf 18,6 Mio. gesunken.

Im Vergleich zum Vorjahresmonat ist der Gesamtumsatz im verarbeitenden Gewerbe in Deutschland im Mai um 19 % gesunken. Im Vormonat hatte das Minus -23,2 % betragen (unrevidiert). Der Inlandsumsatz ist im Januar-Jahresvergleich um 14,6 % gefallen, der Umsatz mit dem Ausland um 24,0 %.

Im Saison- und arbeitstäglich bereinigten Vergleich zum Vormonat legte der Umsatz-Volumenindex um 4,6 % zu nach revidierten -2,0 % im Vormonat. Im Inlandsgeschäft stieg der Index dabei um 2,8 %, im Auslandsgeschäft kletterte er um 6,9 %.

Die Verbraucherpreise sind in Deutschland zum Vormonat um 0,4 % geklettert nach zuletzt -0,1 %. Die Jahresteuerung liegt bei 0,1 %, nach zuvor 0,0 %. Die offizielle Erstschätzung lag bei +0,4 %. Der für Europa berechnete harmonisierte Verbraucherpreisindex für Deutschland hat sich im Juni gegenüber dem Vorjahr nicht verändert. Im Monatsvergleich kletterte der harmonisierte Index um 0,4 %. Die Schätzung vom 26. Juni 2009 wurde damit bestätigt.

Zum Stichtag 1. Januar 2009 lag die Zahl der Versorgungsleistungsempfänger bei Beamtinnen und Beamten sowie Berufssoldaten und -soldatinnen im Altersversorgungssystem von Bund, Ländern und Gemeinden bei 701.000. Zum Vorjahr ist dies ein Anstieg um 3,3 %. Die Zahl der neupensionierten Beamten und Beamtinnen lag bei 44.500.

Die britische Leistungsbilanz weist für Mai ein Defizit in Höhe von 2,2 Mrd. Britische Pfund aus, nach einem Minus von 3,0 Mrd. im Vormonat. Das Handelsdefizit liegt bei 6,3 Mrd. Pfund nach zuvor -7,1 Mrd. Pfund. Die Dienstleistungsbilanz weist hingegen einen Überschuss in Höhe von 4,1 Mrd. Pfund aus. Im Vormonat hatte das Plus hier ebenfalls bei 4,1 Mrd. Pfund gelegen.

Die Bank of England belässt den Leitzins unverändert bei 0,5 %. Damit war im Vorfeld mehrheitlich gerechnet worden.

Die Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe ist in den USA auf 565.000 gefallen. Erwartet wurden 603.000 neue Anträge nach zuvor 617.000 (revidiert von 614.000).

Die US-amerikanischen Lagerbestände im Großhandel sind um 0,8 % gefallen. Erwartet wurde ein Rückgang im Bereich 1,0 % nach zuvor -1,3 %. Damit wurde der Vormonatswert von veröffentlichten -1,4 % nach oben revidiert.

Unser Kommentar:

Endlich einmal ein paar gute Zahlen: Die Auftragseingänge in Japan und Deutschland sind leicht gestiegen. Auch die Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe in den USA sind deutlicher als erwartet zurückgegangen. Und die Lagerbestände sind leicht gefallen.

Doch offenbar traut die Börse dem Braten noch nicht so ganz: Die Aktienkurse haben in dieser Woche weiterhin Schwäche gezeigt - was natürlich auch damit zusammen hängen könnte, dass die Börsen eine konjunkturelle Erholung längst vorweg genommen haben.

Die kommenden Wochen werden also zeigen, was dran ist, an der oftmals kolportierten Prognose, dass die Krise nun ausgestanden ist. Sogar der Internationale Währungsfonds IWF hat sich in dieser Woche dahingehend geäußert.

Zu voreiligen Schlüssen sollte das nicht verleiten: Was von derartigen Prognosen zu halten ist, das haben die vergangenen Monate eindrucksvoll gezeigt. Im Jahr 2007 sprachen die Experten unisono davon, dass die Krise beherrschbar und kaum der Rede wert sei. Wenig später halbierte sich der S&P 500…
Die US-amerikanischen Erdgasvorräte ("Nat Gas Inventories") sind in der letzten Woche um 75 Bcf auf 2.796 Bcf zurückgegangen. In der vorangegangenen Woche waren die Bestände in den USA um 70 Bcf geklettert, im Vorjahr hatten sie bei 2.195 Bcf gelegen.

Freitag:

Die deutschen Großhandelspreise sind im Juni gegenüber dem Vormonat um 0,9 % gestiegen nach +0,1 % im Vormonat. Im Jahresvergleich ist der Preisindex des Großhandels in Deutschland um 8,8 % gefallen nach zuvor -8,9 %.

Auf Jahressicht ist die Industrieproduktion in Italien um 22,6 % auf 86,1 gesunken. Damit liegt die Produktion etwas über den Erwartungen.

Der OECD Frühindikator (CLI) ist zum Vormonat um 0,8 Punkte auf 94,0 Zähler gestiegen. Im Vormonat hatte er noch bei 93,2 gestanden.

Die US-amerikanischen Exportpreise sind im Juni insgesamt um 1,1 % gestiegen nach zuvor +0,6 %. Ohne landwirtschaftliche Erzeugnisse sind die Ausfuhrpreise um 0,8 % geklettert nach zuletzt +0,3.

Die US-amerikanischen Importpreise sind im Juni um 3,2 % gestiegen. Ohne Öl sind die Einfuhrpreise in den Vereinigten Staaten um 0,2 % geklettert nach zuvor +0,1 % (revidiert von 0,2 %).

Die US-amerikanische Handelsbilanz weist für Mai ein Defizit in Höhe von 26,0 Mrd. US-Dollar aus. Erwartet wurde ein Minus im Bereich 30 Mrd. US-Dollar. Im Vormonat hatte das Defizit noch bei 28,8 Mrd. US-Dollar gelegen. Somit wurde der Vormonatswert von zunächst veröffentlichten 29,2 Mrd. US-Dollar revidiert.

Der vorläufige Verbraucherstimmungsindex der Uni Michigan für die USA notiert im Juli bei 64,6. Erwartet wurde er im Bereich 71. Im Vormonat hatte der Index noch bei 70,8 notiert.

Unser Kommentar:

Nach einem kurzen Zwischenhoch wird die Stimmung unter den Verbrauchen wieder schlechter. Solange die Menschen befürchten müssen, dass auch weiterhin massiv Arbeitsplätze abgebaut werden, wird sich daran auch wenig ändern.

Wie wir die Lage jetzt einschätzen und was wir unseren Lesern raten, das lesen Sie in der aktuellen Ausgabe des Antizyklischen Börsenbriefs, die kürzlich erschienen ist.

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Zum Autor:
Andreas Hoose ist Chefredakteur des Antizyklischen Börsenbriefs, einem Service der BörseGo AG, und Geschäftsführer des Antizyklischen Aktienclubs. Börsenbrief und Aktienclub, das komplette Servicepaket für die Freunde antizyklischer Anlagestrategien! Informationen finden Sie unter www.antizyklischer-boersenbrief.de und www.antizyklischer-aktienclub.de

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