Kommentar
18:04 Uhr, 12.09.2008

Wirtschaftsdaten: Die Amis fangen an zu sparen...

Montag:
Die US-amerikanischen Verbraucherkredite haben sich im Juli um 4,56 Mrd. US-Dollar ausgeweitet. Erwartet wurde ein Anstieg um 8,5 bis 9,0 Mrd. US-Dollar. Zuvor war ein Anstieg um 11,0 Mrd. US-Dollar zu verzeichnen gewesen. Damit wurde der Vormonatswert von 14,3 Mrd. US-Dollar nach unten revidiert.

Unser Kommentar:

Es scheint so, als würde die stimulierende Wirkung der jüngsten Steuergeschenke bereits nachlassen. Das muss kein Schaden sein. Die US-Bürger haben sich mit dem Schuldenmachen stärker zurückgehalten als erwartet. Langfristig wird ohnehin kein anderer Weg aus der Krise führen: Auch die Amis müssen den Gürtel enger schnallen.

Dienstag:

Die deutsche Handelsbilanz weist für Juli einen Überschuss in Höhe von 13,9 Mrd. Euro aus nach 19,9 Mrd. Euro (revidiert von 19,7 Mrd. Euro) im Vormonat und 18,1 Mrd. Euro ein Jahr zuvor. Aufgelaufen sind im aktuellen Jahr bereits 117,5 Mrd. Euro, verglichen mit 116,9 Mrd. Euro im Vergleichszeitraum im Vorjahr.

Die Leistungsbilanz in Deutschland zeigt im Juli Saldo ein Plus in Höhe von 11,8 Mrd. Euro. Im Vormonat lag der Überschuss bei 18,9 Mrd. Euro (revidiert von 18,5 Mrd. Euro), im Vorjahr bei 15,2 Mrd Euro. In den ersten sieben Monaten 2008 lag der Überschuss bei 102,2 Mrd. Euro, im Vorjahr zur gleichen Zeit betrug das Plus 103,4 Mrd. Euro.

Die Ausfuhren sind im Berichtsmonat zum Vorjahr auf 87,1 Mrd. Euro geklettert. Die Einfuhren nach Deutschland sind auf 73,2 Mrd. Euro gestiegen.

Im Juni ist die Zahl der Insolvenzen in Deutschland insgesamt im Vergleich zum Vorjahresmonat um 7,0 % auf 12.761 zurückgegangen. Die Zahl der Unternehmensinsolvenzen ist dabei binnen gleicher Frist um 8,5 % auf 2.405 gesunken.

Im Zeitraum Januar bis Juni 2008 ist die Zahl der Insolvenzen insgesamt verglichen mit dem entsprechenden Vorjahreszeitraum um 9,3 % auf 77.225 gefallen, während die Unternehmensinsolvenzen in Deutschland im Vergleich um 8,3 % auf 14.650 zurückgegangen sind.

Der Großhandelsumsatz in den USA ist im Juli um 0,3 % zurückgegangen. Gerechnet wurde mit einem Plus in Höhe von 1,5 %.

Die US-amerikanischen Lagerbestände im Großhandel sind gleichzeitig um 1,4 % geklettert. Erwartet wurde hingegen ein Anstieg um nur 0,7 %.

Mittwoch:
Die Internationale Energie Agentur sieht für das Jahr 2008 eine Nachfrage an Ölprodukten in Höhe von 86,9 Mio. Barrel pro Tag. Das Wachstum der Weltölnachfrage wurde dabei um 100.000 Barrel je Tag gesenkt.

Die US-amerikanischen Rohölvorräte (Crude Oil Inventories) sind in der vorangegangenen Woche um 5,9 Mio. Barrel gefallen, nach zuvor -1,9 Mio. Barrel.

Die Benzinvorräte (Gasoline Inventories) haben sich in den USA im Wochenvergleich um 6,5 Mio. Barrel verringert, nach zuletzt einem Minus in Höhe von 1,0 Mio. Barrel.

Die Vorräte an Destillaten (Distillate Inventories), die auch das Heizöl beinhalten, sind gegenüber der Vorwoche in den Vereinigten Staaten um 1,2 Mio. Barrel gefallen, nach zuvor -0,4 Mio. Barrel.

Donnerstag:

Die deutschen Großhandelspreise sind im August gegenüber dem Vormonat um 1,8 % gesunken nach +1,4 % im Vormonat. Im Jahresvergleich ist der Preisindex des Großhandels in Deutschland um 7,4 % geklettert nach zuvor 9,9 %.

Im Monatsbericht der EZB wird auf die anhaltenden Aufwärtsrisiken für die Preisstabilität. Hingewiesen. Die jüngsten Wirtschaftsdaten bestätigen auch die Abschwächung des realen BIP-Wachstums um die Jahresmitte 2008.

Unser Kommentar:

Auch wenn das Wirtschaftswachstum in den USA bis weit in das kommende Jahr hinein bescheiden ausfallen dürfte, so ist dennoch zu erwarten, dass die Fed ab Anfang 2009 die Zinsen wegen anhaltender Inflationsgefahren wieder anheben wird. Die EZB dürfte sich bis auf Weiteres dagegen abwartend verhalten. Hier zu Lande sind die Zinsen hoch genug um die Inflation im Zaum zu halten. Für den US-Dollar ist dieses Szenario eher günstig.

Die Leistungsbilanz aller 27 EU Mitgliedsstaaten weist im zweiten Quartal in der ersten Veröffentlichung ein Defizit in Höhe von 36,3 Mrd. Euro aus. Im vorangegangenen Quartal lag das Defizit bei 26,5 Mrd. Euro. Im Vergleichsquartal des Vorjahres hatte die Bilanz ein Minus in Höhe von 18,1 Mrd. Euro ausgewiesen.

Die Dienstleistungsbilanz der EU zeigt im zweiten Quartal in der ersten Veröffentlichung einen Überschuss in Höhe von 17,4 Mrd. Euro. Im Vorquartal lag das Plus bei ebenfalls 17,4 Mrd. Euro, im Vergleichsquartal ein Jahr zuvor bei 24,5 Mrd. Euro.

Die US-amerikanische Handelsbilanz weist für Juli ein Defizit in Höhe von 62,2 Mrd. US-Dollar aus. Erwartet wurde ein Minus im Bereich 56 bis 58 Mrd. US-Dollar. Im Vormonat hatte das Defizit noch bei 56,8 Mrd. US-Dollar gelegen.

Die Zahl der Erstanträge liegt in den USA bei 445.000. Erwartet wurden 440.000 neue Anträge nach zuvor 444.000.

In den USA sind die Importpreise im August gemäß dem Arbeitsministerium gegenüber dem Vormonat um 3,7 Prozent gesunken. Dies entspricht dem ersten Rückgang seit Dezember und der größten monatlichen Rückläufigkeit seit Dezember 1998. Die Volkswirte laut Bloomberg rechneten durchschnittlich mit einem Rückgang von 1,5 Prozent.

Die Preise für importiertes Öl brachen mit dem stärksten Rückgang seit April 2003 um 12,8 Prozent ein. Die Preise für importiertes Erdgas fielen 16,4 Prozent. Die Preise für treibstoffunabhängige Importe legten dagegen um 0,2 Prozent zu.

Ohne landwirtschaftliche Erzeugnisse sind die Ausfuhrpreise in den USA um 0,7 % gefallen nach zuletzt +0,9. Damit wurde der Vormonatswert von zunächst veröffentlichten +0,8 % nach oben revidiert.

Die US-amerikanischen Erdgasvorräte ("Nat Gas Inventories") sind in der letzten Woche um 58 Bcf auf 2.905 Bcf gestiegen. Im Vorjahr hatten sie bei 3.051 Bcf gelegen.

Das US-amerikanische Haushaltsdefizit liegt im August bei 111,9 Mrd. US-Dollar. Erwartet wurde ein Minus in Höhe von rund 105 bis 107 Mrd. US-Dollar. Ein Jahr zuvor hatte das Defizit in den Vereinigten Staaten bei 117 Mrd. US-Dollar gelegen.

Unser Kommentar:

Die Konjunkturdaten waren wie gewohnt schlecht: Die wöchentlichen Arbeitslosenmeldungen sanken auf 445.000, aber nur weil die Zahlen der Vorwoche auf plus 451.000 revidiert worden waren (von 444.000) und lagen damit über den Erwartungen (440.000). Die schwachen Zahlen wurden durch weiter fallenden Rohstoff-Preise überdeckt. Vor allem der sinkende Ölpreis wirkt wie ein Konjunkturprogramm, weil Verbraucher und Unternehmen dadurch entlastet werden.

Freitag:

Die Gewerbeanmeldungen sind in Deutschland im ersten Halbjahr 2008 gegenüber dem Vorjahr um 3,1 % auf 427.000 zurückgegangen. Die Zahl der Abmeldungen ist binnen gleicher Frist um 1,5 % auf 366.000 gestiegen.

Die Industrieproduktion in der Euro-Zone ist im saisonbereinigten Monatsvergleich im Juli um 0,3 % gefallen. Im Vormonat war die Produktion der Eurozonen-Industrie um 0,2 % (revidiert von +0,0 %) gefallen. Im Jahresvergleich hat die Produktion in der Industrie um 1,7 % abgenommen nach zuvor -0,8 %. Damit wurde der für Juni veröffentlichte Anstieg von -0,5 % nach unten revidiert.

Die Zahl der Erwerbstätigen ist in der Eurozone im zweiten Quartal zum Vorquartal um 0,2 % bzw. 283.000 gestiegen nach zuvor 0,3 %. Im Vergleich zum Vorjahr kletterte die Beschäftigtenzahl um 1,2 %, verglichen mit 1,6 % im vorangegangenen Quartal.

Die US-amerikanischen Erzeugerpreise sind im August um -0,9 % gesunken. Erwartet wurde ein Anstieg im Bereich von 0,2 bis 0,5 %. Im Monat zuvor waren die Preise der Erzeuger um 1,2 % geklettert. Der Goldpreis rutschte daraufhin wegen abnehmender Inflationssorgen etwas ab.

Die Kernrate der US Produzentenpreise ist um 0,2 % gefallen. Erwartet wurde hier ein Rückgang im Bereich von -0,5 % nach zuletzt noch +0,7 %.

Der US-amerikanische Umsatz im Einzelhandel ist im August um -0,3 % gefallen. Erwartet wurde ein Umsatzanstieg von 0,3 bis 0,7 %. Im Vormonat war der Umsatz des Einzelhandels in den Vereinigten Staaten noch um 0,1 % zurückgegangen.

Ohne die Autoverkäufe ist der Einzelhandelsumsatz in den USA um -0,7 % zurückgegangen. Gerechnet wurde mit einem Bereich von -0,2 bis +0,2 %. Einen Monat zuvor war noch ein Anstieg um 0,4 % zu verzeichnen gewesen.

Wie wir die Lage jetzt einschätzen und was wir unseren Lesern raten, lesen Sie in der aktuellen Ausgabe des Antizyklischen Börsenbriefs, die in Kürze erscheint.

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Zum Autor:
Andreas Hoose ist Chefredakteur des Antizyklischen Börsenbriefs und Geschäftsführer des Antizyklischen Aktienclubs. Börsenbrief und Aktienclub, das komplette Servicepaket für die Freunde antizyklischer Anlagestrategien! Informationen finden Sie unter [Link "www.antizyklischer-börsenbrief.de" auf www.antizyklischer-b%C3%B6rsenbrief.de/... nicht mehr verfügbar] und www.antizyklischer-aktienclub.de

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