Kommentar
23:55 Uhr, 17.07.2009

Wirtschaftsdaten: Börsen proben den Aufstand...

Montag:
Die standardisierte Arbeitslosenquote für den Bereich der OECD ist auf 8,3 % gestiegen von zuletzt 8,0 %. Vor einem Jahr hatte die Rate noch bei 5,9 % gelegen. Für den Bereich der Eurozone stieg die Rate um 0,2 % zum Vormonat auf 9,5 %, im Vorjahr hatte die Rate bei 7,4 % gelegen. Die nach OECD Maßstäben standardisierte Arbeitslosenquote für die USA stieg leicht um 0,1 % zum Vormonat auf 9,5 %, gegenüber 5,6 % ein Jahr zuvor. Für Japan notiert die Quote bei 5,2 % verglichen mit 5,0 % im April und 1,2 % höher als im Mai des Vorjahres. Die deutsche Arbeitslosenquote wird unverändert zum Vormonat angegeben mit 7,7 % angegeben, was gegenüber dem Vorjahr einen Anstieg um 0,3 % bedeutet.

Der Index für das japanische Verbrauchervertrauen notiert im Juni bei 37,6. Einen Monat zuvor hatte der Vertrauensindex bei 35,7 gelegen, im Vergleichsmonat ein Jahr zuvor bei 32,6. Mit der aktuellen Veröffentlichung setzte der Index zum japanischen Verbrauchervertrauen seinen Aufwärtstrend ausgehend vom letzten Tief bei 26,2, erreicht im Dezember 2008, fort.

Saisonbereinigt ist das Volumen der australischen Kreditfinanzierung im Immobilienbereich im Mai um 3,0 % auf 17,042 Mrd. Australische Dollar gestiegen. Gleichzeitig stieg der Umfang aus dem Handel leicht um 0,4 % auf 28,192 Mrd. Dollar von zuvor noch 28,076 Mrd. Dollar.

Dienstag:

Die Industrieproduktion in der Euro-Zone ist im saisonbereinigten Monatsvergleich im Mai um 0,5 % geklettert. Erwartet wurde ein Anstieg um 1,0 %. Im Vormonat war die Produktion der Eurozonen-Industrie um 1,4 % (revidiert von -1,9 %) gefallen. Im Jahresvergleich hat die Produktion in der Industrie um 17,0 % abgenommen. Damit wurde der für den Vormonat veröffentlichten Anstieg von -21,6 % nach oben revidiert.

Der ZEW Konjunkturindex für Deutschland notiert im Juli bei 39,5. Erwartet wurde der Index mit 48. Im Monat zuvor hatte er noch bei 44,8 gelegen. Den historische Mittelwert des Konjunkturindikators gibt das ZEW mit 26,3 Punkten an. Die aktuelle konjunkturelle Lage Deutschlands hat sich nach Angaben des ZEW leicht auf -89,3 Zähler erhöht von -89,7 im Monat zuvor. Die Konjunkturerwartung für die Eurozone verschlechterte sich zum Vormonat um 3,2 Punkte und notiert im Berichtsmonat bei nun 39,5 Zählern. Die aktuelle Konjunkturlage im Euroraum bleibt unverändert bei -90,7 Punkten.

Der US-amerikanische Umsatz im Einzelhandel ist im Juni um 0,6 % gestiegen. Erwartet wurde ein leichter Umsatzanstiegg von 0,5 %. Im Vormonat war der Umsatz des Einzelhandels in den Vereinigten Staaten noch um 0,5 % gefallen. Ohne die Autoverkäufe ist der Einzelhandelsumsatz in den USA um 0,3 % gestiegen. Gerechnet wurde mit 0,5 %. Einen Monat zuvor war noch ein Anstieg um 0,4 % zu verzeichnen gewesen (revidiert von 0,5 %).

Die US-amerikanischen Erzeugerpreise sind im Juni um 1,8 % gestiegen. Erwartet wurde ein Anstieg im Bereich von 0,8 %. Im Monat zuvor waren die Preise der Erzeuger um 0,2 % geklettert. Die Kernrate der US Produzentenpreise ist um 0,5 % gestiegen. Erwartet wurde hier ein Bereich von 0,1 % nach zuletzt noch -0,1 %.

Die US-amerikanischen Lagerbestände sind im Mai um 1,0 % zurückgegangen. Erwartet wurde ein Rückgang um 0,8 bis 1,0 %. Die Umsätze sind gleichzeitig um 0,1 % gefallen. Das Verhältnis Lagerhaltung zum Umsatz (Inventories/Sales Ratio) sinkt mit der aktuellen Veröffentlichung in den USA auf 1,42 von 1,43 zuvor.

Mittwoch:

Die Kfz Neuzulassungen sind im Bereich der EU und der EFTA im Juni verglichen mit dem Vorjahr um 35,0 % gefallen nach -4,9 % im Vormonat und -12,3 % im Monat davor. Im Vergleich Januar bis Mai mit dem entsprechenden Vorjahreszeitraum sind die Neuzulassungen bei den Pkws im Bereich der EU um 16,0 % zurückgegangen.

Unser Kommentar:

Kauft eigentlich noch irgendjemand ein neues Auto? Es sieht nicht danach aus. Aus antizyklischer Sicht müsste man deshalb jetzt eigentlich genau dazu raten. Doch leider ist zu befürchten, dass es noch schlimmer wird und man lieber noch warten sollte:

Wenn hier zu Lande in einigen Monaten der Effekt der Abwrackprämie nachlässt, dürften die Preise weiter in den Keller purzeln – und damit Umsatz und Gewinne der Autokonzerne und Zulieferer. Da die Automobilbranche in Deutschland die Schlüsselindustrie schlechthin ist, dürfte dies die Konjunktur in Deutschland weiter abschwächen und die Arbeitslosenzahlen sehr deutlich in die Höhe treiben. Dann werden Autos in Deutschland erst so richtig billig....

Im Vergleich zum Vorjahr ist die Zahl der Beschäftigten in Deutschland im Bereich des verarbeitenden Gewerbes insgesamt im Mai um 2,3 % auf 5,1 Mio. gefallen. Gleichzeitig wurden 9,1 % weniger, nämlich insgesamt 590 Millionen Arbeitsstunden registriert. Die Entgelte fielen im selben Zeitraum um 6,3 % auf 17,7 Mrd. Euro.

Die nominalen Detailhandelsumsätze im Mai 2009 sind in der Schweiz um 1,4 % gesunken. Auch die realen Umsätze nahmen um 1,4 % im Vergleich zum Vorjahresmonat ab.

Die Jahresteuerung in der Eurozone liegt im Juni bei -0,1 %. Die offizielle Vorabschätzung war bereits von diesem Wert ausgegangen. Im Vormonat lag die jährliche Inflationsrate bei 0,0 %. Ein Jahr zuvor hatte die Rate bei 4,0 % gelegen. Der Monatsvergleich wird mit 0,2 % angegeben. Die Jahresteuerung für den gesamten Bereich der EU liegt im Berichtsmonat bei 0,6 % nach 0,8 % im Vormonat und 4,3 % im Jahr zuvor. Auf Monatssicht liegt die Inflationsrate bei 0,2 %.

Die US-amerikanischen Verbraucherpreise sind im Juni um 0,7 % gestiegen. Erwartet wurde ein Anstieg um 0,6 %. Im Monat zuvor waren die Preise der Konsumenten um 0,1 % geklettert. Auf das Jahr gesehen sanken die US Verbraucherpreise um 1,4 %. Das ist der deutlichste Rückgang seit den Januar 1950.

Die Kernrate ist in den USA um 0.2 % gestiegen. Gerechnet wurde mit einem Anstieg um nur 0,1 %. Im Vormonat hatte die Kernrate um 0,1 % zugelegt. Gegenüber dem Vorjahresmonat ist die Kernrate um +1,7 % geklettert.

Der New York Empire State Index der New York Fed notiert im Juli bei -0,55. Im Vormonat hatte er noch bei -9,41 gestanden. Erwartet wurde der Juli im Bereich von -3 bis -5.

Die US-amerikanische Kapazitätsauslastung liegt im Juni bei 68 %. Im Monat zuvor hatte sie noch bei 68,2 % gelegen. Damit wurde der zuletzt veröffentlichte Wert von 68,3 % nach unten revidiert.

Die US-amerikanische Industrieproduktion ist im Juni um 0,4 % gefallen. Erwartet wurde ein Rückgang im Bereich 0,6 %. Im Vormonat war die Industrieproduktion in den Vereinigten Staaten um 1,2 % zurückgegangen. Damit wurde der im letzten Monat veröffentlichte Wert von -1,1 % nach unten revidiert.

Unser Kommentar:

Auch wenn es teilweise kleinere Lichtblicke von konjunktureller Seite gibt – viele Schlüsselindikatoren weisen weiterhin abwärts. Industrieproduktion und Kapazitätsauslastung etwa sind in den USA weiterhin rückläufig. Das ist schlecht für den Arbeitsmarkt und die Verbraucher - und dürfte damit eine wirtschaftliche Erholung weiter bremsen.

Die US-amerikanischen Rohölvorräte (Crude Oil Inventories) sind in der vorangegangenen Woche um 2,8 Mio. Barrel gefallen, nach zuvor -2,9 Mio. Barrel.

Die Benzinvorräte (Gasoline Inventories) haben sich in den USA im Wochenvergleich um 1,5 Mio. Barrel ausgeweitet, nach zuletzt einem Plus in Höhe von 3,7 Mio. Barrel.

Die Vorräte an Destillaten (Distillate Inventories), die auch das Heizöl beinhalten, sind gegenüber der Vorwoche in den Vereinigten Staaten um 0,6 Mio. Barrel geklettert, nach zuvor +1,3 Mio. Barrel.

Donnerstag:

Im Juni ist der Index der neuseeländischen Lebensmittelpreise zum Vormonat um 0,9 % gestiegen. Auf Jahressicht bis Juni 2009 kletterte der Index um 7,5 %.

Die Leistungsbilanz für die Eurozone weist für das erste Quartal 2009 ein Defizit in Höhe von 42,4 Mrd. Euro aus, verglichen mit einem Minus von 17,3 Mrd. Euro im ersten Quartal 2008. Die Handelsbilanz weist ein Defizit in Höhe von 10,3 Mrd. Euro aus, die Dienstleistungsbilanz zeigt ein Plus von 0,8 Mrd. Euro, die Einkommensbilanz ein Defizit von 2,6 Mrd Euro und die Transferbilanz ist mit 30,2 Mrd. Euro defizitär.

Die Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe ist in den USA auf 522.000 gefallen. Erwartet wurden 550.000 bis 553.000 neue Anträge nach zuvor 569.000 (revidiert von 565.000).

Der RBC CASH Index für die Vereinigten Staaten, der das Verbraucherverhalten und die Ausgaben der privaten Haushalte misst, notiert im Juli bei 22,4. Im Monat zuvor hatte er noch bei 34,3 gestanden. Damit wurde die im Vormonat begonnene Abwärtsbewegung weiter fortgeführt, nachdem seit Februar dieses Jahres ein deutlicher Anstieg beginnend von 1,6 bis 43 verzeichnet worden war.

Im Mai wurde bei den langfristigen Papieren ein Nettokapitalabfluss aus den USA in Höhe von 19,8 Mrd. US-Dollar registriert. Im Vormonat war noch ein Zufluss in Höhe von 11,5 Mrd. US-Dollar (revidiert von 11,2 Mrd. US-Dollar) verzeichnet worden.

Der Philly Fed Index notiert im Juli bei -7,5. Erwartet wurde er im Bereich -4,8 bis -5,0. Im Vormonat hatte er bei -2,2 gestanden.

Unser Kommentar:

Der Philly-Fed-Index, der ein wichtiger Indikator für die gesamtwirtschaftliche Entwicklung in den USA ist, bestätigt, das Bild, das auch andere Schlüsselparameter zeigen: Nach der Erholung im Frühjahr weisen die Werte teilweise wieder deutlich abwärts. An den Börsen wird derzeit dennoch die Erholungskarte gespielt. Vorerst zumindest.

Aus antizyklischer Sicht ist das grundsätzlich zu begrüßen: Wenn schlechte Nachrichten zu Kursgewinnen führen, ist oftmals das Ende einer Abwärtsbewegung erreicht.

Doch wir warnen vor voreiligen Schlüssen: Seit nunmehr zwei Jahren setzen die Anleger immer wieder kurzzeitig auf eine nachhaltige Wende, bislang ist davon nichts zu sehen.

Die US-amerikanischen Erdgasvorräte ("Nat Gas Inventories") sind in der letzten Woche um 90 Bcf auf 2.886X Bcf gestiegen. In der vorangegangenen Woche waren die Bestände in den USA um 75 Bcf geklettert, im Vorjahr hatten sie bei 2.297 Bcf gelegen.

Der US-amerikanische Housing Market Index notiert im Juli bei 17. Im Vormonat hatte er noch bei 15 gestanden. Erwartet wurde der Index im Bereich von 16.

Freitag:

Die Produktion im Baugewerbe ist im Bereich der Eurozone im Mai um 2,0 % gefallen. Die Produktion des Vormonats wurde von 0,6 % auf nun 0,4 % nach unten revidiert. Im Jahresvergleich ist die Bauproduktion um 8,0 % gesunken nach zuvor -5,0 % (revidiert von -4,7 %).

Die Handelsbilanz der Euro-Zone weist in der ersten Schätzung für Mai einen Überschuss von 1,9 Mrd. Euro aus verglichen mit einem Defizit in Höhe von 3,8 Mrd. Euro ein Jahr zuvor. Das Plus des Vormonats verblieb bei den zuvor veröffentlichten 2,7 Mrd. Euro. Die Ausfuhren sind im Berichtsmonat zum Vormonat saisonbereinigt um 2,7 % gesunken, die Einfuhren nahmen um 2,8 % ab.

Die Zahl der Wohnbaubeginne liegt in den USA im Juni bei 582.000. Erwartet wurden 525.000 bis 530.000 nach noch 562.000 im Vormonat. Damit wurde der Vormonatswert von zuvor veröffentlichten 532.000 nach oben revidiert.

Die Zahl der US-amerikanischen Wohnbaugenehmigungen liegt im Juni bei 563.000. Erwartet wurden 520.000 bis 524.000. Im Monat davor waren es 518.000 gewesen.

Wie wir die Lage jetzt einschätzen und was wir unseren Lesern raten, lesen Sie in der aktuellen Ausgabe des Antizyklischen Börsenbriefs, die in Kürze erscheint.

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Zum Autor:
Andreas Hoose ist Chefredakteur des Antizyklischen Börsenbriefs, einem Service der BörseGo AG, und Geschäftsführer des Antizyklischen Aktienclubs. Börsenbrief und Aktienclub, das komplette Servicepaket für die Freunde antizyklischer Anlagestrategien! Informationen finden Sie unter www.antizyklischer-boersenbrief.de und www.antizyklischer-aktienclub.de

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