Kommentar
01:26 Uhr, 07.02.2009

Wirtschaftsdaten: Auftragseingänge und Produktion im freien Fall...

Die Hiobsbotschaften wollen einfach kein Ende nehmen: Die Auftragseingänge der deutschen Industrie sind um fast sieben Prozent gefallen, die Industrieproduktion ist den vierten Monat in Folge rückläufig. Allmählich hängt diese Krise alle ihre Vorgänger ab – im negativen Sinne.
Montag:

Der deutsche Einkaufsmanagerindex für Januar notiert bei 32,0. Das war bereits im Vorfeld so erwartet worden. Das Vormonatsniveau hatte bei 32,7 gelegen.

Der Einkaufsmanagerindex für die Eurozone notiert im Januar bei 34,4. Damit wurde die erste Veröffentlichung leicht von 34,5 nach unten revidiert. Im Vorfeld war mit einer Bestätigung der Erstschätzung worden. Im Vormonat hatte der Index bei 33,9 notiert, im Januar des Vorjahres lag der Index noch bei 52,8.

Die persönlichen Auslagen sind in den USA im Dezember um - 1 % gefallen. Erwartet wurde ein Rückgang im Bereich von 0,9 %. Im Vormonat waren die persönlichen Auslagen um -0,8 % gefallen. Damit wurde der Vormonatswert von -0,6 % nach unten revidiert.

Die persönlichen Einkommen sind in den Vereinigten Staaten im Dezember um -0,2 % gefallen. Erwartet wurde ein Rückgang um 0,4 %. Im Vormonat waren die Einkommen um -0,4 % gesunken. Damit wurde der Vormonatswert von zuvor veröffentlichten -0,2 % nach unten revidiert.

Der US-amerikanische ISM Index notiert im Januar bei 35,6 %. Erwartet wurde er im Bereich 32,6 %. Im Vormonat hatte der Index noch bei 32,9 % notiert (revidiert von 32,4 %).

Die US-amerikanischen Bauausgaben sind im Dezember um -1,4 % gesunken. Erwartet wurde ein Rückgang um 0,9 %. Im Vormonat waren die Bauausgaben in den USA um -1,2 % zurückgegangen. Damit wurde der Vormonatswert von zuvor veröffentlichten -0,6 % nach unten revidiert.

Dienstag:
Der deutsche Einzelhandelsumsatz ist im Dezember gegenüber dem Vorjahr nominal um 2,1 % gestiegen nach zuvor -1,3 % (revidiert von -1,8 %),real war ein Rückgang um 0,4 % zu verzeichnen, nach zuletzt noch -2,3 % (revidiert von -3,0 %). Im kalender- und saisonbereinigten Vergleich zum Vormonat ist der Umsatz des Einzelhandels um nominal 0,6 % gesunken nach zuletzt noch -0,8 %, real um 0,2 % zurückgegangen nach -0,1 % im Vormonat.

Die Erzeugerpreise der Industrie sind in der Euro-Zone im Dezember zum Vormonat um 1,3 % gefallen nach zuvor -2,0 % (revidiert von -1,9 %). Im Jahresvergleich sind die Preise der Erzeuger in der Industrie um 1,8 % geklettert nach zuvor +3,3 %.

Der US-amerikanische Index zu den anstehenden Hausverkäufen ist im Dezember um 6,3 % auf 87,7 gestiegen. Erwartet wurde hingegen ein stabiles Niveau. Im Vormonat hatte der Index aufwärtsrevidiert bei 82,5 gestanden.

Unser Kommentar:

Ein Anstieg um mehr als sechs Prozent bei den anstehenden Hausverkäufen, das kann sich sehen lassen in diesen Tagen. Die Amis scheinen schon wieder mutiger zu werden. Doch für eine Entwarnung ist es noch zu früh: Die Bauausgaben sind schon wieder stärker als erwartet zurückgegangen.

Mittwoch:

Der deutsche Dienstleistungsindex für Januar notiert bei 45,2. Erwartet wurde der Index bei 45,4. Im Vormonat hatte er noch bei 46,6 gestanden.

Der Dienstleistungsindex für die Eurozone notiert in der zweiten Veröffentlichung für Januar bei 42,2. Damit wurde die offizielle Vorabschätzung von 42,5 nach unten revidiert. Im Vormonat hatte der Index bezüglich der Dienstleistungen noch bei 42,1 gestanden.

Der Einkaufsmanagerindex für die Eurozone notiert in der zweiten Veröffentlichung für Januar insgesamt bei 38,3. Im Vormonat hatte er bei 38,2 gelegen. Gerechnet wurde mit einem Stand von 38,5.

Der Einzelhandelsumsatz ist in der Eurozone im Dezember gegenüber dem Vormonat (-0,1 %) in der ersten offiziellen Schätzung unverändert geblieben. Im Jahresvergleich ist der Umsatz des Einzelhandels in der Eurzone im Berichtsmonat um 1,6 % gesunken.

Im Januar ist die Zahl der privat Beschäftigten außerhalb der Landwirtschaft in den USA um 598.000 zurückgegangen. Im Vormonat hatte das Minus noch bei 659.000 gelegen und wurde somit von den zuvor veröffentlichten 693.000 revidiert.

Der US-amerikanische ISM Non-Manufacturing Index (NMI) für Januar notiert bei 42,9 %. Erwartet wurde der NMI im Bereich 39 % nach zuvor 40,1 %.

Die US-amerikanischen Rohölvorräte (Crude Oil Inventories) sind in der vorangegangenen Woche um 7,2 Mio. Barrel gestiegen, nach zuvor +6,2 Mio. Barrel.

Die Benzinvorräte (Gasoline Inventories) haben sich in den USA im Wochenvergleich um 300.000 Barrel ausgeweitet, nach zuletzt einem Minus in Höhe von 3,1 Mio. Barrel.

Die Vorräte an Destillaten (Distillate Inventories), die auch das Heizöl beinhalten, sind gegenüber der Vorwoche in den Vereinigten Staaten um 1,4 Mio. Barrel gefallen, nach zuvor -1 Mio. Barrel.

Donnerstag:

Der Auftragseingang der Industrie ist im Dezember in Deutschland auf Monatssicht saison- und preisbereinigt um 6,9 % gegenüber Vormonat gesunken. Erwartet wurde hingegen nur ein Rückgang um etwa 2,3 %. Im Vormonat war der Auftragseingang revidiert um 5,3 % zurückgegangen. Zuvor war ein Rückgang um 6,0 % vermeldet worden.

Unser Kommentar:

Es ist immer wieder frappierend, in welchem Ausmaß sich hoch bezahlte Konjunkturforscher und Analysten in diesen Tagen verrechnen: Ein Einbruch von fast sieben Prozent bei den Auftragseingängen, das hat sogar die pessimistischen Analystenschätzungen noch um ein ganzes Stück unterboten. Das ist insbesondere für den deutschen Arbeitsmarkt alarmierend. Hier dürfte sich die Lage bis zum Herbst noch dramatisch verschärfen.

Die Europäische Zentralbank belässt die Zinsen erwartungsgemäß unverändert bei 2,0 Prozent. Der letzte Zinsschritt der EZB liegt zurück im Januar diesen Jahres. Die Notenbank hatte die Zinsen um 50 Basispunkte auf die aktuellen 2,00 % gesenkt.

Die Bank von England senkt den Zins auf 1,0 Prozent.

Unser Kommentar:

Die Bank von England gerät allmählich in Panik und senkt die Zinsen erneut, nachdem das Zinsniveau kürzlich bereits auf den niedrigsten Wert seit 300 Jahren heruntergeschraubt worden war.

Die Nerven liegen blank, und das hat gute Gründe: Wenn die Konjunktur nicht bald Fahrt aufnimmt, droht hier ein Flächenbrand. Die Arbeiter in Großbritannien beginnen, auf die Barrikaden zu gehen. Sie demonstrieren gegen die Bevorzugung ausländischer Konkurrenten um die wenigen Arbeitsplätze. Das birgt jede Menge sozialen Sprengstoff. In solchen Phasen ist die Versuchung für die Regierungen besonders groß, durch Handelsbeschränkungen und andere protektionistische Maßnahmen beim Wahlvolk für gute Stimmung zu sorgen. Der Lösung der Probleme ist das jedoch nicht förderlich. Traurig aber wahr: Wegen seiner engen Verflechtung mit der US-amerikanischen Volkswirtschaft ist Großbritannien ein ganz heißer Anwärter auf den ersten Staatsbankrott eines großen europäischen Landes seit dem Zweiten Weltkrieg.

Die Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe ist in den USA auf 626.000 gestiegen. Erwartet wurden 583.000 neue Anträge nach zuvor 591.000 (revidiert von 588.000).

Unser Kommentar:

Schon wieder ein rekordverdächtiger Wert bei den Erstanträgen. In früheren Zeiten hieß es einmal: „Normal“ sei ein Niveau von 400.000 Anträgen...

Die US-amerikanische Arbeitsproduktivität (im Nonfarm Business) ist im vierten Quartal saisonbereinigt und annualisiert um 3,2 % gestiegen. Erwartet wurde ein Anstieg im Bereich von 1,0 % nach 1,5 % im Vorquartal (revidiert von 1,3 %).

Die US-amerikanischen Industrieaufträge sind im Dezember um -3,9 % gefallen. Erwartet wurde ein Rückgang im Bereich 3,0 %. Im Vormonat waren die Industrieaufträge um -6,5 % gesunken. Damit wurde der Vormonatswert von -4,6 % nach unten revidiert.

Die US-amerikanischen Erdgasvorräte ("Nat Gas Inventories") sind in der letzten Woche um -195 Bcf auf 2.179 Bcf zurückgegangen. In der vorangegangenen Woche waren die Bestände in den USA um 186 Bcf geschrumpft, im Vorjahr hatten sie bei 2.119 Bcf gelegen.

Freitag:

Im November ist die Zahl der Insolvenzen in Deutschland insgesamt im Vergleich zum Vorjahresmonat um 9,9 % auf 12.447 zurückgegangen. Die Zahl der Unternehmensinsolvenzen ist dabei binnen gleicher Frist um 7,5 % auf 2.375 gesunken.

Im Zeitraum Januar bis November 2008 ist die Zahl der Insolvenzen insgesamt verglichen mit dem entsprechenden Vorjahreszeitraum um 7,8 % auf 142.634 gesunken, während die Unternehmensinsolvenzen in Deutschland im Vergleich um 5,7 % auf 27.054 zurückgegangen sind.

Die Produktion im verarbeitenden Gewerbe ist in Deutschland im Dezember zum Vormonat preis- und saisonbereinigt um 4,6 % gefallen. Im Vormonat war die Produktion um revidierte 3,7 % gesunken (revidiert von -3,1 %). Auf das Jahr gesehen fiel die Produktion nach Bereinigung der Arbeitstage um 9,3 %.

Unser Kommentar:

Der immer weiter fortschreitende Absturz bei den Auftragseingängen schlägt sich jetzt folgerichtig bei der Industrieproduktion nieder. Einen Einbruch in vergleichbarer Größenordnung hatte es zuletzt in den Jahren 2005, 1989 und 1984 gegeben. Seinerzeit waren das allerdings einmalige Schönheitsfehler. Diesmal wird daraus eine ganze Serie. In Summe ist die Industrieproduktion seit August 2008 um fast 13 Prozent eingebrochen. Im Vorjahresvergleich ergibt sich jetzt ein Minus von zwölf Prozent. Zum Vergleich: Der Tiefpunkt in der Rezession 1992/93 lag bei -10,8 Prozent. Die Krise bleibt ihrem altbekannten Muster treu: Was hier geschieht, das hat keine historischen Vorbilder. Das eigentlich Beunruhigende ist aber, dass sich immer noch keine Stabilisierung abzeichnet.

Die US-amerikanische Arbeitslosenquote liegt im Januar bei 7,6 %. Erwartet wurde die Quote mit 7,5 % nach 7,2 % im Vormonat.

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Die Zahl der Beschäftigten (ohne Landwirtschaft) ist in den USA im Januar um 598.000 zurückgegangen. Erwartet wurde hingegen ein Rückgang um 524.000 neue Arbeitsplätze. Der Vormonatsrückgang wurde von -524.000 auf nun -577.000 weiter ins Minus revidiert.

Die Zahl der durchschnittlichen Wochenstunden liegt in den USA im Januar bei 33,3 und ist damit gegenüber dem Vormonat unverändert geblieben. Damit war im Vorfeld bereits gerechnet worden.

Die durchschnittlichen Stundenlöhne sind in den USA im Januar um 0,05 US-Dollar bzw. 0,3 % gegenüber dem Vormonat auf 18,46 US-Dollar gestiegen. Erwartet wurde ein Anstieg um 0,2 bis 0,3 %. Im Vormonat waren die Stundenlöhne revidiert um 0,4 % geklettert. Ursprünglich war ein Anstieg um 0,3 % veröffentlicht worden.

Wie wir die Lage jetzt einschätzen und was wir unseren Lesern raten, lesen Sie in der aktuellen Ausgabe des Antizyklischen Börsenbriefs, die vor wenigen Tagen erschienen ist.

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Zum Autor:
Andreas Hoose ist Chefredakteur des Antizyklischen Börsenbriefs und Geschäftsführer des Antizyklischen Aktienclubs. Börsenbrief und Aktienclub, das komplette Servicepaket für die Freunde antizyklischer Anlagestrategien! Informationen finden Sie unter [Link "www.antizyklischer-börsenbrief.de" auf www.antizyklischer-b%C3%B6rsenbrief.de/... nicht mehr verfügbar] und www.antizyklischer-aktienclub.de

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