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13:30 Uhr, 13.06.2017

Wirtschaftsaussichten für Afrika hellen sich auf

In diesem und im nächsten Jahr sind die Wachstumsaussichten für Afrika günstiger als 2016, als das Wirtschaftswachstum eingebrochen war. Doch noch liegt vieles auf dem Kontinent im Argen.

Berlin/ Frankfurt (Godmode-Trader.de) - Die Aussichten für Afrika haben sich in diesem Jahr aufgehellt. Zu diesem Fazit kommt der aktuelle African Economic Outlook, der am Montag in Berlin veröffentlicht wurde. Die jährliche Studie der Afrikanischen Entwicklungsbank, der OECD und der UN, attestiert dem Kontinent im laufenden Jahr ein Wachstum von 3,4 Prozent und im kommenden von 4,3 Prozent. Zum Vergleich: 2016 stieg das Bruttoinlandsprodukt lediglich um 2,2 Prozent.

Interne politische Rückschläge, aber auch externe Faktoren sind für die Delle im vergangenen Jahr verantwortlich. So hat der Verfall der Öl- und Rohstoffpreise das Wachstum vieler zuvor besonders dynamischer Rohstoffländer Afrikas stark gebremst. Auch die wirtschaftliche Perspektive der meisten anderen Länder südlich der Sahara hat sich in den letzten zwei Jahren wieder verdüstert. Südafrika hat 2016 ein Wachstum von kaum über Null erlebt. Die Arbeitslosigkeit dort ist zuletzt auf fast 30 Prozent gestiegen.

Für die politische und wirtschaftliche Lage in den nordafrikanischen Ländern war auch das Scheitern des „arabischen Frühlings“ prägend. Dieser hatte 2010 und 2011 unter der jungen Bevölkerung die Hoffnung auf das Ende autoritärer Regime, die Achtung von Bürgerrechten und wirtschaftlichen Aufschwung geweckt. Die politischen Rückschritte seither haben aber viele private Unternehmenspläne zunichte gemacht.

Als weiteren Hemmschuh für die wirtschaftliche Entwicklung hat der Report den schwachen innerafrikanischen Handel ausgemacht: Dieser macht nur 15 Prozent des gesamten Handelsvolumens aus, genauso viel wie der Handel mit China. Europa ist mit einem Anteil von 30 Prozent Afrikas wichtigster Handelspartner. Dieses Jahr rechnen die Experten im Ausblick damit, dass 180 Milliarden Euro an Kapital nach Afrika fließen werden, davon etwa 58 Milliarden Euro Direktinvestitionen. Deutsche Direktinvestitionen machen davon aber nur 1,9 Prozent aus. „Was Afrika am dringendsten benötigt, sind Investitionen und produktive Arbeitsplätze“, schreibt DZ-Bank-Ökonom Wolf Rütger Teuscher in einer aktuellen Analyse zu Afrika. Um mehr private Investoren anzulocken, seien bessere Rahmenbedingungen, ein entschiedener Kampf gegen die Korruption und mehr Rechtssicherheit essenziell.

Vom IWF, Weltbank und der Afrikanischen Entwicklungsbank wurde im März beim Treffen der G20-Finanzminister ein gemeinsames Papier veröffentlicht. Es handelt sich um den „G20 Compact with Africa“, der Voraussetzungen und Grundlinien der zukünftigen entwicklungspolitischen Zusammenarbeit der G20 mit Afrika umreißt. Er will einen „Rahmen“ beschreiben, innerhalb dem private Investitionen in Afrika einen Schub erhalten und innerhalb dem die lückenhaften Infrastrukturen wesentlich erweitert werden können.

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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