Die Fristen im Handelskonflikt laufen ab
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- Nasdaq-100Kursstand: 22.534,20 Pkt (Nasdaq) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
- NVIDIA Corp. - WKN: 918422 - ISIN: US67066G1040 - Kurs: 157,740 $ (Nasdaq)
- Nasdaq-100 - WKN: A0AE1X - ISIN: US6311011026 - Kurs: 22.534,20 Pkt (Nasdaq)
- DAX - WKN: 846900 - ISIN: DE0008469008 - Kurs: 24.033,22 Pkt (XETRA)
In der Vereinbarung gehe es darum, "wie wir die Lieferungen von Seltenen Erden in die USA wieder beschleunigen können", erläuterte ein Sprecher des Weißen Hauses.
Sind das positive Nachrichten? Schwer zu sagen. Denn über den Inhalt sowohl des US-Vorschlags als auch der Zusatzvereinbarung ist nichts bekannt. Und vor allem beim Thema Seltene Erden dachte ich, dass es bereits eine Einigung gegeben hatte. Was wurde nun also zusätzlich vereinbart? Eine beschleunigte Lieferung? Der Nutzen für die Börsen dürfte gering sein. Entsprechend haben die Anleger offenbar auch kaum auf diese Meldungen reagiert.
Fristen im Handelskonflikt laufen ab
Somit bleibt noch viel Arbeit, bis der Handelskonflikt für die einzelnen Länder als gelöst betrachtet werden kann. Kommt es binnen neun Tagen zu keiner Einigung, treten am 9. Juli die von Trump angedrohten hohen Sonderzölle für EU-Produkte in Kraft. Die Zeit für Verhandlungen über ein mögliches Handelsabkommen wird also immer knapper. Und so rückt dieses Thema bereits wieder in den Fokus der Anleger – und es dürfte die Kurse tendenziell belasten.
EU stellt sich auf einen Zoll von 10 % ein
Zumal es am Donnerstag vergangener Woche von Seiten der Europäischen Union hieß, dass intern nicht mehr damit gerechnet wird, die US-Sonderzölle in Gänze wieder vom Tisch zu bekommen. Spitzen-Diplomaten der EU stellen sich Insidern zufolge auf einen Zollsatz von 10 % ein. Ein hochrangiger EU-Vertreter nannte den Satz von 10 % als "sehr fixiert". Passend dazu hatte US-Handelsminister Howard Lutnick zuvor öffentlich erklärt, die Trump-Regierung werde nicht unter 10 % gehen. Mehrere Insider sagten, die US-Unterhändler blieben auch hinter verschlossenen Türen bei dieser Position.
Der Grund dafür dürfte sein, dass die Zölle den USA Geld in die Staatskassen spülen (sollen). Allein im April lagen die Zolleinnahmen unter dem Strich bei 16 Milliarden USD, mehr als doppelt so viel wie vor einem Jahr.
Gegenmaßnahmen der EU
"Das heißt aber nicht, dass die 10 % akzeptiert werden", hieß es von Seiten der EU. Und so wird es wohl zu Gegenmaßnahmen kommen, welche die Europäische Kommission am 8. Mai für US-Importe im Wert von bis zu 95 Milliarden EUR (107,2 Milliarden USD) vorgeschlagen hat, für den Fall, dass die Verhandlungen nicht zur Aufhebung der von US-Präsident Donald Trump verhängten Zölle führen.
Zur Erinnerung: Die EU sieht sich derzeit bereits mit US-Importzöllen in Höhe von 25 % auf Stahl, Aluminium und Autos sowie mit sogenannten "reziproken" Zöllen in Höhe von 10 % für fast alle anderen Waren konfrontiert. Letztere Abgabe könnte nach Ablauf der 90-tägigen Pause am 9. Juli auf 20 % steigen.
Die Kommission erklärte, die US-Zölle beträfen derzeit Waren im Wert von rund 380 Milliarden EUR oder 70 % des EU-Warenhandels mit den USA.
Die EU will laut eigenen Angaben darauf eine verhältnismäßige Antwort geben, die den Konflikt nicht eskalieren lasse. Daher entsprechen die potenziellen Gegenmaßnahmen der EU nicht dem Volumen der von den US-Zöllen betroffenen Produkte, weil die EU-Einfuhren weitaus geringer sind als ihre Warenexporte in die Vereinigten Staaten (335 Milliarden EUR im Jahr 2024 gegenüber 532 Milliarden EUR an Ausfuhren).
Es wird also spannend, ob diese Gegenmaßnahmen ab dem 9. Juli notwendig werden und wie die USA darauf gegebenenfalls reagieren. Schaukeln sich die Zölle wieder hoch, wie im Falle von China? Oder wird es binnen neun Tagen noch ein Handelsabkommen geben? Und wenn ja, wie wird dieses aussehen? Die Ungewissheit ist groß. Und gewöhnlich mögen die Börsen keine Unsicherheit. Es könnte also bis zum 9. Juli theoretisch zu einer erneuten Belastung für die Aktienkurse kommen.
Zölle in Höhe von 10 % wären kein Beinbruch
Allerdings wären US-Zölle in dieser Höhe nach wie vor kein Beinbruch für die Wirtschaft. Ein EU-Vertreter gab an, dass durch einen US-Zoll von 10 % die Einzelhandelspreise um 3 bis 4 % steigen dürften. "Das wird den Handel nicht ankurbeln, soviel ist klar, aber es wird die Wettbewerbsposition nicht massiv unter Druck setzen, besonders dann, wenn es eine Gleichbehandlung aller gibt."
Und so sollten sich die Belastungen für die Aktienkurse auch durch den Handelskonflikt in Grenzen halten, wenn es nicht wieder zu Übertreibungen kommt, wie bei dem Einbruch im April.
Nvidia: In nur vier Tagen +10 %
Aktuell herrscht eine Übertreibung allerdings eher wieder bzw. weiterhin bei den Aufwärtsbewegungen der US-Indizes, und hier vor allem der Technologieaktien.
So haben die Aktien von Nvidia in den vergangenen vier Tagen vom Tief bis zum Hoch um +10,34 % zugelegt. Und das, obwohl der Aktienkurs zuvor bereits um mehr als 60 % gestiegen war – seit dem Tief vom 7. April, also in weniger als drei Monaten. Insgesamt beträgt der Anstieg seitdem nun sogar +80,92 %.
Damit ist Nvidia inzwischen wieder das wertvollste Unternehmen der Welt – mit einer Marktkapitalisierung von 3,85 Billionen USD.
Alleine der viertägige Kursanstieg bedeutet einen Wertzuwachs von mehr als 358 Milliarden USD. Zum Vergleich: Der Jahresumsatz des Unternehmens lag 2024 bei "nur" 130 Milliarden Dollar. Der Aktienkurs hat also in vier Tagen fast den dreifachen Jahresumsatz draufgesattelt. Wenn das keine Übertreibung ist…
KI- bzw. Magnificent-7-Blase 2.0
Zumal das nicht im Rahmen einer Aufholjagd, sondern einer Rekordjagd stattfindet, mit der die KI- bzw. Magnificent-7-Blase im aktuellen zweiten Anlauf noch stärker aufgepumpt wird, als es bereits zum Jahreswechsel 2024/25 der Fall war. Und so dürften wir gespannt sein, wie und von welchem Niveau aus beim nächsten Mal Luft aus dieser Blase abgelassen wird.
Saisonal starker Juli steht bevor
Aus saisonaler Sicht haben die Bären dazu jüngst eine Chance verpasst. Denn wie beim DAX (siehe "Nasdaq 100 mit neuem Rekordhoch, DAX neigt zur Schwäche"), folgt auch bei den US-Technologieaktien nach einem eigentlich schwachen Juni-Hälfte ein starker Juli.
Und so ist ein Ende der Rally (vorerst) weiterhin nicht in Sicht.
DAX sendet Signal für das Ende seiner Konsolidierung
Das gilt auch für den DAX. Denn der deutsche Leitindex hat mit dem Anstieg am Freitag über das Hoch vom vergangenen Dienstag wieder ein bullisches Signal gesendet. Höhere Hochs und Tiefs – dem DAX ist damit eine Trendwende im kurzfristigen Bereich gelungen. Und somit scheint die vorherige Konsolidierung beendet.
Der Index hat nach dem 50%-Fibonacci-Retracement seiner Korrekturbewegung heute auch die 61,80er-Marke überwunden, die fast deckungsgleich mit der Rechteckgrenze bei 23.950 Punkten ist (siehe grüner Pfeil im Chart). Damit läuft auch beim DAX wieder die Rekordjagd.
Bei einer Rückkehr zur Konsolidierungslinie (rot gestrichelt) würde sich die Konsolidierung aber doch noch fortsetzen. An ein bärisches Signal in Form eines neuen Korrekturtiefs ist derzeit angesichts des scheinbar unendlichen Aufwärtsdrangs der Bullen kaum zu denken. Ausschließen sollte man es angesichts der charttechnisch massiv überkauften Lage aber natürlich nicht.
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