“Wir haben auch gezielt den aktiven Anleger im Blick”
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Was sind die wichtigsten Vorzüge von ETFs für den Anleger?
ETFs eignen sich besonders gut für Anleger, die langfristig Vermögen aufbauen wollen – zum Beispiel in Form von Sparplänen. ETF-Sparpläne haben drei große Vorteile. Zum einen umgeht der Anleger die Herausforderung des Market Timing, also die Frage, wann der richtige Zeitpunkt zum Einstieg ist. Denn dieser ist nur mit großem Zufall genau richtig zu treffen. Zum anderen sind die Kosten bei ETFs sehr gering. Jeder Euro, den ein Anleger nicht für Kosten aufwenden muss, kommt seinem persönlichen Anlageerfolg zu Gute. Zu guter Letzt haben langfristige Anleger mit ETF-Sparplänen einen Wertentwicklungsvorteil, da es gerade auf sehr lange Sicht äußerst schwierig ist, mit einer aktiven Strategie nachhaltig besser zu sein als der Markt.
Viele Anleger sind verunsichert, nicht zuletzt durch die kürzlich stark angestiegene Volatilität. Was können Sie Anlegern sagen, die langfristig Vermögen aufbauen wollen?
Für den, der langfristig orientiert ist, spielen kurzfristige Krisen kaum eine Rolle. Die Vergangenheit hat immer wieder gezeigt, dass der Einbruch von heute nicht der Wertentwicklung von morgen entgegensteht. Ganz im Gegenteil! Daher eignen sich auch Sparpläne hervorragend für den langfristigen Vermögensaufbau. Denn wie gesagt, nur wer diszipliniert und regelmäßig anlegt, kommt diesem Ziel wirklich nahe. Jeden Tag zu überlegen, ob man besser gestern investiert hätte oder das doch geschickt auf morgen verschieben sollte, ist nicht wirklich zielführend. Das alles Entscheidende ist, dass man tatsächlich etwas tut!
Der ETF-Markt ist in den vergangenen Jahren rasant gewachsen. Wie haben Sie dieses Wachstum erlebt und wie beurteilen Sie die Zukunftsperspektiven?
Es ist vielleicht ganz sinnvoll, die Geschichte der ETFs noch einmal zu rekapitulieren. In diesem Jahr gibt es ETFs seit 25 Jahren. Der offizielle Start war am 22. Januar 1993, als der erste ETF auf den S&P 500 auf den Markt kam. Am 11. April 2000 kam das ETF-Geschäft mit zwei ETFs nach Europa. Inzwischen sind wir hier in Europa bei rund 1.600 ETFs angekommen, in denen per Ende Februar 2018 ein Volumen von 644 Milliarden Euro verwaltet wird. Wie sieht das im Vergleich zu aktiven Fonds aus? Ins Verhältnis gesetzt, machen ETFs einen Anteil von 4,3 Prozent aus. Wir gehen davon aus, dass in Europa im Jahr 2021 die Marke von 1.000 Milliarden Euro bei in ETFs verwalteten Vermögen überschritten sein wird. Was jährlichen Wachstumsraten von rund 15 Prozent entspricht. Weltweit werden in ETFs derzeit übrigens rund 3.900 Milliarden Euro verwaltet - Tendenz stark steigend.
Es gibt inzwischen zahlreiche ETF-Anbieter am Markt. Was ist Ihr Alleinstellungsmerkmal? Welchen Mehrwert bieten Sie Ihren Kunden?
ComStage gibt es seit September 2008 und wir verwalten in über 100 ETFs inzwischen rund 8,7 Milliarden Euro. Wir haben eine sehr breite Produktpalette und bieten vor allem ETFs an, die zum Grundcharakteristikum von ETFs passen, nämlich als Bausteine in einem wohlstrukturierten Portfolio zu dienen, oder, auf neudeutsch, Tools für die Asset Allocation. Bei ComStage gibt es alle wichtigen Indizes im Programm. So bieten wir zum Beispiel neben dem MSCI World, einem unserer beliebtesten ETFs gerade auch in Sparplänen, ETFs auf alle wichtigen deutschen Indizes an. Außer dem DAX sind das der MDAX, der TecDAX und als einziger ETF-Anbieter auch der SDAX. Hinzu kommt der FAZ-Index, der große und kleine Aktien beinhaltet. Unsere ETFs sind sehr preisgünstig. So haben wir aktuell den preisgünstigsten DAX-ETF mit einer Verwaltungsvergütung von 0,08 Prozent pro Jahr auf dem MarktZu unserer sehr umfangreichen Produktplatte gehören auch Short- und Leveraged ETFs, die sich gezielt an den aufgeklärten und risikobewussten Anleger richten. Mit diesen Produkten ist es zum Beispiel möglich, auch bei steigenden Zinsen zu partizipieren. Zins- und Rohstoff-ETFs gehören genauso zu unserem Angebot wie die Vermögensstrategie ETFs, mit denen Anleger durch den Kauf eines einzelnen Produkts in ein sehr breites ETF-Portfolio investieren können. Einen besonderen Weg gehen wir mit unserem ComStage Alpha ETF Angebot. Hier wird ein globales (ETF750) oder ein deutschlandlastiges (ETF751) regelbasiertes, also passives Portfolio jeweils dividendenstarker Werte mit einer aktiven Absicherungsstrategie verbunden, die je nach Marktsituation greift. Die ComStage Alpha ETFs richten sich an Anleger, die im anhaltenden Niedrigzinsumfeld Ausschüttungen wünschen, gleichzeitig aber nicht ohne eine gewisse Absicherungskomponente anlegen möchten. Ein als ETF neuartiges Konzept zu einem günstigen Preis und wie alle ETFs jederzeit über die Börse handelbar.
Wie beurteilen Sie den starken Wettbewerb zwischen den ETF-Anbietern?
Wettbewerb ist grundsätzlich gut für den Anleger. Der Anleger kann heute aus einer sehr breiten Palette an ETFs auswählen und kann auch, sofern er das möchte, über verschiedene ETF-Anbieter diversifizieren. Durch den starken Wettbewerb sind die Verwaltungsvergütungen, die ein Anleger zu zahlen hat, inzwischen sehr gering. Davon profitiert der Anleger direkt in Form eines besseren Anlageerfolgs.
Wir wird sich Ihr Angebot in den kommenden Monaten und Jahren weiterentwickeln? Sind neue Produkte in der Pipeline?
Wir sehen uns grundsätzlich immer die Wünsche der Kunden an und richten uns danach. Gerade haben wir unsere Produktpalette um zwei neue Vermögensstrategie ETFs für besonders defensiv und offensiv ausgerichtete Anleger erweitert. Zuvor haben wir unsere ComStage-1-Palette erweitert. ComStage-1-ETFs sind in Deutschland aufgelegte und voll replizierende ETFs, bei denen keine Wertpapierleihe vorgenommen wird. Das ist zum Beispiel für Stiftungen wichtig. Die ComStage-1-Palette werden wir sicher auch in Zukunft ausbauen.
ETFs eigenen sich gut, um einfach passiv in den Gesamtmarkt zu investieren. Gleichzeitig können ETFs aber durchaus auch als aktives Anlageprodukt eingesetzt werden, zum Beispiel um auf die Entwicklung einer bestimmten Anlageklasse, einer bestimmten Branche oder einer bestimmten Weltregion zu setzen. Haben Sie Daten dazu, wie Ihre Kunden ETFs in erster Linie einsetzen? Wie versuchen Sie, den unterschiedlichen Kundenwünschen gerecht zu werden?
Wir sehen eine Zunahme des Einsatzes von ETFs auch bei handelsorientierten Strategien und um kurzfristige Marktgelegenheiten wahrzunehmen. Das war zu Jahresanfang zu beobachten, als die Volatilität stark zugenommen hat. Das sehen wir natürlich überwiegend von institutionellen Anlegern. Geschätzt wird, dass in Deutschland rund 85 bis 90 Prozent der ETFs von institutionellen Anlegern, darunter auch Vermögensverwalter, gehalten werden.. Nochmal zurück zu dem kurzfristigen Einsatz von ETFs: Hier ist der risikobereitere und gut informierte Anleger gefordert. Mit unseren Short- und Leveraged-ETFs bieten wir für diese Anleger passende Produkte an. Der andere große Trend ist, dass ETFs zunehmend in Sparplänen eingesetzt werden. Das ist natürlich ideal für Privatanleger, die langfristig Vermögen aufbauen wollen.
Mit dem ComStage Vermögensstrategie ETF (WKN: ETF701) und seinen zwei neuen “Geschwistern” für defensive und offensive Anleger bieten Sie ETFs an, die als Kernbausteine oder sogar als alleinige Bausteine eines breit diversifizierten Anlagedepots dienen können. Was sind die Vorzüge dieser Produkte?
Mit den Vermögensstrategie ETFs kann der Anleger durch den Kauf eines einzelnen Produkts in einen breit diversifizierten Wertpapierkorb investieren. Bevor der erste Vermögensstrategie ETF auf den Markt kam, haben wir sehr, sehr viele Kunden befragt, was sie sich von uns wünschen. Immer wieder war an uns herangetragen worden, ein Produkt zu erstellen, dass die Vorteile von ETFs und das breite Angebot an ETFs in einem Fonds bündeln. So sind wir auf die Idee der Vermögensstrategie ETFs gekommen. Diese ETFs sind rein passiv. Das einzige aktive Element ist das Zurücksetzen auf die Ursprungsallokation einmal im Jahr. Dies findet jeweils im März statt. Beim ursprünglichen Vermögensstrategie ETF ist die Gewichtung 60 Prozent Aktien-ETFs, 20 Prozent Bond-ETFs und 10 Prozent in Rohstoff-ETFs. Beim neuen defensiven ETF (WKN: ETF702) beträgt der Aktien-Anteil 40 Prozent, und bei der offensiveren Variante (WKN: ETF703) beträgt die Zielallokation 80 Prozent in Aktien-ETFs. Diese offensivere Variante eignet sich für Anleger mit einem langfristigen Zeithorizont, zum Beispiel wenn Vermögen für die eigenen Kinder angespart werden soll.
Wie stehen Sie zu der Kritik, dass Short-, Hebel oder viele Smart-Beta-Konstruktionen nichts mehr mit dem eigentlichen ETF-Konzept zu tun haben?
Short-ETFs widersprechen nicht dem Grundgedanken von ETFs, denn es ist ja keinesfalls so, dass Märkte immer nur nach oben gehen. Auch Leveraged ETFs gehören eindeutig zu einem Angebot an ETFs. Allerdings richten sich diese Produkte an den aufgeklärteren und risikobereiteren Anleger, der sich im Markt auskennt und der auch regelmäßig auf den Markt sieht. Bei Smart-Beta-Konstruktionen befinden wir uns sicher in einem Grenzbereich, weil es keine eindeutige Definition für Smart Beta gibt. Überspitzt kann man die Frage stellen: Wenn Beta der Markt ist, und smart die Übersetzung von "intelligent" ist - kann der Markt wirklich schlauer sein als der Markt? Das kann durchaus ein Widerspruch in sich selbst sein. Viele Smart Beta ETFs erfordern letztlich den engagierteren Anleger, der weiß, wie er diese Produkte einsetzen kann.
Kritiker von ETFs argumentieren häufig, dass ETFs den Herdentrieb an der Börse befeuern und damit womöglich auch erratische Kursbewegungen verstärkt werden. Was entgegnen Sie dieser Kritik?
Dieser Kritik liegen mehrere Missverständnisse zu Grunde. Zum einen wird unterstellt, dass Anleger zu jedem Zeitpunkt das Gleiche tun. In der Realität ist das aber nicht so. Ein gutes Beispiel war die Fukushima-Katastrophe am 15. März 2011. Damals hat man ganz genau gesehen, dass das Ereignis ganz unterschiedlich eingeschätzt wurde – auch von Region zu Region bzw. von Zeitzone zu Zeitzone. Herdentrieb unterstellt, dass alle Anleger bei einer solchen Nachricht verkaufen wollen. Das ist aber eher unwahrscheinlich. Anders ausgedrückt: Wo mancher Anleger für sich ein Verkaufssignal sieht, erkennt ein anderer Investor eine günstige Einstiegsgelegenheit.
Das zweite wesentliche Missverständnis ist, dass der Handelsmechanismus bei ETFs grundsätzlich anders funktioniert als bei traditionellen Fonds. Wenn es den Herdentrieb geben würde, würde er ETFs und traditionelle Fonds gleichermaßen betreffen. Dadurch aber, dass es bei ETFs noch einen zwischengeschalteten Market Maker gibt, wird der Herdentrieb abgefedert. Der Market Maker sorgt für Liquidität und entscheidet autonom, ob und wann er ETFs, die er auf dem Buch hält, an die Fondsgesellschaft zurückgibt. Anders als bei klassischen Investmentfonds gibt es keinen unmittelbaren Handlungszwang, wenn viele Anleger ihre ETF-Anteile verkaufen wollen.
Rechnen Sie damit, dass künftig ein Großteil aller Vermögen passiv mit Indexprodukten angelegt wird? Wird der Stellenwert des aktiven Managements weiter schrumpfen und höchstens noch in bestimmten Nischen überleben? Oder stoßen die passiven Anlageformen bald an Grenzen? Welchen Stellenwert wird in 50 Jahren noch aktives Management haben?
Dass das passive Investieren das aktive immer komplett verdrängt, erwarten wir nicht. In den USA liegt der Anteil der passiven Investments schon seit Jahren relativ konstant zwischen 35 und 45 Prozent. In Europa dürfte der Anteil von Indexinvestments noch weiter zunehmen. Bisher werden nur rund vier Prozent in Europa über ETFs investiert. Wenn man andere Indexfonds hinzunimmt, ist der Anteil größer und könnte in einer Größenordnung von rund zehn Prozent liegen. Dass passives Investieren aktives Management ganz verdrängt, ist für mich völlig ausgeschlossen, weil es immer Fehlbepreisungen geben kann und wird. Und das ist die große Chance für den aktiven Manager. Außerdem erleben wir, dass sich passive und aktive Ansätze gut ergänzen: Dort, wo Anleger eine spezielle Expertise haben, sollten sie aktiv vorgehen – und das tun sie auch. In anderen Bereichen nutzen sie einfach ETFs. Das betrifft sowohl Privatanleger als auch institutionelle Investoren oder Vermögensverwalter. ETFs haben den Vorteil, dass sie preisgünstiger sind und Anlegern auch Zugang zu Märkten bieten, die für sie sonst ausgeschlossen wären. Viele Märkte oder Investmentthemen wären für den Privatkunden schon deshalb kein Thema, weil die zur Verfügung stehenden Anlagesummen nicht hoch genug sind, um breit genug diversifizieren zu können oder weil die entstehenden Erwerbskosten jeglichen Erfolg auffressen würden. ETFs ermöglichen Privatanlegern eben auch den Zugang zu solchen Märkten und Themen. Und ja, auch in 50 Jahren werden wir noch erfolgreiches aktives Management sehen. Wenn auch an vielen Stellen unter Einbeziehung von passiven Lösungen oder ETFs.
Vielen Dank für das Gespräch!
Thomas Meyer zu Drewer ist Geschäftsführer der ETF Marke der Commerzbank, ComStage. Nach dem Studium der Volkswirtschaftslehre begann er seine berufliche Laufbahn mit einem Traineeprogramm im Wertpapierbereich. Es folgten Stationen als Fondsmanager in Frankfurt, die Leitung des Fondsmanagements der Activest Investment in München und die Tätigkeit als Chief Investment Officer und Vorstandsmitglied bei der INDEXCHANGE Investment AG, heute iShares Deutschland. Vor dem Wechsel zu ComStage war er bei Société Générale beschäftigt, wo er ab Januar 2006 das Geschäft mit Lyxor Exchange Traded Funds in Deutschland und Österreich aufbaute und leitete.
Hier geht es zu den ETF-Angeboten von ComStage!
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