Kommentar
11:12 Uhr, 05.11.2010

Willkommen im Raritäten-Kabinett

Hybrid- und Elektro-Fahrzeuge sind derzeit in aller Munde. Doch wer glaubt, für die Herstellung solcher „High-Techs" auf vier Rädern würden herkömmliche Metalle wie Aluminium, Kupfer oder Nickel ausreichen, irrt. So hat auch hier wie beispielsweise in der Elektro- oder Baubranche längst die nächste Phase des industriellen Verwertungsprozesses begonnen, die aufgrund der gestiegenen Anforderungen nach Metallen mit ganz spezifischen Eigenschaften verlangt wie z.B. einer sehr hohen Hitze- oder Korrosionsbeständigkeit bzw. einer starken Widerstandsfähigkeit gegenüber Säuren.

Anlegern ist dieser Bereich der sogenannten raren Metalle wie Rhodium, Ruthenium oder Iridium lange Zeit verwehrt geblieben, da diese meist sehr selten vorkommen bzw. gewonnen werden und nicht so einfach an Börsen gehandelt werden können. Allerdings hat die Royal Bank of Scotland (RBS) bereits vor knapp drei Jahren ein Endlos-Zertifikat (AA0R3X) auf einen Basket bestehend aus den drei angesprochenen Metallen, sowie zwei Aktientiteln stellvertretend für die Sektoren Uran und Molybdän, aufgelegt. Fast zeitgleich emittierte derselbe Anbieter auch je einen Tracker mit (AA0RPD) und ohne Währungsschutz (AA0RPC) auf den von Standard & Poor’s berechneten RBS Rare Metals Mining Index, der 15 Unternehmen enthält, die überwiegend im Bereich der seltenen Metalle tätig sind.

Mit den seltenen Metallen ist der Prozess der Suche nach „Raritäten" am Rohstoffmarkt aber noch längst nicht abgeschlossen. So sollen die Schlüsselmetalle für die Entwicklung „grüner" Technologien in den sogenannten seltenen Erden (rare earth) zu finden sein, mit deren Hilfe andere Rohstoffe aufgeschlossen und noch effizienter genutzt werden können. Ihre Seltenheit liegt vor allem darin begründet, dass sie erst über einen Oxidationsprozess aus Mineralien gewonnen werden müssen. Aus diesem Grund übersteigt die Nachfrage derzeit noch das verfügbare Weltmarkangebot. Zu den Einsatzgebieten seltener Erden gehören alle Anwendungsbereiche, bei denen es auf Leistungs- und Effizienzsteigerung wie beispielsweise im modernen Fahrzeugbau, in der Elektroindustrie oder bei alternativen Energieprojekten ankommt. Allerdings sind die Investmentmöglichkeiten bei Thulium, Scandium, Yttrium, Lanthan oder weiteren Vertretern mit noch unaussprechlicheren Namen sehr begrenzt, da eine physische Lagerung wenn überhaupt nur dann in oxidierter Form möglich ist.

Wie schon zum Teil bei seltenen Metallen gibt es auch hier nur den Umweg über die Anlage in speziellen Minenwerten, von denen allerdings viele nicht den nötigen Liquiditätsansprüchen eines Investors genügen. Deshalb haben bislang auch nur neun Titel den Weg in den von Structured Solutions in Zusammenarbeit mit der Commodity Capital AG als Beratungsunternehmen ins Leben gerufenen Solactive Rare Earth Performance-Index gefunden, der in US-Dollar berechnet wird und in der Spitze bis zu 15 einschlägige Aktien aufnehmen kann. Dazu erfolgt eine vierteljährliche Anpassung, wobei kein Einzelwert eine höhere Gewichtung als 25 Prozent aufweisen darf. Unter der WKN EFG003 ist an der Frankfurter Börse Scoach auch ein entsprechendes Index-Zertifikat des Schweizer Emittenten EFG Financial Products handelbar, dessen bisherige Wertentwicklung von rund 70 Prozent seit der Handelsaufnahme am 19. August 2010 bereits das mögliche Potential andeutet. Allerdings zeigte sich der Index in der jüngsten Vergangenheit dabei außerordentlich volatil. Die Managementgebühr beträgt bei dem Papier 1,20 Prozent p.a.

Der Rohstoff-Report Tipp:Sowohl seltene Metalle als auch seltene Erden, deren Funktionsweisen vielen wohl noch gar nicht so recht bewusst sein dürften, wenn sie ganz selbstverständlich an ihrem Handy herumspielen, stellen in Form einer kleineren Beimischung sicherlich eine interessante Bereicherung eines Rohstoff-Depots dar. Allerdings muss der Anleger hier bei allem Potential mit starken Kursschwankungen rechnen.

Solactive Rare Earth Performance-Index-Zertifikat

Emittent/WKN:

EFG Financial Products / EFG003

Laufzeit:

Endlos

Preis: (02.11.2010)

Geld / Brief 250,75 € / 254 €

Autor: Armin Geier, http://www.godmode-trader.de/zertifikate

Bitte vergessen Sie nicht, sich an unserer wöchentlichen Zertifikate-Umfrage unter dem folgenden Link zu beteiligen: http://www.godmode-trader.de/Zertifikate

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Über den Experten

Armin Geier
Armin Geier

Armin Geier beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren sehr intensiv mit Anlage-Zertifikaten. Begonnen hat sein berufliches Interesse im Jahr 2000, als er bei einem Münchner Internet-Portal über mehrere Jahre die erste Datenbank für diese spezielle Materie aufbauen konnte und dadurch die rasante Entwicklung dieser Spezies damals noch ganz hautnah Produkt für Produkt mitbekam. Wie sehr sich die Zeiten seitdem verändert haben, kann man allein an der Explosion der Produktzahl von anfangs nicht einmal 3.000 auf heute über eine Million Stück erkennen. Bei seinen nächsten Stationen wechselte er dann ganz in den journalistischen Bereich über, ohne seine Vorliebe für die diversen Produktstrukturen aufzugeben, an denen ihm nach wie vor gerade wegen ihrer asymmetrischen Chance-Risiko-Profile sehr gelegen ist. Insbesondere interessiert ihn dabei die Möglichkeit, aus Einzelansätzen langfristig funktionierende Strategien zu entwickeln. Leider wird dieser Zielsetzung seit Lehman vor dem Hintergrund einer immer kurzfristigeren Denkweise an den Märkten von Emittentenseite immer weniger entsprochen. Bei der BörseGo AG/Godmode-Trader ist Armin Geier seit sechs Jahren mit journalistischen Beiträgen in diversen Rubriken und Publikationen als Experte für Anlage-Zertifikate präsent.

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