Kommentar
08:03 Uhr, 24.09.2018

Wieso reagiert der Markt nicht auf das Ende von QE?

Noch vor zwei Jahren war die Aussicht auf ein Ende von QE eine Horrorvorstellung für den Markt. Jetzt ist das Ende da – und es wird gar nicht wahrgenommen. Wieso?

Die US-Notenbank reduziert bereits fleißig ihre Bilanzsumme. In der Eurozone läuft QE bis Jahresende aus. Die japanische Notenbank (BoJ) ist die einzige, die ein unbegrenztes QE-Programm hat. Ein Ende ist nicht absehbar. Die BoJ kauft allerdings immer weniger Anleihen. Es ist nicht notwendig, übermäßig viel zu kaufen, wenn die Zinsen von alleine niedrig bleiben.

In der Summe ergibt sich bereits jetzt eine Situation, in der global QE so gut wie nicht mehr existiert. Die BoJ kauft bzw. verkauft im Dreimonatstakt Anleihen. Im März, Juni und aller Wahrscheinlichkeit nach im September wird global nicht mehr Geld in den Markt gepumpt, sondern Geld entzogen (Grafik 1).

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Hört die EZB erst einmal mit ihrem QE auf, wird das ein Dauerzustand. Global ist QE am Ende. Den Markt lässt das allerdings kalt. Es ist vor allem bemerkenswert, dass der US-Markt weiterhin robust ist. Hier wurde die Bilanzsumme der Fed gegenüber dem Vorjahr bereits um 250 Mrd. USD reduziert (Grafik 2).

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Die Ruhe des Marktes war so nicht zu erwarten. Als zum ersten Mal 2013 ein QE-Ende angedacht wurde, reagierte der Markt mit einem kleinen Zinsschock. Das Ende von QE in den USA wurde am Ende dann aber doch überstanden. Die gleiche Nervosität gab es allerdings bei der ersten Zinsanhebung. Es dauerte daraufhin ein Jahr bis zum nächsten Zinsschritt.

Jetzt liegt das Zinsniveau deutlich höher und die Bilanzreduktion wird im kommenden Jahr eine Jahresrate von 600 Mrd. USD erreichen. Trotzdem stört das niemanden. Das war so nicht zu erwarten. Die Story war ja bisher immer: Der Markt steigt wegen QE. Im Umkehrschluss sollte der Markt fallen, wenn QE nicht mehr da ist. Pustekuchen.

Bevor jetzt alle feiern und davon ausgehen, dass das Gegenteil von QE, Quantitative Tightening (QT), keinen Einfluss hat, sollte man einen Punkt beachten. Die Geldmenge, die durch QE in den Markt gepumpt wurde, hält noch eine Weile. Grafik 3 zeigt dazu die Überschussreserven der US-Banken. Sie sind ein gutes Maß für die Überschussliquidität im Markt.

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Der Überschuss lag einmal bei 2,5 Billionen USD. Inzwischen sind es nur noch 1,8 Billionen USD. Vor QE lagen die Reserven bei wenigen Milliarden. Effektiv herrscht also wegen QT überhaupt keine Knappheit. Der Markt schwimmt immer noch in Liquidität.

In der Eurozone und Japan ist das nicht anders. Es ist sogar noch stärker ausgeprägt. Bis QT global zu knapper Liquidität führt, dauert es noch viele Jahre. Es gibt daher aktuell überhaupt keinen Grund QT zu fürchten. Das Geld liegt immer noch in Massen auf den Straßen.

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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