Kommentar
13:15 Uhr, 16.10.2020

Wieso machen Investoren plötzlich einen Bogen um US-Anleihen?

An Nachschub an Anleihen mangelt es derzeit nicht. Ausländische Investoren nahmen den USA diese Anleihen bisher gerne ab. Das ändert sich gerade.

Die USA sind wie kein anderes Land auf ausländische Investoren angewiesen. Hohe Handelsbilanzdefizite müssen gestopft werden. Das geht nur, wenn Geld aus dem Ausland in die USA fließt. Lange Zeit floss dieses Geld in Staatsanleihen. Das ist nicht mehr der Fall.

Es fließt immer noch Geld in die USA, aber in andere Anlagen wie Aktien und Unternehmensanleihen. Der Staat hat dennoch kein Finanzierungsproblem. Derzeit springt die Notenbank ein. Bevor die Haushaltsdefizite wegen der Coronakrise explodierten begann die Fed mit Wertpapierkäufen und schöpfte den Markt ab (Grafik 1).


Der Staat ist mehr denn je auf die Notenbank angewiesen. Inzwischen hält die Fed einen so hohen Anteil an die Staatsschulden wie noch nie (Grafik 2). Sie besitzt ein Viertel der Schulden. In anderen Ländern besitzen Notenbanken teilweise noch mehr. In Japan sind es 50 %, in der Eurozone 30 %.

Die Käufe der Notenbank gleicht den Schwund ausländischer Investoren aus. Diese hielten einmal mehr als 50 % der US-Staatsschulden. Das war Anfang 2009. Aktuell halten sie nur noch 35 % der ausstehenden Anleihen. Man fragt sich, weshalb ausländische Investoren plötzlich einen Bogen um US-Anleihen machen.

Dafür gibt es mehrere Gründe. Vor dem Fracking Boom mussten die USA viel Öl importieren. Länder, die Öl in die USA exportierten, hatten hohe Überschüsse. Sie sammelten große Dollarreserven an und investierten diese in US-Anleihen. Inzwischen produzieren die USA selbst sehr viel Öl und müssen weniger importieren. Es fließt weniger Geld aus den OPEC Staaten in die USA, weil diese nur noch geringe Überschüsse im Handel mit den USA erzielen.


Die Handelsbilanz der USA ist trotzdem noch tiefrot. Das liegt an anderen Produkten, die importiert werden, z.B. aus China oder der EU. China investierte die Überschüsse in US-Anleihen. Inzwischen aber diversifiziert China seine Anlagen. Durch den Handelskonflikt kann sich China nicht sicher sein, ob irgendwann Sanktionen erlassen werden oder Vermögen eingefroren wird. China streut die Anlagen daher breiter.

In diesem Jahr sind US-Anleihen zudem unattraktiver geworden. Vor Beginn der Coronakrise warfen sie fast 2 % Rendite ab. Inzwischen sind es nur noch 0,8 %. Will man sich gegen Währungsverluste noch absichern, liefern US-Anleihen nicht mehr Rendite als japanische Anleihen oder Anleihen von Eurostaaten.

Aus diesem Grund machen Investoren einen Bogen um US-Anleihen. Finanzierungsprobleme gibt es dennoch nicht. Dafür sorgt die Notenbank. Der Grund für den schwindenden Geldzufluss aus dem Ausland hat auch gute Gründe. Keiner davon muss Anlegern Sorgen bereiten.

Clemens Schmale


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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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