Kommentar
11:28 Uhr, 31.03.2021

Wie viele Allzeithochs erreicht der Markt noch vor der nächsten Korrektur?

Dritte Coronawelle, Lieferengpässe, Inflations- und Zinsangst – sie alle konnten den Markt bisher nicht aufhalten. Wie lange kann das noch gutgehen?

Die gute Nachricht zuerst: Theoretisch kann es noch lange so weitergehen. Es ist zwar kein Geheimnis, dass der Markt hoch bewertet ist, aber das muss nichts heißen. Als sich in den 90er Jahren die Technologieblase aufbaute, wurde bereits 1996 erstmals gewarnt. Es ging danach noch mehr als drei Jahre munter weiter.

Die Dotcom-Blase von damals ist kein schlechter Vergleich zu heute. Auch jetzt sind es vor allem Technologiewerte, die besonders hoch bewertet sind. Kritiker der Theorie, dass sich die Geschichte wiederholt, haben Einwände gegen den Vergleich. Man kann die Unternehmen von heute nicht mit denen von damals vergleichen. Alphabet, Apple, Microsoft, AMD usw. sind heute Geldmaschinen. Eine Blase muss man daher nicht fürchten.

Gegen diese Sichtweise habe ich aus zwei Gründen Einwände. Der Technologiesektor ist reifer als damals. Er ist aber auch sehr viel vielfältiger. Konnte man vor 20 Jahren alle Unternehmen der Branche mehr oder minder in einen Topf werfen, ist das heute nicht mehr der Fall.

Apple, Alphabet, Facebook etc. sind hoch bewertet, aber nicht unverschämt teuer. Dafür sind es andere Bereiche des Sektors. Wer Aktien von Elektroautobauern im Depot hält, weiß, dass da gerade eine Blase geplatzt ist. Der Kurs von Nio hat sich fast halbiert. Der Kurs von XPeng hat sich mehr als halbiert. Bei den jüngsten Unternehmen, die über Blankoscheckunternehmen an die Börse gegangen sind, ist so mancher Kurs 80 % unter den Hochs.

Bei erneuerbaren Energien ist es ähnlich. Der Kurs von Brennstoffzellenherstellern wie Plug Power standen auch schon 100 % höher. Solar-ETFs stehen immerhin schon ein Drittel unter den Hochs. Es ist im Markt viel Bewegung und an vielen Stellen wird die Übertreibung bereits korrigiert. Es wird nur nicht breit diskutiert.

Das bringt uns zu einer weiteren guten Nachricht. Kehrt sich Euphorie wie bei Elektroautobauern erst einmal um, nimmt der Risikoappetit auch in anderen Bereichen schnell ab. Der Gesamtmarkt hält sich jedoch sehr solide. Eine breitangelegte Verkaufswelle hat nicht stattgefunden. Der Markt als Ganzes ist nicht gefährdet. Anleger sehen keinen Korrekturbedarf aufgrund erhöhter Bewertung.

Damit können sich Anleger nicht endgültig in Sicherheit wiegen. Nur weil eine hohe Bewertung nicht jetzt breit korrigiert wird, heißt das nicht, dass es sie nicht gibt. Der Markt zeigt Parallelen zu Dotcom-Blase. Der Anteil an Aktien, der Leerverkauft wird, ist so niedrig wie zuletzt vor 20 Jahren (Grafik 1).

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Eine sehr geringe Shortquote bei immer neuen Allzeithochs weist auf eine Schieflage und übermäßige Euphorie hin. Anleger, vor allem Privatanleger sind guter Dinge. Das Bullenlager ist vor allem vor Korrekturen groß. Aktuell vergrößert es sich schnell und kommt in die Nähe oberer Umkehrpunkte (Grafik 2).

Wie-viele-Allzeithochs-erreicht-der-Markt-noch-vor-der-nächsten-Korrektur-Kommentar-Clemens-Schmale-GodmodeTrader.de-2

Zu guter Letzt hat der Aktienmarkt gerade die zweitbeste 12-Monatsperformance seiner Geschichte gezeigt (Grafik 3). Ewig und vor allem in diesem Tempo geht es so nicht weiter. Das ist die schlechte Nachricht. Es baut sich auch im breiten Markt Euphorie auf. Persönlich gehe ich allerdings nicht davon aus, dass wir schon am Ende dieses Trends sind. Die Lage spitzt sich zu, aber noch gibt es Potenzial für weitere Hochs.

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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