Kommentar
10:02 Uhr, 15.03.2018

Wie kann man für Öl nur bullisch sein?

2017 war für Öl ein gutes Jahr. Viele sind sich sicher, dass auch 2018 ein gutes Jahr für das schwarze Gold wird. Für mich ist das unvorstellbar.

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Je nach Ölsorte notiert der Preis zwischen 60 und 65 USD je Fass. Bei Brent waren es in diesem Jahr auch schon einmal mehr als 70 USD und kurzfristig sieht es charttechnisch nicht einmal so schlecht aus. Langfristig macht es jedoch überhaupt keinen Sinn, bullisch zu sein.

Einige Researchhäuser gehen davon aus, dass sich Angebot und Nachfrage 2017 in etwa die Waage gehalten haben. Bereits in diesem Jahr soll die Nachfrage das Angebot um 0,5 Mio. Barrel pro Tag übersteigen. Das Angebotsdefizit soll dann in den kommenden Jahren weiter steigen, bis es ca. 2 Mio. Barrel/Tag im Jahr 2022 erreicht.

Das klingt alles sehr gut und schön. Wird mehr nachgefragt als angeboten wird, muss der Preis steigen. Fall erledigt. Nicht ganz. Mir persönlich ist absolut rätselhaft, woher die Prognosen kommen. Man muss sich nur die aktuellen Daten ansehen. Wer hier zu dem Schluss kommt, dass der Ölpreis steigen wird, scheint wesentliche Fakten zu übersehen.

Am besten bringt es Grafik 1 auf den Punkt. Dargestellt sind die US-Ölexporte seit 1920. Man sieht recht eindeutig, dass sich in den letzten zwei Jahren etwas Grundlegendes verändert hat. Das sollte schon einmal zu denken geben. Die USA exportieren inzwischen fast 2 Mio. Barrel Öl pro Tag.

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Das können sich die USA locker leisten. Allein in den letzten zwei Monaten ist die Produktion um 1 Mio. Barrel/Tag gestiegen. In diesem Tempo wird die Produktionsausweitung wohl nicht weitergehen. Es zeigt jedoch, wie unglaublich schnell hunderttausende Barrel Öl mehr aus dem Boden geholt werden können.

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Zudem sind des nicht nur die US-Firmen, die heute kräftig bohren, um morgen mehr Öl fördern zu können. Der Anstieg der Bohraktivität ist in den USA sicherlich am stärksten ausgeprägt, doch inzwischen zieht auch Kanada wieder mit (Grafik 3). Ganz heimlich wird auch im Mittleren Osten immer mehr gebohrt. Nur Südamerika fällt zurück. Das liegt unter anderem am Chaos in Venezuela.

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Ölproduzenten rüsten derzeit kräftig auf. Die US-Fördermengen gehen durch die Decke und das globale Nachfragewachstum ist ziemlich bescheiden. In diesem Jahr sollen es 1,65 Mio. Barrel/Tag mehr sein, die global nachgefragt werden. Innerhalb der ersten zwei Monate haben die USA diesen Nachfrageanstieg des ganzen Jahres fast schon ausgeglichen.

Wie man es dreht und wendet, die Produktion steigt derzeit global an. Der Anstieg ist zudem schneller als das Nachfragewachstum. Unter diesen Voraussetzungen ist es schon rätselhaft, wie ein Angebotsdefizit zustande kommen soll. Ich vermute daher stark, dass es Ölbullen in diesem Jahr schwer haben werden.

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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