Kommentar
18:27 Uhr, 04.09.2020

Wie ist der aktuelle Rücksetzer am Aktienmarkt einzuschätzen?

Dass die Börse keine Einbahnstraße ist, haben wir gerade eindrucksvoll erlebt. Der Rücksetzer ist aber keine Trendwende. Dafür braucht es einen triftigen Grund und es ist klar, was dieser Grund sein kann.

Erwähnte Instrumente

  • S&P 500
    ISIN: US78378X1072Kopiert
    Kursstand: 3.390,75 Pkt (CME) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
  • DAX
    ISIN: DE0008469008Kopiert
    Kursstand: 12.842,66 Pkt (XETRA) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
  • S&P 500 - WKN: A0AET0 - ISIN: US78378X1072 - Kurs: 3.390,75 Pkt (CME)
  • DAX - WKN: 846900 - ISIN: DE0008469008 - Kurs: 12.842,66 Pkt (XETRA)
  • Nasdaq-100 - WKN: A0AE1X - ISIN: US6311011026 - Kurs: 11.441,86 Pkt (NASDAQ)

Von alleine kippt der Markt nicht. Es braucht einen Auslöser. Solange sich dieser nicht materialisiert, stehen die Kurse auch nicht plötzlich 20 % tiefer. Da die Börse keine Einbahnstraße ist, versuchen gewiefte Anleger herauszufinden, was den Markt belasten kann. Eine solche Belastung kommt aus der realwirtschaftlichen Entwicklung. Anleger preisen eine heile Welt ein. Das wird von vielen Datensätzen derzeit auch untermauert. Alles sieht nach einer V-förmigen Erholung aus. Der Schein trügt jedoch. Es ist beinahe zwingend, dass nach einem Shutdown ein Sprung nach oben erfolgt. Das sagt aber nichts über die Gesundheit der Wirtschaft aus. Um die Wirtschaft ist es weniger gut bestellt als die meisten glauben. Was in den USA gerne gezeigt und von den Medien überall auf der Welt propagiert wird, ist ein sensationeller Rebound des Konsums. Der Konsum macht 70 % der Wirtschaft aus. Wie schlecht kann es also sein, wenn der Konsum läuft?

Nun, der Konsum stottert. In den Medien wird gern der Güterkonsum diskutiert. Dieser hat das Vorkrisenniveau deutlich übertroffen. Das ist erfreulich. Dumm ist nur, dass der Warenkonsum nur ein Drittel des Gesamtkonsums ausmacht. Er liegt bei jährlich 4,8 Billionen Dollar. Der Dienstleistungskonsum macht die anderen zwei Drittel mit fast 10 Billionen aus. Die Erholung bei Dienstleistungen ist bescheiden (Grafik 1).


Da der Dienstleistungskonsum noch weit unter dem Vorkrisenniveau liegt, ist auch der Gesamtkonsum noch von einer vollkommenen Genesung entfernt. In den kommenden Monaten wird sich die Lücke nur langsam schließen, wenn überhaupt. Gleichzeitig wird der Warenkonsum wieder zurückgehen. Der Nachholeffekt nach dem Lockdown ist abgearbeitet. Ohne Krise hätten Amerikaner in diesem Jahr ca. 2 % mehr Waren gekauft als mit Krise. Viel Nachholbedarf gibt es nun also nicht mehr.

Das bedeutet, dass der Wirtschaft nach dem praktisch zwingenden Rebound wieder eine Abkühlung droht. Eine Double Dip Rezession kann nicht ausgeschlossen werden. Die Regierung bringt kein zweites Hilfsprogramm zustande, Unternehmen sparen lieber anstatt zu investieren, die Arbeitslosigkeit bleibt hoch und dann stockt auch noch der Konsum. Da ist der Double Dip greifbar.

Das ist auch für die Börse relevant. Grafiken 2-4 zeigen Rezessionen, in denen das Wachstum ein zweites Mal in einem Quartal negativ war. Die Performance des S&P 500 (gemessen gegenüber dem Vorjahr) folgt dem Wachstum. Nullwachstum oder ein neuerliches Schrumpfen der Wirtschaft würde fast zweifelsfrei zu einer Korrektur führen.

Das laufende Quartal wird ein gutes Wachstumsquartal. Das kann man abhaken. Anleger müssen den Blick auf das vierte Quartal richten. Bereits jetzt deutet sich eine Wachstumsdelle an. Wird diese greifbarer, ist dies ein Auslöser für eine Korrektur.

Was wir hingegen am Donnerstag gesehen haben – ein starker Abverkauf in Technologiewerten – ist etwas anderes. Viele Unternehmen waren hoffnungslos überbewertet. Ein Abverkauf war hier früher oder später zu erwarten. Viele andere Sektoren waren hingegen kaum betroffen. Vor allem konjunktursensitive Werte wie Banken hielten sich vergleichsweise gut. Es handelt sich also um eine Neubewertung eines Sektors und nicht des ganzen Marktes.

Der Technologiesektor ist in den meisten Indizes hoch gewichtet. Das zieht daher den ganzen Markt (Indizes) nach unten. Mehr als ein Rücksetzer ist für den Markt jedoch aktuell nicht zu erwarten. Dafür braucht es Konjunkturpessimismus. Dieser dürfte zwar in den kommenden Wochen aufkommen, ist aber aktuell noch nicht Treiber der Bewegung. Solange das der Fall ist hat der Markt gute Chancen, ein schnelles Comeback zu feiern.

Clemens Schmale


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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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