Fundamentale Nachricht
10:07 Uhr, 05.08.2016

Wie geht es mit dem EU-Bankensektor weiter?

In vielen Bankbilanzen findet sich GAM-Finanzexperte Davide Marchesin zufolge eine große Menge notleidender Kredite.

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Zürich (GodmodeTrader.de) - Im Gegensatz zum Jahr 2011 ist der europäische Bankensektor dank langfristiger Refinanzierungsgeschäfte und der quantitativen geldpolitischen Lockerung nicht mehr mit Liquiditätsproblemen konfrontiert. Die größte Herausforderung ist jedoch geblieben: In vielen Bankbilanzen findet sich eine große Menge notleidender Kredite, wie Davide Marchesin, Fondsmanager im Team für nichtdirektionale Aktienstrategien von GAM, in einem Marktkommentar schreibt.

In dieser Hinsicht sei es entscheidend, ob sich die europäischen Staats- und Regierungschefs einigen können, wie dieses Problem angegangen werden soll. Im derzeitigen Marktumfeld wiesen die am besten aufgestellten Banken eine solide Bonität, ein hohes Eigenkapitalniveau und eine gute Gesamtkapitalrentabilität auf. Das sollte ihnen ermöglichen, auch höhere Kreditkosten zu verkraften, heißt es.

„Die effektivste Lösung wäre unserer Meinung nach, wenn die EZB dem Ansatz der amerikanischen Notenbank Fed folgen würde, mit dem diese die durch die Subprime-Krise verursachten Schäden behoben hat. Im Jahr 2008 verabschiedete der US-amerikanische Kongress das sogenannte Troubled Asset Relief Program (TARP), das es dem Finanzministerium ermöglicht, Problemwerte in Milliardenhöhe zu kaufen oder abzusichern. Nach diesem Beschluss kaufte das US-Schatzamt illiquide, schwer zu bewertende Vermögenswerte von Banken und anderen Finanzinstituten, und die US-Notenbank weitete ihre Bilanz von rund 500 Milliarden US-Dollar an Wertpapieren Ende 2008 auf über 4000 Milliarden US-Dollar Ende 2014 aus. Dies umfasste mehr als 1500 Milliarden Dollar an nichtstaatlichen Papieren, wie durch Wohnbauhypotheken unterlegte Wertpapiere (RMBS)“, so Marchesin.

Derzeit könnten die europäischen Regierungen die Kapitallöcher der Banken nicht stopfen, und die EZB dürfe keine Problempapiere von Banken kaufen, nur Werte mit einem AAA-Rating. Wenn es der EZB erlaubt würde, Problempapiere von Banken zu kaufen und möglicherweise entstehende Kapitaldefizite zu decken, würde die Glaubwürdigkeit wiederhergestellt. Bis dahin würden die europäischen Banken weiter unter enormem Druck stehen, heißt es weiter.

„Das italienische Wirtschaftswachstum war in den letzten zehn Jahren bestenfalls schwach. Zusammen mit der Finanzkrise und einigen spezifischen Misswirtschaftsfällen führte dies zu einer starken Zunahme notleidender Kredite. Diese Problempapiere verteilen sich auf verschiedene Bereiche und umfassen Gewerbeimmobilienkredite, Kredite für kleine und mittlere Unternehmen sowie Konsumentenkredite“, so Marchesin.

Die italienischen Banken hielten diese Problempapiere immer noch, da sie in den letzten Jahren gezwungen gewesen seien, ihre Deckungsquoten zu erhöhen und gleichzeitig ihre Kapitalpositionen zu verbessern. Jetzt, da diese Kredite im Durchschnitt auf 40 Cent abgeschrieben seien, könnten sie sie möglicherweise für 25 bis 30 Cent verkaufen, ohne untragbar hohe Verluste zu erleiden, heißt es weiter.

„Im Augenblick können wir uns nicht vorstellen, dass eine italienische Bank begierig darauf ist, die schwächsten Akteure zu kaufen. Deshalb müsste der Umstrukturierungs- und Bereinigungsprozess direkt von der italienischen Regierung gehandhabt und organisiert werden – mit voller Unterstützung der europäischen Institutionen. Wenn es gelingt, noch vor dem Referendum im Oktober oder November eine glaubwürdige Lösung für die Banca Monte dei Paschi zu finden, könnte dies ein bedeutender positiver Impuls sein, nicht nur für die italienischen Banken, sondern für das gesamte europäische Bankensystem“, so Marchesin.

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Über den Experten

Tomke Hansmann
Tomke Hansmann
Redakteurin

Nach ihrem Studium und einer anschließenden journalistischen Ausbildung arbeitet Tomke Hansmann seit dem Jahr 2000 im Umfeld Börse, zunächst als Online-Wirtschaftsredakteurin. Nach einem kurzen Abstecher in den Printjournalismus bei einer Medien-/PR-Agentur war sie von 2004 bis 2010 als Devisenanalystin im Research bei einer Wertpapierhandelsbank beschäftigt. Seitdem ist Tomke Hansmann freiberuflich als Wirtschafts- und Börsenjournalistin für Online-Medien tätig. Ihre Schwerpunkte sind Marktberichte und -kommentare sowie News und Analysen (fundamental und charttechnisch) zu Devisen, Rohstoffen und US-Aktien.

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