Wie gefährlich sind ETFs?
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Steigt die Wahrscheinlichkeit für einen Börsencrash, weil mehr Anleger in Index-Produkte investieren?
Der Dachfondsmanager Eckhard Sauren nennt „Geld in ETFs dummes Geld“, weil Anleger mit ETFs mit dem Markt steigen und fallen. Steigt der DAX um 2 Prozent, so gewinnt auch ein DAX-ETF 2 Prozent an Wert. Andersherum verliert ein DAX-ETF 2 Prozent, wenn der Index 2 Prozent verliert.
Eine Studie der Credit Suisse hat den Einfluss von ETFs analysiert und fand heraus, dass immer noch mehr aktive Fondsmanager Aktien als passive Fonds halten. Aktive Fonds besitzen demnach ca. 20 % des US-Aktienmarktes, ETFs aber schon 13 % aller US-Aktien.
Bei „Large Caps“ (z.B. Apple, Bayer, Siemens) liegt die ETF-Quote im Durchschnitt bei 2,6 % je Aktie. Bei kleineren Aktien (genannt „Small Caps“) beträgt die ETF-Quote 2,2 %.
Professor Steffen Meyer für Geld und Internationale Finanzwirtschaft an der Leibnitz Universität Hannover sagt: „Für jeden Euro, der heute in ETFs steckt, werden acht Euro aktiv gemangt. Und ich erwarte nicht, dass ETFs perspektivisch eine Größenordnung erreichen, die sie zu einer Gefahr für die Preisbildung machen.“
Bei einigen Aktien kann es dennoch zum Klumpenrisiko durch ETFs kommen.
Ursache dafür sind die mittlerweile recht kreativen Auswüchse der wachsenden ETF-Branche, z.B. Strategie- ETFs (oder auch „Smart-Beta“ genannt). Wenn mehrere Dividenden-, Value- und Small Cap-ETFs eine Aktie kaufen, kann der ETF-Anteil am Unternehmen schon über 20 % ansteigen.
Nebenwerte- und Strategie-ETFs sind in einem Crash daher riskanter.
Das liegt nicht an den Fonds, sondern am „Liquiditätsrisiko“, das mit abnehmender Marktkapitalisierung eines Unternehmens ansteigt. Das Liquiditätsrisiko von Small Caps erzeugt einen Teil der Renditeprämie, die Anleger verdienen (sonst könnten sie auch Blue Chips kaufen). Ob Nebenwerteinvestoren dieses Risiko als Einzelaktionäre, in aktiven Fonds oder ETFs eingehen, ist zweirangig. Ausschließen kann es der Anleger nicht (oder anders gesagt, wer sich in steigenden Märkten über höhere Renditen freut, muss in Abwärtsphasen höhere Schwankungen akzeptieren).
Fazit
ETFs sind heute keine Nischenprodukte mehr. So hat sich die Anzahl der ETFs auf den US-Aktienmarkt in den letzten 10 Jahren verdoppelt, der Anteil von Indexfonds in Einzelaktien ist im Vergleich klein geblieben. Ein Markteinfluss durch ETFs ist daher noch nicht ableitbar.
Wer in große Marktindizes wie DAX, S&P 500 oder den MSCI World investiert, braucht sich um die „Gefahr“ von ETFs daher nicht kümmern. Diese Märkte sind zu liquide, um Schaden vom Herdentrieb der passiven (und aktiven) Fondsanleger zu nehmen.
Investoren in Strategie- und Sektoren-ETFs sollten prüfen, welche Titel ihre ETFs besitzen (einfach über Factsheets oder Anbieterwebseite).
Leidtragende des ETF-Trends sind Direktanleger in Small Caps. Kleine Aktien mit hohem ETF-Anteil müssen daher in den nächsten Krisen mit höheren Schwankungen rechnen.
Viele Grüße
Jakob Penndorf
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