Kommentar
08:06 Uhr, 05.06.2021

Wie der Konsum dem Aktienmarkt gefährlich werden könnte

Die Öffnung der Wirtschaft und das nahende Ende der Pandemie sind Grund zum Feiern. Nur: Konsumenten ist nicht nach Feiern zumute. Das betrifft auch den Aktienmarkt.

Trotz Impfkampagne ist die Pandemie natürlich noch lange nicht zu Ende. Das ist eine vereinfachte Darstellung. Der Rückgang der Neuinfektionen in Nordamerika und Europa ändert wenig an der Situation in Brasilien oder Indien. Es wird auch bei uns immer wieder neue Varianten geben, die zumindest zu regelmäßig neuen Impfungen führen. Die Welt, wie sie vor Corona war, wird es jahrelang nicht wieder geben, wenn sie überhaupt jemals wieder zurückkommt. Kurzfristig sollten Konsumenten in Feierlaune sein. So viele Freiheiten wie jetzt gab es in den USA und vielen anderen Ländern seit über einem Jahr nicht mehr. Da verwundert es ein wenig, wenn sich das Verbrauchervertrauen plötzlich eintrübt. Genau das ist in den USA geschehen. Es steht auch ein Schuldiger fest: die Inflation.

Mit sinkendem Verbrauchervertrauen ergibt sich eine Divergenz zum Aktienmarkt. Dieser steigt weiter, das Vertrauen fällt (Grafik 1).

Grundsätzlich laufen beide Hand in Hand. Das gilt seit Jahrzehnten (Grafik 2). Das ist auch kein Zufall. Verbraucher sind die wichtigste Stütze der Wirtschaft. Wird nicht konsumiert, wächst die Wirtschaft nicht.


Ohne Wachstum gibt es keine Gewinnsteigerung für Unternehmen. Fundamental betrachtet dürften die Kurse dann nicht weiter steigen. Zu Beginn der Pandemie gab es ebenfalls eine Divergenz. Das Verbrauchervertrauen verharrte auf tiefem Niveau, der Aktienmarkt stieg hingegen. Man musste sich fragen, ob das Verbrauchervertrauen steigt oder der Aktienmarkt fällt, damit beides wieder im Einklang ist.

Zunächst stieg das Sentiment. Man konnte aufatmen. Nun kommt jedoch schlechte Laune auf. Die Preise steigen zu schnell. Was Konsumenten in Umfragen angeben, muss natürlich nicht viel in der Realität bedeuten. Allerdings: hohe Inflation hat einen realen Effekt auf die Konsumausgaben und damit die Wirtschaft.

Stieg die Inflation in den zurückliegenden Jahrzehnten schnell an, fiel das Sentiment. Kein einziges Mal wurde danach weiterhin freudig konsumiert. Die Konsumausgaben stagnierten oder fielen (Grafik 3). Man muss die schlechte Laune der Verbraucher also sehr ernst nehmen. Sie drohen in einen Käuferstreik zu treten, wenn die Preise zu stark steigen.


Damit erklärt sich auch der direkte und enge Zusammenhang zum Aktienmarkt. Höhere Inflation äußert sich in einem Rückgang des realen Konsums und damit der Unternehmensgewinne. Nun hoffen Anleger auf eine kräftige und anhaltende Erholung. Anders lassen sich die Kurse nicht erklären. Genau das, was erwartet wird, könnte nun ausfallen. Da Sentiment und Kurse weit auseinanderliegen, ist der Korrekturbedarf erheblich.

Clemens Schmale


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Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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